Reminiszenz
Am Puls des Lebens© Lonely Girl (10/2012)
Der Morgen streichelt sanft die klammen Finger der sterbenden Nacht, hält sie tröstend in den Armen und wiegt sie sanft in den Schlaf, wie eine verlorene Liebe. Ein leises Lebe-Wohl weht durch die Wipfel der Bäume und weckt die schlafenden Krähen. Die Sterne weisen den Weg in die Heimat, dorthin, wo die Wurzeln liegen, getränkt von den unterirdischen Quellen des Daseins.
Die Gedanken, hauchdünn gesponnen aus den filigranen Taufäden einer menschlichen Seele, legen sich über das noch ruhende Tal. Das Herz des Lebens pulsiert direkt unter den Füßen und der satte Duft der feuchten, schwarzen Erde vermischt sich mit dem Geruch des vermodernden Laubes; jedes Blatt ein kleiner, unbemerkter Tod.
Das erste Licht erscheint am Horizont, funkelnder als 1000 Karat. Ein neuer Tag bricht an, noch unverdorben, noch rein von der Gier der erwachenden Welt, die den falschen Götzen folgt; einer Welt, die sich versklavt auf der Suche nach Macht, Geld und fadenscheinigem Glück, das in einsamen Stunden nicht wärmt. Nur ein winziger Augenblick und dennoch verewigt als buntes Bild in der Galerie des Lebens.