Desweiteren.....
Geschichte
Wahrscheinlich war es den Menschen schon in Urzeiten bewusst, dass die Sexualität auf eine numinose Art das Bewusstsein steigert, die Wachheit vergrößert und darüber hinaus andere Empfindungen verstärkt. Hiervon zeugen die weltweiten Mythen, die die Sexualität zum Inhalt haben.
Sexualmagie bzw. Sexualmystik und ihre rituelle Ausformung traten in unterschiedlichen Kulturen auf, so in Sumer im Hieros gamos und in China bei den Fangshi, wo sie seit der vorchristlichen Zeit nachzuweisen sind und wahrscheinlich bis auf die schamanistischen Praktiken der Shang-Zeit zurückgehen. In Indien entwickelte sich das Tantrayana, eine Form der Sexualmystik, die teilweise sexualmagische Techniken umfasst.
Die moderne Form der westlichen Sexualmagie wurde historisch fassbar mit der Gründung des Ordo Templi Orientis durch Theodor Reuss im Jahre 1906, und in der westlichen Kultur wurde die Sexualmagie hauptsächlich von Aleister Crowley, einem britischen Magier, Mitglied des OTO, Anfang des 20. Jahrhunderts erforscht, systematisiert, popularisiert und wiederbelebt. In dieser Zeit entwickelte Sigmund Freud seine Theorie des Narzissmus.
Die Abgrenzung der westlichen Sexualmagie zum indischen Tantra und der chinesischen Variante, ‚der Kunst des Schlafgemaches’, besteht darin, dass sich die westliche Sexualmagie als magische Technik versteht und nicht zwangsläufig in einen religiösen oder spirituellen Zusammenhang eingebettet ist. Das heißt, sie ist primär ein Mittel, um Veränderungen in Übereinstimmung mit dem Willen herbeizuführen, diese Veränderungen können sich aber natürlich auch auf die Spiritualität beziehen. Der Unterschied zu den westlichen Vorstellungen vom Tantra – welches eher als therapeutisches Neotantra zu bezeichnen wäre – ist, dass Sexualmagie nicht das Ziel hat, die Qualität des sexuellen Erlebens zu verbessern, sondern Sexualität als magische Quelle zu nutzen sucht, um spezifische Ziele zu verwirklichen.