Zur bevorstehenden Bundestagswahl 2

Gegenwind


Die Welt ist laut und rücksichtslos brutal,
wer überleben will, braucht ein Konzept!
Sie schert sich um rein gar nichts – wie fatal.
Doch das ist allgemein Patentrezept.

Egal, ob Mann, ob Frau, ob Riesenross,
ja, sogar Kinder stehen unter hohem Druck,
weil jeder mit der großen Masse muss:
dosiertes Gift für jeden, Schluck um Schluck.

Worum geht’s, wenn nicht um‘s Erleben?
Hat der Mensch an sich denn kein Privileg?
Generation, die Energien für den Unsinn geben?
Immer wieder Seelenpein? – kein anderer Weg?

Weiße, schwarze, gelbe, rote Riesenschweine,
jeder, wie er halt mal gegenwärtig grade kann,
erschlagen sich – wir finden die Gebeine.
Wir müssen nur noch fragen: wer ist dran?

Jedes Arschloch nützt gleich seine Chancen.
Es ist für uns schon gar nicht weiter wichtig,
ob Lesben, Heteros, ob Schwule, Transen –
sie sind auf ihre Weisen wirklich tüchtig.

Zerfetzt muss werden, was zum Leben taugt
und unbedingt kritisiert, was wirklich kreativ,
wer sich bemüht, der soll doch ausgelaugt,
vom Neid vernichtet sein – demonstrativ!

Dann können ahnungslose Oberdeppen,
denen nur der schnöde Mammon wichtig ist,
walten, herrschen, drücken und verschleppen,
sich fühlen wie der Hahn auf seinem Mist.

Und niemand wird dadurch einmal gescheiter
und niemand kümmert sich `n Dreck darum,
nur blöde Schreibtischtäter und Prinzipienreiter
erfüllen ihre öden Pflichten – grob und stumm!

Das soll des Menschen dann noch würdig sein?
Wieviel ist unserer Kultur denn zuzumuten?
Wer etwas Gutes leistet, steht für sich allein!
Schlag ihn schnell tot, mit Geiseln und mit Ruten!

Hohle Zeitgenossen lasst sich wichtigmachen!
Wer nichts kann, dem gebt Freiheit an die Hand.
Da habt ihr wenigstens etwas zum Lachen!
Ansonsten steckt die Köpfe in den Sand!

Die Politik sei krassen Lügnern vorbehalten,
die mit dem großen Kapital verbündet sind.
Folgt nur den leergeblieb’nen Heilsgestalten,
sie schlagen eure Wünsche in den Wind!

Wer unser Land in vollster Absicht gern zerstört,
dem sei gestattet was er eben vorhat, was er will.
Daß jedem auch ein rechter Teil davon gehört,
das ist der etablierten Führungsschicht kein Ziel…

Der Fortschritt aller Technik ist für wenige,
die sich am Raubbau, an der Fronarbeit erfreuen.
Sie verstehen sich schon frech als Könige,
weil sie ja keine Unverschämtheit scheuen.

Oh Gott, wo sind nur diese klugen Wesen,
die sich Gedanken machen, dafür streiten,
daß Geist, Humanität, uns jetzt erlösen
aus diesem Joch so arg bornierter Obrigkeiten?

Es gab mal Leute, die sich redlich plagten,
um dann verbrannt zu werden und verfolgt,
weil sie für uns die volle Wahrheit sagten.
Ist dies ihr Lohn, der jetzt dafür erfolgt?

Da wird nichts weiter als gemein verraten,
wird das Erdachte schlichtweg übergangen.
Stattdessen stillen ungeschickte, irre Potentaten
ihr leider kleinkariert gestaltetes Verlangen.

Der Leitsatz, Die Prämisse unseres Treibens,
lautet: wer einfach ist, der soll auch einfach leben!
Gefallt euch nur im Schoß des Dämlichbleibens –
und bleibt in der Verblendung kleben!

Inzwischen geht - was aufgebaut – zugrunde.
Das habt ihr euch in allem Ernst verdient.
Die pure Zuversicht ist zwar in aller Munde,
die Landschaft aber, die ist längst vermint!

Ihr wollt doch jetzt nicht allen Ernstes glauben,
daß diese Stumpfheit ohne echte Folgen bleibt?
Mit Arbeitshelmen oder schmucken Pickelhauben,
seid ihr der Tod, der die Geschichte schreibt!

Das müsst ihr euch nicht eingestehen. Nein!
Ihr müsst auch gar nicht grübeln, oder so.
Der von euch ausgewählte, schöne Schein,
der spült euch sowieso hinab im Klo.

Es kümmert niemand, was mit dieser Welt geschieht.
Das Universum hat unendlich viele Erden.
Und wenn bei uns der Untergang einzieht,
wird anderswo vielleicht ein besseres Etwas werden.

Und wenn nun nicht? Wir können uns entscheiden!
Wir stehen vor dem Abgrund und - verzweifeln?
Geh’n wir in Richtung Unvernunft und Leiden?
`S ist Zeit, sich selbst gebührend zu verteufeln!

Wenn wir nur uneinsichtig sind und darauf stolz,
wie mächtig man als Depp doch wüten kann,
sind wir vertan – ein Traum, der irreal zerschmolz.
Er fand wohl keine adäquate Bühne, irgendwann.

Welchen Wahnsinn soll man also wählen?
Wohin soll man sein reifes Elend wenden?
Worauf kann – fehlgeleitet – noch der Bürger zählen?
Darf er sein Credo bald in ein Nirwana senden?

Die Lebenskraft erstickt im steifen Gegenwind,
doch niemand kann auf diese Weise schaffen.
Sind wir in unseren Seelen völlig blind?
Besinnt euch endlich auf die Geisteswaffen!

Gehabt euch wohl, ihr tapf’ren Matadoren,
ihr habt euch selbst, bei allen Hörnern fest gepackt,
die Wirtschaft mit der puren Existenz vergoren.
Nehmt nun die Krone ab, sie ist zu scharf gezackt.

Verrücktheit ist nicht unbedingt das beste Mittel,
um dieses Dasein in allem gut zu übersteh’n.
Am Schluss brennt euch doch nur der Kittel,
das könnt und dürft ihr euch zurecht gesteh’n.

Ihr werdet wohl nicht allzuviel verändern.
Der Tag neigt sich dem späten Abend zu.
Geht fromm, wie allezeit, in den Gewändern
des Büßers, übt euch in Pflicht: des Bürgers Ruh‘.

Lebt durch den geistlos-primitiven Rumpf!
Was gäbe es noch außer Trinken, Essen?!
Vergnügt euch eingebildet oder stumpf,
doch euch als Art, das könnt ihr glatt vergessen!

©Sur_real