Verschwundenes Begehren zurückgewinnen?

Aus alten Tischdecken werden coole Shirts, aus Lastwagenplanen hippe Umhängetaschen, nur abgetragene Beziehungen entsorgen wir als Seelenmüll??? Oft wird viel zu schnell aufgegeben, denn man kann die Zweisamkeit auch auffrischen.

Mit der Liebe ist es bisweilen wie mit der Mode: als Key-Piece gestartet und endet im Container. Weil etwas Strahlendes, Auffälliges, das uns wie auf den Leib geschneidert war, im Laufe der Jahre schäbig geworden ist. Oder nicht mehr richtig zu uns passt. Vor allem Paare, die länger als acht Jahre zusammen sind, treten ihre Zweisamkeit oft in die Tonne. Die Erinnerung an das Feuer am Anfang ist zwar noch lebendig, die tiefe Verbundenheit einer Langzeitliebe doch fern. Verständlich. Aber ist das eigentlich Zeitgemäß im Zeitalter von Nachhaltigkeit und Öko-Bewusstsein? Wenn in den Szene-
Boutiquen Outdoorjacken aus alten Bundeswehrdecken hängen und coole Clutches aus Omas Geschirrhandtüchern liegen - sollten wir da nicht auch einen neuen, liebevolleren Blick auf unsere Liebe werfen? Unseren Zweierdress aufzurüschen statt ihn aufzutrennen? Es gibt immer Ideen für ein Liebes-Upcycling....

Anfangs erinnern uns Beziehungen an einen reißenden Wildbach, später nehmen sie ihren begradigten, oft leicht behäbigen Lauf. Erinnert euch doch mal abends zusammen bei einem Glas Wein, welchen Weg eure Liebe bisher genommen hat....von der Quelle angefangen. Gab es Stromschnellen, Abschnitte in besonders idyllischer Landschaft, wo drohte das Zweier-Schiffchen zu kentern? Was waren die schönsten Strecken und was lässt sich mitnehmen in die Zukunft?

Brauchen wir mehr.....oder weniger? Die meisten Paare fahren entweder permanent zu hochtourig oder zu niedrigtourig. Sprich: den einen fehlt eine Prise Leidenschaft, sie sind förmlich gelähmt von Einigkeit in allen Fragen. Den anderen fehlt genau anders herum die Stabilität, die freundschaftliche Basis. Kommt euch das auch bekannt vor? Da kann man aber Abhilfe schaffen. Für allzu vorsichtige Paare gilt:
Werft das Harmoniegebot über Bord und steht mehr zu eigenen Standpunkten. Egel ob es um Urlaubsplanung geht oder um die allzu "zahme" Choreografie im Bett nach dem Motte...."Ich tut nur das, von dem ich glaube, dass du es auch mit mir tun würdest!" Nur so kann man neue & aufregende Seiten entdecken.
Und die Dramaqueens ( und Kings) sollten sich nach mehr Gemeinsamkeit umsehen, egal ob es eine Vorliebe für Thaiküche ist oder eine gemeinsame Online-Petition gegen Genmais. Manchmal hilft auch Abstand. Nein, es geht nicht um Schlussmachen auf Probe. Sondern um die Bereiche, in denen jeder für sich seine Akkus aufladen kann, für sich selbst und für die Beziehung. Egal ob es ein Hobby oder die alte Clique ist. Denn die Erotik erwacht oft wieder richtig auf, wenn eine kleine Sollbruchstelle für die Sehnsucht eingebaut ist. Selbst berufliche Trips eignen sich dafür hervorragend..Dirty Talk am Telefon oder sogar Cam-Sex mit dem iPad schürt die Vorfreude aus heimische Schlafzimmer. Und manchmal muss man sich nicht nur voneinander, sondern auch von schal gewordenen, gemeinsamen Träumen trennen. Auswandern, ein Haus am Meer renovieren nicht jede Idee hält der Wirklichkeit stand. Man muss Raum schaffen für neue Pläne.

Jeder von uns kennt doch Paare, die miteinander in die Jahre kommen und immer noch soviel Glück und Verliebtheit ausstrahlen. Meine Eltern haben uns das tagtäglich vorgelebt. Es ist doch egal, welche Rituale ein Paar hat, ob für Begrüßung und Abschied, Streit und Versöhnung, Hauptsache sie haben welche.
Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen der leidenschaftlichen Liebe am Anfang und der Liebe, die viele Jahre überdauert. Die romantische Liebe hat die gleiche Intensität, das Engagement und das Gefühl, sexuell zusammenzupassen, ober ohne den obsessiven Anteil; sprich, ohne heimliches Cyber-Stalking und stundenlanges Warten vor dem Telefon. Klingt toll. Und das erreicht man durch Wertschätzung, echtes Interesse und ein paar gut gehüteten Illusionen. Denn die helfen. Meine Mutter hat sich immer wieder neu in unseren Vater verliebt..er war für sie der " sexiest Man alive2...mit dem Hirn von Bill Gates und dem Herz von Nelson Mandela. Und sie sind...waren immerhin fast 50 Jahre verheiratet...glücklich.

Es gibt Grundregeln, was Partnerschaften stabil macht: starke Paare können mit Stress umgehen und betrachten ihn als gemeinsame Herausforderung. Starke Paare haben einen sicheren Rahmen, also gemeinsame Werte und ein festes Netz von sozialen Kontakten, sie übernehmen voneinander Verantwortung für ihr Verhalten, egal ob es um Fremdflirten geht oder um Unaufmerksamkeit. Dabei wissen sie aber, dass jeder von beiden anders umgeht mit Herausforderungen, Unglücksfällen, aber auch mit Freude und Glück. Es gibt keine perfekte Beziehung...99% sehen das so. Aber man sollte den liebevollen Blick auf die Beziehung öfter üben, denn mit den Jahren bekommt sie einen ganz eigenen Glanz. Patina...wie meine schöne alte Lederjacke. Darauf, dass man es so weit gebracht hat, kann man doch stolz sein.

Und dann gibt es noch Paare, die nach einer handfesten Krise wissen, was sie aneinander haben. Die dann endlich heiraten, eine Wohnung kaufen, Kinder bekommen, wie auch immer. Es gibt immer einen Grund, die alte...neue Liebe zu feiern und sie mit Stolz zu tragen. Von wegen It-Piece von gestern...was viele da haben ..ist ein Vintage-Teil!

Ich bin mit meiner Freundin jetzt erst ein Jahr zusammen und sie hat so gut wie nie (vielleicht 1x in 2 Wochen) Lust auf Sex. Ich bin fast täglich geil auf sie, doch sie blockt ab. Habt ihr eine Idee wie ich bei ihr die Lust steigere?
Ich fragte sie auch schon nach ihren Fantasien, doch sie meinte sie habe keine.

Ich selbst habe in meiner Beziehung - äh, gerade Ex-Beziehung - die Erfahrung gemacht, dass es die berühmten Ups and Downs gibt. Es gab Tage, Wochen, in denen ich wirklich immer wieder mit mir haderte, ob die Beziehung noch wichtig für mich und erhaltenswert ist. Mehr als einmal war ich kurz davor, die Flinte ins Korn zu werfen. Woran es lag, kann ich noch nicht einmal mehr wirklich sagen. Manchmal schien es, als sei das Feuer komplett erloschen.

Und dann, wie aus dem Nichts, betrachtete ich meinen Partner plötzlich wieder so, als wäre er gerade erst in mein Leben getreten. Da waren plötzlich wieder Liebe, Lust und Leidenschaft sehr präsent. Woran dies lag, kann ich leider auch nicht wirklich sagen. Aber es war einfach da, dieses Gefühl des neuen alten Glücks, der Glückseligkeit. Und das Wissen "ja, das ist es! Das ist es, was du willst!".

Leider ist die Arbeitswelt heute vielfach so fordernd, dass man seinen Stress gerne mit nach Hause nimmt, erschöpft abends einfach nur dasitzt und sich denkt "och nö, lass mich in Ruhe". Und dann sind auch selbst Zärtlichkeiten zuviel, obwohl die in dem Moment so verdammt gut täten. Und dann kamen Tage, an denen ich dachte, ich kann ihn nicht mehr riechen. Und dann wieder aber auch solche, an denen mir klar war, dass er den köstlichsten Geruch überhaupt an sich hatte. Auch dafür habe ich bis heute keine Erklärung. Aber es muss diese Biochemie-Schiene sein, da bin ich sehr sicher! Veränderter Geruch, veränderte Wahrnehmung als Folge von Stress. Und das macht es leider aber auch so unberechenbar, so traurig mitunter. Dann schaut man (gerade in stressigen Zeiten) seinen Partner an und wünscht sich, es wäre wieder alles so wie früher. Wünscht sich das Glücksgefühl zurück und fragt sich, wo zum Teufel es geblieben ist.

Auf der anderen Seite bin ich auch der festen Überzeugung, dass man sich das partnerschaftliche Glück auch wieder herbeireden, herbeiwünschen, herbeizaubern kann. Gerade, wenn man sich an die guten Zeiten erinnert, an das Glücksgefühl, das man zu dieser oder jener Gelegenheit verspürte. Insofern ist es wohl wichtig, sich gemeinsam an diese Situationen zu erinnern und sich gegenseitig davon zu erzählen, auf dass das berauschende Gefühl von damals wieder auflebt. Sich gegenseitig zu versichern, wie wichtig der andere für einen selbst ist, um so die Wertschätzung zu bewahren oder - falls kurzfristig verloren - wieder zu finden.

Ich wünschte, wir hätten es häufiger gemeinsam getan - aber dafür braucht man auch Zeit. Gemeinsame Zeit. Aber ich gebe nicht auf. SO!

Hmm, ich denke da ein klein wenig anders. Immer abhängig von der Dauer der bisherigen Beziehung häufen wir jede Menge Altlasten an. Die Sicht auf das Vergangene kann ein guter Motor sein. Es war ja mal schön. Weisst du noch, damals?

Aber es sind auch genau die Altlasten, die uns bremsen. Ich wollte bei unserem Neustart eigentlich nichts so wie früher haben. Nein. Ich wollte es anders haben. Denn das alte Modell brachte uns ja erst in diese Situation.

Ich habe versucht, so viel wie möglich zu ändern. Nicht an meiner Frau vorbei, als Vorgabe, sondern gemeinsam. Schnell wurde uns klar, das uns beiden viele Dinge nicht gefallen. Dann ist es leicht. Denn man hat ja schon mal einen gemeinsamen Startpunkt.

Alles beginnt beim Alltag. Schon allein das dröge Schauspiel, welches jahrelang eintrainiert wurde, lässt keine Kreativität zu. Mann muss damit brechen. Zum beiderseitigen Vorteil. Und so verhält es sich auch mit der Sexualität. Ich will doch nicht das erneuern, was beiden keine Befriedigung mehr verschaffte.

Ich kann sagen, uns ist es ganz gut gelungen. Wir sind anders, machen es anders, erleben es anders. Es ist das Neue, was so spannend ist. Und auch der Umgang miteinander ist ein anderer, als er vorher war. Knisternd, liebevoller, spannender, überraschender.

Kurz zurück blicken, als Zündung, ja. Danach aber sollte man neue Wege suchen. Denn die Alten sind ausgetreten.

Was meinst Du mit dem drögen Schauspiel, welches keine Kreativietät zuläßt?

Ich habe darunter in Baer_Berlins Beitrag den eingeschliffenen, grauen Alltag verstanden, dem das Bunte, Unerwartete fehlt.

Ja, genau. Es sind die Routinen, die teils auch nicht mehr notwendig sind. Abläufe, die die Leerräume beeinflussen. Es ist aber auch das Freischaufeln von Zeit.

Ganz doofes Beispiel:
Bis zum vorletzten Jahr war ich leidenschaftlicher Handabwäscher. Als ich den Neustart machte, sagte ich mir, das ist Lebenszeit. Ich will das nicht mehr. Ein Geschirrspüler muss her.
Der Geschirrspüler wäscht nun und ich kann Frauchen knuddeln.

Mal so ganz banal.

Man sollte wissen was man möchte, dann den Mut haben es zu sagen!
Dazu gehört unvernünftig und ein wenig verrückt zu sein.

Früher als man jung war hat man nicht überlegt sondern gemacht. Und das ist glaube ich das Problem, man sucht nach Ausreden anstatt zu machen.
Der Alltag, die Arbeit........

Wenn ich meine Frau begehre dann sage ich es ihr, zeige es ihr und bin bereit es zu machen. Ja, auch wenn man in der Stadt ist einfach mal ins Hotel. Warum nicht. Wenn ich nicht ausbreche wie soll sich was ändern und verlangen wieder kommen!

Mit jeder Affäre würde man das machen warum nicht mit der eigenen Frau.