Novembermelancholie
Nahe Null, so sind die Gradeund im Nebel liegen Pfade,
die noch gestern bunt und hell
vor mir lagen. Keine Sonne
ist jetzt noch der Lebensquell –
und wir wenden uns nach innen!
Im Einheitsbrei der dicken Kleider
verschwinden Unterschiede – leider.
Ja, die Blütezeit der Herzen,
welkt dahin und ohne Wonne
flammt das Seelenlicht in Kerzen,
die, voll Glut, die Nacht beginnen.
Schattenleiber steigen wabernd
durch die Ängste, die sich, labernd,
hinter dem Verstand verbiegen.
Diogenes geht in die Tonne,
denn die Welt will ihn besiegen –
deshalb fängt er an zu spinnen.
Der Geist malt dunkle Lebensbilder:
Gedankenstürme fegen wilder
In ein Dasein aus Granit.
Und die Libido – jetzt Nonne –
nimmt die frechsten Träume mit.
Es scheint nichts mehr zu gewinnen.
Bald ist dieses Jahr zu Ende
und der Kopf will durch die Wände,
die ihn streng vom Frühling trennen.
Doch die klägliche Kolonne,
dieser Tage, die wir kennen,
lässt das heiße Blut gerinnen.
Schließlich geben wir uns Feuer,
denn was wirklich lieb und teuer,
baut sich nun als Schutzschild auf.
Was uns einfällt ist nicht ohne
und es dreht den Lebenslauf –
so gelingt uns das Entrinnen!
©Sur_real