An das alte Leben

Würd‘ ich durch tausend Flure geh’n
und viele Zimmer dort besitzen,
würd‘ ich in Rampenlichtern steh’n,
durch heiße Frauenbetten flitzen
und würd‘ ich mich im Mammon wälzen,
auf Reisen sein durch alle Welt,
voll Stolz durch die Salone stelzen –
damit mein Ruhm sich auch erhält –
ich würde immer eines wissen:
dich wird‘ ich ewig noch vermissen!

Die ungestümen Jugendträume,
die Abenteuer mit den Freunden,
vertane Hoffnungen – die Schäume –
die so vertrauten Frust-Gemeinden,
die „Tagungen“, Familientreffen,
Verurteilungen, den Kampf ums Licht,
das „Volle-Kraft-und-Segelreffen!“,
das erste winzige Gedicht,
in stillem Glanz geheim entstanden –
mir kam der Unterbau abhanden!

Ich stehe heut‘ in einem Leben
das wie ein Feuer um mich wütet.
Es lässt im Sturm die Erde beben,
wobei es an dem Unheil brütet
das seine fürchterlichen Krallen
in schwärzeste Visionen schlägt
und mir bedeutet welche Fallen
man imverein zusammenträgt
um mich nun endlich zu vernichten…
Da hilft kein Hoffen und kein Dichten!

Der lange Weg war unbeschreiblich hart,
er führte mich durch lauter Dornen
und jede vielgeliebte Gegenwart
( die so geeignet war mich anzuspornen)
verlor sich schließlich nur in Niederlagen.
Doch Fantasie trug mich durch alle Tiefen!
Mein Heute sehnt sich nach den Tagen,
an denen die Dämonen schliefen,
die sich nur Kismet und Vergehen nennen.
Die Zukunft will ich nicht mehr kennen.

Ich möchte nur den Duft der Frische
des Glaubens an die eig’ne Kraft,
nicht Höllensturz, nicht goldgedeckte Tische,
ich will die gute, alte Wissenschaft
des Credos: alles lässt sich noch erreichen.
Ich will jetzt nicht in diesen Abgrund finden,
auch nicht aus Furcht von dannen schleichen
und in Vergessenheit verschwinden…
Nur eines will ich: neu beginnen,
mit allem Mut und allen meinen Sinnen!

(c) Sur_real