Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Geschichte der O
2594 Mitglieder
zur Gruppe
Kopfkino
1517 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Testosteron

Testosteron
Ich war spitz wie ein Apachenpfeil - und das nur wegen ein paar Frauenlippen. Ich stellte mir vor, was diese Lippen tun konnten und es brachte das Fass zum Überlaufen - oder hätte die Tropfen in mir zum Überlaufen bringen können. Hätte ...
Zwei Scheißtage lagen hinter mir und wehmütig erinnerte ich mich an die Zeiten, in denen das Leben eines Pharmareferenten noch einfach war. Heute gehören wir zu einer aussterbenden Spezies.

Von oben drückt der Vertriebsleiter, von links die Krankenkassen, von rechts die Ärzte und von hinten die Bank, die auf die fällige Rate für das Haus wartet. Ich hätte auch gerne jemanden gedrückt. Die Arztschwester, von vorne.
Das Schnuckelchen hatte die Kurven des Panamera an den richtigen Stellen und machte nicht den Eindruck, als wäre sie schwerer zu kriegen als die Aktienmehrheit von Porsche. Aber der Arzt war anderer Meinung und ein Blick von ihm genügte um die natürliche Hackordnung - Gott in Weiß - Schwester - Klinkenputzer wieder herzustellen.

Das arme Kind musste bestimmt zur Strafe Überstunden machen und die Instrumente vom Doc putzen. Wahrscheinlich in Handarbeit und schön vorsichtig. Hätte sie bei mir im Auto auch tun können. Ein Gerät, das geputzt werden muss, habe ich immer dabei. Handarbeit mag es.
Aber die Schwester saß nicht neben mir, sondern auf den Knien vom Doc und mir selbst mit der Hand Linderung zu verschaffen ist in einem Stau eine blöde Idee. Die Leute auf der rechten Spur drücken sich dann immer die Nasen an den Scheiben platt. Sieht hässlich aus.
Außerdem macht das erst ab Tempo zweihundert richtig Spaß. Eine Hand am Lenkrad, die andere da, wo sie beim Autofahren garantiert nicht hingehört und der Fuß rammt, wenn schon nichts anderes dafür da ist, ersatzweise das Gaspedal ins Bodenblech.

Aber etwas tun musste ich, bevor mir das Testosteron aus den Ohren tropfte und so griff ich zum Telefon. Franzi liebte Spontanität und frivoles Ausgehen. Wenn sie sich mit jemandem zu einem Date traf, zog sie sich so an, dass niemand im Umkreis von drei Wohnblocks auch nur den geringsten Zweifel daran haben konnte, was Sache war. Es sei denn, er ist so ein Vollpfosten, wie ich es vor zehn Jahren war.
Da holte ein langbeiniger Vamp mit platinblondem Haar den achtzehnjährigen Lehrling kurz vor Ende der Betriebsfeier zum Tanzen. Zehn Sekunden später schnappte ich verzweifelt nach Luft, weil eine Frauenhand meinen Kopf zwischen zwei samtige Hügel presste. Die Kapelle schaltete auf Kuschelmusik und meine Tanzpartnerin auf Anakonda. Alles, was beweglich war an ihr, ging auf Körperkontakt.

Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass dieses männermordende Monster mit dem kurzen Röckchen und dem Blut im Alkohol die gleiche eiskalte Abteilungsleiterin war, die mich noch vor zwei Tagen zur Sau gemacht hatte.
Ich riss meinen Mund vor Verblüffung auf. Grober Fehler. Bevor ich ihn wieder schließen konnte, wütete schon ihre Zunge darin herum. Ich schmeckte Sekt und Cocktails. Viel Sekt und viele Cocktails - wahrscheinlich die Getränkekarte rauf und runter.
Die gleiche Bewegung musste ich dann zehn Minuten später in der Garderobe über mich ergehen lassen. Immer schön rauf und runter - nur diesmal nicht in meinem Mund. Kurz darauf bekam sie den nächsten Cocktail. Aber nicht vom Kellner. Von mir. Kokos oder so ähnlich. Jedenfalls war er weiß.
Als ich am nächsten Morgen neben ihr aufwachte, überlegte ich ernsthaft und sehr lange, ob ich sie wegen Vergewaltigung anzeigen sollte. Ungefähr eine Sekunde, dann unterließ ich es. Wenn ich der Polizei erzählt hätte, wie meine Gegenwehr ausgesehen hatte, wäre wahrscheinlich ich ins Gefängnis gegangen. "Begünstigung des Verbrechens" oder wie auch immer das im Polizeijargon heißt.

So begann damals mein zweites Lehrjahr. Ausbildung in Doppelschichten - am Tage auf Arbeit und in der Nacht bei ihr.
Das ist jetzt zehn Jahre her. Wir trafen uns noch manchmal und ich blieb der Lehrling. Ich hatte zwar seit einem halben Jahr nichts mehr von mir hören lassen, doch das war für sie noch nie ein Hinderungsgrund gewesen. Sie ist eine der fröhlichsten und unkompliziertesten Frauen, denen ich je begegnet bin.
Während das Telefon nach ihr rief, betete ich, dass sie nichts vorhatte, heute Abend.

Wird fortgesetzt.

(C) RHCSo 2013
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.