Die arme Hexe
Der Mühlstein da um deinen Halsist viel zu schwer für deine Glieder –
du bist verurteilt jedenfalls,
und du tauchst gleich nieder!
Du bist nicht böse, kein Vergehen
weißt du, doch bist beschuldigt,
denn irgendjemand hat gesehen,
hat geschwor’n du hast gehuldigt:
den Dämonen in der Nacht –
hast dich dem Satan hingegeben…
Was hat man nur mit Dir gemacht?
du hilflos kleines Menschenleben.
Die Ehrenmänner die dich fingen,
sind arriviert, hoch angesehen –
sie können dich zu allem zwingen,
dir jedes Wort im Mund verdrehen.
Sie haben dich gequält, geschändet,
du warst zur Kurzweil, ihrem Spaß,
von Gottes Gnaden so verschwendet.
Nun bist du hier des Pöbels Fraß,
des Urteils Opfer, dem Beschluss
des Schicksals wehrlos untertan.
Verzeihe nicht im letzten Gruß,
bespuck‘ die Brut, verbleibe dann
als eine, die nicht angepasst
nur unterging in Hass und Neid.
Um deinen Hals hängt jene Last –
du stirbst in Ehre, ohne Kleid.
Die Ehre, daß du wer gewesen,
der anders war als all die Schweine.
Nun wollen sie dich froh „erlösen“
und du bist wieder mal alleine…
Jetzt fasse dich – geh in den Tod.
Dreckswelt hat dich nicht verstanden,
sie weidet sich an deiner Not –
und wird mit dir bald zuschanden!
(c) Sur_real