Entschleunigung
Seit gefühlten Jahrmillionen stehe ich jetzt auf einem Bein. Ist es jetzt mein rechtes Bein, mein linkes Bein oder gar das Überbein. Habe ich je behauptet Yoga zu mögen? Nicht das ich wüsste. Doch diesen Kurs muß ich jetzt durch halten. Wenn ich doch nur dieses Kribbeln, diesen Wunsch, mich aus dieser Starre zu lösen, endlich weg bekommen könnte. Also nochmal. Tief einatmen, ausatmen, Kopf frei schalten.Soetwas wünsche ich nicht einmal meinem ärgstem Feind. Auch kein Ausrutschen auf einer Bananenschale. Nur warum stehe ich jetzt hier als Flamingo? Mir fehlt nur das farblich passende Outfit.
Tom kam auf diese wirklich tolle Idee. Wir saßen gemütlich am Steinhuder Meer auf der Parkbank und schauten den Tretbooten zu, die sich dort tummelten. Eher den Menschen auf denen und ihrem Spaß, den bunten Wasserball von der einen Seite zur anderen zu treiben oder doch wieder in das andere Tor. Wir konnten nicht mit machen, denn kurz vor dieser Sause hatten wir uns mit einem sauberem Überschlag vom Motorrad entfernt. Das brachte jedem von uns eine gebrochenes Bein ein. Zum Glück hatte wir inzwischen einen Gehgips. Tom hatte dazu seine Halskrause zu tragen, also durften wir dem Spektakel nur vom Rand aus zusehen.
Tolle Freunde, die uns dafür pünktlich aus unseren grauweißen Klinikunterkünften herrausholten.
Nicht ohne einen Gruß an unsere Oberhulda zu hinterlassen und dem Versprechen ,uns vor der Abendmedizin wieder zurück zu bringen. Sie sah schon etwas bedröbbelt aus, unsere Oberschwester, als wir "entführt" wurden. Doch gegen soviel Übermutsvolk konnte sie sich auch nicht zur Wehr setzen.
Damals kam auch diese Idee mit dem Kurs zur inneren Ruhe auf. Nur habe ich dabei völlig versäumt zu fragen, wann und wo und vor allem, wie das stattfinden soll.
So stand ich eben als schwarz gekleideter Flamingo zwischen Yogaanhängern und wer war die entzückende Kursleiterin?
Eben ganz klar unsere liebreizende Oberhulda.
© Leahnah