Dominanz und Devotion als Modeerscheinung?
Hallo zusammen. Eine ähnliche Frage wurde hier bereits 2006 diskutiert, aber ich denke, dieses Thema ist es wert, in etwas abgewandelter Form noch einmal neu analysiert und diskutiert zu werden. Sollten die Aufpasser dieses Forums anderer Meinung sein, bitte ich diesen Themen-Verusuch zu entschuldigen, sowie ihn schleunigst unter den Teppich zu kehren. : )Mir ist aufgefallen, dass sich inzwischen (gefühlt) jede/r Zweite hier als dominant oder devot bezeichnet. Doch wenn man dann den Kontakt sucht und sich etwas ausführlicher unterhält, dann wird recht schnell deutlich, dass dominant nicht gleich dominant ist und devot nicht gleich devot. Es scheint so, als würden immer mehr Leute Dominanz lediglich durch etwas härteren Sex und vielleicht ein, zwei Schläge auf den Allerwertesten definieren. Und das Pendant zeichnet sich dadurch aus, genau das eben zuzulassen. Aber nicht mehr.
Zusätzlich kommt es mir auch so vor, als würden insbesondere viele Männer sich als dominant ausgeben, um einfach mal die Erfahrung machen zu können, wie es mit einer devoten Frau ist. Wobei dieses Sich-ausgeben, um eine bestimmte Erfahrung zu machen, sicher ebenso auf "devote" Frauen (die wissen wollen, wie es ist, mal etwas härter genommen zu werden), vermeintliche Dominas und Möchtegern-Sklaven zutrifft.
Ich selbst habe mehrere Versuche gewagt, im Internet - nicht nur auf joyclub - einen entsprechenden Komplementär zu meinen Leidenschaften zu finden. Und bin bis jetzt noch jedes einzelne Mal enttäuscht worden. Meine Gesprächspartner pflegten, große Töne zu spucken. Und hinterher saß ich schüchternen Männern gegenüber. Traf auf Menschen, deren Gefühle plötzlich zu groß waren, um mich dominieren zu wollen (nein, ich will diese Gefühle nicht schlecht machen). Lernte Typen kennen, die nur unkomplizierten, harten Sex wollten... Alles nur Zufall? Hatte ich einfach nur Pech mit meinen Kontakten? Vielleicht...wobei ich mich auch genügend mit Bekannten unterhalten haben, die Ähnliches berichten können. Und mit jeder neuen Enttäuschung wird der Frust immer größer und die Frage, ob es das, was man sucht, überhaupt geben kann.
Perfekt passt an dieser Stelle die Romanreihe "Shades of Grey" hinein. Ja, ich habe die Bücher auch gelesen. Aber im Gegensatz zu den 99 % anderer Frauen schmachte ich der männlichen Hauptperson nicht hinterher, sondern habe mich abwechselnd aufgeregt und mich dann wieder köstlich amüsiert. Diese Bücher romantisieren das Thema BDSM gnadenlos und scheinen in vielen Menschen die plötzliche Sehnsucht zu wecken, genau das versuchen zu wollen. Sie identifitieren sich mit dem Thema, fühlen mit der Protagonistin, leiden mit ihr... Schöne Worte können so viel Macht haben. Aber in Gedanken fühlt der Mensch keinen Schmerz, ihn fasziniert nur das Wort. Und genau das bloße Wort scheint so viele Frauen in inspirieren, sich als "devot" zu betrachten. Umgekehrt scheinen viele Männer das als Chance zu begreifen und geben sich als "dominant" aus, um auf genau diese Frauen zu reagieren - leichte Beute. Und wie einer meiner Kontakte so schön meinte...wenn Anfänger auf Anfänger trifft, dann kann sich jeder vorstellen, was dabei heraus kommt. Nämlich nichts.
Als jemand, der ernsthaft sucht - in welcher Rolle auch immer - verzweifelt man dann öfter mal. Denn anhand von Worten zu unterscheiden, was Fassade ist und was Realität, fällt vermutlich nicht nur mir schwer.
Mich interessiert eure Meinung zu dem Thema. Ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habe, oder das vollkommen anders betrachtet. Worin ihr gegebenenfalls die Gründe für diese Entwicklung seht. Wie ihr damit umgeht...
Ich bin gespannt auf eure Antworten.