Ich
bin selber eine Person mit einigen Narben.
Der Hintergrund ist ein langatmige Geschichte. Bei den meisten ist dies der Fall.
Als ich mich früher verletzt habe, waren die Wunden ein Geheimnis und ich habe sie unter Schmuck und Kleidung verborgen. Natürlich wurden sie doch irgendwann entdeckt.
Später habe ich mir nicht mehr die Mühe gemacht, Wunden zu verstecken.
Die Menschen waren mir aus dem Weg gegangen, schließlich muss ich auf sie wie eine Irre gewirkt haben, aber genau das wollte ich auch. Ich wollte nicht Aufmerksamkeit, ich wollte die Leute aus der Reserve locken, andere bewusst auf Abstand halten, andere stumm um Hilfe bitten.
Das ist nun einige Zeit her und nun vergesse ich oft, dass ich Narben habe.
Die meisten sehen sie nicht oder tun so. Andere fragen, was ich für einen Unfall hatte oder einfach nur warum. Manchmal redet man gerne darüber, um es loszuwerden, aber ich persönlich habe mich damit abgefunden.
Ich finde meine Narben sogar irgendwie schön. Sie erinnern mich an Dinge, die für andere selbstverständlich sind.
Es gibt keinen Weg, die Narben logisch und kurz mal eben zu erklären, wenn jemand nachfragt. Es ist aber schön, wenn jemand einen darauf anspricht, weil man so (hoffentlich) im Ganzen betrachtet wird.
Mir persönlich ist es egal, ob mein Gegenüber meine Narben akzeptiert. Solange man selbst sie akzeptieren kann, ist es doch in Ordnung, finde ich.
Solange es nur Narben und keine neuen Wunden sind, ist man auch nicht unbedingt gefährdet bzw auf dem selben geistigen Stand zur Zeit der Verletzung.
Sollte man darauf angesprochen werden, ist es nervig, wenn jemand einen belehren möchte. Vor allem, wenn man es gar nicht braucht.
Wer Narben zeigt, den kann man fragen. ob er damit umgehen kann. Sollte man den Eindruck haben, die Geschichte ist noch nicht abgeschlossen, sollte man nicht eigene Hilfe anbieten oder aufdrängen.
Den Menschen hilft man, wenn man ihnen zeigt, sich selbst zu helfen.
Legt so jemandem nicht die nächste Abhängigkeit in die Hände.
Macht ihn selbstständig. Am einfachsten geht das, wenn man nicht offen Tipps wie eine Liste vorlegt, sondern einen ablenkt und nicht auf dem Thema herumhackt.
Menschen mit Narben haben eine Geschichte, die nicht jedermanns Sache ist. Menschen haben Meinungsverschiedenheiten. Solange es keine Gefahr mehr gibt, kann man aber versuchen, zu akzeptieren und vorurteilslos an Menschen heranzugehen.
Bei manchen Menschen lohnt es sich.
Ich kenne da so jemanden. (;