Verschmelzung
Lieber Freund,
diese Sehnsucht nach totaler Verschmelzung, die wir ja alle kennen, hat schon viele Menschen in die Irre geleitet. Denn emotionale Verschmelzung ist leider ein Irrweg, wenn man seiner selbst noch nicht wirklich sicher ist.
Gerade auch die Angst davor, in einer Art Verschmelzung mit dem anderen sich selbst total zu verlieren, also nicht mehr man selbst zu sein, macht vielen Menschen in der heutigen zeit Angst, zeigt sich in Bindungs- und Beziehungsangst, in Angst vor Nähe und Intimität. Eine berechtige Angst, wenn man nicht in der Lage ist, sicher in sich selbst zu ruhen und zu wissen, dass man zwar verschmelzen kann, danach auch auch wieder ganz man selbst ist.
Unser Lieblingsautor in Liebes- und Beziehungsdingen, David Schnarch, stellt das in "Die Psychologie sexueller Leidenschaft" so hervorragend dar: Sich bei aller Sehnsucht nach Nähe und Intimität auch selbst zu bewahren, zu begreifen, dass man sich zwar im anderen verlieren darf, aber nur, wenn auch bei sich selbst bleibt. Denn sonst ist man wirklich verloren. Das nennt er, ein sytemischer Sexualtherapeut, die Fähigkeit zur Differenzierung.
Emotionale Verschmelzung kann leider, wie die Erfahrungen sämtlicher Paar- und Sexualtherapeuten zeigen, rasch neurotische Formen annehmen (die bekannteste ist extreme Eifersucht) und viel Leid verursachen, wenn man danach sucht, ohne reif dafür zu sein.
Dies wollten wir hier unbedingt als sachliche und fachliche Ergänzung voranstellen. Ansonsten wünsche wir allen von Herzen viel Freude und Glück beim Verschmelzen! Und sind gespannt auf die Beiträge ...