Missbrauch
Moin Moin Hottie, moin moin Julie, moin moin auch alle anderen, die Erfahrungen mit Gewalt machen mussten,
Hottie, Du fragst Dich, warum es zum Bruch gekommen ist in der Art, wie ihr beide Sexualität auslebt. Vieleicht ist es einfach so gewesen, dass sie etwas (gleiche Wortwahl, gleiche Stellung o.ä.) plötzlich an die Missbrauchserfahrung erinnert hat, und sie sich nun aus Panik davor, dass dies wieder passiert, nicht mehr fallen lassen kann. Wenn sie z.B. überall betatscht o.ä. wurde dabei, ist es klar, dass sie Fingerspielen beim Sex nichts abgewinnen kann.
Dass sie sich gegen Fesselspiele wehrt, ist nach der Erfahrung klar, weil sie war gegen ihren Willen unterdrückt worden und kann dies spielerisch auch nicht wiederholen oder gar ihren Spass daran haben. Auch Haushaltsbücher oder ähnliches sind Instrumente der Kontrolle, durch die sie sich klein fühlt, unselbständig, ein anderer hat Macht über sie, kontrolliert sie, dies tut ihrem Selbstbewusstsein nicht gut. Solange sie mit dem Haushaltsgeld keinen Blödsinn anstellt, würde ich Dir raten, von so etwas Abstand zu nehmen.
Dir Julie wünsche ich auch viel Kraft, damit Du weiterkommst auf dem Weg, mit dieser schlimmsten Erfahrung die einem Mädchen/ einer Frau passieren kann, zu leben.
Das schlimme an Missbrauchserfahrungen ist es auch, dass sich die Opfer häufig über die "warum gerade ich" Frage selber eine Mitschuld geben .... hätte ich nicht diese Kleidung getragen, oder wäre ich nicht so nett gewesen oder oder und versuchen, über unansehnliche Kleidung oder Selbstzerstörung des Körpers sich selbst unatraktiv zu machen, bzw. Macht über den eigenen Körper zu gewinnen. Dabei kann man selber gar nichts dafür, die Schuld hat alleine der Täter. Er hat seine Stärke ausgespielt, um mit Gewalt das zu nehmen, was normalerweise nur aus Liebe gegeben werden darf und kann.
Vieleicht hilft es Dir, Hottie weiter, wenn Du Dich bei Pro Familia erkundigst, ob es Therapeuten gibt und ob man ihr mit einem Buch helfen könnte, zu erkennen, dass sie nicht alleine dasteht. Es gibt Bücher aus der Reihe "Erfahrungen" aus einem Verlag, wo Menschen, die einen schweren Schicksalsschlag, unter anderem auch Vergewaltigungsopfer, erlitten haben, selber zu Wort kommen. Ich glaube, das eine heisst, "ich war 12". Vieleicht erkennt sie daran, dass sie nicht alleine ist und dass sie, wie diese Menschen auch, Wege finden kann, mit dieser Erfahrung und nicht gegen sie zu leben, weil je tiefer man sie vergräbt, desto mehr von der eigenen Gefühls- und Lebenswelt vergräbt man mit.
Auch könnte ihr etwas helfen, um erst einmal an sich selbst zu arbeiten, wenn sie keine Therapie machen will. Ich selber war, wegen anderer Gewalterfahrungen und damit verbundener Selbstannahmestörungen in ambulanter Therapie und habe von einem guten Freund ein Buch bekommen, was mir sehr geholfen hat. Da ich hier keine Schleichwerbung machen will, schicke ich Dir eine CM. Dieses Buch hilft, an sich selber zu arbeiten, möglicherweise erkennt sie dabei auch, dass sie weitere Hilfe von aussen braucht.
Allerdings ist es gerade für Gewaltopfer, die Unterdrückung o.ä. erlebt haben, oft schwer, Schwäche einzugestehen, Hilfe anzufordern, weil man sich damit wieder klein macht .........
Es ist einfach unfassbar, dass Menschen sich das Recht heraus nehmen, ohne Rücksicht auf Verluste sich die Triebbefriedigung zu holen und den Menschen, die sie damit unterdrückt haben einen grossen Teil der Liebesfähigkeit, der Gefühle und des Selbstwertgefühls zu nehmen.
Auch an alle stillen LeserInnen mit ähnlichen Erfahrungen und allen, die diesen helfen, Wege zu finden, damit zu leben, schicke ich eine
Mutmachkraftknuddelwelle
Hendrik