Ich habe in den 70ern eine Banklehre bei einer Sparkasse gemacht. Natürlich hat man in der Berufsschule auch damals schon gelernt, dass man keine ausbildungsfremden Tätigkeiten machen muss. Aber in der Sparkasse herrschte noch Zucht und Ordnung.
Ich wurde nach einem halben Jahr 18. In der Abteilung war es üblich, dass man sich, wenn der Kundenandrang es zuließ, einer nach dem anderen mit seiner Brotdose in eine verdeckte Besprechungsecke zurückzog, das Brot aß und wieder zurück an die Arbeit ging. In der Berufsschule lernte ich, dass ich mit unter 18 Anspruch auf eine viertelstündige Pause hätte. Das Hohngelächter der damaligen Kollegin, bei der ich das ansprach, habe ich heute noch im Ohr: Kannst du ja mal zum Abteilungsleiter sagen.
Dass die "Stifte" mal zum Frühstück holen zum Metzger oder Bäcker geschickt wurden, empfand ich nie als Problem. Das wurde später vom Vorstand komplett verboten.
Damals gab es ja noch viel mehr in Karteikarten, Listen, Ausdrucke, handschriftlich geführte Konten etc. Der Kontentrog mit den Karten zu den Sparkonten war in einem wüsten Durcheinander. Wenn ein Kunde kam und das Sparbuch vorlegte, musste die passende Karte gezogen und Aktualisierungen nachgetragen werden. Aber da waren zu viele am Werk, manchmal ging dann eine wilde Suche los.
Bis der Abteilungsleiter eines Tages meinte, ich käme doch vom Gymnasium und sei sicher fit im Alphabet. Ich solle doch diese Karteikarten mal von A-Z durchsortieren. Ok, das dauerte ein paar Wochen. Wirklich aufmucken traute ich mich nicht - aber ich schrieb Woche für Woche in den Ausbildungsbericht: Leitkarten sortiert.
Als ich bei Z angelangt war, meinte er, ab und an müsse man ja auch mal an die abgelegten im Keller, die seien genauso ... bevor ich da dran kam, hatte der Ausbildungsleiter dann das Berichtsheft in der Hand und schob da einen Riegel vor.
