ansich seh ich keinen grund, dass man nicht auch in jungen jahren - oder gerade dann - viel ausprobiert. ich glaub noch nicht mal, auch wenn ich das zuvor sehr überzeichnet formuliert habe, dass paaren, die schon früh sehr experimentell unterwegs waren, zwangsläufig langweilig wird.
allerdings denke ich, dass es gewisse voraussetzugen braucht, damit so ein unterfangen nicht in die hose geht, wenn man dabei ein paar sein will und bleiben möchte.
anzunehmen, man wüsste, was der partner will, halte ich für so ziemlich den beziehungszerstörerischsten satz schlechthin. das mag eine weile gut gehen, da ist vielleicht die trefferquote noch hoch. aber dieses denken führt dazu, dass irgendwann der gemeinsame austausch auf der strecke bleibt. wozu austauschen, wenn man ja ohnehin weiß, was der andere will? - bis man es eines tages nicht mehr weiß und den zugang zu dem fremden wesen verloren hat, der der andere immer ist, so vertraut er einem auch scheint.
zu glauben, man wüsste, wie der andere tickt lässt die neugierde auf ihn irgendwann versiegen. man konzentriert sich in beziehungen gern auf die gemeinsame schniitmenge und lebt womöglich nur noch die…diesen bereich kennt man, in diesem bereich kennt man den partner vielleicht wirklich, aber was ausserhalb dieser schnittmenge liegt, die anteile des partners, die sich von einem unterscheiden, die lernt man nur kennen, wenn man im austausch bleibt und gegebenenfalls auch akzeptieren lernt, dass der partner in einigen dingen womöglich auf einem ganz anderen planeten lebt, als man selbst.
und das bringt mich zu der beziehungsdauer. das ist keine frage des alters, auch wenn beziehungen in den zwanzigern sich in ihrer haltbarkeit und vielleicht auch den themen, die sie ausmachen, von beziehungen in anderen altersstufen unterscheiden, sondern schlichtweg normale beziehungsdynamik.
eineinhalb jahre ist so ein klassischer wendepunkt. wenn nämlich der rausch der verliebtheit weicht und sich plötzlich das bild vom partner ändert, realistischer wird. das kann ernüchternd sein, aber es schafft die basis für eine "echte beziehung". will man den partner als person, oder nur das idealbild, das man von ihm hat.
diese entwicklungsstufe einer - wahrscheinlich jeder - beziehung kann sanft verlaufen, oder auch heftig. man sieht nicht mehr immer nur in eine richtung und einander, sondern auch wieder sich selbst, entfernt sich eine weile vielleicht sogar vom anderen oder zweifelt am fortbestand der beziehung. muss sich irgendwie zusammenraufen.
in diesen prozess einen neuen faktor einbauen, kann verlockend sein. den rausch, den sexuelle ausschweifung und extase anfangs oft mit sich bringt, der kann vielleicht, vermute ich einfach mal, sogar dazu führen, dass man eine weile den reiz des neuen auch wieder auf die partnerschaft projeziert - sich eine weile länger im rosa endorphinnebel bewegt. das klingt aufs erste toll - die leidenschaft und verliebtheit am kochen halten bis in alle ewigkeit. ich bezweifle aber stark, dass es langfristig funktioniert. eher führt es meiner meinung nach weg von der beziehung, weil man weiterhin in märchenland verweilt, in der berauschten illusion, das wäre nun die beziehung. für immer. stattdessen zögert man nur den zeitpunkt hinaus, wann der erste kater kommt und überschreitet im überschwang womöglich auch grenzen, die man gezogen hätte, wenn man einander wirklich hätt kennenlernen können.
ich glaube, auch wenn ich es selbst noch nicht probiert habe, sondern mich dem thema erst jahre nach dem es in meinem kopf war, behutsam annähere und noch weit davon entfernt bin, mit meinem freund irgendwas davon auszuleben, dass gerade eine swingerbeziehung sehr viel vertrauen und kenntnis vom anderen braucht.
und das sag ich als fernbeziehungserpobte aus voller überzeugung: man kennt den anderen nicht, nicht nach so "kurzer" zeit und nur über die teilnahme an den schönwetter-wochenendfacetten seines lebens.
ich denke, es besteht durchaus ein großer unterschied, ob man einen promisken oder zumindest sehr sexuell experimentellen lebensstil mit einem fixen partner leben möchte, oder als single bzw. innerhalb einer ausgewiesenen freundschaft mit bonus.
die emotion macht den unterschied. die vorstellung von beziehung und liebe, die ein jeder in irgendeiner form bewusst und unbewusst in sich trägt, die "besitzansprüche", die eifersucht generieren. für mich ist in der theorie diese emotionale kompenente die, die ein gemeinsames ausleben mit partner spannender und bereichernder macht, als den alleingang - aber auch komplizierter, störanfälliger und verletzlicher. und deshalb halte ich es für sinnvoller, erst der beziehung zueinander mehr raum zu geben, bevor man gemeinsam aus ihr raus geht - sich wirklicher kennen zu lernen, als nur zu glauben, man würd sich kennen.
und womöglich verschwindet dann so manche unsicherheit auch von allein.