@ LaChatte
Da hilft Dir auch nicht der Verweis auf Deine österreichischen Wurzeln, da es nun mal kein Heiliges Römisches Reich österreichischer Nation gab und auch keinen österreichischen Sprach - und Kulturraum gibt.
Derartige Separierungs - und Definitionsversuche wurden in Österreich von den Österreichern, schon in den 50'ern mitleidig belächelt.
Es gehört zwar absolut nicht zum Thema, aber die Aussagen in diesem Absatz sind so falsch, dass eine Replik von mir als Österreicher einfach notwendig ist. Sorry liebe Katze, aber hier hast Du offenbar in der Hitze des Gefechts (der wetterbedingten oder jener in Deinem gegen ErWin gerichteten Eifer
) Aussagen getätigt, die erstens nicht stimmen und für die ich Dir zweitens, wenn ich Dich nicht kennen würde, eine preußisch-herablassende Art unterstellen müsste.
Nun, das Heilige Römische Reich deutscher Nation ist erstens schon rein formell über 200 Jahre tot. Selbst wenn Österreich also die vielen Jahrhunderte davor, in denen die Habsburger diese prestigeträchtige Krone getragen haben, kulturell im Gleichschritt mit den anderen schätzungsweise 100 "Bruderstaaten" gelaufen wäre, hätten wir also mehr als zwei Jahrhunderte Zeit gehabt, uns zu emanzipieren (Hurra, ich streife sogar das Thema!
).
Faktisch war dieses vielzitierte Reich schon viel früher tot, und es stellt sich die Frage, ob es überhaupt je "gelebt" hat. Voltaire hat ja gespottet, dass das Heilige Römische Reich deutscher Nation weder heilig, noch römisch, noch deutsch, noch eine Nation gewesen sei - und aus meiner Sicht ist dem völlig zuzustimmen.
Selbstverständlich ist die österreichische Kultur der deutschen ähnlich, immerhin wird, selbst wenn es manche auf Grund unterschiedlicher Idiome nicht glauben möchten
, nahezu dieselbe Sprache gesprochen. Aber Österreich hatte schon immer seine kulturellen Eigenheiten, die zum Teil auch auf die enge Verbundenheit mit den im Kaisertum verbundenen slawischen Ländern und Ungarn zurück zu führen sind.
Dass sich der Begriff "österreichische Nation" erst sehr spät entwickelte, hat die Ursache in kollektiven Minderwertigkeitskomplexen nach dem 1.Weltkrieg, als Österreich selbst jene Gebiete verlor, die man bereits als (zumindest erweiterte) Kernländer betrachtete, also abgesehen von Südtirol auch Böhmen und Mähren.
Heute ist die überwältigende Mehrheit der Österreicher der festen Überzeugung, dass das Land einen eigenen Kulturkreis bildet, und als vor rund 15 oder 20 Jahren ein Politiker aus dem nationalen Lager verkündete, "die österreichische Nation ist eine ideologische Missgeburt" wurde er sogar von vielen seiner Anhänger kritisiert. Der Begriff "Deutschtümelei" gilt in weiten Teilen Österreichs heute im Übrigen als gleichbedeutend mit "Ewiggestrigkeit".
Das bedeutet also, dass die Aussage, "Separierungs- und Definitionsversuche" wären von den Österreichern in den 50ern schon mitleidig belächelt worden, schlichtweg aus der Luft gegriffen ist.
Österreich hat sich emanzipiert, und das ganz ohne lautes Singen im Wald - über diese Tatsache gibt es hier zu Lande überhaupt keine Debatte mehr.
Ich kann Dir also am Ende eigentlich nur ein Zitat unseres Altbundeskanzlers Kreisky nahelegen, der zu Dir wohl gesagt hätte: "Lernen's Geschichte, gnädige Frau Katze!" (bitte dies ironisch zu verstehen).
Nur zum Verständnis: Ich möchte hier keine Gräben zwischen Österreich und Deutschland aufreißen - Deutschland wird hier selbstverständlich als starker Nachbar und Wirtschaftspartner sowie in gewissem Ausmaß als partnerschaftlicher "Bruder im Geiste" gesehen - und ich selbst schätze natürlich sehr viele Deutsche als Gesprächs- und Diskussionspartner (und mehr
). Nicht zuletzt bin ich darüber erfreut, dass es in Deutschland Einrichtungen wie diesen tollen Club hier gibt, die in Österreich ihresgleichen suchen.
Nun, zum Schluss möchte ich vielleicht doch noch einen Bezug zum Thema herstellen: Einer der bedeutendsten Herrscher des Heiligen Römischen Reichs war nämlich eine Frau: Kaiserin Maria Theresia, die in ihrer Amtszeit Meilensteine wie die allgemeine Schulpflicht oder das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch eingeführt hat. Im Gegensatz zu vielen ihrer männlichen Kollegen, die in erster Linie den Ausbau ihres eigenen Machtbereichs zum Ziel hatten, hat sie also ausnahmsweise auch was veranlasst, was dem gemeinen Volk zu Nutze war - vielleicht sind Frauen also doch die besseren Führungskräfte?