Hallo Lustpool,
ich finde es gut, dass du deine Gefühle "wahrnimmst" und in der Lage bist, darüber zu reflektieren - im inneren Dialog mit dir selbst, wie auch im Gespräch mit beiden involvierten Männern. Diese Gefühle sind ein Teil von dir, du kannst sie nicht einfach ignorieren, wegsperren in eine Kiste, Klappe zu und gut ist. So etwas würde sich unweigerlich rächen, später.
Natürlich stösst du mit deiner Offenbarung an ein gesellschaftliches Tabu. Wahre Liebe soll es ja angeblich nur zu einem einzigen Menschen geben, und wo Gefühle für den einen sind, können nicht zugleich auch Gefühle für einen zweiten sein. Nun, in der Physik ist das zweifellos richtig, aber wir Menschen funktionieren nun mal nicht nach den Gesetzen der Mechanik, wie du gerade selber am eigenen Leib feststellst. Die Natur hat uns eben so konstruiert, dass wir sehr wohl Zuneigung zu mehreren Menschen gleichzeitig verspüren können.
Eine andere Frage ist, ob wir aus dieser Erkenntnis Konsequenzen ziehen, und das traditionelle Modell von Beziehung/Partnerschaft vorsichtig zu hinterfragen beginnen. Da gibt es durchaus andere Optionen, und nicht wenige werden auch in der Praxis glücklich gelebt. Nachles- und diskutierbar u.a. bei polyamore.de
Ich möchte dir hier kein alternatives Lebensmotto aufdrücken, wohl aber Mut machen, in dich hinein zu hören, zu deinen Bedürfnissen zu stehen, und vielleicht auch mal die eingefahrenen Denkmuster zu verlassen. Aber egal wie deine Entscheidungen lauten, in jedem Fall solltest du ehrlich und verantwortungsvoll mit dir selbst und mit deinen Mitmenschen umgehen.
Was deine konkrete Frage angeht: Vergucken und verlieben würde ich nicht gleich setzen, aber auch nicht als zwei klar abgrenzbare Stufen ansehen. Nett finden -> fasziniert sein -> vergucken -> verlieben -> lieben ... die Übergänge sind doch in Wahrheit fließend, und jeder Mensch hat dafür sein eigenes Bewertungsssystem.
Liebe Grüße,
Mike
Unser Träume, unsere Sehnsüchte und bunten Hoffnungen wollen ernst und wichtig genommen werden. Wer sie verdrängt, unterdrückt das Beste in sich, und wird ein leerer Mensch. (Schiller, Album "Weltreise")