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entsexualisierte Gesellschaft?

*******arza Paar
236 Beiträge
Themenersteller 
entsexualisierte Gesellschaft?
Kürzlich fiel uns auf, dass -- der öffentlichen Meinung zum Trotz -- unsere Gesellschaft extrem entsexualisiert erscheint: Nippel dürfen nicht sichtbar sein, Schamhaar ist verpönt, die Sprache muss politisch korrekt und gendergerecht sein, sogar einer Frau die Türe offen zu halten kann als chauvinistisch gelten. Den Körper eines Anderen als attraktiv zu bezeichnen oder zu sagen, dass man mit ihm gerne schlafen würde, kommt schon gar nicht in Frage. Ganz anders scheint das früher, speziell im 18. Jh vor der Revolution, gewesen zu sein.
Welche Gründe kann dieser Zustand haben und ist er sinnvoll und wünschenswert? Unsere Hypothese ist: Mit der Entwicklung der industrialisierten Gesellschaft entstand das Konzept der funktionierenden Maschine. Im öffentlichen und privaten (!) Leben erfüllen wir Funktionen und dies geht am effektivsten, wenn wir sachlich bleiben und Triebe unterdrücken. Andererseits ist der Mensch doch ein ganzheitliches Wesen und kein Zahnrad.
Gibt es also eine optimale Mischung aus Natürlichkeit und Sachlichkeit je nach Situation?
Über Eure Gedanken würden wir uns freuen. Zarza
*******ge17 Mann
54 Beiträge
Moin, moin,

ob unsere Gesellschaft entsexualisiert ist - Ihr schreibt ja vorsichtig von erscheint - ist vielleicht etwas überzeichnet.
Jede Epoche hat ihre eigene (Wahrnehmung von) Sexualität. Und ob vor der Französischen Revolution die Sitten freizügiger waren? Für wen? Den Adel vielleicht; aber die gesellschaftlichen Konventionen - und damit auch die sexuellen - waren im Durchschnitt erheblich strenger, als diejenigen der modernen (vielleicht sogar erst postmodernen) Industriegesellschaft. Diese bietet durch Produktivitätsfortschritte geschaffene materielle und ideelle Freiräume, die sexuelle Freiheit und Entfaltung in der Breite der Gesellschaft erst ermöglichen.
Umso erstaunlicher sind gleichzeitig bestehende gegenläufige Tendenzen, die ich als in diesem Sinne (ich bin eben ein in der Wolle gefärbter Liberaler) als freiheitsgefährdend einordnen würde. Hierzu zähle ich erklärtermaßen die Identitätspolitik und Tendenzen einer tradierten, religiös-tribalen Verbrämung der Sexualität. Über diesen Punkt waren "wir" schon einmal hinweg, man nehme nur eine alte konkret-Ausgabe zur Hand oder denke an die Kommune 1. Ich will alte Zeiten nicht glorifizieren, aber mir scheint da eine Koordinatenverschiebung stattgefunden zu haben.

Alors, vive la libertiné *lol*
Meint
Chatrouge17
*******s91 Mann
143 Beiträge
Ich denke nicht, dass die Gesellschaft in Deutschland entsexualisiert ist. Die Reize, die früher etwas besonderes waren, werden einem heute überall in den Medien präsentiert. Denke man an Werbung, so scheint sich nichts zu verkaufen, wenn nicht eine sexy Lady für das Produkt einsteht. Krasser Gegensatz dazu ist die öffentliche Ärgernis, wenn Frau sich tatsächlich mal im realen Leben öffentlich entblößt. Und wehe die Brüste sind nicht perfekt und die Intimbehaarung ist nicht Gesellschaftskonform. Dann heißt es gleich pfui Teufel... Von Gleichheit zwischen Frau und Mann kann da keine Rede sein. Bisher hat sich noch keine Frau bei mir beschwert, wenn ich Ihr die Tür auf gehalten habe oder beim Einkauf mehr getragen habe, als Sie. Also ganz so weit ist es, zumindest in Dresden, nicht.

Hypothese ist: Mit der Entwicklung der industrialisierten Gesellschaft entstand das Konzept der funktionierenden Maschine. Im öffentlichen und privaten (!) Leben erfüllen wir Funktionen und dies geht am effektivsten, wenn wir sachlich bleiben und Triebe unterdrücken. Andererseits ist der Mensch doch ein ganzheitliches Wesen und kein Zahnrad.

Das kann gut sein. Dann ist man im Berufsleben eine Maschine und zuhause dann zunehmend auch nur noch am Funktionieren. Kann ich mir bei dem Stresslevel der zum Teil erzeugt wird gut vorstellen. Mit der Sicht auf die Welt frage ich mich, warum man sich dann überhaupt noch einen Partner sucht. Wird das dann mehr aus gesellschaftlicher Norm betrieben als aus eigenem Antrieb? Denn eine Maschine hat keinen eigenen Antrieb, die wird nur benutzt und von außen gelenkt.

Ein anderer Aspekt, wo die Menschen auch hart am Funktionieren sind:
Wenn man nach Japan schaut, sieht man eine interessante und beunruhigende Entwicklung. Dort haben die jungen Menschen viel weniger Sex als früher, trotz günstiger Kondome und Verhütungsmittel. Schaut man dort mal, wie omnipräsent käuflicher Sex und Sex in TV Shows zu sein scheint, ergibt sich für mich folgende Hypothese.
Je mehr sexualisierte Inhalte öffentlich Zugänglich sind, desto weniger lust haben die Menschen auf tatsächlichen Sex. Kann natürlich sein, dass aus dem gleichzeitigen Auftreten beider Phänomene keine Kausalität herzustellen ist und es eine gemeinsame Ursache gibt. Jedenfalls ist der Trend in Japan regelrecht messbar.
********_RPL Paar
1.354 Beiträge
Hallo Liebe Zarza♥♥♥,
die Entsexualisierung unserer Gesellschaft haben vor allem die Kirche und unsere künstliche Etikette verschuldet. Die Menschen wurden dadurch unsicher, ob sie sich durch eigene Gedanken, Worte und Taten nicht selbst belasten. Ob die Nachkommen dadurch nicht leiden und vor allem, was passiert nach dem Tod. Der zweite Aspekt hat was mit der Industrialisierung zu tun. Damals wollte man keine Denker, Philosophen und Träumer und alle die sind sehr in der Sexuallebene des Menschen beheimatet. Heutzutage sieht man das überall. Egal ob es sich dabei um Architektur, Kunst oder um die philosophischen Stränge des Daseins handelt. Die Emanzipation und Selbstbestimmung der Frau hat auch noch Spuren dabei hinterlassen. Die ganzen Parolen über Sexualverhalten des Menschen wurden so konzipiert, das sie uns als "dreckig", "unmenschlich" und "frauenfeindlich" erscheinen. Dadurch wurde auch beabsichtigt, die Kontrolle auszuüben. Das mit den Brustwarzen der Frau kam aus Amerika. Obwohl die Brust der Frau kein Sexualobjekt ist, wurde sie erst nach dem auf den Mann abgestellten Kommerz zu einem Sexobjekt gemacht. Was Gender etc. betrifft ist das eine neue Mode die dadurch verursacht wurde das diejenigen die sich in "falschen" Körper geboren fühlten machten das immer wieder durch Medien populär und fanden dadurch immer mehr Gleichgesinnte. Jeder soll so leben wie er will. Aber getrennte Toiletten etc ist schon etwas übertrieben.

Alles Liebe♥♥♥

Carmen & Jack
******tro Mann
274 Beiträge
Hypothese ist: Mit der Entwicklung der industrialisierten Gesellschaft entstand das Konzept der funktionierenden Maschine. Im öffentlichen und privaten (!) Leben erfüllen wir Funktionen und dies geht am effektivsten, wenn wir sachlich bleiben und Triebe unterdrücken.

Na, Herbert Marcuse hat schon in den 1960er Jahren das Konzept der repressiven Entsublimierung beschrieben...
*****_54 Frau
11.637 Beiträge
Ich glaube nicht, das sich ein so elementarer Trieb wie der Sexualtrieb so einfach eliminieren lässt. Gesellschaftliche Tabus haben das zu keinen Zeiten geschafft, sondern höchsten das Phänomen Doppelmoral gefördert.

Sicher, man kann Sexualität medial hochpuschen und u. U. durch Gruppendruck auch Scheinbedürfnisse erzeugen, die möglicherweise gar nicht so ausgeprägt vorhanden sind. Oder an den Pranger stellen und ein Schuldgefühl erzeugen, weil man "es" doch getan hat.

Dass sich heute wieder Prüderie breit zu machen scheint, heißt nicht unbedingt, dass die Sexualität verloren geht.
Hallo de_la_Zarza

Sehr gutes Thema.

Ich glaube, es gibt eine Rollenkrise, vor allem in der Männerwelt. Die Frauenwelt hat kein Problem, da der Diskurs derselbe ist.
**********ilami Frau
206 Beiträge
Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir psychischen Erkrankungen lieber Recht geben, statt uns diesen zu stellen. Die Gesellschaft wirkt somit entsexualisiert, da alle Panik haben, dass sie irgendwen triggern. *zwinker*
*******arza Paar
236 Beiträge
Themenersteller 
Ich fasse mal zusammen: Es ist schwer zu sagen, wieviel Sexualität im gesellschaftlichen Leben früher vorhanden war -- wir waren ja nicht dabei. Nach Fuchs' Sittengeschichte, de Sade, aber auch Goethe und anderen Schriftstellern gingen die Zeiten wohl unterschiedlich freizügig mit körperlichen Themen um. Dazu kommen die Subkulturen, z.B. armes Proletariat, Bürgertum, Klerus und Adel. Der unterschiedliche Umgang hatte sicherlich seine Gründe: Unterdrückung durch die Kirche, Unterdrückung weiblicher Sexualität durch Männer, Sicherung von Eigentum, strategische Heiraten, unterschiedliche Aufklärung, bewusste Grenzüberschreitung etc.. Katze_54 weist darauf hin, dass ein auf der einen Seite unterdrückter Sexualtrieb sich andernorts wieder Bahn bricht (vielleicht existiert der JC ja auch gerade deswegen).
Es wäre also möglich, dass die sexuelle Kultur heute sehr polarisiert ist, also Lebensbereiche bestehen, die sehr sexualisiert sind wie Werbung, Internetinhalte oder auch die Swingerkultur, andererseits aber in der Öffentlichkeit eine nie gekannte Prüderie mit Sprach- und Denkvorschriften besteht. Als Grund dafür vermuten wir die strenge Funktionalisierung von Rollen.

Die Frage, die uns interessiert, ist, ob es nützlich ist, immerzu Rollen perfekt zu spielen, ob es in bestimmten Fällen besser ist, sich rein subjektiv zu verhalten (Künstler, Professoren und Exzentriker machen das gerne), oder ob es je nach Situation eine optimale Mischung aus Funktionalität und Spontaneität gibt. Beispielsweise folgen geschäftliche Besprechungen ja dem Standardaufbau persönlicher Smalltalk -- funktionelle Besprechung -- persönlicher Abschluss. Solche Konstellationen werden nicht erfunden, sondern bilden und etablieren sich. Das Denkmuster wird dann einfach übernommen, aber nicht bewusst variiert.
LG, Zarza

@******o65: Ich habe nicht ganz verstanden, was Du meinst.
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