Die Unvollendete
Das Stück ist unvollendet, die letzten Noten fehlen. Abrupt die Seite unseres Instruments gerissen, disharmonisch der Ton, kein Ende in Dur, was bleibt, ist Moll. Stille. Ein Tod, tausendfach gestorben, verstummt das Lied, herausgerissen aus dem bunten Leben, eine klaffende Wunde.
Weggesprengt ein Stück des Herzens, das Blut aufgefangen unter Schmerzen. An dem Totenbett getrauert, die Kerzen gelöscht, ganz still und leise, ein letzter Funken erfüllt den dunklen Raum der Trauer.
Rosen auf das Grab gestreut, die der Wind der Jahre davon trug in ein unbekanntes Land, jenseits der Grenze. Was bleibt? Das Unvollendete, eine Abbruchkante in der Vita, Steilküste, unzugänglich und öde. Ein Nichts, da, wo eigentlich Land sein sollte, nur graue, schwere See.
Mit heißen Tränen verdorrte Erde getränkt, in der Hoffnung, dass der Samen sprießt, der Samen der Hoffnung und der Zuversicht, ein kleines Pflänzchen, geschützt vor dem kalten Wind der Endlichkeit, wie einst die Flamme, die wir tragen, ein jeder von uns. Die Hoffnung ist eine Himmelsleiter, emporsteigen und die Sterne berühren, Goldstaub auf den Fingerkuppen. Nein, sagt der Kopf, ja, schreit das Herz.