Anstatt hier herumzusitzen...
... solltest Du Dich lieber um Deine Tochter kümmern! "
Zitat einer Kommilitonin, die neben mir im der Vorlesung saß.
Angesprochene Tochter war drei Monate alt und verschlief tief und fest das, was der Onkel da vorne über Betriebswirtschaft erzählte...
Als der Zwerg 9 Monate alt war, wurde er "zwangsexmatrikuliert " (
sie wirft es mir heute noch vor) und verbrachte den Tag bei der besten und liebevollsten Tagesmutter, die ich jemals kennen gelernt habe anstatt Seminare und Vorlesungen mit Kommentaren aufzumischen.
Dort hatte sie gleichaltrige Tagesgeschwister, einen Mann im Haus, von dem sie sich die ein oder andere Unart abschauen konnte (er ist Inder und sie liebt es heute noch, mit den Fingern zu essen
), sie wurde regelmäßig gelüftet und verhätschelt und hat heute noch Kontakt über 500 km mit ihrer damaligen Tagesschwester.
Vor wenigen Wochen wurde sie 18 und ich habe sie gefragt, ob sie in ihrem Leben etwas vermisst hat, weil ich quasi durchgehend gearbeitet habe, seit sie auf der Welt ist....
Sie sagt nein und ich glaube ihr. Nicht, weil ich ein "nein" lieber höre als ein "ja" sondern weil ich sie zu einem ehrlichen und geradlinigen Menschen erzogen habe, der auch in der Lage ist, Unangenehmes einmal auszusprechen.
Fragt man mich, ob ich in diesen Jahren etwas vermisst habe, so muss ich auch mit "nein" antworten.
Mir wurde ermöglicht, zu lernen, was ich lernen musste, das Geld zu verdienen, was ich für uns brauchte und in all der Zeit war auch immer noch ausreichend Zeit für uns.
Wie Spielluder schon sagte - es ist eine Frage der Organisation.
Und eine Frage der inneren Einstellung.
Wenn ich andauernd das Gefühl gehabt hätte, meine Tochter zu vernachlässigen (und es wird einem im Rabenmuttergesang ja regelrecht abverlangt, zumindest mal ein schlechtes Gewissen zu haben) dann weiß ich nicht, ob ich diesen Weg so gegangen wäre.
Ich war und bin davon überzeugt, dass die vielfältige Ansprache in Form von Tageseltern, Kindergarten, Nachbarn und Zeitbetreuern mein Kind in so vielen Bereichen geprägt und auch erzogen hat, die ich selbst so gar nicht hätte abdecken können.
Viele der Menschen, die finanziell so gut dastehen, dass sie "es nicht nötig haben" ihre Kinder fremd betreuen zu lassen, nutzen Krabbelgruppe und KiGa, damit die Zwerge die Möglichkeit haben, sich "sozial" zu bilden.
Ob das nun mit 3, mit 2 oder vor dem ersten Lebensjahr stattfindet, ist doch nicht wirklich relevant, oder? Und muss Muttern immer dabei sein? Nö.
"Rabenmutter" ist für mich ein Lob.
Ich lasse meine Kinder fliegen und ihre Umwelt erforschen.
Immer so weit und so viel, wie sie es handhaben können.
Und sie kommen gerne ins Nest zurück, um mit mir zu schnäbeln oder mir die Federn zu zerzausen!
Tilla