Hallo Lethe
Nun ja – an irgendeiner Stelle musste ja auch mal der Hinweis auf die Gefahr von Hörigkeit kommen. Die genauestens und medizinisch, psychologisch zu definieren überlasse ich allerdings Wikipedia, die können das wesentlich besser.
Mmh – schon in einer Stinobeziehung ist mir mal ein Kettchen gerissen und ich habe einen kleinen Anhänger dadurch unwiderbringlich verloren, der mir sehr sehr viel bedeutet hat. Damals war ich tagelang traurig – ja ich habe regelrecht darum getrauert und war für vieles überhaupt nicht ansprechbar. War ich da vielleicht auch dem, der ihn mir geschenkt hat hörig, weil ich einfach an solchen Dingen sehr hänge und weniger zum „wie gewonnen, so zerronnen“ neige? – Vielleicht sollte ich das Halreifbeispiel anders beschreiben – eher als ein Gefühl mich nackt zu fühlen, wenn ich es nicht tragen würde. Es gehört zu mir, und ohne dieses „Halsband“ würde mir etwas fehlen.
Mmh – als meine Mutter starb, fühlte mein Vater sich wie amputiert – ob er wohl auch meiner Mutter hörig war?
Oder enthebt sich der Hörigkeitsbegriff, wenn man einem Menschen begegnet, mit dem man mehr als Bett und Tisch teilt, sondern eine Seelenverwandschaft teilt.
Kann ich nicht beurteilen – und ich versuche es auch nicht zu definieren. In dem ich einen Namen für ein Gefühl suche, zeige ich viel eher das ich abhängig bin von der Meinung anderer – ob sie es gut oder schlecht, richtig oder falsch finden. Ob ich nun den Schubladen entspreche die sich jeder auf seine Weise von gewissen Begrifflichkeiten macht. Während SM ler die D/s ler oftmals für hörige und gefährdete Verrückte halten, ist manchem im TPE das T für Total nie total genug. Aber warum sollte ich es sowohl dem einen wie dem anderen oder überhaupt jemandem Recht machen, außer mir, meinem Herrn und unserem Leben.
Ja und auch das SSC ist immer wieder ein beliebtes Thema. Ebenso wie das Safeword. – Beides rechne ich persönlich eher dem SM zu – wichtig für Menschen die sich (noch) nicht wirklich gegenseitig kennen.
Im D/s und TPE verliert es mehr an Bedeutung – denn bevor sub sich wirklich unterwirft, baut sich eine Beziehung auf, die sehr viel mehr Vertrauen verlangt, als Beziehungen üblicherweise – und wer sich so gut kennt, braucht sicher kein Safeword mehr, denn er kennt die Reaktionen des Partners in und auswendig. Mit meinem jetzigen Herrn habe ich nie eines gehabt und noch nie gab es eine Situation in der ich es gebraucht hätte. Ganz abgesehen davon, das mir mal ein guter Bekannter sagte: das Problem mit dem Safeword ist auch: die einen wollen es unter keinen Umständen benutzen – die anderen können es nicht.
Wie immer man das nun interpretieren mag.
Und – ja ich habe einer ellenlangen Diskussion über SSC schon mal beigewohnt.
S – für sicher. – Ist das nicht eine vermeintliche Sicherheit? Eine die auch gerade Anfängern eine Sicherheit vorspielt, die es gar nicht gibt. Weder schützt das S vor einem Psychopathen – denn die haben das dummerweise nicht auf die Stirn tätowiert, das sie es sind – noch schützt es Dom oder sub davor, plötzlich nen Herzinfarkt zu bekommen. Wo ist die Sicherheit, wenn der gute und vernünftige Dom seine Sub festbindet und dann nen Herzinfarkt bekommt. Selbst wenn sie sich befreien kann, weil er „so sicherheitsbewusst war“ das zu ermöglichen – ist es wohlmöglich dennoch zu spät für den Krankenwagen.
S – für den klaren Verstand? – Mmh, wer beurteilt diesen denn? Weiß jede Sub und jeder Dom ganz sicher ob er z.B. einen labilen Menschen vor sich hat – oder einen der Borderline-Probleme hat. Kann man sicher beurteilen, ob das Gegenüber nicht plötzlich an alte Traumata gerät und völlig abdreht. Kann man sicher ausschließen nicht zum Erfüllungsgehilfen für psychische Störungen eines anderen zu werden und diese noch zu fördern?
Und Consensual – im gegenseitigen Einvernehmen?? Wo fängt denn das an – und wo hört es auf. – In einer D/s Beziehung gehört es auch zum Machtgefälle, das Sub auch dann etwas ausführt, wenn es ihr nicht unbedingt gefällt, wenn es sie mal nicht kickt und nicht nur Spaß bereitet. Muss Dom dann aufhören, weil sie muckt und es nicht mehr einvernehmlich wäre. Gebe ich ein Versprechen, und schenke mich meinem Herrn, um jederzeit einen Rückzieher zu machen, oder bedeutet mir die Einhaltung meines Versprechens auch und gerade wenn es mal nicht „nach meiner Nase“ geht – auch Ehre und Stolz.
Und um vom DS oder auch SM mal wegzugehen --- wie einvernehmlich ist denn der Seitensprung des Partners in einer „abgesprochen einvernehmlichen Monogam“ Beziehung – und richtet der Bruch dessen nicht auch seelische Schäden an?
Offen gesagt, kann Wikipedia es besser beschreiben, warum ich eher dem RACK zuspreche – das einem dem gesunden Menschverstand zugordnetes Risiko-Bewußtsein den Vorrang gibt.
Hier ist die Definition von Wikipedia und auch --- besser als von mir angeführt, die Widersprüche von SSC erklärt. --- Sollte diese Einblendung trotz Hinweis auf die Quelle Copyright verletzen und deshalb gelöscht werden, dann möge der geneigte Leser dort mal unter RACK nachlesen, um zu verstehen was ich meine.
Grundlagen von RACK
SSC kann zunächst als lange gepflegte und etablierte universelle Konstitution sadomasochistischer Praktiken betrachtet werden. Es dient häufig als Modell und Basis für die Ausübung sadomasochistischer Praktiken und die Abgrenzung von strafrechtlich relevanter Gewalt. Das SSC, auch in der Erweiterung SSCF (hierbei soll das für „Fun“ stehende "F" dokumentieren, dass neben den drei Hauptaspekten auch der Faktor "Spaß" berücksichtigt wird) aber auch begrifflich zu kurz greifen kann und einer Erweiterung bedarf, manifestiert sich aus Sicht der RACK-Anhänger an folgenden Widersprüchen:
• Warum sollte etwas verwerflich sein, das einem Anspruch an Sicherheit zwar nicht genügt, wenn sich die beteiligten Spielpartner einig sind, es trotzdem praktizieren zu wollen?
• Warum sollte etwas verwerflich sein, das einem Anspruch an Vernunft zwar nicht genügt, wenn sich die Spielpartner einig sind, es trotzdem praktizieren zu wollen?
• Wenn aber dennoch von solchen Ansprüchen an Sicherheit und Vernunft ausgegangen werden soll, wer definiert diese, wo doch die Beurteilung dieser Kriterien in erheblichem Maße subjektiv ist?
Die Auflösung der Widersprüche liegt darin, dass als Basis sadomasochistischer Handlungen und greif- und benennbare Abgrenzung zu juristisch relevanter Körperverletzung und sexuellen Straftaten nur die Einvernehmlichkeit als Paradigma existiert. Die "unscharfen" Definitionen safe (sicher) und sane (vernünftig) werden diesem Prinzip untergeordnet. Hieraus folgt, dass RACK-Spiele zunächst weniger vernünftig und gefährlicher zu sein scheinen als solche, die auf "SSC" basieren.
RACK-Praktizierende führen in diesem Zusammenhang an, dass jede BDSM-Praktik, jedes "Spiel" physische und psychische Risiken beinhaltet. Die Risiken sind von jedem einzelnen der Beteiligten, von den ausgeübten Praktiken, vom Spielkontext selbst, von möglichen äußeren Einflüssen und zahlreichen weiteren Faktoren abhängig. Die Vorstellung, dass es geradezu unmöglich ist, alle potentiellen Faktoren in allen möglichen Konstellationen zu berücksichtigen und sich gegen hieraus entstehende Risiken abzusichern, führt hier zu der Schlussfolgerung, das bei BDSM-Aktivitäten immer ein Risiko besteht.
Im Mittelpunkt des RACK-Verhaltens-Modells steht daher das Bewusstsein um unwägbare oder auch konkrete Risiken sämtlicher BDSM-Aktivitäten und deren genereller Akzeptanz durch die Beteiligten. RACK-Pratizierende gehen die Risiken bewusst und einvernehmlich ein.
Häufig wird hierbei SSC keineswegs als ein „schlechtes“ Rahmenkonzept für BDSM-Spiele betrachtet, vielmehr führen RACK-Befürworter an, dass SSC nur in Teilen der Lebenswirklichkeit gerecht wird; RACK hingegen soll aus dieser Sicht eine breitere, offenere und vor allem realistischer umsetzbare Basis für BDSM bieten.
LG fangelia