Kleine und grosse Schritte
Ich sehe es wie Bernardine. Man sollte sehr vorsichtig damit umgehen
wie weit man geht. TVs sind bekanntlich sehr starken Schwankungen
unterlegen und man kann, je nachdem in welchem Maximum man sich gerade
befindet, Dinge tun, die nicht gut für einen sind. So ist es genauso
falsch wenn man in der "männlichen" Phase plötzlich anfängt alles in
Frage zu stellen und alles vernichtet und verleugnet, so wie es falsch
ist wenn man in der "weiblichen" Phase anfängt sein ganzes Leben
durcheinander zu bringen. Gerade weil die "weibliche" Phase bei vielen
mit sexueller Erregung verknüpft ist, können viele Fehlschlüsse
passieren. Was man wirklich will und was einem gut tut, erfährt man
am besten wenn der Kopf kühl ist und man sich vollständig im normalen
Leben, im Beruf, in der Familie, bei Freunden befindet. Denn letzteres
sollte man nur durcheinander bringen, wenn es wirklich eine andere
starke und unausweichliche Kraft gibt, die einen von dort ohne wenn
und aber wegführt, und man merkt, dass man sich langfristig auf ein
anderes Gefühl, auf eine andere "Rolle" einstellen kann. Nicht nur die
weibliche Rolle, sondern auch das ganz normale Leben als Mann kann eine
wichtige Rolle spielen um Kraft zu sammeln. Nimmt man sich das eine oder
das andere kann es zu starkem Unwohlsein kommen.
Ein Stammtisch ist sicher eine harmlose Angelegenheit, daher bestimmt
ein wirklich guter Ratschlag von Gabi_TV, aber es hängt von der
betreffenden Person ab ob es einem gut tun wird. In so einer Runde verliert
man ein Stück "Anonymität" gegenüber einer zugegebenermassen kleinen
Runde der Gesellschaft, aber immerhin, man sollte dies nicht unterschätzen.
Durch solche Aktivitäten kann ein völlig normales Leben als Mann erschwert
werden, man trägt immer mehr andere Gefühle mit sich herum, die nicht nur
schön sein und Kraft geben, sondern auch belasten können. Gerade bei der
Kombination Transgender und BDSM kann es auch sein, dass ein besonderer
Kick im zum "Frau sein gezwungen werden" liegt, ich kenne es stark
aus eigener Erfahrung an mir selber. Das ist etwas anderes als small talk
auf einem Stammtisch zu machen. Stammtisch bedeutet ein ganz normales
Leben als Frau zu führen. Will man das wirklich, sollte man sich ehrlich
fragen, eben vor allem bei kühlem Kopf, in der "weiblichen" Phase sagt
man sicher "ja, natürlich". Als ich einmal in ein Geschäft für Transgender
ging und mir direkt beim Eintritt eine ganze Horde von TVs entgegenschauten,
bin ich sofort 10 Schritte zurückgewichen, habe mich völlig unwohl gefühlt,
obwohl ich mich stundenlang beim Einkaufen "en femme" göttlich fühle. Für
mich sind das zwei paar Schuhe. Das eine ist sich selber ein Gefühl der
Glückseligkeit zu verschaffen, seine Neigung mit sich selber geniessen (oder
vielleicht mit einem Partner, der die Neigung versteht), das andere ist ein
Schritt aus dem normalen Leben heraus, sich gegenüber fremden Personen öffnen.
Letzteres ist für mich ein viel grösserer Schritt, selbst wenn es nur selten
praktiziert wird. Es führt einen stärker in eine Art "Doppelrolle", die
sowohl gefühlsmässig als auch aus praktischer Sicht viele Probleme mit sich
bringen kann.