Sind Umgangsformen nicht mehr gefragt?
Ein anderer Thread in diesem Forum hat bei mir mal wieder eine Frage aufgeworfen, die mich seit langem immer mal wieder beschäftigt. Der Thread, der mir diese Frage abermals ins Bewußtsein brachte, lautet: "Ist eine Frau die offen äussert gef... werden zu wollen eine Nutte?" Der überwiegend Teil der Antworten ging in etwa in die Richtung: "Nö, finden wir gut,dass eine Frau zu ihrer Sexualität steht, frei sagt, was sie will, kein Problem..." usw. Mal ganz abgesehen davon, daß ich wirklich ernsthaft bezweifele, daß diejenigen, die so lässig schreiben, das wirklich alles so locker flockig sehen würden, wie es erstmal den Anschein hat ("wir wollen doch alle keine moralinsauren Spießer sein - iiieeehhhh... Gott bewahre!"), ärgert mich vor allem, daß heute anscheinend niemand mehr auf gepflegte Umgangsformen Wert zu legen scheint, und dazu gehört meinem Empfinden nach auch eine Sprache, die nicht verroht ist.Mir geht es hier nicht um die Frage der Einschätzung solcher Frauen, sondern das, was mich beschäftigt ist die Sprache, die Ausdrucksweise. Ich habe eigentlich so gut wie keinen Beitrag (außer meinem eigenen) gelesen, wo jemand mal die Meinung vertreten hat, dass es eben nicht nur, auf das ankommt, was man möchte, sondern auch darauf, wie man dies vorbringt.
Muss man/frau wirklich sagen "Fick mich" anstatt z.B "Nimm mich", muß man/frau wirklich sagen "ich will mit Dir ficken!" anstatt "Ich möchte mit Dir Liebe machen" . Ich könnte die Liste derber Ausdrücke, die wohl sexuelle Offenheit und Liberalität signalisieren sollen, nach meinem Dafürhalten aber für nichts anderes Ausdruck sind, als für mangelhafte Bildung und Umgangsformen, endlos fortsetzen.
Um nicht falsch verstanden zu werden - auch ich lass mir gerne mal ein herzhaftes "Ficken" auf der Zunge zergehen, aber halt nur ausnahmsweise und wenn es in die Situation und Umgebung passt.
Ich hab allerdings zunehmend den Eindruck, dass die meisten Leute heutzutage nicht mehr viel Wert auf eine geschliffene Sprache und angenehme Umgangsformen legen, sondern alles in einem großen Topf der Vulgarität verrührt wird.
Ich kann mir nicht helfen, aber als ehemaliger Deutsch-Leistungskurs-Teilnehmer glaube ich, dass die zunehmende Verwahrlosung der Sprache mit einer zunehmenden Verwahrlosung des Denkens, Fühlens und Handelns in unserer Gesellschaft einhergeht.
Täuscht mich dieser Eindruck, muss ich mich gar deshalb in ein anderes Jahrhundert gehörig fühlen?
Ich bin gespannt auf die Diskussion.