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Implosion

********mann Mann
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Implosion
Der Stammsitz der Erotikfirma "Universe Of Fantasies" wurde nach Berlin verlegt. Dort gerät der Chef in einen Strudel von Ereignissen, der ihn und seine Firma zu verschlingen droht...

Viel Spaß beim Lesen wünscht Blueharry55!
********mann Mann
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IMPLOSION
Ich blieb keuchend stehen und drückte meine rechte Hand auf die schmerzende linke Seite.

Worauf hatte ich mich hier eingelassen?
Für solche Spiele war ich inzwischen zu alt.

Seitenstechen… Ich hatte während und nach der Reha wieder mit Sport angefangen, aber eine wilde Jagd über Stock und Stein, jetzt schon über zwei Kilometer, kam dann wohl doch etwas zu früh.

Ich pustete drei Mal kräftig durch und näherte mich einer verlassenen zerfallenden Fabrikhalle.
Vorsichtig stieg ich über geborstene Dachziegel und Glasscherben.
Im Inneren der Halle vor sich hin rostende Rohre an der Decke und den Wänden. Die Maschinen, die hier einmal standen, hatten man vor langer Zeit wohl demontiert.

Dann fand ich das erste Zeichen: Eine dunkelblaue Jogginghose.

Sie hatte Wort gehalten, bei dieser Schnitzeljagd markierte nicht zerrissenes Papier ihren Weg, sondern ihre eigene Wäsche.

Wie verrückt musste man eigentlich sein, sich auf so etwas einzulassen – sowohl ich, aber vor allem sie!

Woher nahm sie die Gewissheit, dass ich nicht ein perverser Irrer war, der ihr nach dem Leben trachtete?
Das musste schon eine besondere Frau sein, die so einen Kick brauchte.

Ich stopfte wie im Chat vereinbart, die verbeulte Jogginghose in einen Beutel, überprüfte aber zuvor die Bundweite.
Das Kleidungsstück deutete auf eine große, schlanke Frau mit schmaler Taille hin…Auf dem Bildschirm hatte ich meist nur ihr Gesicht gesehen…

Ich verließ die Fabrikhalle im Laufschritt, schaute mich aber nach allen Seiten um, ob ich nicht etwa ein Versteck übersehen haben könnte.

Draußen auf der Wiese fand ich das zweite Kleidungsstück: Ein weißes, verschwitztes, ärmelloses T-Shirt ohne Aufdruck.

Was, wenn mich Tina verarschte?
So hatte sie sich wenigstens im Internet genannt – aber ich war mir fast sicher, das war nicht ihr richtiger Vorname…

Sie war mindestens fünfzehn Jahre jünger als ich und offensichtlich durchtrainiert. Vielleicht hatte sie irgendwo Kleidung versteckt und verschwand dann auf Nimmerwiedersehen?

Aber wozu das alles? Diese Berliner waren schon seltsames Völkchen, hier rannten jede Menge Freaks herum, aber Tina hatte einen seriösen Eindruck gemacht.

So seriös wie eben eine Frau wirken kann, die sich auf ein Hasche-Spiel mit einem ihr nur aus dem Internet bekannten Verfolger einläßt…

Ich stopfte auch das weiße, nicht mehr ganz saubere T-Shirt in den Beutel zu der Jogginghose und schaute mich um.
Wohin konnte sie entschwunden sein?

Von hier war es nicht weit bis zur größten Baukatastrophe der deutschen Nachkriegsgeschichte.
War sie etwa unterwegs zum BER, dem niemals fertig werdenden, Milliarden verschlingenden Moloch Hauptstadtflughafen „Willy Brandt“? Der arme Willy…

Dort wurde wurde zwar an verschiedenen Stellen gebaut, aber vermutlich nicht an diesem Samstag…
Dennoch war es für eine junge Frau, die nur in Unterwäsche herum lief, ein Risiko, denn dort patroullierte Security.

Kurz entschlossen joggte ich weiter über das freie Feld und hätte mich beinahe ins nasse Gras geworfen, denn über mich donnerte im Tiefflug eine Boeing hinweg, die auf dem Weg zur Landebahn des Flughafens Schönefeld unterwegs war.

Dass meine intuitive Reaktion richtig war, bestätigte sich, als ich einen hellgrauen Sport-BH aufsammelte.
Die Körbchengröße war okay:
Nicht zu klein und nicht zu groß. Ich stopfte ihn zu den anderen Sachen.

All zu viele Versteckmöglichkeiten gab es hier nicht. Vielleicht im Terminal? Oder der S-Bahn-Station, wo Züge fuhren, die keiner nutzte?

Jetzt wurde auch für mich das Risiko größer, entdeckt zu werden und dumme Fragen von übereifrigen Security-Mitarbeitern beantworten zu müssen.

Was hatten wir eigentlich im Chat vereinbart, wenn ich sie nicht aufstöberte?
Dies war etwas vage geblieben, lief aber darauf hinaus, dass sie bis 18:00 Uhr mir gehörte – falls ich sie jemals zu Gesicht bekam…

Dann würde sie das Versteck aufsuchen, sich ankleiden und verschwinden, zu Hause das Profil löschen und sich woanders neu anmelden.

Wo steckte das Weibsstück?

Es gab für mich drei Möglichkeiten:
Sie auf diesem weitläufigen Gelände weiter suchen, das Kleidungs-Versteck aufspüren, welches irgendwo in der Nähe einer S-Bahn-Station sein musste, aber weit genug entfernt von Straßen und Häusern, um mich da auf die Lauer zu legen – oder ich rief meinen Chauffeur an und ließ mich aufsammeln…

Um meinen Jagdtrieb anzuregen, hatte sie sich nun auch des Slips entledigt, den ich aufsammelte.
Ich widerstand der Versuchung, daran zu schnüffeln. Gab es nicht in Tokio sogar Automaten, aus denen man gebrauchte Schlüpfer junger Frauen ziehen konnte?

Dieser hier war kein hauchzartes Nichts aus Spitze, sondern ein praktischer grauer Baumwoll-Slip, welcher den Schweiß beim Sporttreiben aufsaugte.
Ich steckte ihn mit spitzen Fingern zu den anderen Sachen in den Beutel.

Jetzt hatte Tina nur noch ihre Laufschuhe an, zu ihrem Glück war es warm.

Ich kam zu einem Entschluss: Es hatte keinen Sinn, auf diesem viele Quadratkilometer weiten Gelände zu suchen, immer auf der Hut vor Security. Tina musste ja irgendwie hier wieder weg kommen.

Die nächsten Haltestellen der S-Bahn waren Schönefeld und Bohnsdorf, alles andere war zu weit weg.
Hier gab es zwar auch eine, aber da durfte niemand zusteigen.
Die S-Bahn fuhr da nur, um für die Belüftung der Tunnel zu sorgen.

Ich eilte zum Pier Nord und von da zum Besucherzentrum und traf wie erwartet unterwegs keine Menschenseele.

Wenn sie zum Flughafen Schönefeld wollte, musste sie irgendwann hier vorbei kommen – es sei denn, sie lief einen großen Umweg, was auch nicht auszuschließen war.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
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Implosion
Ich schaute auf die Uhr an meinem Handgelenk: 15:03 Uhr.

Ich legte mich hinter einem Baucontainer auf die Lauer und nuckelte an der Wasserflasche.
Ich tupfte mir mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.

Der ganze Aufwand nur, weil ich mal wieder eine neue Mitarbeiterin mit besonderen Fähigkeiten suchte…
Ich gab mir noch eine halbe Stunde…

Ich hatte mich nicht verrechnet, die weibliche Neugier obsiegte.
Sie wollte sicher noch einen Blick auf mich erhaschen, mir eine lange Nase drehen und dann entschwinden.

Ich sah zuerst die Silhouette ihres schlanken, nackten Körpers hinter einem Bauzaun.

Langsam kam sie näher und schaute sich immer wieder suchend um.
Ich drückte mich ganz eng an die Wand des Baucontainers und zog schnell die Beine an, denn meine Schuhe lugten hervor.

Hoffentlich hatte sie das nicht gesehen! Dann kramte ich das Utensil hervor, welches ich für diesen Fall mitführte.
Ich hatte es an meiner Frau Maria zu Hause ausprobiert, die es für ein Element eines BDSM-Spieles gehalten hatte und lachend die blonde Mähne geschüttelt hatte.

Tina kam immer näher, Schritt für Schritt.
Sie trat so vorsichtig auf, als wäre sie eine Amazone auf Kriegspfad – aber sie war unbewaffnet und nackt.

Als ich ihren Schatten an der Ecke des Baucontainers sah, sprang ich auf und warf das Netz.

Ich hatte es nach tagelangem Training darin zu einiger Geschicklichkeit gebracht – fast so wie ein Retiarius, ein mit Netz und Dreizack bewaffneter Gladiator in den Arenen des alten Rom.

Tina schrie überrascht auf, als sich das Netz über sie senkte, sie versuchte sich zu befreien, aber verhedderte sich nur um so mehr darin.
Als ich lächelnd an sie heran trat, wollte sie kratzen und beißen wie eine gefangene Wildkatze, was ihr aber wegen des Netzes nicht wirklich gelang.

Ehe sie protestieren konnte, hatte ich sie in rasender Geschwindigkeit mit einem Seil an den Bauzaun gefesselt.
Lange durften wir hier nicht verweilen – jeden Moment konnte die Security auftauchen…

Zur weiteren Einschüchterung zeigte ich ihr einen Taser, gedachte aber nicht, den einzusetzen.
Wie erwartet, weiteten sich Tina’s Augen vor Angst.

„Heute ist dein Glückstag Tina, du bist an einen Gentleman geraten!“

Sie schnaubte nur wie ein gefangenes Tier und hielt es für unter ihrer Würde, zu antworten.

„Ich bewundere deinen Mut, Tina – aber was du hier treibst ist lebensgefährlicher Leichtsinn! Was ist, wenn dich ein anderer als ich überwältigt hätte? Taser an den Hals, dann in den Kofferraum, Vergewaltigung und Endlager eine einsame Waldlichtung!“

Die Frau war echt durchgeknallt! Ich hoffte, die Belehrung war angekommen.

„Ich habe an deinen Augen gesehen, dass du kein Irrer bist und im Chat ein paar Fragen gestellt, deren Antworten mir reichten…“

Es war das Erste, das Tina seit ihrer Gefangennahme sagte.

Ich schüttelte den Kopf über so viel Naivität.

„Wie oft machst du so etwas?“ wollte ich wissen.

„Es ist erst das zweite Mal, beim ersten Run bin ich entwischt. Ich habe nicht mit dem Trick mit dem Netz gerechnet…“ keuchte sie.

„Du brauchst den Kick, nicht wahr? Kuschelsex reicht dir nicht mehr…“

Tina nickte nur.

Ich widerstand der Versuchung, an ihren steifen Nippeln zu lutschen, das Netz höher zu schieben und meine Hand auf Erkundung zwischen ihre wohlgeformten Beine zu schicken.

„Ich mache dich jetzt los, du wirst wie vereinbart bis 18:00 Uhr mir gehören. Versuchst du zu fliehen, dann…“ Ich zeigte ihr nochmals den Taser.

Ich machte das Seil los und Tina befreite sich von dem Netz.

„Du willst nicht Hand an mich legen?“ fragte sie verwundert.

„Das hebe ich mir für die Zeit nach dem Abendessen auf“, grinste ich und reichte ihr die verschwitzten Sachen aus dem Beutel, die ich unterwegs aufgesammelt hatte.

„Träum weiter, Casanova!“ lachte sie.

Tina ging davon aus, dass sie 18:00 Uhr verschwinden konnte – egal, was wir gerate taten oder wo wir beide zu diesem Zeitpunkt waren.

Ich hatte allerdings einen Köder, den sie schlucken würde, nur wusste sie dies noch nicht.

Während Tina sich anzog, telefonierte ich mit meinem Chauffeur, der nach wenigen Minuten mit einem Geländewagen, einem schwarzen Hummer H 3, auftauchte.

Tina machte große Augen. Sie bekam zum ersten Mal einen Eindruck, mit wem sie sich da angelegt hatte.

Mein Chauffeur war Karsten, ein Kampfsport-Kumpel von Markus aus der alten Heimat.

Er trug zwar keine Uniform, war aber mit schwarzer Hose und gebügeltem weißem Hemd ordentlich gekleidet und sah zu dem noch gut aus.
Er half der Dame galant in den Wagen.

„Wohin fahren wir?“ wollte Tina verständlicherweise wissen.

„Zu mir nach Hause, du möchtest doch vor dem Essen sicher duschen?“

„Ja, aber zunächst müssen wir mein Handy und meine Brieftasche holen!“

Es war ein ziemlich riskantes Versteck, das sich Tina ausgesucht hatte.
Ihr Rucksack mit der Ersatzkleidung, dem Handy und der Brieftasche befand sich in einem Müllcontainer am Rande des Flughafens Schönefeld.

Offenbar hatte sie darauf spekuliert, dass an diesem Samstag die Müllabfuhr nicht kommen würde.

Diese Frau lebte wirklich gefährlich…

wird fortgesetzt...
********mann Mann
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Wir fuhren stadteinwärts. Tina stellte keine Fragen, sie hob sich dies vermutlich für das gemeinsame Abendessen auf.

Ich hatte sie auch im Unklaren darüber gelassen, wer ich wirklich war, hatte im Chat nur ganz unverbindlich davon gesprochen, dass ich Geschäftsmann sei, was ja nicht einmal gelogen war.

Als wir an unserer neuen Firmenzentrale in der Nähe des Potsdamer Platzes vorbei kamen – wir hatten dort mehrere Etagen gemietet – verriet ich mich nicht mal durch einen Blick.

„Schnieker Kasten!“ Tina pfiff anerkennend durch die Zähne, als wir vor einem restaurierten mehrstöckigen Gebäude in der Voßstraße hielten.

Karsten sprang wie ein geölter Blitz aus dem Wagen und half der Dame beim Aussteigen.
Ich bat ihn, in einer halben Stunde wieder mit dem Mercedes vorzufahren.

„Hallo, ich glaube, du brauchst erst mal eine Dusche, das erste Bad ist da vorne links!“

Meine Frau Maria begrüßte Tina wie eine langjährige Freundin, die dies mit großen Augen quittierte und ein „Hallo!“ hervor stotterte.

Sie verschwand mit einem leichten Kopfschütteln im Bad und drehte sich auch nicht mehr um, als Maria ihr hinterher rief:
„Wir können deine Sportsachen auch waschen!“

Ich zog meine Frau an mich und spürte, wie unser Hund Scharik II. an meiner Hose schnüffelte.
Nach dem Kuss schnüffelte Maria fast wie der Hund, nur eben weiter oben an meiner Brust.

„Du könntest auch eine Dusche vertragen, Harry! Was hast du diesmal wieder ausgeheckt?“

Ich ignorierte ihre Frage, weil Tina ihren schmutzigen Rucksack vergessen hatte.

Bevor ich meiner Geländespiel-Partnerin die frische Unterwäsche brachte, legte ich ihr Handy in eine Vorrichtung, die Toby, unser Computerspezialist gebastelt hatte.

Dieser Mann war ein verrücktes Genie! Ich hatte bisher in den meisten Fällen ein glückliches Händchen bei der Auswahl meiner Mitarbeiter bewiesen und hoffte, heute auch, aber bei Toby hatte ich den Vogel abgeschossen.
Dieser Nerd beherrschte Sachen, die ich eher der NSA zugeordnet hätte.

In einer Minute waren alle Daten ausgelesen und an Toby in unserer Zentrale nur zwei Straßen weiter übermittelt worden.

Maria wartete immer noch auf eine Antwort.

„Entschuldige, Liebes, aber für das Personalgespräch, von dem die Bewerberin nichts weiß, brauche ich ein paar Daten, die sie mir bisher vorenthalten hat!“

„Wie ich dich kenne, testest du sie auch horizontal“, seufzte Maria.

Meine Angetraute hatte zu viel Zeit zum Nachdenken.
Carina, die sich leider verändert hatte, und Emily hatten sie regelrecht aus der Geschäftsführung raus gemobbt.

Da waren alle Appelle von mir und auch Marga von Steinecks, doch miteinander auszukommen, ins Leere gelaufen.
Irgendwann hatte Maria dann entschieden, um des lieben Friedens Willen in der Firma, sich zurück zu ziehen.

Sie ging nur selten zum Shoppen in die City, sondern lief viel lieber mit dem Hund durch die Parks der Stadt.

Ich legte das Handy zurück in den Rucksack, zog mich aus, nahm meine und Tina’s Wechselwäsche in die Hand und huschte ins Bad.

Tina stand noch unter der Dusche und war nur kurz überrascht, als ich mich im Adamskostüm zu ihr gesellte.

„Gestattest du deiner Frau die gleichen Freiheiten oder ist dies machomäßig einseitig?“

„Betrug und Ehebruch ist es nur dann, wenn sie es nicht weiß!“ prustete ich und seifte mich ein.
Bevor ich bei Tina handgreiflich werden konnte, hüpfte sie aus der Duschkabine und hüllte ihren groß gewachsenen schlanken Körper in ein Badetuch.

Wahrscheinlich wusch sie sich jetzt über die Badewanne gebeugt die Haare, was wir Männer in einem Waschgang erledigen.
Ein Berliner Comedian füllte mit solchen Anekdoten sogar das Olympiastadion.

Ich hätte sehr gern Hand an die lange dunkelblonde Haarpracht gelegt, die nun nicht mehr, wie vorhin bei der Geländejagd, durch ein Gummiband gebändigt wurde.
Tina, deren wahren Vornamen ich schon bald dank Toby erfahren würde, war bereits beim Föhnen.

Ich prüfte mein Stoppelkinn und entschied mich, es zu dieser ungewöhnlichen Stunde zu rasieren.

„Ich habe gar keine passende Abendgarderobe mit zum Ausgehen“, ließ sich Tina vernehmen, die gerade in sexy Spitzenunterwäsche schlüpfte.

Sie sah hinreißend aus, auch wenn ihr Gesicht nicht so ebenmäßig schön war wie das von Maria oder unserem Hollywood-Star Elena.

„Maria wird dir etwas leihen, geh schon mal vor!“ sagte ich und schabte die letzten Schaumreste vom Kinn.
Ich wollte diese schmalen Lippen heute noch zum Erblühen bringen - ohne Piekser.

Als ich aus dem Bad kam, schwankte Tina zwischen einem schwarzen und einem nachtblauen Kleid, hielt beide prüfend an den Körper.

„Es ist zu kurz!“ klagte sie, kein Wunder, sie war ja auch größer als meine Frau.

„Es bringt deine Beine besser zur Geltung. Zieh das blaue an“, sagte ich, bevor sie mich in eine unnütze Diskussion verwickelte.

Wir hatten schließlich noch mehr vor heute Abend und ich hatte die schweißtreibende Hatz vor den Toren Berlins nicht nur zu meinem reinen Vergnügen veranstaltet.

Ich entschwand ins Schlafzimmer, genauer gesagt in meines, wir hatten zwei, was aber dem Eheleben überhaupt nicht schadete, eher im Gegenteil, um mich in Schale zu werfen.

wird fortgesetzt...
********mann Mann
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Implosion
Tina zerrte am Saum des dunkelblauen Cocktailkleides, aber es wurde nicht länger.

Maria und Tina hatten zwar den gleichen Taillen- und Hüftumfang aber eben nicht dieselbe Größe.

„Können wir?“ fragte ich ungeduldig und tippte auf die Uhr an meinem Handgelenk.

„Ich würde deine Frau gern dabei haben“, überraschte mich Tina.

„Und nach dem Essen ein flotter Dreier?“ fragte ich lachend.

Tina’s Miene verfinsterte sich.

„Ich sehe schon, ein flotter Dreier MFF ist bisher in deinen Fantasien noch nicht vorgekommen.
Aber vielleicht gefällt es dir ja“, neckte ich sie.

„Du hast nur noch neunzig Minuten – dann bin ich weg!“ zischte Tina.

Sie stapfte vorneweg zur Tür und von da sogleich zum Fahrstuhl.

„Viel Spaß euch beiden!“ rief mir Maria hinterher.
Sie wusste, ich würde mit der Frau ins Bett gehen, aber so lange es nicht heimlich lief, war alles okay.

„Sorry für meine Bemerkung – dafür darfst du das Restaurant aussuchen!“

Tina nahm das Friedensangebot an und gestattete mir sogar das Berühren ihres Handgelenkes.

Karsten hatte den schwarzen Mercedes vorgefahren und Tina nannte ihm die Adresse:

„Taleh Thai, Käthe-Niederkirchner-Str. 14, Friedrichshain!“

Tina bemerkte beim Einsteigen meinen skeptischen Blick.

„Magst du Thai-Food nicht?“

„Oh doch, nur hatte ich im vergangenen Jahr täglich das Vergnügen, da zwei thailändische Köchinnen zum Haushalt gehörten“, seufzte ich.

Seitdem wir unseren Firmensitz nach Berlin verlegt hatten, gestaltete sich das Abendessen weitaus abwechslungsreicher.
Zu dem war mir das Taleh Thai von früheren Berlin-Besuchen sehr wohl bekannt, ich kannte sogar die ehemalige Besitzerin.

Karsten kam gut voran und wir erreichten bereits um 17:00 Uhr das kleine, aber feine Thai-Restaurant.

„Du kannst Feierabend machen, Karsten, vielen Dank!“ verabschiedete ich meinen Fahrer.

„Du schickst den Wagen weg? Willst du mit der Straßenbahn zurück fahren?“ lachte Tina.

„Wir werden sehen“, sagte ich. ‚Du wirst dich noch wundern, Süße‘, dachte ich.

Die neue Besitzerin begrüßte uns persönlich mit einem Wai und „Sawadii kaa!“

Eine attraktive Thai mittleren Alters, die umgehend nach unseren Getränkewünschen fragte.

Tina bestellte einen Schoppen Weißwein, ich orderte Rotwein.
Früher hatten wir hier ganze Batterien an Singha-Bier-Flaschen nieder gemacht und machmal noch Mekhong-Whisky nachgeschüttet.
Nach meinem Herzinfarkt musste ich vorsichtiger sein, auch Zigaretten waren tabu.

Ich hoffte nur, die alte Köchin aus Bangkok hantierte hinten noch mit den Pfannen und Woks.

Tina bestellte ein Fischgericht und ich „Tom Kha Gai, Kaeng Kua Sapparot Gai“.

„Phuut Thai?“ fragte die Chefin.

„Nit noi“, antwortete ich und Tina zog die Augenbrauen hoch.

Die Restaurant-Besitzerin zündete eine Kerze an und ich betrachtete nachdenklich die Frau mir gegenüber.
In dieser Atmosphäre musste ich unwillkürlich an Angelika denken.

Saß sie jetzt mit ihrem Kanadier im Sala Thai und starrte auf den Chao Phraya River?

„Du denkst an Thailand, du warst schon da, nicht wahr?“ riss mich Tina aus meinen Gedanken.

„Ja“, antwortete ich fast ein wenig geistesabwesend. „Das ist eine längere Geschichte, beinahe abendfüllend, sorry, wenn ich heute darauf nicht eingehe…“

„Okay, viel Zeit bleibt dir ohnehin nicht“, lachte Tina und klopfte demonstrativ auf die Uhr an ihrem schmalen linken Handgelenk.

Sie hatte Recht – mir bleiben eigentlich nur noch knapp fünfzig Minuten, ich war mir aber sicher, es würden weitaus mehr werden…

Die Chefin brachte die beiden Schoppen Wein – einmal Weiß und einmal Rot und wir ließen die Gläser aneinander klingen.

„Glückwunsch zu deinem Sieg! Das war wirklich ein geschickter Wurf!“ lachte Tina und warf den offenen dunkelblonden Haarschopf in den Nacken.
Die Frau gefiel mir zunehmend besser.

Bevor wir uns weiter über die Ereignisse am Nachmittag unterhalten konnten, brachte ein Kellner die Vorspeisen:
Einen Salatteller für Tina und die scharf-süße Hühnersuppe für mich.

„Was macht dich so sicher, dass ich nach dem Essen nicht einfach aufstehe und gehe?“ fragte Tina und spießte ein Salatblatt mit der Gabel auf.

„Du wirst mein Angebot nicht abschlagen können,“ sagte ich siegesgewiss – in Wirklichkeit pokerte ich und wusste nicht genau, ob sie gerade arbeitslos war oder einen guten Job hatte.

Da wir beide nicht viel voneinander wussten und uns auch nicht trauten, indiskrete Fragen zu stellen, verlief das Abendessen in schweigsamer Atmosphäre.

Für die anderen Gäste musste es so aussehen, dass wir schon lange ein Paar waren und uns nicht mehr viel zu Sagen hatten.

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********mann Mann
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In Wirklichkeit gab es sehr viel Kommunikationsbedarf und als der Fisch und das Curry-Gericht serviert wurden, hielt es Tina nicht mehr aus und machte den ersten Vorstoß:

„Du hättest mich mit einem Gürtel schlagen können und mich anschließend…na, du weißt schon!“ zischte sie über den Tisch und schaute sich vorsichtig um, damit die anderen Restaurantgäste nichts mitbekamen.

„Warum hast du nichts dergleichen getan?“

„Weil ich ein Gentleman bin und weil ich Größeres mit dir vorhabe“, sagte ich seelenruhig und schob mit der Gabel Reis auf meinen Löffel.

Tina zog die gezupften Augenbrauen hoch, schüttelte ihre Mähne und widmete sich dann wieder ihrem Fischgericht.

Sie aß mit gutem Appetit. Wer regelmäßig Sport trieb, konnte sich das auch leisten.

Dann legte sie Gabel und Löffel, das Thaibesteck, beiseite und schaute demonstrativ wieder auf die Armbanduhr.

„18:00 Uhr, war nett, dich kennengelernt zu haben, Casanova!“
Dann trank sie hastig den Wein aus und erhob sich etwas aus dem Stuhl.

Meine herrische Handbewegung, monatelanges Training als Dom, zwang sie wie von Geisterhand, sich wieder zu setzen.
Es war fast so, als ob meine verlängerte Hand sich bleischwer auf ihre Schulter gelegt hätte.

„Also, gut, ich höre!“ sagte sie ausatmend mit rollenden Augen.

Ich hatte es nicht eilig, versicherte der herbei eilenden Restaurantchefin, dass es ausgezeichnet geschmeckt hatte „Aloy maak!“ und orderte zwei weitere Schoppen Wein.

Tina hielt es jetzt vor Neugier nicht mehr aus, zupfte am Saum des geliehenen blauen Kleides, das ihr ausgezeichnet stand, nur eben etwas zu kurz war.

„Streng genommen sind es sogar drei Angebote, Tina, die ich zu unterbreiten habe: Ich hätte dich gern als Personal-Trainerin für Ausdauersport, dann als Freundin für meine gelangweilte Gattin und last but not least als Event-Managerin in meiner Firma mit einem Anfangsgehalt von 5000 €, für ein spezielles Event, auf das ich noch im Einzelnen eingehe, erhälst du eine Erfolgsprämie von 100000 €.“

Tina setzte das Weißweinglas, das sie in der Hand hielt, wieder ab.

Jetzt hatte ich sie da, wo ich sie haben wollte – immer vorausgesetzt, sie hatte gerade keinen Job, wo sie noch mehr verdiente, was ich für unwahrscheinlich aber nicht völlig unmöglich hielt.

„Wow! Und das ist alles ernst gemeint?“ vergewisserte sie sich.

„Aber sicher doch! Ich war heute ganz schön außer Puste und würde gern unter deiner Anleitung Joggen. Meine Frau und du, ihr versteht euch. Und was das Event-Management betrifft: Ein Neffe des Sultans von Oman, Mohammed Ibn Said, möchte ein Geländespiel veranstalten. Er hat den Tipp wohl von einem russischen Oligarchen erhalten, dass wir so etwas anbieten…“

Tina stand immer noch unter dem Schock der Zahlen, die ich ihr offeriert hatte, fing sich gerade wieder.

„Moment mal, so eine Art Geländespiel, wie wir es heute Nachmittag veranstaltet haben, nur größer aufgezogen?“

Ich nickte nur zur Bestätigung.

„Und die Firma, die das unter anderem anbietet ist…?“

Jetzt war es an der Zeit, die Katze aus dem Sack zu lassen.

„Universe Of Fantasies, schon davon gehört?“ grinste ich und nippte an meinem Rotwein-Glas.

„Aber sicher, die Werbespots mit dieser Schauspielerin sind in aller Munde! Entschuldige mich bitte, ich muss mal für kleine Mädchen…“

Auf diesen Augenblick hatte ich seit langem gewartet!
Ich nestelte das Handy hervor, gierig auf die Informationen, die Toby anhand der ausgelesenen Daten heraus gefunden hatte.

Die Adresse ganz in der Nähe hier überraschte mich am allerwenigsten.
Auf Facebook war sie als „Tina S.“ unterwegs.

Am meisten beindruckte mich, dass sie Psychologie und Pädagogik studiert hatte und zuletzt in einer Einrichtung mit behinderten Kindern gearbeitet hatte.
Weil immer mehr behinderte Kinder im Zuge der sogenannten Inklusion in normale Schulen geschickt wurden, waren Betreuer-Stellen weg gefallen und Tina im Moment arbeitslos.

Bingo! Das war genau das, was ich wissen wollte.
Ich steckte das Handy wieder weg, denn sie kam zurück.

„Du kennst mich kaum und unterbreitest mir ein Jobangebot. Danke für das Vertrauen, Harry! Ist das dein richtiger Name und bist du der CEO der Firma?“

„Ja, und, bist du interessiert? Darf mit dir auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit anstoßen?“ preschte ich vor.

Diese Überrumpelungstaktik hatte schon desöfteren funktioniert.

Wann war ich eigentlich das erste Mal so mutig gewesen? Bei Joanna in Bangkok?

„Mein Name ist Harry B. und deiner?“ Ich wusste es zwar inzwischen, wollte es aber aus ihrem Munde hören.

„Martina Strobeck, seit ich denken kann, werde ich Tina genannt!“ Sie reichte mir die Hand über den Tisch.

„Und wie ist es nun – neue Mitarbeiterin?“

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********mann Mann
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„Das kommt alles so überraschend für mich, du verstehst, ich möchte gern eine Nacht darüber schlafen“, sagte Martina und senkte die langen Wimpern über ihr Weinglas.

„Bitte, verstehe mich nicht falsch Harry, aber mir ist gerade, als hätte mich die S-Bahn überfahren!“

Ich war versucht, ihre Hand zu tätscheln, unterließ es dann aber.
Ich hatte ihr einiges zugemutet und ins Bett wollte ich auch noch mit ihr…

„Ich verstehe, dass du erst darüber nachdenken musst, kein Problem, du musst dich nicht heute entscheiden! Aber was spricht dagegen, einen netten Sonntag gemeinsam zu verleben, dann schaust du dir am Montag alles an und kannst dann immer noch entscheiden“, sagte ich stattdessen.

Ich winkte die Restaurantchefin herbei und verlangte „Check biin!“

„Okay“, ließ sich Tina vernehmen.

Wir tranken unsere Gläser aus, ich bezahlte die Rechnung und wir traten hinaus in die laue Sommernacht von Berlin.
Ich wusste, weiter vorn gab es noch eine Cocktail-Bar, zwar nicht die beste und angesagteste in der Hauptstadt, aber da wir gerade hier waren…

„Noch einen Absacker, Tina?“ Ich griff nun doch nach ihrer Hand und sie entzog sie mir nicht.

„Nein danke, noch ein Glas Alkohol und du musst mich nach Hause tragen!“

Das klang nicht beschwibst, eher beschwingt.

„Kein Problem – ist ja gleich um die Ecke!“ Mist – jetzt hatte ich mich verraten.

Tina blieb abrupt stehen. „Du weißt wo ich wohne?“

Ich konnte ihr schlecht sagen, dass ich Computer-Hacker und ehemalige Stasi-Auslands-Spione zu meinen Mitarbeitern zählte, nicht zu vergessen Rebekka von der Sayeret Matkal, einer Kommando-Einheit der IDF, der Israel Defense Forces.

„Weil du mich noch nicht so gut kennst, wolltest du in die vertraute Umgebung deines Kiezes, reine Intuition“, redete ich mich raus.

Martina reagierte völlig anders, als von mir erwartet.
Sie schlang die Arme um meinen Hals und da sie ebenso groß war wie ich, musste sie sich einmal auf die Zehenspitzen stellen, um mich zu küssen.

„Du bist ein bemerkenswerter Mann, Harry! Also gut, die blöde Frage ‚Gehen wir zu dir oder zu mir?‘ hat sich gerade erübrigt!“

„Und du bist eine bemerkenswerte Frau, Tina!“

Ihre Lippen, die mir immer etwas zu schmal erschienen waren, erblühten – wie ich es mir in meiner Fantasie vorgestellt hatte.
Ich musste nur aufpassen, dass nicht, wie in der Vergangenheit leider allzu oft geschehen, zu viele Emotionen ins Spiel kamen.

Zwei junge Männer gingen vorüber, pfiffen, grinsten und riefen uns zu: „Muss Liebe schön sein!“

Ich hatte in den Straßen von Berlin schon dümmere Kommentare gehört und Tina störte es auch nicht, dass mögliche Bekannte und Nachbarn sahen, wie sie einen wesentlich älteren Mann küsste.

Wir erreichten über eine Seitengasse die Hufelandstraße, in der sie wohnte.
Martina blieb noch einmal unter dem Lichtkegel einer Straßenlaterne stehen.

„So ganz wohl fühle ich mich nicht, bei dem was ich mache. Nenn‘ mich altmodisch – aber du bist doch glücklich verheiratet!“

Und das aus dem Mund einer Frau, die sich noch vor sechs Stunden nackt über das Gelände einer Baustelle jagen ließ…

„He, ich hab‘ dir doch schon gesagt, Betrug ist es erst, wenn wir es heimlich tun würden. Maria kennt meine ungewöhnlichen Mitarbeiter-Rekrutierungsmethoden…“

Ich küsste sie, um den aufkeimenden Protest zu ersticken. Martina verweilte nicht lange in der Umarmung.

„Verstehe ich das richtig: Du hast mit a l l e n Mitarbeiterinnen geschlafen? Auch mit dieser Schauspielerin, wie heißt sie doch gleich…?“

„Elena Peters-Moreno“, warf ich schnell ein. „Sie ist die Ausnahme, mit ihr nicht. Ich habe ihrer Mutter, die in Moskau lebt, versprochen, auf sie zu achten, sie ist fast so etwas wie eine Pflegetochter für mich. Du wirst sie übrigens Montag kennen lernen“, sagte ich leichthin, aber es war wohl kalkuliert.

Wenn sie Fan von Elena war, würde sie auf jeden Fall Montag in der Firma sein und bei uns anheuern – obwohl das Gehalt Anreiz genug sein sollte.

In jeder Mietskaserne gibt es eine Else Kling, wie einst in der Serie „Lindenstraße“, eine Frau, die alles weiß und sich in alles einmischt. So auch hier.

Eine Frau um die 60 in Kittelschürze hatte den Abtreter vor ihrer Wohnung beiseite geschoben und fegte da, wo augenscheinlich alles blitzblank war.

„Schönen guten Abend, Frau Müller!“ grüßte Martina freundlich.

Ich nickte ebenfalls freundlich, um meiner Rolle als selbsternannter Gentleman gerecht zu werden.

„Ach, guten Abend Frau Strobeck!“

Die Hausflur-Agentin tat so, als ob sie uns gerade eben erst bemerkt hätte.
Fast hätte ich erwartet, dass sie uns noch „Viel Spaß“ wünschte – aber das tat sie nicht.

Ich hatte nur wenig Zeit, mich in der riesigen Wohnung, rund 100 Quadratmeter, umzusehen.

Mir fielen zwei zugeklappte Laptops auf.
Dies und die Tatsache, dass die Miete in diesem sanierten Altbau in Friedrichshain das Niveau von Berlin-Neukölln um etliches überstieg, bestärkte mich darin, dass Martina dringend einen neuen Job brauchte.

Oder hatte sie noch andere Einnahmequellen, von denen ich nichts wusste, um sich diesen Luxus leisten zu können?

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********mann Mann
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Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
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********mann Mann
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Martina sprang auf.

„Klar, und ich habe dich gestern nur ran gelassen, um eine bessere Verhandlungsposition zu haben! Quatsch, Harry, natürlich nicht, du bist mir sympathisch, sonst wäre es nicht passiert, aber man muss in diesen Zeiten sehen, wo man bleibt!“

„Okay, akzeptiert!“ Ich entschwand ins Bad zum Duschen, Zähne putzen und Rasieren.

Dann kehrte ich in die Küche zurück, nur bekleidet mit meinen Boxershorts, während Martina keine Anstalten machte, sich anzukleiden.

„Leider habe ich nur Müsli da, bin auf Besuch nicht eingestellt. Aber ich kann uns ein paar Schrippen holen, wenn du möchtest!“

„So wie du bist? Das würde die Nachbarn im Kiez aber freuen, vor allem die männlichen“, lachte ich.

„Ach, einige haben mich schon so gesehen!“ Bald darauf sollte ich erfahren, was sie meinte.

Martina deckte auf dem Balkon einen kleinen Bistro-Tisch.
Die Häuser waren im Karree gebaut, der Balkon ging auf einen Hinterhof, der allerdings begrünt war, in den Birken zwitscherten die Vögel.
Es war hier ruhiger, als in der Kleinstadt, aus der ich kam, stellte ich verwundert fest.

Endlich kam ich zu meinem Kaffee – verschluckte mich aber beinahe daran.
Denn auf dem Nachbarbalkon goss Frau Müller die Blumen.
Ich war froh, wenigstens die Boxershorts übergestreift zu haben.

„Guten Morgen, Frau Strobeck, guten Morgen, junger Mann!“

„Guten Morgen“, murmelte ich, obwohl ich kein Freund ausschweifender morgendlicher Begrüßungsrituale war.
Ich stellte mir vor, wie die neugierige Nachbarin wohl in ihrer Jugend nackt ausgesehen haben mochte.
Frau Müller deutete mein Lächeln anders.

Martina war gerade in die Küche entschwunden, um das Müsli zu holen.

Frau Müller formte mit den Händen einen Trichter.
„Frau Strobeck hat nur selten Herren-Besuch und noch seltener so einen kultivierten Mann wie Sie!“ klärte sie mich auf.

Sie hätte sicher noch mehr gesagt, aber Martina kam mit den Müslischalen zurück, selbstredend immer noch im Eva-Kostüm.

„Du hast schon eine exhibitionistische Ader, oder?“ fragte ich.

Martina lachte nur. Auf einem etwas weiter entfernten Balkon sah ich einen Mann etwa in meinem Alter mit freiem Oberkörper und einem Fernglas.
Martina stand auf und winkte – der Mann winkte zurück.

Ich schüttelte den Kopf.

„He, das ist Siggi, der guckt nicht meinetwegen durch das Fernglas, sondern deinetwegen!“

Ich verstand die Welt nicht mehr, obwohl ich auch schon einiges erlebt hatte.

„Siggi ist schwul – wir sind gute Freunde!“

„Soll ich jetzt die Hose herunter ziehen, oder was?“

„Wenn du ihm eine Freude machen willst, nur zu!“ lachte Martina.

Ich vergewisserte mich, dass Frau Müller nicht mehr auf dem Balkon war, streifte die Boxershorts etwas herunter, drehte mich und wackelte mit dem Hintern.
Bevor andere Nachbarn auf die Idee kamen, die Polizei zu rufen, zog ich die Unterhose hastig wieder hoch und setzte mich.
Ich nippte am meinem Kaffee, als wäre nichts geschehen.

Martina reckte den Daumen ihrer rechten Hand nach oben.

„Das war gar nichts, Tina! Während meines Sklaven-Praktikums auf einer Insel in Thailand musste ich einen Transvestiten bumsen und dem Sklaven-Trainer einen blasen!“

Martina ließ den Kaffeelöffel scheppernd auf die Untertasse fallen. „Wow!“

„Keine Sorge, du musst keine Sklavinnen-Ausbildung machen, du bekommst gleich eine Führungsposition!“
Ich löffelte mein Müsli, obwohl es nicht meine morgendliche Leibspeise war.

Endlich bequemte sich auch Martina, in Unterwäsche, Hot Pants und T-Shirt zu schlüpfen.

„Gehen wir auch schwimmen, Harry? Muss ich meinen Bikini mit nehmen?“

Frauen können mit Fragen ganz schön nerven.

„Ja, gehen wir. Nein, musst du nicht! Du siehst übrigens ungemein sexy aus in den Hot Pants!“

Frauen Komplimente zu machen, ist wie Topfschlagen im Minenfeld.
Ein paar Millimeter daneben – und alles fliegt einem um die Ohren.

Tina drehte sich wie vor einem imaginären Spiegel.
„Meinst du? Ich finde meinen Hintern etwas zu flach. Ich hätte gerne so einen weiblichen Po wie – Maria!“

„Können wir?“ fragte ich ungeduldig.

Frau Müller und Siggi hatten es sicher längst registriert:
Unten wartete Karsten mit dem schwarzen Mercedes.
Wegen der getönten Scheiben konnten sie aber nicht erkennen, wer im Fond saß.

„Und, darf ich gratulieren?“ fragte Maria, an Martina gerichtet. „Guten Morgen, Schatz!“

Sie hielt mir die linke Wange hin zum Begrüßungskuss.

„Ja, ich steige bei euch ein“, sagte Tina und schwang sich auf den Rücksitz zu Maria.

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In Weißensee mietete ich ein Ruderboot und skullte die Damen im Schweiße meines Angesichts über den See, immer darauf bedacht, nicht auf Kollisionskurs mit anderen Booten zu geraten.
Denn bei diesem Sommerwetter waren noch andere Berliner auf die Idee gekommen, auf dem Weißen See Kapitän zu spielen.

„Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein, und dann nüscht wie raus nach Wannsee“, schmetterte Karsten am Steuer des Mercedes einen uralten Schlager aus den 1950er Jahren.

Badehosen brauchten wir nicht – wie steuerten zielgerichtet den FKK-Strand, den es hier auch gab, an.
Maria und Martina mussten ihre schönen Körper nicht unter Badeanzügen verstecken.

Nach dem erfrischenden Bad spendierte ich jedem ein Eis und Maria und Tina spielten Federball. Die Schläger hatte Maria mitgebracht.

Ich ließ die Blicke schweifen und mich faszinierten bald vier andere junge Frauen, die Beachvolleyball spielten.
Das brachte mich auf die Idee, unsere Amazonen gegen das Siegerteam antreten zu lassen.
Die ließen sich nicht lange bitten.

Dies weckte das Interesse mehrerer Männer unterschiedlichsten Alters und ein Berliner, die für ihre große Klappe berühmt sind, bemerkte:
„Acht hüpfende und ein fliegender Ball – wie geil ist das denn?“

Bei mir regte sich nicht nur der kleine Harry, sondern auch der Geschäftssinn erwachte.

„Würdet ihr auch Eintritt bezahlen, wenn wir ein Nackt-Beachvolleyball-Turnier groß aufziehen?“ fragte ich in die Runde sabbernder Männer.

„Aber klar, Männeken!“ Der junge Mann schlug mir auf die Schulter, so dass ich zusammen zuckte.

Unterdessen brachte Maria präzise Zuspiele auf die am Netz auftrumpfende Martina.

Unsere Mädels machten Punkt um Punkt und die beiden anderen jungen Frauen, die wirklich auch nicht schlecht spielten, resignierten bald.
Wenn ich auch noch Joanna dazu nehmen würde, dann hätten wir ein nahezu unschlagbares Team – zumindest im Amateurbereich…

Als Martina mit einem Schmetterball den entscheidenden letzten Punkt gemacht hatte, rief ich sie zu mir.

„Erste Aufgabe an dich als Eventmanagerin: Organisiere ein Beachvolleyball-Turnier, wenn es geht, etwas zentraler an der Spree, am besten schon am nächsten Wochenende!“

„He, ich hab‘ doch noch gar keinen Arbeitsvertrag!“ lachte sie mich an.

Martina rannte ins Wasser, um sich abzukühlen, während sich Maria neben mich auf die Decke setzte und an einer Wasserflasche nuckelte.

„Sie gefällt dir, hm?“

„Nur Dom-Sub-Verhältnis und künftige leitende Angestellte, der ich einiges zutraue“, sagte ich meinen vorgefertigten Spruch auf – meinte es aber diesmal ernst, zumindest Letzteres.

Ich nahm Maria in den Arm, sie verschloss die Wasserflasche, damit sie nicht auslief und schmiegte sich eng an mich.

„He, ich habe sie für uns rekrutiert, hatte nebenher auch ein bisschen Spaß mit ihr…“

„Aber bei den anderen bist du nie bis zum nächsten Vormittag geblieben…“

Dass, was sie noch sagen wollte, ließ sie im Raum stehen.
Dann erinnerte sich Maria daran, dass sie nicht nur eifersüchtige Ehefrau, sondern auch Sub war, der Kritik an ihrem Herrn nicht zustand.

„Wenn du sagst, da ist nichts, vertraue ich dir, Harry!“

Maria musste sich in diesem Falle wirklich keine Sorgen machen, sie wirkte im Vergleich zur athletischen Martina viel weiblicher, war zumindest in meinen Augen die eindeutig schönere Frau.
Dazu kam, dass Martina zwar völlig normal wirkte, aber ziemlich abgedreht war – wie die leichtsinnige Striptease-Schnitzeljagd und einige Erlebnisse in ihrem Kiez mir bewiesen hatten.

Nach dem ich auch noch einmal im Wasser gewesen war, während sich Maria mit einer Dusche begnügte, zogen wir uns an und ich überstimmte die Frauen, in dem ich, ganz Dom, einfach das Segelschiff Klipper für das Abendessen festlegte.

Martina hatte zwar andere Ideen, fügte sich aber ihrem künftigen Chef.

Das Segelschiff Klipper ist ein ehemaliges holländisches Versorgungsschiff aus dem Jahr 1890 und ist fest vertäut zwischen Treptower Park und Plänterwald am Ufer der Spree.

Da wir nicht mit der S-Bahn, sondern dem Auto anreisten, hatten wir nur einen kurzen Fußmarsch bis auf die Planken des Schiffes.

Nach den Aktivitäten des Tages labten wir uns an Fischspezialitäten und Weißwein bis die Sonne im Westen unterging.

Warum nur blieb mir dieses Sommer-Wochenende in Berlin in so besonderer Erinnerung?

Es waren die letzten unbeschwerten Stunden.
Danach begann etwas, was uns in einen Strudel zog, dem wir nicht mehr entkommen konnten…

Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich nach einem hastigen Frühstück mit einem flüchtigen Kuss von Maria, nicht ahnend, dass dieser der letzte war…

Im fernen Dresden hatte ein anderer Staatsanwalt den Fall „Larissa“ an sich gezogen, Revision gegen die erstinstanzliche Entscheidung einer Bewährungsstrafe eingelegt und nun beschäftigte sich das sächsische Oberlandesgericht damit.

Unser Firmenanwalt, immer noch Dr. Lutz Richter, hatte mich darüber gerade am Handy informiert.

Ich hatte ohnehin schlechte Laune, denn eine Vorstandssitzung stand an.

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********mann Mann
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Ich konnte schon die sauertöpfische Miene von Carina vor mir sehen.
So lange wir rote Zahlen schrieben und von Sorgen geplagt waren, hatte sie mich immer wieder aufgerichtet, hatte mir als Sub gedient, in die Firma investiert, war einst eine sichere Stütze.

Diese Frau war ein Paradoxon: Seit der Laden lief, war sie unausstehlich geworden, hatte an allem etwas herum zu meckern.
Äußerer Ausdruck ihres Widerspruchsgeistes war, dass sie sich die Haare hatte abschneiden lassen – wohl wissend, dass ich Kurzhaarfrisuren bei Frauen nicht sexy fand – Ausnahmen bestätigten die Regel.

Die Aussicht, heute Martina und vor allem unserem Star Elena wieder zu begegnen, konnte meine Laune nur für Minuten heben.
Denn ich hatte gleich zum Wochen- und Tagesstart einen unangenehmen Termin.

Ich litt unter einem chronischen Mangel an geeignetem Security-Personal.
Das Problem war aufgetaucht, nach dem Daniel Cohen nach Israel zurück gekehrt war und Aleana nach ihrer Entführung zwar körperlich wieder hergestellt aber traumatisiert war.

Um sie kümmerte sich ihr Geliebter Markus, den ich dringend hier in Berlin gebraucht hätte.

So mussten Wolfgang, Rebekka und Karsten, den Markus mir empfohlen hatte, Überstunden schieben.

Ich war auf die grandiose Idee gekommen, mich in der Berliner Türsteherszene umzuschauen.
Die wurde zum Teil von Türken beherrscht und ich hatte unter anderem Tayfun Barak eingestellt.

Nicht die betroffene Angestellte Anne hatte sich beschwert, sondern Karsten, dem dies aber auch nur zugetragen worden war.

Tayfun Barak erwartete mich bereits, hatte die Daumen in die Taschen seiner Jeans verhakt.

„Was geht, Chef?“ fragte er mit Unschuldsmiene, aber ihm war sehr wohl klar, dass ich ihn nicht wegen einer Gehaltserhöhung in mein Büro bestellt hatte, dazu noch am Montagmorgen um 9:00 Uhr.

Ich fläzte mich in meinen Sessel und ließ erst mal den Computer hoch fahren.
Ich bot Tayfun keinen Platz an, er setzte sich trotzdem und wippte mit den Füßen.

„Alles nur ein Missverständnis, Chef! Dieser Chauffeur-Fuzzi hat mich nur angeschwärzt, weil er selbst nicht mit ran durfte, der Karate-Heini!“

Was hatte mich nur geritten, den einzustellen? Aber wir hatten nun mal die Firmenzentrale nach Berlin verlegt und mussten mit dieser Multi-Kulti-Metropole zurecht kommen…

„Ist es richtig, Tayfun, dass du deine Kumpels aus Neukölln zu einem Gang-Bang eingeladen hast und als alle da waren, du ihnen nur ein Mädchen präsentiert hast? Mann, die Anne ist erst Neunzehn und du hast sie in dem Glauben gelassen, alles wäre mit mir abgestimmt!“

Als gut ausgebildete Sklavin hatte sie natürlich alles mit sich machen lassen.
So viel Fantasie hatte ich, um mir vorzustellen, wie sie fünf Türken gleichzeitig „bediente“ mittels ihrer Körperöffnungen und der Hände.

„Sie hat das alles freiwillig gemacht, Chef!“ Tayfun war etwas kleinlauter geworden, wirkte aber für meinen Geschmack immer noch eine Spur zu aufsässig.

Ich stemmte mich an der Schreibtischkante hoch und fixierte den umtriebigen Mitarbeiter mit strengem Blick.

„Als was bist du eingestellt, Tayfun?“

„Security, Mann..äh, Chef!“

„Genau! Und als solcher hast du die Mädels zu begleiten und zu beschützen, Gefahren im Vorfeld einzuschätzen, uns persönlich nicht bekannte Kunden genau unter die Lupe zu nehmen! Dies alles wurde dir im Einstellungsgespräch gesagt!“ Ich machte eine Pause.

Tayfun ließ den Kopf hängen, spielte mir aber vielleicht auch nur Theater vor.

„Sorry, Chef, kommt nicht wieder vor!“ krächzte er.

Ich hatte nicht übel Lust, ihm noch ein paar Sachen mehr an den Kopf zu werfen, zum Beispiel, dass er und seine Kumpels sich an einem Mädchen vergingen, das nicht von hier stammte, aber Deutsche war, weil er und die anderen bei den jungen Frauen türkischer Nationalität nicht ran durften – die wurden von den Familienclans argwöhnisch bis zur Hochzeit überwacht.

Es kam auch heute noch gelegentlich vor, dass eine junge Frau, die in Deutschland aufgewachsen und zur Schule gegangen war, an einen ihr unbekannten Mann in der Türkei verschachert wurde.

Ich sagte dies aber nicht laut, da ich keine Lust hatte, mich mit der größten türkischen Gemeinde nördlich von Istanbul anzulegen.
Sie beherrschten Teile des Wirtschaftslebens in Berlin.

Ich wusste nicht, ob mein Mitarbeiter, den ich eigentlich fristlos kündigen musste, darauf spekulierte.
Er hatte zu dem die Türsteher-Szene hinter sich.

„Ich lasse Gnade vor Recht ergehen, Tayfun, und erwarte dafür uneingeschränkte Loyalität: Abmahnung, im Wiederholungsfall Entlassung! Du entschuldigst dich bei Anne persönlich und wirst ihr bei der Gelegenheit einen Umschlag mit einem Monatsgehalt überreichen. Desweiteren lege ich fest, dass du Anne nicht mehr zu den Einsätzen begleiten wirst! Du kannst jetzt gehen!“

Ich setzte mich wieder und tat so, als müsse ich Unterlagen für die nächste Besprechung sortieren.

„Ey, Chef, 2000 Glocken! Mann, ey, das ist heftig!“

Er war erregt aufgesprungen, registrierte dann aber mit seiner langen Leitung, dass ich ihn nicht fristlos entlassen hatte.

„Okay, Chef, danke, dass ich bleiben darf! Würdest du auch meinen Cousin Semir Öztürk…“

„Raus hier!“ brüllte ich.

Das war ein Kompromiss, geschuldet der Tatsache, dass diese Nation in einigen Stadtbezirken das Sagen hatte…

Der nächste Tagesordnungspunkt war nicht viel angenehmer, zumindest stimmten die Umsatzzahlen.

Da Angelika schon lange ausgestiegen war und Maria das Handtuch geworfen hatte, musste ich einen neuen Controller einstellen.

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********mann Mann
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Der kam frisch von der Uni und war voller Tatendrang.
Diesen Lukas Bergner, der zu dem auch noch gut aussah, aber mit seiner Brille etwas ungelenk und schüchtern wirkte, hatte ich auch im Verdacht, immer mal wieder eine unserer Angestellten zu sich ins Bett zu holen.

Aber der machte das so geschickt – man konnte ihm nichts nachweisen, es sei denn, ich ließ meine Experten in seiner Wohnung Überwachungstechnik installieren.
Vorerst sah ich dazu keinen Anlass. Einen Boten mit froher Kunde will man nicht hinrichten…

Ich schritt mit meiner Mappe unter dem Arm am Konferenztisch vorbei und begrüßte alle Vorstandsmitglieder einzeln.

„Hallo, Marga, wie läuft’s in Dresden?“

Marga von Steineck, die Grande Dame in der Runde, hob ihre rechte Hand und ich deutete einen Handkuss an.

„Bestens, mein Lieber! Ich könnte noch mehr Mädels gebrauchen!“

Ursprünglich gehörte Gerhard Rudolph nicht zum Vorstand, aber ich hatte ihn als Leiter des Hotels und der Ausbildungsstätte für Sklaven in Süd-Brandenburg hinzu berufen.
Ich reichte ihm kurz die Hand.

„Wie viele Erstsemester, Gerhard?“

„Zwölf!“ Ich klopfte ihm auf die Schulter.

„Prima, Gerhard!“ Meine Laune besserte sich mit jedem Schritt.

Die nächste Dame begrüßte ich mit einem zärtlichen Wangenkuss und sie lächelte mich aus grau-blauen Augen an, die grünen Sprenkel leuchteten.
Emily hatte mir eine Tochter geschenkt und sie nach der Frau des nächsten britischen Kronprinzen Kate genannt.
Nach dem Mutterschaftsurlaub nahm sie wieder regelmäßig an den Konferenzen teil.

„Wie geht‘s unserem Baby?“

„Gut, die Nanny fährt sie spazieren!“

Emily war das genaue Gegenteil von Carina: Seitdem sie Mutter war, hatten wir ein völlig entspanntes Verhältnis, was auch nicht dadurch getrübt wurde, dass ich mit Maria verheiratet war.
Wir waren glückliche Eltern, aber kein Paar.

„Lukas? Du bist als Erster mit der Präsentation dran!“

Ich klopfte dem jungen Mann auf die Schulter, der gleich aufspringen wollte, aber ich hielt ihn zurück, denn ich war noch nicht durch.

Carina funkelte mich aus ihren dunkelbraunen Augen an.
Ich hätte am liebsten den Friseur erwürgt, der ihr diesen Haarschnitt verpasst hatte.

Ich berührte sie nur kurz am Unterarm und dachte an die vergangenen Momente der Zweisamkeit, die es so nie mehr geben würde.
Zum Glück war ihre Tante, Marga von Steineck, längst darüber hinweg, dass wir kein Ehepaar geworden waren.

„He, Carina, die Mitarbeiter in deiner Bank machen ein glücklicheres Gesicht als du!“

Carina zwang sich zu einem angestrengten Lächeln und knurrte mir ein „Guten Morgen!“ entgegen.

Ich war ein wenig stolz darauf, die Gleichberechtigung wieder hergestellt und drei Männer in der Runde zu haben.
Das war nicht immer so gewesen.

Die graue Eminenz der Sicherheit, Wolfgang Lehmann, wurde als Letzter von mir mit einem freundschaftlichen Händedruck begrüßt.

Der war wegen seines Misstrauens und seiner Vergangenheit nicht bei allen Anwesenden beliebt.
Nach der Entführung von Aleana hatte er sogar seinen Rücktritt angeboten.

Ehemaliger Top-Spion der Staatssicherheit der DDR, HVA, Hauptverwaltung Aufklärung, unter der Leitung des legendären Markus Wolf.
Allerdings hatte die CIA es 1988 geschafft, Wolfgang Lehmann in Beirut zum Doppel-Agenten zu machen.
Aber all dies war lange, sehr lange her...

Ich konnte und wollte auf die Dienste eines so erfahrenen Mannes nicht verzichten, auch wenn mir in der Vergangenheit einige Eigenmächtigkeiten bitter aufgestoßen waren.

Ich blätterte in meinen Papieren, blickte Lukas aufmunternd an.

Der schritt sofort zur Tat und bald darauf flimmerten die Bilder seiner Präsentation auf der Leinwand.
Wie immer hatte Lukas eine bunte Power-Point-Präsentation parat, die allen, die nicht Betriebswirtschaft studiert hatten, also auch mir, die trockenen Zahlen in Diagrammen veranschaulichten.

Egal, ob Dresden-Loschwitz, das Schloss in der Niederlausitz oder hier in Berlin – überall lief es glänzend.
Unsere Werbespots im Internet hatten inzwischen mindestens sechsstellige Klickzahlen, manchmal auch mehr, was an dem Trick lag, unseren Star Elena im Internet erscheinen zu lassen, auch wenn sie gerade unterwegs war.

Toby hatte es durch eine Technologie, die er „Morphing“ nannte, möglich gemacht.
Es musste nur eine Sprecherin da sein, die Elena in Größe, Statur und Gesichtsform ähnelte – alles andere wurde am Computer erledigt.

Lukas machte Vorschläge, die Bilanz noch weiter zu verbessern, aber ich hörte nicht mehr richtig zu.
Draußen klopfte es an der Tür – meine Überraschung für den heutigen Tag!

„Herein!“ brüllte ich über den Konferenztisch hinweg, damit es auch draußen verstanden wurde.

Martina schritt herein, gekleidet in ein graues Business-Kostüm und weißer Bluse.
Sie grüßte freundlich in die Runde.

Die gewiss nicht unansehnlichen Damen gleichen Alters, Carina und Emily zogen die Augenbrauen hoch und mochten denken:
Wen hat der Harry da wieder aufgerissen?

Ich erhob mich und begrüßte Martina mit Wangenküsschen.

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********mann Mann
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„Darf ich vorstellen? Martina Strobeck, ab heute Event-Managerin. Wir entscheiden darüber, ob sie einen Sitz im Vorstand bekommt!“

„Qualifikation?“ knurrte wie erwartet Carina. Früher einmal hatte Emily diesen Part inne gehabt.

„Psychologie und Erlebnispädagogik, abgeschlossenes Studium und langjährige Praxis“, sagte ich, bevor Martina den Mund auf machen konnte.

„Ich habe ihre Fähigkeiten in einem Feldversuch am Samstag getestet“, fügte ich hinzu und Carina und Emily warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
Sie ahnten, was dies bedeutete:
Harry war mit der im Bett gewesen, und da sie im Bett gut war, bekam sie den Job.

Die Herren in der Runde waren von der groß gewachsenen, sportlich wirkenden Dame mit der sexy Ausstrahlung ohnehin angetan und verschlangen sie mit Blicken.

So musste ich mir bei der Abstimmung keine Sorgen machen…

“Wer ist dafür?“

Lukas, Gerhard und Wolfgang meldeten sich sofort, die Damen schlossen sich zögerlich an.

„Okay, einstimmig angenommen! Willkommen im Team, Martina! Stelle dich bitte den anderen vor und erläutere deine Ideen und Projekte, die unsere Firma voran bringen!“

Martina begann selbstbewusst, ihren Werdegang zu erläutern, erwähnte auch, dass sie zuletzt mit behinderten Kindern gearbeitet habe, sich aber gern der neuen Herausforderung stelle.

Carina und Emily tuschelten angeregt miteinander, Martina war kurz irritiert, aber ich lächelte sie aufmunternd an.

Sie sprach über das geplante erotische Beach-Volleyball-Turnier, was zwar ursprünglich meine Idee gewesen war, aber ich ließ es ihr durch gehen, dass sie es als ihren Gedankenblitz verkaufte – und das machte sie gut.

Weiterhin wäre noch eine Sklavenjagd geplant, für die sich ein reicher Mann aus Oman interessieren würde und sie würde auch dieses Event zur Zufriedenheit aller organisieren.

„Danke, Martina!“ Aber ich hatte noch einen Trumpf im Ärmel.

Diesmal ging die Tür zum Konferenzraum auf, ohne das jemand zuvor zaghaft angeklopft hatte.

Unser internationaler Star Elena schwebte in den Raum.
Sie bedachte alle mit einem unwiderstehlichen Lächeln aus Augen, die jeden Mann vergessen ließen, dass es noch andere Frauen auf diesem Planeten gab.

Ich hatte es einst geahnt, als sie an der Tür vor dem ehemaligen Anwesen von Carina am Senftenberger See stand. Diese Frau hat eine Ausstrahlung, der sich keiner entziehen kann.


Mich wunderte allerdings immer noch der Erfolg in den USA, obwohl die prüden Amis wussten, welchen Background die junge Frau hatte.

Es lag daran, dass sie aussah wie eine Latina, weshalb sie bei Millionen teils illegal eingewanderter Mexikaner in den USA beliebt war.
Andererseits sah sie europäisch genug aus, um auch den konservativen Weißen im Osten und Süden der Vereinigten Staaten zu gefallen.

Sie war unser Gegenentwurf zu den deutschen „Fräulein-Wunder“ made in Germany namens Claudia Schiffer und Heidi Klum – und es hatte funktioniert!

Elena hatte zudem den Deutschen Filmpreis gewonnen und einen Golden Globe, war für den Film „Tödliche Leidenschaft“ für den Neben-Rollen-Oskar nominiert.
Im Internet warb sie immer noch für unsere Firma, obwohl am Mikrofon die Rumänin Cristina saß – die Technik machte es möglich.

„Hallo“, hauchte Elena. Sie war bisher trotz des Erfolges nicht abgehoben – hoffentlich blieb es so.

Elena erläuterte kurz ihre neuen Film-Projekte und bekräftigte noch einmal, nicht zu vergessen, wem sie das alles zu verdanken habe.
Dabei lächelte sie mich an.

Dieser Tag war gerettet – dank Elena!

Ich umarmte sie – denn sie war für mich immer noch so etwas wie eine Pflegetochter – ihre Mutter lebte inzwischen in Moskau.

Ich löste die Vorstandssitzung auf, nahm Elena bei der Hand und steuerte zielsicher das Kabuff von unserem Nerd Toby an.

Dort sah es wie immer aus – wie auf einer Müllhalde.
Neben seinen Computern Berge von Schoko-Riegel-Verpackungen und leeren Cola-Flaschen.
Dabei blieb der Mann beneidenswert schlank…

„Hey, der Hollywood-Star persönlich! Welch Glanz in meiner Hütte!“ Toby sprang tatsächlich auf und verbeugte sich.

„Wenn du schon mal da bist Elena, ein paar Aufnahmen vor dem Green Screen – erspart mir eine Menge Arbeit!“

„Warum nicht?“ Dieses Lächeln brachte inzwischen Männer rund um den Globus um den Verstand –Toby und ich bildeten da keine Ausnahme.

Toby führte uns in ein Studio mit einer grünen Wand und richtete die Kamera ein.

Ich ließ die beiden allein, um in mein Büro zu eilen.

Dort hatte jemand die Jalousien herunter gelassen, um die Berliner Sommersonne auszusperren.

Im Halbdunkel erkannte ich zunächst nichts, bis mir auffiel, das jemand meinen Sessel am Schreibtisch okkupiert hatte.

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********mann Mann
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Meine Augen benötigten einige Zeit, um zu realisieren, wer da meinen Platz eingenommen hatte.
Auf die Idee, den Lichtschalter zu betätigen, kam ich nicht.

„Sdrawstwuitje, Dimitri Sergejewitsch Piatow“, murmelte ich, nach dem ich mich gesammelt hatte.

„Sie müssen sich irren, Harry Walterowitsch. Ich bin Sergej Andrejewitsch Ustjugow, kasachischer Staatsbürger – möchten Sie meinen Pass sehen?“

Ich verzichtete darauf. Ein ehemaliger KGB-Mann hatte vielfältige Möglichkeiten das von der EU verhängte Einreiseverbot für dreißig Vertraute von Präsident Putin wegen der Ukraine-Krise auszuhebeln.

„Lassen wir die Spielereien, Dimitri Sergejewitsch, was führt dich zu mir?“

Ich nahm auf dem Stuhl Platz, auf dem Stunden zuvor der Türke Tayfun gesessen hatte.

Piatow wedelte mit einem Umschlag. Zunächst konnte ich mir keinen Reim darauf machen.

„Ich hätte Maria selbst gern verabschiedet – aber sie war schon weg. Herzzerreizend, dieser Abschiedsbrief, Harry Walterowitsch, fast wären mir die Tränen gekommen!“

Ich riss ihm den Umschlag aus der Hand und öffnete ihn.
Meine Augen wurden immer größer.

„Lieber Harry, leider ist etwas Schreckliches passiert! Mein Vater wurde in der Nähe von Almaty Opfer eines Verkehrsunfalles. Ich muss jetzt meiner Mutter und meiner Schwester beistehen, komme nach den Trauerfeierlichkeiten zurück. Verzeih mir, dass ich mich nicht verabschiedet habe. Ich liebe Dich! Deine Maria!“

Ich ließ den Brief sinken und schüttelte den Kopf.
Sie hätte anrufen oder mich aus der Vorstandssitzung holen können – stattdessen dieser kurze Brief…

Und vor allem: Wie war sie an der Bundespolizei bei der Passkontrolle am Flughafen Tegel vorbei gekommen?
Sie durfte wegen der Wiederaufnahme des Verfahrens gegen sie gar nicht das Land verlassen!

In mir keimte ein Verdacht…

„Dimitri Sergejewitsch! Von wem hat sie den gefälschten Pass?“

Der Russe druckste auch nicht lange herum. Nur wenige hatten die Macht und die Möglichkeiten, so etwas auf die Schnelle zu organisieren.

„Ich habe der Familie schon einmal geholfen, als ich den Kredit umschuldete. Heute habe ich Maria geholfen, obwohl sie auf Larissa geschossen hat, was mir eine Menge Scherereien brachte…“

Dimitri Sergewitsch Piatow machte eine Pause.
Wie ich ihn kannte, hatte er noch mehr Informationen.

„Du solltest auch wissen, Harry Walterowitsch, dass sich Heinrich Herrmann, Maria’s Vater, mit kriminellen Usbeken und Tadschiken angelegt hat…“

Ich musste nicht lange darüber nachdenken, was zwischen den Worten steckte.

„Willst du damit andeuten, dass es womöglich gar kein Unfall war, jemand nachgeholfen haben könnte? Diese Usbeken oder gar Kolja Pawlow?“

Kolja Pawlow war der Bruder der verstorbenen Larissa und hatte damals in Dresden auf Maria geschossen, sie aber zum Glück nur leicht verletzt.

„Nein, nicht der Pawlow-Clan, die sind nur an Maria interessiert!“ sagte Piatow.

Plötzlich lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
Ich griff nach dem Handy und rief meinen Sicherheitschef herbei.

Es dauerte auch nur zwei Minuten, dann gesellte sich Wolfgang Lehmann zu uns.
Die Begrüßung mit Piatow fiel kühl aus, denn die CIA hatte Wolfgang einst „umgedreht“, was der Ex-KGB-Mann ihm heute noch übel nahm.

„Was kann ich für dich tun, Harry?“ schnaufte Wolfgang und suchte sich eine freie Sitzgelegenheit.

Ich setzte ihn kurz in Kenntnis und fragte ihn, ob er einen Mann bei der Hand hätte, der heute noch als Personenschützer für Maria nach Kasachstan fliegen könnte.

Am besten jemand, der sich dort auskannte und Russisch sprach.
Die Wahrscheinlichkeit, sofort einen geeigneten Mann los zu schicken, war in meinen Augen allerdings nicht besonders groß.

„Ich habe tatsächlich jemand, der mir noch einen Gefallen schuldet!“

Bei Wolfgang Lehmann wunderte mich inzwischen gar nichts mehr.
Er griff zum Handy, sprach kurz mit jemanden und sagte dann: „Frank ist in einer halben Stunde hier!“

Ich fragte erst gar nicht nach, wer dieser „Frank“ war, ich hoffte nur, dass ich ihm genug vertrauen konnte, immerhin ging es um das Leben meiner Frau.

Es stellte sich heraus, dass Dimitri Sergejewitsch Piatow, der offiziell gar nicht hier war – was, wenn es heraus kam, auch meiner Firma zum Schaden gereichen konnte – noch ein weiteres Anliegen hatte.

Der war nicht nur in Berlin, um meiner Maria durch einen Boten einen gefälschten Pass überbringen zu lassen, sondern aus einem ganz anderen Grund.

„Ich würde mir gern von Zeit zu Zeit ein paar gut ausgebildete junge Damen von dir ausleihen, Harry Walterowitsch!“ ließ er die Katze aus dem Sack, was den eigentlichen Grund seines Besuches betraf.

Ich schüttelte sofort den Kopf und machte eine abwehrende Handbewegung, was Piatow nicht daran hinderte, weitere Argumente vorzubringen.

„Wir gründen eine neue Firma, ihr tretet dabei gar nicht in Erscheinung!“

„Und was sollen die Mädels tun, vor allem mit wem und warum?“

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„Na, das was sie immer machen, ein paar Herren für exklusive Spiele zur Verfügung stehen“, lachte Piatow.

Wolfgang und ich konnten darüber nicht lachen.

„Wenn ich mich nicht irre, kontrollieren Landsleute von dir die Prostitution in dieser Stadt – und da wendest du dich ausgerechnet an mich? Warum?“ wollte ich verständlicherweise wissen.

„Zwangsprostituierte aus der Ukraine oder anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. Die würden das nur widerwillig machen und sind nicht so gut ausgebildet wie deine Mitarbeiterinnen!“

Dieser russische Fuchs hatte auf alles eine Antwort.
Aber diesmal würde ich es ihm nicht so leicht machen, auch wenn er schon einmal gedroht hatte, den Laden zu übernehmen.

Ich erinnerte mich auch daran, dass er Maria bei mir nur platziert hatte, um Umsatzzahlen zu bekommen und bei einem eventuellen Börsengang Anteile zu erwerben.
Maria hatte ihm auch brav die Zahlen geliefert, unter meiner Aufsicht, und zwar viel niedrigere, als sie unser Controller Lukas Bergner in den Vorstandssitzungen präsentierte.
Wir hatten gehofft, dass Piatow langsam das Interesse verlor – aber ich hatte mich geirrt.

Wenn er mit falschen Dokumenten persönlich hier erschien, musste etwas Größeres dahinter stecken.
Ich hatte nur keine Idee, was es sein könnte…

Ich wurde in meinen Gedankengängen unterbrochen, weil es an der Tür klopfte. Ich rief „Herein!“

Meine neue Sekretärin, die blondgelockte Carmen, öffnete die Tür.
Eine der wenigen Frauen in meinem Dunstkreis, mit der ich noch nicht im Bett gewesen war.

„Entschuldigung, Herr B., dass ich die Besprechung störe. Aber draußen steht ein Mann“, sie rümpfte das Stupsnäschen, „der behauptet, Herr Lehmann habe ihn herbestellt!“

„Immer herein mit ihm!“ rief Wolfgang an meiner Stelle.

Gleich darauf wurde mir auch klar, warum Carmen die Nase gerümpft hatte.
Dieser Frank Burkhardt trug einen fleckigen Sommermantel, die Haare waren strähnig und seit Tagen nicht gewaschen worden – insgesamt eine ungepflegte Erscheinung.

Ich hatte nicht übel Lust, den gleich wieder weg zu schicken.
Dem sollte ich die Sicherheit meiner geliebten Maria anvertrauen?

Ich erlebte gleich die nächste Überraschung.

Piatow sprang auf und umarmte den Mann, dessen Wasserrechnung wahrscheinlich recht niedrig war.

„Iwan Petrow! Du hast uns damals alle unter den Tisch gesoffen, und das will was heißen! Wie geht es dir, starii drug?“

Dann wurde Piatow schlagartig klar, dass dieser angebliche Iwan in Berlin leben musste, sonst wäre er nicht so schnell hier gewesen.

„Iwan – Frank? Ihr habt damals Freunde ausspioniert?“

Es war das erste Mal, dass ich Piatow fassungslos erlebte.
Und ich konnte nicht behaupten, dass ich keine Schadenfreude dabei empfand.

„Tja, das Ausspionieren von Freunden ist keine Erfindung der NSA“, sagte Wolfgang und konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen.

„Wir hatten eben nicht nur einen Top-Spion!“

Wolfgang spielte dabei auf die „Affäre Guillaume“ an.
Kanzler Willy Brandt musste zurück treten, weil sein persönlicher Referent als Stasi-Spitzel enttarnt worden war.

„Und wir haben deine Aussprache des Russischen immer darauf geschoben, dass du angeblich aus Karelien stammtest!“

Piatow schlug sich die flache Hand vor den Kopf.

„Wir wollten eben wissen, was der Kreml-Chef und der KGB so plant. Euren Einmarschtermin in Afghanistan haben wir dank Frank drei Wochen vorher gewusst“, verteidigte sich Wolfgang.

Ich orderte bei Carmen Kaffee und setzte Frank Burkhardt in Kenntnis, fragte ihn, ob er nach einer Dusche bereit wäre, kurzfristig mit großzügigem Spesenkonto versehen, für mich nach Kasachstan zu fliegen.

Es ginge um den Personenschutz von Maria Herrmann und um diskrete Ermittlungen, ob Heinrich Herrmann Opfer eines Unfalls oder Mordanschlages war.

Eigentlich hätte ich selbst dahin fliegen müssen, um Maria beizustehen, wollte aber die expandierende Firma nicht Carina, die sich negativ verändert hatte, und den anderen Vorstandsmitgliedern überlassen.

Sollte ich wirklich das Schicksal von Maria in die ungewaschenen Hände eines Mannes legen, der jetzt über 60 sein musste und den ich gar nicht kannte?
Wolfgang sah die Zweifel in meinen Augen, obwohl das Angebot nun schon auf dem Tisch lag.

„Du kannst Frank vertrauen, Harry! Seine äußere Erscheinung ist nur Tarnung, der ist wandlungsfähig wie ein Chamäleon. Glaub mir, am Flughafen würdest du an ihm vorbei laufen, obwohl du seit heute weißt wie er aussieht!“

Ich war immer noch nicht hundertprozentig überzeugt, aber Frank Burkhardt sagte:

„Okay, ich mach’s!“

Ich rief umgehend Carmen an, sie solle nach einem geeigneten Flug suchen und diesen nicht für mich, sondern für – ja, für wen eigentlich – buchen…

„Reist du unter deinem richtigen Namen, Frank?“

Diese Frage bei diesen ehemaligen Geheimdienstleuten immer mal wieder berechtigt, denn Piatow war ja auch als Ustjugow hier.

Burkhardt nickte nur und grinste.

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„Tss, tss! Meine Firma ist für ihre Diskretion bekannt und die wird auch gewahrt! Ich will überhaupt nichts von dir und du kannst die Löschung der Aufzeichnungen jetzt gleich überwachen, wenn du willst. Ich war einfach nur neugierig…“

„Und das ist alles? Das soll ich dir glauben?“ Gabriella schüttelte den Kopf.

Sie wäre nicht Politikerin geworden, wenn sie den Kurs nicht den Umständen entsprechend sofort wechseln könnte.

Sie entwand sich meinem Griff, nicht um zu fliehen, sondern um mich zu küssen.

Ich erwähnte es schon, ihre Augen waren fast so faszinierend wie die von Elena – der Maßstab aller Dinge.

„Es war gut und ich fürchte, ich kann damit nicht aufhören. Du sicherst mir absolute Diskretion zu, ich vertraue dir, und ich bleibe deine Sub mit Treffen an wechselnden Orten.“

Ein bisschen war ich überrascht über die Wendung der Dinge, aber letztendlich blieb ihr nichts anderes übrig, als mir zu vertrauen.
Ich erwiderte ihren Kuss und wir versanken in einer erneuten Umarmung.

„Das was wir gerade treiben, nenne ich Auffangen nach einer Session…“

„Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Dom, für den war ich nur ein Objekt, der war so kalt wie ein treibender Eisberg. Ich glaube, an diese Art, eine Session ausklingen zu lassen, könnte ich mich gewöhnen, Harry!“

Natürlich kannte sie meinen Namen, ich stand als CEO von Universe Of Fantasies im Telefonbuch.

Im Bad half ich ihr, die Wachsreste von der Haut zu pulen, immer wieder unterbrochen durch einen Kuss.
War es ihre neue Strategie, mir Zuneigung, gar Liebe vorzugaukeln, oder waren da echte Emotionen im Spiel?

Nach dem wir uns angekleidet hatten, hielt ich mein Wort und wir gingen in den Computerraum.
Ich rief die automatische Aufzeichnung der Überwachungskameras auf und löschte alles von der Festplatte.

„Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“, sagte Gabi lächelnd.

„Lenin“, seufzte ich.

„Sicher, dass die Datenleitung nicht angezapft ist und die Aufnahmen auch noch woanders interessiert betrachtet werden?“

„Sicher, Gabi.“

In Wahrheit wusste ich nicht, was Wolfgang und vor allem Toby noch so installiert haben könnten.
Die technische Entwicklung war rasant, ein britischer Geheimdienst hatte sogar ein unterseeisches Glasfaserkabel angezapft und somit Zugriff auf die gleichen Daten wie die NSA. Ich würde Toby ins Gebet nehmen müssen.

Gabriella hatte sich in einen Sommermantel gehüllt, eine Sonnenbrille aufgesetzt und das lange Haar unter einem Kopftuch verborgen, wie die vielen jungen türkischen Frauen, die man in der U-Bahn traf.

Als Hollywood-Diva verkleidet schritt sie die Treppe der Villa im Grunewald herunter, verfolgt von den bewundernden Blicken von Tayfun.

Karsten saß bereits am Steuer des Mercedes.
Kurz entschlossen setzte ich mich zu Gabi auf den Rücksitz.

„Ich muss zur Firmenzentrale, wo dürfen wir dich absetzen?“

„Am besten an der übernächsten U-Bahn-Station!“

Ich gab die Bitte an Karsten weiter, der bereits los gefahren war.

„Ein kleines Anliegen hätte ich noch an dich, aber keine Panik, ist keineswegs mit einer Erpressung verbunden, bitte nicht falsch verstehen, Gabi!“

„Ich höre.“ Interessiert wandte sie sich mir zu.

An ihrem Mienenspiel konnte ich nun nichts mehr ablesen, das war unter der Verkleidung gut verborgen.

„Wir planen ein Event, ein erotisches Beach-Volleyball-Turnier, aber die Clubs in Mitte haben alle abgesagt, mit der fadenscheinigen Begründung, die zuständige Senatsverwaltung würde es ohnehin nicht genehmigen. Kannst du noch einmal nach haken, Gabi? Wir würden es auch woanders veranstalten, wenn dem Clubbetreiber die Ausrede genommen wird, es gäbe keine Genehmigung…“

„Ich habe als Mitglied der Abgeordnetenversammlung keinen Einfluss auf Entscheidungen der zuständigen Senatsverwaltung, da überschätzt du mich!“ sagte Gabi.

„Du hast doch dort Freunde oder Bekannte, wo du mal unverbindlich nachfragen kannst“, insistierte ich.

„Hm, sicher kann ich das, aber die werden sich fragen, welches besonderes Interesse ich daran habe, ausgerechnet für euch ein gutes Wort einzulegen…“

Gabriella zuckte mit den Schultern, fast wirkte es wie eine Entschuldigung.

Plötzlich hatte ich eine Eingebung, aber wahrscheinlich war es zu früh, damit jetzt schon heraus zu rücken – ich versuchte es trotzdem:

„Lasse deine Gegner offene Tore einrennen. Wenn du offensiv mit deiner Neigung umgehst, nimmst du ihnen den Wind aus den Segeln! Wir leben schließlich in einer Zeit, in der der Regierende Bürgermeister sich seit vielen Jahren offen dazu bekennt, schwul zu sein…“

Gabi dachte einen Moment nach, ich hatte schon befürchtet, sie würde ausrasten.

„Handschellen, Augenbinden und Klapse auf den Po sind nicht das Problem. Du bist verheiratet, sie würden mich als Ehebrecherin brandmarken. Wir bleiben bei der Konspiration, Harry!“ sagte Gabi nachdrücklich.

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Dann schlug sie die Hand vor den Mund.

„Dein Fahrer…ist er zuverlässig?“

„Karsten, hast du etwas gehört?“ brüllte ich nach vorn.

Der Chauffeur nahm den Knopf aus dem Ohr, mit dem er mit der Sicherheits-Zentrale unserer Firma verbunden war, wo tagsüber meistens Wolfgang persönlich saß.

„Was ist? Nein, ich habe nichts mitbekommen, außerdem konzentriere ich mich auf den Verkehr!“

Gabriella schien vorerst beruhigt zu sein, stieg an der nächsten Ecke aus und winkte mir zu.

Schlagartig wurde mir klar, was Dimitri Sergejewitsch Piatow vielleicht vor haben könnte.
Es war aber vorläufig aber nur eine sehr vage Idee…

Ich vermisste Gabriella jetzt schon, da sie gerade erst auf den Treppen einer U-Bahn-Station verschwunden war.
Das war ein sehr ernstes Zeichen!

Dabei müsste ich doch eigentlich Maria viel mehr vermissen, die zwar nur zu einer Beerdigung geflogen war – aber wenn sie dahinter kam, dass man womöglich das Auto ihres Vaters manipuliert hatte, oder noch schlimmer, wenn ein bestimmter Familienclan in Moskau dahinter kam, wo sie sich gerade aufhielt…

Ich griff nach dem Handy und rief an. Wie erwartet kam da nur eine unpersönliche Frauenstimme und sagte:
„The person you’re calling is not avaiable!“

Vielleicht hatte sie eine kasachische SIM-Karte drin und daher eine neue Nummer.
Ich war mobilfunktechnisch noch auf dem Stadt von vor zehn Jahren, obwohl ich ein nagelneues Handy mein Eigen nannte.

Da konnte ich nur hoffen, dass sie anrief oder dieser Frank Burkhardt.
Wolfgang, der alte Fuchs, wusste doch bestimmt, wie man den erreichen konnte.

Ich rannte vom Fahrstuhl direkt in das Büro meines Sicherheitschefs ohne anzuklopfen und stürmte die Bude.
Wolfgang rückte seine Brille gerade und nahm die Kopfhörer von den Ohren.

Bei seinem Anblick musste ich unwillkürlich an den Film „Das Leben der Anderen“ denken, der einst einen Oscar als bester ausländischer Film gewonnen hatte.
Die technischen Möglichkeiten waren heute allerdings ganz andere als damals…

„Immer langsam mit die jungen Pferde, wo brennst denn?“ fragte Lehmann seelenruhig.

„Hast du…“ Ich musste erst einmal durchschnaufen.
Nach meinem Herzinfarkt kam ich viel zu schnell außer Puste.
„Hast du schon was von Frank gehört!“
Ich pfiff wie eine Dampflokomotive vom vorletzten Jahrhundert.

„Nee, noch nicht, aber det Männeken wird sich schon melden. Hab‘ dir doch gesagt, der ist zuverlässig, auch wenn er nicht so aussieht!“

Das war nicht so tröstlich, wie ich es mir erhofft hatte. Ich musste mich erst einmal setzen.

„Sag mal, was hälst du eigentlich von diesem Piatow?“ wollte ich ihn aushorchen.

Wobei – konnte man einen ehemaligen Geheimdienstmann überhaupt aushorchen?
Die hörten doch die Flöhe noch durch eine Wand husten…

„Der mag mich nicht, weil ich einst KGB und MfS verraten habe!“

„Das meine ich nicht, Wolfgang. Der hat doch irgendeine Sauerei vor, sonst wäre er doch wegen des Einreiseverbotes gar nicht hier…“

„Wenn du es absegnest, verwanzen wir ihm das Hotelzimmer. Dürfte aber nicht einfach sein, denn der Russe ist misstrauisch und ist beziehungsweise war selbst von der Zunft“, seufzte Wolfgang.

„Hm, ich weiß nicht, was das bringen könnte und habe auch keine Ahnung, wie lange der in Berlin bleibt. Ich treffe mich morgen mit ihm zum Diner im Hotel ‚Adlon‘. In dieser Zeit könnt ihr zuschlagen, Wolfgang!“ sagte ich.

„Okay, Chef, wird gemacht!“

Wolfgang wollte sich schon die Kopfhörer wieder überstülpen – weiß der Kuckuck, wen oder was der gerade abhörte.
Aber ich hatte noch ein Anliegen.

„Wir brauchen dringend zuverlässige Leute für die Security! Kann gut sein, dass uns jemand den Erfolg neidet, uns bedroht und wir irgendwann zum Personenschutz für die Vorstandsmitglieder übergehen müssen. Halte bitte weiter die Augen offen, Wolfgang! Aber bitte keine alten Männer vom Wachregiment ‚Feliks Dzierzynski‘!“

Wolfgang Lehmann schaute mich düpiert an.

„He, nimm‘ das nicht persönlich! Erfahrene Männer wie dich brauche ich bei der Anleitung der jungen…“
Fast hätte ich gesagt „Genossen“, verschluckte es aber gerade noch.

Bei meinem Wehrdienst einst in der NVA wurden alle mit „Genosse“ angeredet, egal, ob Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands oder nicht.

Bei „SED“ war ich unwillkürlich wieder bei Gabriella Bernini, der Genossin mit dem hübschen Namen. SED – PDS – Die Linke.
Der Name hatte sich mehrfach geändert, aber einiges von dem alten Gedankengut war noch vorhanden.

Als ich das Büro von Lehmann verließ, sang ich vor mich hin:
„Avanti o popolo, alla riscossa, avanti o popolo, alla riscossa, bandiera rossa, trionfera…“ Das Lied von der Roten Fahne.

Wolfgang hielt mich zurück.

„Ist es so schlimm?“ fragte er besorgt. „Du singst italienische Arbeiterkampf-Lieder? Es gehört nicht viel Kombinationsgabe dazu, um eine Verbindung zu einer linken Politikerin italienischer Abstammung herzustellen…“

Es war ein Segen, aber eben manchmal auch ein Fluch, solche Mitarbeiter zu haben…

„Und woher hast du deine Weisheit?“

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„Karsten hat es mir gesagt, der ist mir schließlich unterstellt. Möchtest du einen Rat? Bei dir ist es ein privates Problem, wenn du sie nicht mehr aus dem Kopf bekommst. Sie hingegen wird zur medialen Schlachtbank geführt, wenn es raus kommt.“ Wolfgang schüttelte den Kopf.

Ich ging noch einmal zurück, obwohl ich die Türklinke schon in der Hand gehabt hatte.

„Und was ist, wenn wir es offensiv angehen, wenn sie keinen Hehl aus ihrer Neigung macht?“

Zumindest war dies vor kurzem noch meine Überlegung gewesen, als Gabriella aus dem Auto gestiegen war.

„Ich weiß nicht – für die Yellow Press jedenfalls ein gefundenes Fressen!“

Man sollte vielleicht auf Leute mit viel Lebenserfahrung hören – egal, welche Vergangenheit die hatten…

„Danke für deine offenen Worte, Wolfgang!“

Ich schlich in mein Büro und hängte das Jackett über die Stuhllehne.
Dann fläzte ich mich in meinen Chefsessel.
Der Bilderrahmen mit dem Foto der lächelnden Maria war leer.
Ich hatte das Foto Frank Burkhardt mitgegeben.

Ich hatte auch nicht viel Zeit, um über Maria und Gabriella nachzudenken, denn schon bald klopfte es an der Tür.

Diana, meine entfernte Verwandte mit den gleichen Vorfahren wie ich, und Martina huschten ins Büro.
Ich bat die beiden jungen Frauen, Platz zu nehmen.

„Was kann ich für euch tun, Mädels?“

Ich fühlte mich dabei nicht so gutgelaunt, wie ich es vorgab zu sein.

„Ich habe für das erotische Beach-Volleyball-Turnier jetzt eine Location in Friedrichshain, die geneigt sind, uns ihren Club zur Verfügung zu stellen. Aber sie wollen natürlich eine Genehmigung der Senatsverwaltung sehen“, seufzte Martina.

„Ich habe jemanden, der sich darum kümmert“, sagte ich selbstbewusst, obwohl keineswegs sicher war, dass Gabriella da wirklich aktiv wurde.

„Vorschlag zur Güte: Wir fangen das Turnier ganz normal an, soll heißen, die Sportlerinnen im Bikini. Bei jedem verlorenen Satz müssen sie ein Kleidungsstück ablegen…“ schlug Martina vor.

„Eine sportliche Strip-Show?“ Dem Gedanken konnte ich etwas abgewinnen.
„Schon Ideen für ein Rahmenprogramm?“ hakte ich nach.

„Ein DJ vielleicht? Volleyball, Musik und Erotik?“ Martina fuhr sich nervös durchs lange dunkelblonde Haar.

Bei aller Liebe, aber die Mädels sollten eigenständig etwas auf die Beine stellen, kreativ sein.
Sie wurden dafür auch fürstlich entlohnt.

Ich schaute wieder einmal auf die Uhr an meinem Handgelenk, hatte noch einen Termin.

„Okay, Mädels! Bis morgen möchte ich konkrete Vorschläge auf dem Tisch haben und auch, wie ihr das umzusetzen gedenkt! Diana, du arbeitest eine Werbekampagne aus, Internet, Plakate und alles was dazu gehört.“

Die jungen Frauen schauten sich betreten an. Die Chefrolle hatte mich seit 2013 verändert.

Sie konnten nicht mehr darauf vertrauen, mit einem Aufschlag ihrer langen Wimpern wäre alles okay und ich würde schon alle Hühneraugen zudrücken. Manchmal musste ich eben auch mal auf den Tisch hauen oder jemanden maßregeln, wie den Türken Tayfun Barak.

Damit sie nicht mit mieser Stimmung den Raum verließen, erhob ich mich, gab jeder einen Kuss auf die Wange und sagte:
„Ich vertraue euch! Ihr seid kreativ und werdet ein tolles Sommer-Event daraus machen!“

Dann klingelte ich Karsten an, der mangels Alternativen mal wieder Überstunden schieben musste – aber ich hatte auch schon eine Idee, wie ich ihm das danken könnte…

„Karsten! Hast du irgendwas im Schrank, mit dem du dich als kanadischer Holzfäller oder Cowboy verkleiden kannst? Ja? Prima, zieh das an und hol‘ mich ab!“

Ich ließ mich zur verwaisten Wohnung fahren, wo mich Scharik II. winselnd empfing.
Allerdings war er schon mit Cristina Gassi gegangen.

Ich kraulte dem Huskie das dichte Fell, fragte ihn, ob er sein Frauchen vermisse und erklärte dem Hund, dass ich noch mal weg müsse, aber in vier Stunden wieder käme.

Ich hatte mir schon vor einiger Zeit Cowboykleidung besorgt:
Hut mit breiter Krempe, selbstredend Cowboystiefel und vor allem Chaps – lederne Beinkleider ohne Schritt, die nur die Beine bis zur Hüfte bedeckten.
Angesichts des lauen Sommerabends draußen entschied ich mich dafür, nur einen String-Tanga darunter anzuziehen.

Ich drehte mich vor dem Spiegel und stellte entsetzt fest, dass das Outfit schwul aussah!

Hoffentlich wurde ich nicht von Männern angebaggert! Aber da, wo ich hin wollte, würde es nicht weiter auffallen – hoffte ich…

Karsten – er hatte sich klassisch mit kariertem Baumwollhemd, Hut, Stiefeln und langen Lederhosen ausstaffiert – betrachtete mich im Rückspiegel und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Sag‘ jetzt nichts, Karsten, sonst überlege ich mir noch, ob ich dich mit rein nehme!“

Das „Crazy Horse“ in Karlshorst war noch vor kurzem eine Schwulen-Kneipe gewesen, wo sich Männer trafen, die Lack und Leder liebten und bei Country-Musik ein Bier oder einen Whisky schlürften.

„Universe Of Fantasies“ hatte es übernommen, einen neuen Chef installiert und um Verwechslungen mit dem Pariser Revue-Theater „Crazy Horse“ zu vermeiden, kurzerhand in „Wild Mustang“ umgetauft.

Dagegen hatte es ein paar Proteste im Internet gegeben, ja sogar einmal eine Mahnwache, die allerdings nur drei Stunden durch hielt.

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Cristina reckte sich, schüttelte den schwarzen Haarschopf und stand auf.

„Schön, dass du bist, ab ins Bett!“ sagte ich und küsste sie.

„Ja, mein Herr!“

Nach so einem Abend brauchte ich dringend eine Frau im Bett, und da hatte die süße Rumänin einiges zu bieten…

Am nächsten Tag saß ich missmutig vor meinem Schreibtisch.
Schon während der Nacht waren mir ungeachtet der Ablenkung durch Cristina drei Frauen nicht aus dem Sinn gegangen:
Liliana, Maria und vor allem eine – Gabriella! Das machte mir Sorgen…

Mit den Vorbereitungen zum Beach-Volleyball-Turnier kamen wir auch nicht so recht voran, vielleicht sollten wir es um eine Woche verschieben.

Es klopfte an der Tür und ich knurrte: „Herein!“

„Maximilian Förster zum Vorstellungsgespräch, Herr B.!“

Ich wäre bald aus meinem Sessel gekippt!
Das war es also, was er mir gestern im Krankenhaus sagen wollte.
Aber später im Auto wäre immer noch Gelegenheit gewesen…

Wir grienten uns an, unterließen aber jede Bemerkung zu den Ereignissen von gestern Abend.

„Okay, dann erzähle mir bitte etwas zu deinem Werdegang und was dich für den ausgeschriebenen Job qualifiziert!“

Mit einer Handbewegung deutete ich an, Max dürfe auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz nehmen.

„Mein Vater war Offizier im Wachregiment ‚Feliks Dzierzynski‘ und Herr Lehmann hat…“

Ich unterbrach Max mitten im Satz.

„Dann hat also Wolfgang Lehmann meine Anweisung wörtlich genommen: ‚Keine alten Kameraden vom Wachregiment‘. Stattdessen schickt man mir die Söhne – zumindest erst mal einen!“

„So ist es! Ich war Zeitsoldat in der Bundeswehr, Feldwebel a. D., KSK, Kommando Spezialkräfte, sechs Monate Afghanistan!“

Ich stieß einen leisen Pfiff aus. „Das ist Qualifikation genug!“

„Da wir uns inzwischen persönlich kennen“, schmunzelte ich, denn das war noch untertrieben, ich hatte immerhin meine Lippen an seiner Brust gehabt, „sofortige Einstellung als Sicherheitsfachkraft, Anfangsgehalt 2500 €, eigene Schusswaffe!“

Max zog die Augenbrauen hoch. „Waffenbesitzkarte?“

„Wird auf deinen Namen ausgestellt, hast du spätestens morgen!“

In Wirklichkeit gab es für private Sicherheitsdienste dieser Art keine Schusswaffen.

Wolfgang Lehmann hatte alle seine Beziehungen spielen lassen, mit bösem Willen betrachtet war in einem Fall Erpressung dabei gewesen, denn auch Westberliner hatten einst für die Stasi gearbeitet.
Der Trick war, dass unsere Security-Leute einem Sportschützen-Verein angehörten und die Berliner Waffenbesitzkarte Grün hatten.

Natürlich durften sie die Waffe eigentlich nicht am Mann tragen – aber wenn es hart auf hart ging…

Ich drückte die Taste der Wechselsprechanlage.

„Carmen? Sind Herr Lehmann und Frau Rothman im Haus? Bitte zu mir!“

Es dauerte nur zwei Minuten, da standen beide in meinem Büro.

„Grüß dich Max! Eingestellt? Wie geht es Martin?“
Wolfgang umarmte den jungen Mann, als wäre es sein Patenkind – aber vielleicht war er das ja auch.

„Dir wird auch deine Chefin gefallen, Max“, hüstelte ich, im selben Moment wurde mir klar, dass diese Feststellung etwas doppeldeutiges hatte.
Aber ich meinte nicht Rebekka als Frau, sondern ihre Qualifikation.

„Sie war bei der Sayeret Matkal, Israel“, sagte ich.

„Oh!“ entfuhr es Max. „Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr.“

„Freut mich!“ sagte Rebekka kurz angebunden.

Mit solchen Leuten waren wir auch für das gefährliche Pflaster Berlins gerüstet – bildete ich mir zu diesem Zeitpunkt noch ein…

„Welche Waffen führt ihr?“ fragte Max.

„Offiziell gar keine“, sagte Rebekka, meinte es aber nicht unfreundlich. „Inoffiziell Glock Special Action“, seufzte sie.

Für meine Mitarbeiter nur das Feinste vom Besten!
Die Glock war einst vom österreichischen Ingenieur Gaston Glock entwickelt worden und galt als eine der zuverlässigsten Handfeuerwaffen.

Rebekka hatte nur geseufzt, weil sie vorher israelische Waffen gewohnt war.

„Rebekka, du zeigst dem neuen Mitarbeiter alles! Ich möchte ihn als Personenschützer für meine Frau Maria einsetzen, die demnächst zurück erwartet wird!“

„Wird gemacht, Chef!“ Rebekka wandte sich zum Gehen und winkte Max, er solle ihr folgen.

„Wolfgang, ich könnte noch mehr solche Leute gebrauchen! Du weißt ja selbst, was alles passieren kann!“

Ich dachte dabei an die Entführung von Aleana, die immer noch psychische Probleme hatte, die Schüsse auf Maria und Rebekka.

„Ick schau, was sich machen läßt, Harry! Aber einige die in Frage kommen, haben einen Job und wollen nicht unbedingt bei einer Firma wie der unseren anheuern…“

„Okay, versuche es weiter, Wolfgang!“

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