Kontrovers betrachtet
Hallo an Alle,
als ehemaliger O-Fan gebe ich auch mal ein paar Gedanken zum Thema ab.
Ich las es als ich 20 war und war einerseits etwas geschockt (Branding usw) andererseits fasziniert (soviel Willenlosigkeit) -- kurz darauf hatte ich ein traumatisches, unfreiwilliges Outing, was dazu führte das ich meine devot-submissive Neigung völlig verdrängte. Erst knapp 20 Jahre später habe ich sie durch ein zufälliges Rein-schauen in einen Erotik-Chat wiederentdeckt, und mich damit, mit mir und meiner Neigung auseinander gesetzt.
Die "O" war ein Traum -- faszinierend die Willenlosigkeit -- störend für mich schon zu dem Zeitpunkt, die Verfügbarkeit für JEDERMANN und der Hauch der Prostitution der da mit im Spiel war. Zusammen mit einer eigenen unschönen (wenn auch eher auf psychischer Basis) Erfahrung las ich das Buch noch 2-3 x -- und jedesmal skeptischer. Wollte ich so leben? Als reines Objekt, das zwar liebt, dem aber Liebe (so ist meine Sicht der Beziehung sowohl zu Rene wie auch Sir Stephan) verweigert wird? Das nach Aussage der Autorin in einem Interview "ihrer Vernichtung entgegenstrebt" -- Nein.
Dennoch wollte und suchte ich eine D/s Beziehung -- eine Beziehung ohne Veto-Recht und in Unterwerfung, die nicht Bestandteil eines Spiels - sondern ernstgemeinte Lebenseinstellung ist.
Ich las das Buch "Stille Tage in Roissy" - Roissy wie es sein könnte von Saskia Weißer -- und war absolut davon begeistert. Submission, Unterwerfung ja -- aber in voller Wertschätzung von Herren die ihre Sklavinnen lieben und dankbar die Unterwerfung annehmen. -- Vielleicht hat mich das Buch auch deshalb so angesprochen, weil ich kurz darauf ein Interview in Arne Hofmanns "Kick im Kopf" mit Saskia Weißer las.
Natürlich ist ihr Buch ein Roman -- aber die darin vertretenen Werte einer D/s Beziehung werden glaubhaft von ihr gelebt. Mir war es später vergönnt, sie persönlich kennenzulernen.
Ja - die Geschichte der "O" -- ist sicherlich ein literarisches Meisterwerk - auch angesichts der Zeit in der es entstand. Dennoch ist es aber auch eine Geschichte über Prostitution und zeigt ein fast Menschenverachtendes Verhalten der "Herren". -- Ja das Buch ist wirklich sehr kontrovers zu diskutieren. Ich persönlich halte es sogar für etwas riskant, wenn eine Anfängerin es liest und es fasziniert 1:1 umsetzen will, dabei aber an einen Partner gerät der ebenfalls 1:1 umsetzen will, ohne sich über die verantwortlichen Folgen im Klaren zu sein. Leider gibt es diese Menschen - und leider kann sich eine unerfahrene Anfängerin kaum dem "Zauber" eines Buches entziehen, was ihr suggeriert, das auch das was ihr nicht gut tut eben genauso zu sein hat, wenn sie denn eine sklavin sein will.
Nur hier sehe ich die Gefahr -- nicht in der gesellschaftlichen Ächtung von weiblicher Unterwerfung. Mich "freiwillig" dem Willen meines Herrn zu unterwerfen, darum gebeten zu haben, als seine sklavin und Eigentum angenommen zu werden, ist für mich persönlich durchaus Ausdruck von Emanzipation, die letztlich ja besagt, das ich selbstbestimmt entschieden habe, mich freiwillig zu unterwerfen und letztlich dadurch persönlich sehr viel befreiter lebe.
LG fangelia