Verschwundenes Begehren zurückgewinnen?
Hat jemand von euch schon mal die Erfahrung gemacht, dass die Lust auf den Partner in einer langjährigen Beziehung verschwunden ist und danach wieder geweckt werden konnte bzw. zurück kam?Ich bin mit meinem Partner seit gut sechs Jahren zusammen und wir haben ein gemeinsames Kind. Wir verstehen uns gut, das Zusammenleben ist unkompliziert und als Eltern kommen wir auch gut zurecht. Natürlich ist es stressig mit einem Kleinkind, der Arbeit etc. und mir ist bekannt, dass in dieser Zeit bei vielen Paaren das Sexualleben ins Wanken gerät. Aber einfacher macht es das nicht wirklich.
In den letzten Monaten hatten wir immer weniger Sex, obwohl ich nicht grundsätzlich lustlos bin. Ich habe leider nur keine Lust mehr auf ihn. Oft habe ich eigentlich sogar große Lust, aber sobald wir anfangen, vergeht mir die Lust.
Ab und zu haben wir zwar Sex, aber für mich bleibt das leider lauwarm. Wir haben im letzten Jahr viel über unsere Beziehung geredet und natürlich auch über sexuelle Vorlieben, Phantasien etc. Auch über viele andere Themen. Die Intimität zwischen uns ist auf jeden Fall noch gewachsen. Und normalerweise hat es für mich auch eine erotische Komponente, wenn ich meinem Partner auf diese Weise nah bin. Das funktioniert aber momentan nicht.
Ich liebe den Mann und ich möchte ihn begehren - aber ich tu es nicht. Das ist für uns beide eine schlimme Situation. Für ihn muss es unerträglich sein und auch ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten kann.
Kennt das jemand? Falls ja, gab es einen Lösungsweg?
Wie gesagt reden wir viel über die Situation, schreiben uns seit gut einem Jahr immer wieder Briefe, in denen offen zur Sprache kommt, was uns durch den Kopf geht und wir waren sogar bei einer Paartherapeutin. Sie war geradezu überrascht wie gut und offen wir kommunizieren. Fazit: die Kommunikation ist in Ordnung. Meiner Meinung nach kann das nicht für jeden Bereich stimmen, denn Sex ist irgendwie auch Kommunikation. Und da ticken wir unterschiedlich.
Hinzu kommen bei mir Zweifel (nicht zum ersten Mal in meinem Leben), ob ich eine sexuell monogame Beziehung überhaupt dauerhaft führen kann. Tatsächlich weiß ich schon seit meiner Jugend, dass es mit der Zeit immer schwieriger wird, die Lust auf fremde Haut zu unterdrücken. Und ich habe bereits beim Kennenlernen zu meinem Partner gesagt, dass ich mich nicht für monogam halte und dass ich mir (irgendwann später in einer gefestigten Beziehung) Partnertausch o. ä. wünschen würde. Und grundsätzlich fand er den Gedanken schon erregend.
Ich weiß selbst nicht, ob Swingerclubbesuche das richtige für mich wären. Habe ich erst 1 x probiert und fand es eher etwas ernüchternd als erotisch. Mag aber auch daran gelegen haben, dass mein damaliger Partner Aktionen mit anderen nicht zugestimmt hat. In Versuchung war ich schon.
Partnertausch im privaten Rahmen fand ich sehr aufregend. Da stand das Ziel vorher nicht so fest, die Annäherung lief anders, man könnte mehr "spielen". Mit Anfang 20 hat sich sowas manchmal noch ergeben, aber mit Ende 30?!
Außerdem sind mein Partner und ich uns einig, dass solche Experimente in unserer Situation mehr schaden als helfen würden. Und ich möchte auf keinen Fall, dass er Dinge tut, die er eigentlich gar nicht will. Ich fühle mich schon schuldig genug. Und er möchte laut eigener Aussage keinen Sex mit anderen Frauen sondern mit mir. Und noch haben wir beide Hoffnung, dass etwas zurück kommen kann.
Ach ja, es ist die erste Beziehung, bei der ich das Begehren verloren habe. Eine gewisse Unzufriedenheit, weil zu wenig Bedürfnisse erfüllt werden, kenne ich. Aber komplett das Begehren auf den Partner zu verlieren ist mir neu. Der Sex wird vielleicht streckenweise weniger (gut - weniger als in den ersten Monaten sowieso, denn das würde kein Mensch jahrelang durchhalten) und anders mit der Zeit - aber so?!
Oft wird gesagt, dass es dabei um Macht geht. Wir haben schon überlegt, ob das ein Ansatz ist. Ob ich mich in anderen Bereichen machtlos fühle etc. Eigentlich nicht.
Eher etwas eingesperrt. Aber auch hier versucht er mich zu unterstützen, macht oft mal etwas mit dem Kind allein etc.
Für Denkanstöße wäre ich dankbar.