In meinen Augen wäre es eher belastend,
gewisse gemeinsame Erlebnisse nicht mehr zu erinnern. Nicht zu wissen, warum der Partner jetzt evtl. so oder so reagiert, weil einem die Vorgeschichte dazu fehlt.
Ich bin im Leben grundsätzlich nicht arg nach rückwärts gerichtet, was passiert ist, ist passiert. Wenn es gelingt, daraus zu lernen, war die unangenehme Erfahrung nicht völlig unnötig ertragen.
Es gab mal eine Situation, da hat mich meine Liebste in einem fremden Land sitzen lassen. Sie ist - durchaus auch wegen der Einwirkungen eines armseligen Kerls, der evtl. drauf aus war, die sich ergebenden Chancen zu nutzen und eines kleinen Austickers meinerseits im Zusammenhang mit einer Alküberdosis - einfach im Auto weggefahren. Ich stand mitten in der Pampa, als ich zu mir kam. Das war echt etwas, was niemand wirklich braucht im Leben. Sich mit ein paar Franken wieder nach Hause durchschlagen zu müssen, nachts im strömenden Regen etwa 20 km mit einer Reisetasche an der Landstraße zum nächsten Ort zu marschieren, dort unterm Vordach eines Supermarktes zu pennen und dann per Schwarzfahrer durch die Galaxis mit dem Zug Richtung Paris, um von dort aus weiterzukommen. Alles ohne Handy etc. Gabs nicht. Ich war allein auf mich gestellt und total am Ende.
Danach hatte ich kein Vertrauen mehr und eine Mordswut. Hab mir ne eigene Wohnung angemietet und wollte nimmer.
Trotzdem haben wir uns innerhalb weniger Monate wieder zusammengerauft, fester als es je war - wir haben das ausgehalten. Und solche Erfahrungen sollte man nicht vergessen, auch wenn die Erinnerungen nicht so toll sind. Wenn man sowas gemeinsam wieder in den Griff bekommt, kann einen so schnell nix mehr schocken.
Deshalb möchte ich auch die unangenehmen Zeiten nicht vergessen. Weil die Erinnerungen Kraft geben und uns helfen, uns zu verstehen.