Furchtbar lieb (ein Beispiel)

Wie einen Stachel lieb‘ ich mich,
der tief im Fleisch der Menschheit steckt.
Ich bin ein schwarzes Schaf an sich –
bei näherem Hinseh’n weiß gefleckt.

Ohne mich kann ich nicht leben –
das ist nicht witzig, aber wahr!
Doch würd‘ ich manches dafür geben,
perfekt zu sein, das ist doch klar!

Auf meinen Wegen steht geschrieben:
sei ekelhaft – nicht nur zu dir.
Und deshalb kann ich mich nicht lieben.
Am liebsten zweifle ich an mir!

Ich lass‘ mir leicht die Sinne rauben,
von allerlei Verblödungsquatsch!
Wie soll ich da nur an mich glauben?
hab ich im Kopf nur grauen Matsch?

Das kann man nun auch nicht sagen.
Ich irre mich, wie’s jeder tut.
Doch möchte ich es laut beklagen –
das ist doch irgendwie nicht gut!

Wir haben ein Gehirn zum Denken
und ein Gewissen, das uns leitet.
Den Stolz kannst du getrost dir schenken.
Er ist schon viel zu weit verbreitet!

Es muss auch nicht noch dieses sein:
Die Eigenliebe aus Prinzip!
Viel besser schmeckt der reine Wein.
Hab den, statt deiner, furchtbar lieb!

©Sur_real