Kleines Requiem
Tagtäglich werden sie lebendig begraben! Mit Trauerminen finden sich
die geprüften Hinterbliebenen
am „Grabesrand“ zusammen und gedenken
voll Schmerz der hohen Beerdigungskosten.
Beachtliche und doch verschwendete Zuwendungen
flimmern grell in der Phantasie der Leidenden
und lassen das Erreichte
fürchterlich amorph erscheinen.
Völlig widerwärtig aber wirkt
die Pflege der Gräber, da man bezweifelt,
einem solchen Verstorbenen
noch Achtung entgegenbringen zu müssen.
Seine Forderung, die der
der anerkannt Lebenden gleicht,
ist deshalb als anmaßendes Schmarotzertum
von Rechts wegen zu verurteilen.
Selten dienen daher die Gräber
als Stätte der Metamorphose,
denen völlig unerwartete Dinge entsteigen.
Meist verbreitet sich bald schon Modergeruch
über der Scholle, welcher wiederum
sämtlich die Trauernden mit Argumenten versorgt.
So gehen die Seelen miteinander um: respektlos!
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