Zu Beginn einer Beziehung wird wohl fast jeder darauf achten, dass die grundlegenden Ansprüche erfüllt werden bzw. erfüllt sind. Alles Andere unterliegt der gemeinsamen Entwicklung innerhalb einer Beziehung, die von beiden getragen werden muss.
Aber kommen wir doch wieder zum Kern des Themas zurück.
Die Frage des TE lautet:
Ist für euch wirklich vorstellbar alles auszuprobieren?
Aus dieser Frage ergeben sich weitere, sehr interessante Fragen. Mich würde mal interessieren, wie es dazu kommt, dass manche Menschen unbedingt ihre Vorstellungen mit dem Partner ausleben müssen? Wieso kann man eine bestimmte Vorstellung, die man selbst noch nie ausgelebt hat und die nur im Kopf existiert, nicht einfach zu den Akten legen?
Ich vermute mal, dass es in der Phantasie grundsätzlich immer viel schöner, bunter und intensiver ist, als man es in der Realität tatsächlich erleben könnte. Und je öfter und je länger man sich mit so einer Phantasie beschäftigt, desto wichtiger wird es für einen, dies ins reale überführen zu können. Und nicht selten kommt es vor, dass wenn man es dann real erlebt enttäuscht wird, weil es doch eine gewaltigen Unterschied zwischen der Phantasie und der Realität gibt. Ich erinnere mich da an ein Gespräch mit einem guten Freund, wo es genau um eine sexuelle Phantasie ging, die er mit seiner Partnerin unbedingt ausleben wollte. Typische Männergespräche unter guten Freunden eben. Irgendwann hatte es seine Frau soweit überreden können, die dann zusammen mit ihm diese bestimmte sexuelle Phantasie ausgelebt hat, welche dann aber für ihn zur totalen Enttäuschung wurde. Was mit im Gespräch mit ihm über das Thema besonders aufgefallen war, dass er seine Frau dafür verantwortlich machte, die es seiner Auffassung nach nicht umsetzten konnte. Es hat auch nichts geholfen ihm klar zu machen, dass niemand im Stande ist, eine Phantasie 1:1 umsetzen zu können. Erst Recht nicht, wenn es sich dabei um die Phantasie eines Anderen handelt.
Für ihn war es einfach, denn er hat diese Vorstellung schon hundertfach in seiner Phantasie erlebt und durchgespielt, will es unbedingt real ausleben, was zu einer fixen Idee wurde. Das dies nur sehr selten auf Anhieb gelingt, ist ihm nicht bewusst. Geschweige denn, dass er sich auch nur ansatzweise Gedanken machte, was er damit seiner Frau überhaupt zumutet.
Einerseits haben wir eine sexuelle Vorstellung, die technisch betrachtet relativ einfach ausgeführt werden kann. Andererseits haben wir aber darin enthalten eine u. U. sehr grosse Erwartungshaltung, die im realen Erleben deutlich über der Phantasie liegen muss, denn was man in der Phantasie fühlt und spürt, muss sich auch beim realen Erleben einstellen. Jedenfalls denken nicht Wenige so und sind dann enttäuscht, wenn sich dieses erhoffte Erlebnis nicht einstellt. Das Fatale daran ist aber oft, dass man dann den Partner dafür verantwortlich macht, denn im Kopf hat es ja schon sehr gut funktioniert, also kann es ja nur am Partner liegen.
Vielleicht ist es doch besser, dass nicht alles was man sich so vorstellt ausleben zu wollen. Manches ist in der Welt der sexuellen Phantasie einfach besser aufgehoben und sollte auch dort bleiben.
Mr. Sunfra