Ich denke nicht, dass die Gesellschaft in Deutschland entsexualisiert ist. Die Reize, die früher etwas besonderes waren, werden einem heute überall in den Medien präsentiert. Denke man an Werbung, so scheint sich nichts zu verkaufen, wenn nicht eine sexy Lady für das Produkt einsteht. Krasser Gegensatz dazu ist die öffentliche Ärgernis, wenn Frau sich tatsächlich mal im realen Leben öffentlich entblößt. Und wehe die Brüste sind nicht perfekt und die Intimbehaarung ist nicht Gesellschaftskonform. Dann heißt es gleich pfui Teufel... Von Gleichheit zwischen Frau und Mann kann da keine Rede sein. Bisher hat sich noch keine Frau bei mir beschwert, wenn ich Ihr die Tür auf gehalten habe oder beim Einkauf mehr getragen habe, als Sie. Also ganz so weit ist es, zumindest in Dresden, nicht.
Hypothese ist: Mit der Entwicklung der industrialisierten Gesellschaft entstand das Konzept der funktionierenden Maschine. Im öffentlichen und privaten (!) Leben erfüllen wir Funktionen und dies geht am effektivsten, wenn wir sachlich bleiben und Triebe unterdrücken. Andererseits ist der Mensch doch ein ganzheitliches Wesen und kein Zahnrad.
Das kann gut sein. Dann ist man im Berufsleben eine Maschine und zuhause dann zunehmend auch nur noch am Funktionieren. Kann ich mir bei dem Stresslevel der zum Teil erzeugt wird gut vorstellen. Mit der Sicht auf die Welt frage ich mich, warum man sich dann überhaupt noch einen Partner sucht. Wird das dann mehr aus gesellschaftlicher Norm betrieben als aus eigenem Antrieb? Denn eine Maschine hat keinen eigenen Antrieb, die wird nur benutzt und von außen gelenkt.
Ein anderer Aspekt, wo die Menschen auch hart am Funktionieren sind:
Wenn man nach Japan schaut, sieht man eine interessante und beunruhigende Entwicklung. Dort haben die jungen Menschen viel weniger Sex als früher, trotz günstiger Kondome und Verhütungsmittel. Schaut man dort mal, wie omnipräsent käuflicher Sex und Sex in TV Shows zu sein scheint, ergibt sich für mich folgende Hypothese.
Je mehr sexualisierte Inhalte öffentlich Zugänglich sind, desto weniger lust haben die Menschen auf tatsächlichen Sex. Kann natürlich sein, dass aus dem gleichzeitigen Auftreten beider Phänomene keine Kausalität herzustellen ist und es eine gemeinsame Ursache gibt. Jedenfalls ist der Trend in Japan regelrecht messbar.