Eskort - Teil 1
"Ein wirklich schönes Badezimmer", dachte ich, als meine Augen das Spiegelbild betrachteten. Von dem kalten Wasser, das ich mir eben ins Gesicht spritzte, perlten einige Tropfen übers Kinn herab. Diese kleine Pille lag da vor mir, hätte nicht gedacht, dass ich die in meinem Alter brauchen würde, aber ohne sie würde das jetzt nicht funktionieren. In Gedanken ging ich zu dem Punkt zurück, an dem alles anfing:Wie üblich brauchte ich mal wieder Geld. Die Miete für meine Wohnung musste bis morgen überwiesen sein und zudem war der Kühlschrank schon länger nicht mehr wirklich aufgefüllt worden. Mir kam wieder diese Frau in den Sinn, die mir vor einigen Nächten eine Karte zusteckte, mit der Bemerkung, dass ich mich mal melden sollte, wenn ich schnell Geld benötigte. Also rief ich sie an und versuchte dabei so entspannt wie möglich zu klingen, wenngleich mein Anruf schon Anzeichen genug war, wie verzweifelt ich gewesen sein muss. Sie erklärte mir, dass ich an diesem Abend 500 Euro verdienen könnte. Dafür müsste ich mich aber in der Agentur vorbeischauen, sie würde sich dann um alles Weitere kümmern. Ich machte mich auf den Weg zu der Adresse, die sie mir nannte. Es war eine kleine Villa am Stadtrand. Ein Neubau mit einer Glasfassade. Ich klingelte und der Summer am Tor ließ mich eintreten. Mir kam die Dame von jener Nacht entgegen, sie streckte ihre Hand aus und zog mich dann zu sich heran. Mir war unklar, warum sie dies tat, doch erklärte sie sich sofort: "gepflegt und ohne irgendeinen markanten Geruch. Sehr gut." Sie deutete auf die Frau am Tresen und sagte: "Folge ihr für die Fotos!" Ich sah sie fragend an, doch sie reagierte gar nicht darauf. Die Frau vom Tresen führte mich in einen Raum mit einer weißen Wand und einer Kamera. Sie stellte sich als Katha vor und wies mich freundlich an, mich vor die Wand zu stellen. Sie machte ein paar Bilder und bat mich dann, mich auszuziehen. Ich sah sie verwirrt an, worauf sie meinte, dass ich die Unterhose anbehalten könnte, wenn diese vorzeigbar war. Ich erwiderte, dass ich davon ausging, dass es sich nur um einen Begleitservice handelte und ließ mich von Katha beruhigen, dass die Kundinnen die Bilder gern für ihre Fantasie hätten, es gehörte einfach dazu und sie würden auch nur im Buch hier vor Ort zu sehen sein. Das beruhigte mich tatsächlich und ich zog mich bis auf die Unterhose aus und Katha schoss weitere Bilder.
Sie verließ mich um die Bilder zu entwickeln und wies mich an, die Sachen wieder anzuziehen und danach zu Frau Hanich zu gehen, sie würde in ihrem Büro warten. Als ich eintrat, tippte sie auf der Tastatur ihres Computers rum und bat mich Platz zu nehmen. Sie erklärte mir, dass sie für heut Abend eine gute Kundin hätte, die einen neuen Mann als Begleitung bräuchte. Erst ein Treffen im Restaurant, in ein paar Tagen dann noch einmal für eine Tagung. Heute Abend sollten wir uns kennenlernen, denn bisher kannte die Kundin mich weder vom Aussehen, noch von der Art her. Ich war unangenehm aufgeregt und gleichzeitig auch beruhigt, denn dieses heutige Treffen wäre nur eine Art Generalprobe und würde ausreichend bezahlt werden. Frau Hanich fragte nach, ob ich einen gut sitzenden Anzug besitzen würde und ich nickte. Dann drückte sie mir einen kleinen Umschlag in die Hand. Da wäre alles drin, was wichtig ist: Telefonnummer, Adressen und Verhaltenshinweise. Ich nahm den Umschlag entgegen und stand ein wenig ratlos im Zimmer. Die Hanich sah mich einen Augenblick lang streng an: "Ich kann mich auf sie verlassen?" Ich nickte und so schickte sie mich nach draußen. Im Bus öffnete ich den Umschlag und überflog den Brief. 18Uhr im Restaurant "Petit Paris". Der Tisch war reserviert auf Geißen und ich sollte mich setzen und eine Flasche Spätburgunder bestellen. Am Ende des Briefes fand sich ein Postskriptum, dass die beigelegte blaue Pille für den Fall der Fälle sei. Mich beschäftigte die Frage bis ins Restaurant hinein, ob dieser Fall so wahrscheinlich war.
Im Restaurant tat ich wie geheißen und bestellte den Rotwein. Während ich am Tisch saß, sah ich mich um. Solch ein Restaurant würde ich niemals besuchen, dafür fehlte mir das nötige Kleingeld. Eine elegante Frau kam von einem Ober begleitet auf den Tisch zu. Ich stand auf, um sie zu begrüßen und bot eine Umarmung an, die sie bereitwillig annahm. Sie müsste um die zwanzig Jahre älter sein als ich. Sicherlich nicht unattraktiv, aber nicht mein Typ. Blonde Haare und ein wenig zu dünn. Müsste ich ihr Outfit mit einem Label versehen, so würde darauf "Karrierefrau" stehen. Wir stellten uns einander vor, ihr Name war Anke und entgegen meiner Vorahnung, war es kein großes Problem, ein Gespräch zu führen. Sie erklärte mir dann, wie wir uns offiziell kennengelernt hatten und dass ich mich eher ruhig verhalten sollte bei der Tagung.
Wir waren noch gut im Gespräch, als sie die Rechnung bezahlte und so lud sie mich ein, mit ihr ein Taxi zu teilen. Ich ahnte, wo das hinführen würde und so wiegelte ich ab, ich würde den Bus nehmen. Sie bestand jedoch darauf und erklärte, dass sie das Geld Zuhause hätte, denn so viel Bargeld würde sie sonst nicht mit sich herumschleppen, aber sie würde es zur Not auch überweisen. Ich fragte mich, ob sie nicht genau wusste, dass ich das Geld dringend brauchte, aber sie konnte es vermuten, denn als gute Kundin wüsste sie wohl, dass ich neu bin und natürlich brauchte ich dann Geld. Ich stieg also mit ihr ins Taxi.
Das Haus passte zu ihr. Es war nicht extravagant, aber man sah ihm den Preis an, den es gekostet haben muss. Da es einstöckig war, wollte sie wohl auch niemals eine Familie hier gründen, sondern lediglich ihr Leben genießen und wer könnte es ihr verübeln. Seit der Taxifahrt war unser Gespräch wie eingefroren. Ich überlegte, wie ich nun freundlich aber bestimmt gehen könnte. Sie führte mich ins Wohnzimmer und verschwand in der Küche um Wein zu holen. Als sie wieder eintrat, hatte sie ihre Bluse zwei Knöpfe weit geöffnet und sah mich herausfordernd an. Ich stammelte etwas davon, dass es bereits spät sei und ich eigentlich nur mitgekommen sei, damit ich das Geld bekommen könnte. „Eigentlich?“ wiederholte sie, „Das bedeutet, dass du jetzt auch bleiben möchtest.“ Ich ärgerte mich, dass ich eigentlich gesagt hatte, wollte ich doch nur noch weg von hier und in mein Bett fallen. Ich fühlte mich unwohl und ausgeliefert in dieser Situation. „Deine Chefin hat einen guten Geschmack, zumindest weiß sie, was mir gefällt. Vermutlich liegt das an unserer guten Freundschaft… aber keine Sorge, ich werde nicht detailliert beschreiben, was heut Abend noch passieren wird oder vielleicht doch?“ sagte Anke und lachte spöttisch. Sie wusste, dass sie mich in der Hand hatte, doch ich fühlte mich noch weniger wohl, als es bisher der Fall war. Ich blickte sie an und beschloss, das hinter mich zu bringen. Zuvor suchte ich das Badezimmer auf.