Es ist eben so, dass man schon Kompromisse macht. Weil man Freude an der Freude des Partners hat, weil man gerne etwas gemeinsam tut usw. Ich empfinde das gar nicht als Opfer oder als Selbstaufgabe, sofern ich mich nicht selbst dabei verleugne.
Ich kann sicher das Wohnzimmer blau streichen, auch wenn meine Lieblingsfarbe eigentlich grün ist. Solange es nicht neon-pink ist, ist das völlig in Ordnung.
Ich kann auch mal in irgendeine Ausstellung gehen, weil sie das gerne mag und das Thema jetzt auch nicht grausig ist. Da krieg ich keine Kotzkrämpfe und lerne manchmal auch noch was.
Ich würde aber nie etwas tun, was mich komplett anwidert und es ist auch so, dass sie das nie erwarten würde und es ihr nicht gefallen würde, wenn ich Dinge tue, die ich partou nicht ausstehen kann.
Das ist andersherum genauso. Mir würde es keine Freude machen, wenn meine Beste panisch auf Ski auf dem Berg steht und es nur tut, weil ich halt gerne mit den Dingern fahre. Ihr geht da auch nichts bei ab, wenn ich dann den Skiurlaub mit Leuten begehe, die das genauso mögen wie ich. Sie ist sogar nicht mal ansatzweise beleidigt, dass ich da Zeit mit anderen verbringe, die ich ebenso ihr widmen könnte.
Nein, sie will, dass ich glücklich bin und ich mir nix verkneifen muss.
Anderes Beispiel:
Ich kenne da z.B. einen geliebten Menschen, der meinen verehrten Handballsport nicht mag und sogar soweit geht, dass er ihn assi findet, weil dort ja (angeblich) nur gedrängelt, geschubst und geschlagen wird. Trotzdem verfolge ich den weiter, weil der Sport mir Ausgleich gibt, ich meine Mädels mag und es mir Kraft und Energie gibt, ich mich danach gut fühle. Ich mache das dann für mich und berichte nicht ausführlich darüber, wenn daran kein Interesse besteht. Zwinge niemanden sich ein Spiel anzuschauen, es im Fernsehen zu gucken usw. Und trotzdem fragt er manchmal nach, wie es so war und hat mich wohl noch lieb - und ich ihn auch.
Es gibt daneben aber genügend Dinge, die man verändern kann, wenn sie dem Partner sehr wichtig sind - und das sogar ohne, dass man sich einen Zacken aus der Krone bricht. Insofern kann man da schon seeeeeehr weit gehen, ohne, dass man sich selbst zurückstellt. Die Frage ist nur, ob man das wirklich muss.
Es ist doch fast nirgendwo so, dass man 100 %ige Deckungsgleichheit hat. Sicherlich wünschen sich ganz viele Leute, auch ich, dass man noch mehr zusammen tun könnte. Aber wenn das nicht geht, aus welchen Gründen auch immer, dann isses doch auch ok. Man hat ja so noch genug Dinge, die man gemeinsam tut -sonst würde man ja nicht sein Leben mit diesem Menschen teilen-, hat gemeinsame Interessen und so weiter. Diese Sachen sollte man eher genießen als sich zu beklagen, dass der Kinofilm ja scheiße war und man eigentlich auch gar nicht mit wollte, aaaber dem Partner zuliebe.... blablabla
Liebe ist in meinen Augen auch, den Partner sein zu lassen, wie er ist. Mit all seinen Interessen, Wünschen und seiner Persönlichkeit und trotzdem oder gerade deswegen auch für ihn einzustehen. Irgendwelche Vorlieben oder so (es sei denn, es sind wirklich kriminelle Dinge o.Ä., die man so nicht hinnehmen kann) sind doch kein Grund ihn nicht zu lieben, ihn nicht zu unterstützen, ihm nicht den Rücken zu stärken.
Wenn man die Freiheit hat, Dinge zu tun, an denen einem wirklich gelegen ist (auch wenn die gemeinsam mit dem Partner nicht immer funktionieren), ohne, dass es da Stress oder Unstimmigkeiten gibt, dann kommt man in meinen Augen gar nicht in Versuchung Sachen über sich ergehen zu lassen, Dingen hinterherzutrauern, Sachen zu tun, die einem nicht behagen. Der erfüllendere und glücklichere Weg damit umzugehen, finde ich.