Regeln vs. Rituale
Ein nächtliches Hallo an Alledurch den Beitrag von luemmel_nds (hoffentlich richtig geschrieben) in seiner Frage an die Doms kamen mir sehr viel eigene Gedanken zu dem Punkt: Regeln - Verhaltensweisen-Abläufe usw.
Und mich interessieren eure Meinungen dazu - da ich darüber schon hier und da mal diskutiert habe und auch eine sehr interessante Sichtweise eines dominanten Freundes kennenlernte.
Als ich anfing mich bewußt mit meiner Neigung auseinander zu setzen, habe ich alles verschlungen was das Net hergab. Verträge, die Sklavinnenpositionen von Gor, die Sklavinnen-ausbildung in 15 Lektionen, die Regeln der O und irgendjemand ganz schlaues hatte es sogar geschafft "die 128 Regeln für Sklavinnen ins Netz zu stellen. Ich war fasziniert und noch in Ermangelung eines Partners erlegte ich mir selber Regeln auf, um schon mal gut vorbereitet einem Herrn zu begegnen. -- Heute muss ich selber schmunzeln, wenn ich daran zurück denke. Ich glaube damals habe ich zumindest gedanklich wirklich alle Klischees bedient und fand Regeln ganz super-mega-toll.
Heute sehe ich die Dinge differenzierter.
Regeln = Gebot oder Verbot. Sie werden verabreicht - und/oder mehr oder weniger befolgt. Warum? Um ihnen zu entsprechen? Um einen Preis als bester Regeler oder Regelbefolger zu gewinnen? Was bedeutet eine Regel die nur befolgt wird, weil es eine Regel ist und nicht weil sie als verinnerlichter Wunsch erfüllt wird?
Regeln haben für mich gewisse Ähnlichkeiten mit Gesetzen.
Dagegen sind für mich Rituale Ausdruck von verinnerlichten Gefühlen und dem Bedürfnis einer Situation durch ein Ritual eine besondere Bedeutung zu geben.
Ganze Völker lehnen sich gegen Gesetze auf -- während andererseits generationenalte Rituale heiligst und mit tiefer Überzeugung abgehalten werden.
Die Regel meinem Herrn nach dem Aufstehen einen Kaffee zu kochen bedeutet mir mehr, wenn ich sie in das Ritual umwandele, ihm den duftenden Kaffee auf Knien zum Bett zu bringen. Die Regel ist unwichtig - das Ritual hat Bedeutung für einen schönen Tagesbeginn. (Ich hoffe ich drücke das verständlich aus)
Verhalten -- ich denke das ist nichts was man reglementieren kann, wenn es nicht auch tiefer innerer Wunsch ist, dieses Verhalten zu zeigen.
Statt Regeln -- und da kommt ein wenig die Sicht eines dominanten Freundes mit ins Spiel -- ist nicht vorauseilender Gehorsam - viel reizvoller?
Kl. Bsp:
Also Dom die Regel auf, das Sub beim einkaufen fragen muss, ob sie z.B. eine Flasche Wein in den Wagen legt. --- Toll, damit ist Sub auf der sicheren Seite, solange sie fragt. Dom muss sich aber an seine eigene Regel (dominiert er sich da jetzt selbst mit seinen eigenen Regeln, an die er dann ja auch gebunden ist) halten, sonst wäre er ja inkonsequent. Dabei wäre ihm viel lieber heute nicht dauernd gefragt zu werden.
Dagegen wäre es ihm viel lieber, wenn Sub beim letzten Einkauf die Weinflasche in den Wagen gelegt hat und an seiner Mimik, seinem Blick erkannt hätte, das es ihm so recht ist. -- Heute aber paßt es ihm nicht, er will keinen Wein -- und wenn Sub dann die Weinflasche schon in den Händen hat und dann erkennt: stell sie lieber wieder ins Regal zurück.
Also das Erkennen -- an Mimik, Blick und Geste, wenn man lieber etwas sein lassen sollte, oder auch erkennt, das das was beabsichtigt ist, wohlwollende Zustimmung findet. -- Ich diskutiere eigentlich ganz gern, auch mit meinem Herrn -- aber ich genieße regelrecht auch, wenn er gereizt ist und ich dann mitten im Satz erkennen kann: du solltest jetzt die Klappe halten. -- Da habe ich das unbeschreibliche Gefühl des bestimmt und beherrscht werdens, was ich sehr genieße.
Natürlich setzt dieser "vorauseilende Gehorsam" (Ausdruck stammt auch von dem Freund) eine Beziehung voraus, in der sich beide Partner schon sehr gut kennen, somit also auch Gestik, Mimik und Blick deuten können --- tja und wenn die Deutung dann doch mal daneben geht, ist die Konsequenz ja auch nicht zu verachten und ein Lerneffekt gleich mit dabei.
Übrigens hat mir mal jemand auf meine Behauptung "wir haben keine Regeln" die Antwort gegeben: Ersetze mal alle eure Rituale durch das Wort Regel, dann stellst du fest, wieviele Regeln du freiwillig und aus tiefstem Herzen befolgst. Das ist die Macht der Rituale, sie werden viel selbstverständlicher umgesetzt als Regeln, gegen die Menschen tief in ihrem Innern immer auch ein wenig rebellieren.
Bin gespannt, auf eure Sichtweisen.
LG fangelia