Zum einen:
Die Zahlungsmoral hat sich heutzutage geändert:
Früher hat man erst gespart und dann gekauft. Bei der Gelegenheit konnte man auch gleich noch eine Weile gründlich drüber nachdenken, ob man das jetzt wirklich braucht.
Heute kauft man erst und überlegt dann, wie man vielleicht zahlen kann. Um im Nachhinein festzustellen, dass man es nicht kann. Und die Anschaffung eigentlich auch gar nicht nötig gewesen wäre.
Aber zum anderen und der Frage, wie mit Schulden umgegangen wird:
Leider stecken zu viele den Kopf in den Sand.
Viele Schulden müssten nicht oder zumindest nicht in dem Ausmaß sein, wenn sich die Leute um ihre Angelegenheiten kümmern würden.
Welcher Gläubiger hat schon Lust auf ewige Gerichtsverfahren. So gut wie jeder lässt sich auf Ratenvereinbarungen ein. Dazu muss man sich aber mit der Sache auseinander und mit dem anderen in Verbindung setzen.
Das Schlimme ist nicht, Schulden überhaupt zu machen, sondern sich nicht darum zu kümmern.
Wer sich von Anfang an damit auseinandersetzt, der kommt erst gar nicht bis zur Kontenpfändung. Das Problem der Leute ist meist die Gleichgültigkeit mit der sie ihr Geld ausgeben und der Wille, sich um ihre Angelegenheiten zu kümmern.
Es fängt schon damit an, welche Ordnung die Leute in ihren Unterlagen haben. Die kommen mit der Plastiktüte voller zerknitterter und besudelter Papiere, kippen die vor einem aus und sagen: „Suchen Sie sich, was Sie brachen, müsste irgendwo dabei sein“.
Und genauso chaotisch und verkommen ist oft auch deren Leben an sich. Keine Strukturen, keine Ziele, alles egal.
Am meisten erschreckend ist, welche Einstellungen einem da oftmals entgegenhallen:
Viele Leute sehen gar nicht mehr ein, dass sie in Anspruch genommene Leistungen zahlen müssen. Beliebte „Argumente“:
„Das ist doch schon drei Jahre her.“ (lange genug gewartet und verzögert, wird der andere das schon vergessen oder die Lust verlieren, seinem Geld nachzulaufen)
„Ich habe nur ein kleines Einkommen, ich kann das nicht zahlen, wieso will der Geld von mir?“ (aber bestellen und kaufen ging)
„Das Geld auf dem gepfändeten Konto wird an den Gläubiger überwiesen? Aber dann ist es ja weg!“ (das damit Schulden beglichen werden sieht man nicht)
Unglaublich, auf welche kreativen Einfälle manche kommen um sich ihren Zahlungspflichten zu entziehen. Viele denken, wenn sie eh kein Geld haben, können sie kaufen und bestellen so viel sie wollen, aber zahlen müssen sie nicht, weil sie ja eh nichts haben.
Von Aussagen wie: „Gehört alles meiner Ehefrau.“, „Habe ich schon längst bezahlt.“ und „Nächste Woche erwarte ich einen größeren Geldeingang.“ mal ganz abgesehen.
Ich hab schon Titel vollstreckt, die waren wesentlich älter als ich selbst. Und die Leute wollen einem tatsächlich erzählen, dass sie in all den vielen Jahren nicht in der Lage waren, auch nur einen einzigen Pfennig davon abzuzahlen oder sich irgendwie mit dem Gläubiger auf einen Vergleich zu einigen – da fühlt man sich doch leicht veräppelt.
Viele wissen noch nicht mal mehr, bei wem sie eigentlich Schulden haben (Wer? Quelle-Versand? Nie gehört.). Ihnen fehlt im wahrsten Sinne des Wortes das Schuld-Bewusstsein.
Ich nehme mal alle Selbständigen und sonstigen Unternehmer aus, deren Auftraggeber selbst nicht zahlen.
Sicher gibt es auch einige Situationen, in denen der Betroffene kaum selbst was dafür kann, gibt es doch immer mal plötzliche und unvorhersehbare Ereignisse im Leben (die „Klassiker“ Scheidung, Tod und Arbeitslosigkeit oder -unfähigkeit ). Und Banken sind allzu oft rigoros.
Aber die absolut überwiegende Mehrheit sind Konsumschulden.
Wenn ich sehe, wie viele hundert Euro manche im Monat für Handytelefonate ausgeben, wird mir schlecht. Auch beliebt: Bestellungen in jeglicher Art von Versand- und Möbelhäusern, Mietschulden für übertrieben große Wohnungen, Kontoüberziehungen, der Drittwagen, völlig überflüssige Versicherungen, der neuste Technikkram, Mitgliedsbeiträge in Fitnessstudios, Videotheken, etc., etc.
Schöne bunte Welt, die man sich nach Hause holen kann.
Die Mentalität, alles haben zu wollen und hinterher die Augen zu verschließen ist leider immer mehr auf dem Vormarsch. Erst denken und dann kaufen wäre manchmal wesentlich angebrachter. Der Verantwortung, dass das Handeln Konsequenzen hat, sind sich viele nicht mehr bewusst. Irgendwie wird man schon durchkommen. Auch mit ´ner Kontenpfändung kann man leben. Viele wachen noch nicht mal an dem Punkt auf.
Traurig, aber wahr.