Also ich habe mir Gedanken gemacht ...
... und das schon vor längerem und poste mal wieder einen Teil aus meinem Buch. Viel Spaß beim Lesen!
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An meine Haut lass’ ich nur Wasser und …
Wir sind jedoch nicht mehr in der Steinzeit, und ein gepflegter Körper ist für unser Empfinden anziehender, als ein ungepflegter. Jetzt sollten wir noch definieren, was unter „gepflegt“ zu verstehen ist. Selbst da gehen die Meinungen weit auseinander. Die einen müssen täglich ein- oder zweimal duschen dafür, anderen reicht das dreimal die Woche.
Manche Menschen empfinden Schamhaare als unhygienisch und abtörnend, andere wiederum stören sich an Geschlechtsteilen, die aussehen wie die von Kindern. Ich fange mal beim Rasieren an, das scheint die brennenste Frage zu sein. Hier scheiden sich die Geister und die Menschen stehen sich unversöhnlich gegenüber. An keinem anderen Diskussionsthema erhitzen sich regelmäßig so die Gemüter, wie an diesem.
Ich will zwar nicht Partei ergreifen, muss dennoch eines klarstellen: Sich nicht die Schamhaare zu rasieren ist NICHT unhygienisch. Das ist absoluter Humbug, obwohl es von den Rasurbefürwortern mit metronomischer Regelmäßigkeit kolportiert wird. Für Amerikaner gibt es sogar extra eingerichtete Internet-Sex-Seiten mit „Hairy Women“. Wissen Sie, was es da zu sehen gibt? Frauen mit Scham- und Achselbehaarung! Ja genau – wie widerlich, sagen Sie sich jetzt vielleicht. Dann sollten Sie womöglich übersiedeln, in Amerika scheint das immerhin schon einen leichten Grad von Perversität auszudrücken, sich NICHT zu rasieren.
So weit soll es bei uns bitte nicht kommen, ich befürchte allerdings das Schlimmste. Dabei wäre ein bisschen Toleranz in diesem Punkt nicht schlecht. Es zwingt Sie ja keiner, mit einer behaarten Frau ins Bett zu gehen, wenn Sie das also stört, lassen Sie es, doch lassen Sie ihr die Behaarung. »Wozu?« werden Sie jetzt vielleicht entgegnen wollen – das kann ich Ihnen sagen. Gerüche haften auf behaarter Haut deutlich besser, als auf glatt rasierter Haut.
Genau, deswegen sollen sie ja weg, denken Sie vielleicht; das hat einen Haken: Mit den Gerüchen vertreiben Sie nämlich auch Ihre körpereigenen Sexuallockstoffe, die Pheromone. Diese nehmen wir Menschen mit dem vomeronasalen Organ wahr. Und mit Hilfe dieser Pheromone entscheiden wir unter Anderem, ob die genetische Konstellation für mögliche Nachkommen günstig ist. Wenn Sie Ihren Partner also „nicht riechen“ mögen, hat das seinen Grund, und es hilft überhaupt nicht mit Parfums und Deodorants dagegen anstinken zu wollen.
Das stinkt mir
Der Geruchsinn ist sehr ursprünglich und nur bedingt bestechlich. Klar, dass sie im Alltag nicht auf Deodorants verzichten mögen, schließlich suchen Sie nicht ständig den Partner für Ihre Kinder. Beim Sex hingegen haben Parfums nichts verloren. Wenn Sie Ihren Partner lediglich mit chemischer Hilfe ertragen können, sollten Sie vielleicht wieder auf die Suche gehen (nach einem neuen Partner, nicht nach einem neuen Duft!)
Parfums enthalten übrigens ebenfalls Pheromone, allerdings die des Moschusochsen – dessen Analsekret. Ein von mir sehr geschätzter Arzt und Humorist, Dr. Eckard von Hirschhausen, hat diesen Sachverhalt in einem wundervollen Satz zusammengefasst, den ich Ihnen nicht vorenthalten will: „Wir Menschen schämen uns, unter dem Arm zu riechen wie ein Mensch, und meinen ernsthaft, wir wirken auf viele potenzielle Sexualpartner attraktiver, wenn wir dort riechen, wie ein Ochse am Arsch!“
Also überlegen Sie es sich gut, ob sie auf die geballte Geruchskraft der Kosmetikindustrie zurückgreifen möchten oder ob es nicht einfaches Waschen mit einer unparfümierten Seife tut. Ich plädiere hier keineswegs für einen Rückfall in die Steinzeit, ich will, dass die Natürlichkeit nicht vollkommen auf der Strecke bleibt. Der menschliche Geruch sollte uns gefallen – können Sie gar keinen Menschen riechen, grenzt das in meinen Augen schon fast an eine Phobie.
Erinnern Sie sich an „Ein Fisch namens Wanda“? Kevin Kline hat, bevor er sich auf Jamie Lee Curtis stürzte, einen seiner Arme gehoben und den Duft seiner Achselhöhlen eingesaugt. Das sah zwar lächerlich aus und sollte nichts anderes als Lachen hervorrufen, aber probieren Sie es selbst einmal – es wirkt. Die körpereigenen Pheromone beflügeln einen Menschen zu mehr Leidenschaft und im besten Fall beflügeln sie den Partner gleich mit.
Haare die Zweite
Tolerant sollten Sie bezüglich der Entfernung von Schamhaaren sein. Sehen Sie es einfach als eine Geschmacksfrage und führen Sie diesbezüglich keine verbissenen Diskussionen, es führt zu nichts. Sowohl die Befürworter, als auch die Gegner vom Schamhaarkahlschlag haben mit keinen zwingenden Gründen aufzuwarten, was das Für oder Wider angeht – es ist weitgehend eine Frage der Ästhetik und des Körpergefühls.
Ich kann verstehen, dass es einem Menschen zu viel Aufwand ist, sich spätestens jeden zweiten Tag zu rasieren, ich verstehe hingegen genauso, dass Menschen den Anblick und die Haptik eines enthaarten Schambereichs mögen und erregend finden. Mit Hygiene hat dies gleichwohl nichts zu tun, sonst sollten sie die Kopfhaare gleich mit entfernen. Da sich viele Fragen um die Entfernung des Schamhaars ranken, will ich kurz drauf eingehen, es gibt hierbei keinen Königsweg. Entweder ist es sehr schmerzhaft (Wachs, Epilieren, Zupfen), mühsam (Rasur), teuer (Laserbehandlung), gesundheitlich bedenklich (Enthaarungscremes), oder unzureichend (Langhaarschneider, Schere).
Auf die Techniken im Einzelnen will ich hier nicht näher eingehen, nur insoweit, dass das Thema einfach nicht wichtig genug scheint, in unserem Leben eine zu große Rolle zu bekommen. Denn ob wir uns entscheiden, den Rest unseres Lebens oder zumindest eine lange Zeit miteinander verbringen zu wollen, machen wir ja wohl (hoffentlich!) nicht von ein paar Härchen abhängig – dann schon besser noch vom Geruch, der trügt einen nicht. Versuchen Sie also nicht, die Natur zu überlisten, denn langfristig bringt Ihnen das letztendlich Nachteile – Sie bekommen vielleicht nicht den Partner, der am besten zu Ihnen passt, sie geben eine Menge Geld aus, und Ihre Riechzellen stumpfen wegen der olfaktorischen Dauerberieselung ab.