1. Kein Mensch möchte von einem anderem Menschen nur für Sex benötigt werden. Keiner möchte so reduziert werden.
Ich kann nachvollziehen, was du meinst. Teile aber dene Darstellung, wie du sie so formuliert hast nicht. Ich denke, hier muss man deutlich differenzieren: Sicherlich gibt es Menschen, die eigentlich mehr suchen, sich aber nur auf Sex-Treffen einlassen und dann "reduziert" fühlen. Aber da kann ich nur sagen: Da wäre es besser, seine Bedürfnisse und seine Suche klar und deutlich zu kommunizieren: Wer eigentlich eine Beziehung sucht, sollte auch nach einem entsprechenden Partner ausschau halten und sich nicht auf eine Affaire einlassen.
Denn zum anderen gibt es Menschen, die sich nur für den intimen Spaß - sprich für den Sex treffen. Und wenn beide beteiligten darin übereinkommen, dass sie mehr nicht wollen sondern nur die erotische Zweisamkeit genießen wollen, dann fühlt sich auch keiner reduziert.
Zu behaupten, Menschen reduzieren sich selbst, nur weil sie sich "nur" für Sex treffen, ist demnach eine falsche Unterstellung.
2. Sobald man sich über einen längeren Zeitraum mit einem Menschen für Sex trifft, lernt man die Person kennen, sie bekommt ein "Gesicht" und man entwickelt Gefühle. Es muss nicht gleich Liebe oder verliebt sein sein, aber die Person ist einem nicht gleichgültig.
Ja. Dem kann ich schon zustimmen. Auch in einer erotischen Freundschaft gibt es Gefühle der Verbundenheit (so wie zwischen Arbeitskollegen, Nachbarn, Vereinsmitglieder etc. auch)... Freundschaften sind immer mehr als Fremde aus der U-Bahn
Zudem kann man sicherlich auch sagen, dass man sich beim Sex sogar sehr nahe kommt, weil man sich beim intimen Verkehr sehr öffnet. Oder anders formuliert: Es begegnen sich nicht nur allein die Geschlechtsorgane, sondern auch die Seelen. Jeder sexuelle Kontakt prägt einen, ob man es sich selbst zugesteht oder nicht und noch was anderes...
Somit ist es einem auch nicht gleichgültig, wenn sie sich mit anderen Menschen trifft. Es entstehen Besitzansprüche. Auch wenn man sie sich im Kopf nicht eingestehen will und sich sagt: "Ich will mit ihm / ihr doch gar keine Beziehung führen. Wir wollen nur eine schöne Zeit miteinander verleben und Spass haben, somit hat er / sie das Recht sich zu treffen." Das sagt der Kopf. Das Gefühl sagt:"Aber ich will ihn / sie nicht verlieren. Sie ist mir wichtig. Es tut weh, wenn er / sie sich mit einem anderen Menschen trifft." Verlustängste kommen auf.
Das würde ich wieder differenzieren wollen. Es gibt sicherlich eine Form von Verlustängsten, die immer da sind, wenn man sich mit Menschen gut versteht (auch außerhalb der Bettkante), man "trauert" ja auch guten Arbeitskollegen nach, die in eine andere Diensstelle versetzt werden, oder man vermisste gute Nachbarn, die wegziehen usw. Freundschaften auslösen oder verlieren mag wohl keiner gerne...
Dennoch würde ich sagen: Die Form der Verbundenheit kann anders aussehen, es müssen keine Besitzansprüche entstehen. Das wäre ja auch fatal. Manche Menschen brauchen ja auch ihre Freiheiten, wollen sich nicht eingeengt fühlen oder in einen goldenen Käfig sperren lassen. Und vor allem wäre es falsch zu behaupten, durch jeden sexuellen Kontakt entstehen automatisch solche Ansprüche: Sowas hätte ja fatale Folgen für die Swinger-Szene oder die Fan von Gangbangs usw... Ich denke, hier kann man Sex und Besitzansprüche deutlich trennen.
Im Gegenteil. Es gibt auch Wissenschaftler, die herausgefunden haben wollen, dass der Mensch gar kein monogam angelegten Wesen ist. Es also nicht wie bei Tauben ein natürlicher Besitzanspruch zwischen einer Partnerschaft vorprogrammiert ist, sondern dass der Mensch von Natur aus mit mehren Menschen verkehrt (statistisch hat jeder Deutsche 5,5 verschiede Geschlechtspartner... dem einen mag das wenig, dem anderen viel vorkommen... ist eben der Durchschnitt, wo auch kulturell oder religiösgepärgte Ehe-Befürworter oder vollkommen enthaltsame Zölibats-Priester reingerechnet sind...)
Fühlt es sich richtig an einen Menschen zu reduzieren und sich noch mit anderen Menschen zu treffen? Macht das Gewissen das mit? Diese Dinge muss jeder für sich entscheiden. Das kann niemand sonst. Wobei ich denke, es ist völlig geschlechtsunabhängig. Frauen und Männer tun sich da nichts, ...
Das ist geschlechtsunabhängig. Das stimmt. Aber es stimmt nicht, dass man Menschen, die man nur zum Sex trifft, reduziert. Das ist die Position von jenen, die sich vielleicht reduziert fühlen. Andere tun das nicht! Ich habe vor längere Zeit eine offene Beziehung mit einer Kommilitonin gehabt, die noch andere Männer getroffen hat und ihre Freiheiten brauchte. Und auch jetzt pflege ich einige Joy-Bekanntschaften, bei denen ich weiß, dass die Ladies auch andere Männer für Sex treffen. Und wenn sich alle Beteiligen darauf einlassen, dann ist es doch okay. Oder anders formuliert: Es gibt auch Menschen, die sich auf diese Rolle "wir treffen uns nur für den Spaß im Bett oder für gemeinsame Clubbesuche" liebend gern und vor allem freiwillige reduzieren lassen.
Und das kann unabhängig davon sein, dass man nebenbei auch noch Ausschau nach einer festen Parnterschaft oder die Liebe des Lebens sucht. Aber bis dahin möchte ich gerne auch meinen Spaß haben und kann damit leben, dass ich in der Zwischenzeit von anderen Damen auf die Funktion eines reinen Sexspielzeuges reduziert werde! Wir suchen die Befriedigung unserer Triebe. Was soll daran falsch sein, sich den Begierden hinzugeben, wenn man keinen dabei schadet und es beiden gut tut?!