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Wie jeden Morgen hatte Hannah Anouk in der Küche gefüttert und dabei selbst gefrühstückt, um dann nach der Post zu sehen. Sie leerte den Briefkasten vor der Haustüre und ging hinein, während dessen sie die Post durchsah. Ein Briefumschlag viel ihr auf, weil der Absender fehlte. Er war ein wenig größer als die anderen und aus normalem braunem Postpapier. Sie warf die restliche Post auf den Schreibtisch im Arbeitszimmer und öffnete den Umschlag. Darin lag ein Bogen Schreibpapier, der wie in einem schlechten Film mit Zeitungsbuchstaben beklebt war. Hannah sah auf die Worte und fing an zu zittern. Sie las: „Eure heile Familie wird bald großen Kummer haben. Es ist so traurig, wenn man ein Kind verliert!“
Hannah setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen den Schreibtisch. Ihr war übel. Sie atmete tief durch, legte den Brief auf den Schreibtisch und rief Ron im Büro an, was sie sonst nie tat. Anscheinend war er beschäftigt, denn sie hatte seine Sekretärin am Apparat, trotzdem sie seine direkte Durchwahl gewählt hatte. „Hallo Sue,“ sagte sie, „geben Sie mir bitte Mr. Turner.“ Sue antwortete: „Ms. Turner, ihr Mann ist in einem wichtigen Meeting, ich sage ihm Bescheid, damit er sie zurückruft.“ Aber Hannah konnte nicht warten, nicht jetzt. Sie fuhr Sue heftiger an, als sie wollte: „Dann holen sie ihn da raus. Jetzt!“ Sue kannte Hannah als eine liebenswürdige und herzliche Frau und ihr Ton erschreckte sie. „Bitte warten Sie einen Moment, Ms. Turner.“ Sagte sie nur und kurz später war Ron dran. „Engel, was ist denn so dringend.“ Er klang ärgerlich und genervt. „Schatz, Du musst sofort kommen und es wäre gut, wenn Du jemanden von der Polizei kennst.“ Sofort war Rons Stimme ganz anders. „Was ist passiert?“ fragte er, aber Hannah bekam einen Weinkrampf und konnte nicht antworten. Sie hörte ihn sagen: „Ich bin so schnell wie möglich da!“ und dann noch wie er laut „SIMON!“ schrie, bevor er auflegte. Ms. Fin war ins Arbeitszimmer gekommen, weil Anouk schon so lange alleine in der Küche saß und fand Hannah auf dem Boden kauernd und in Tränen aufgelöst. Sie konnte aus ihr nichts herausbekommen, aber dann sah sie den Brief auf dem Tisch liegen und stieß einen spitzen Schrei aus.
Sie hatte Hannah in die Küche gebracht und ein Glas Whiskey vor sie hingestellt, aber Hannah wollte nicht. Sie hatte Anouk auf dem Schoß, presste das Kind an sich und Tränen liefen über ihr Gesicht. Als Ron und Simon eintrafen sahen sie den aufgelösten Zustand von Hannah und das ernste Gesicht von Ms. Fin: „Ok, was ist passiert?“ fragte Ron leise. Da Hannah nicht in der Lage war, irgendetwas zu sagen ergriff Ms. Fin das Wort. „Kommen Sie bitte mit Mr. Turner. Ich zeige es Ihnen.“ Sie ging voran und Ron folgte ihr ins Arbeitszimmer. Ron sah den Brief auf dem Schreibtisch und las ihn. Er sah Ms. Fin an und sagte tonlos: „Wer ist so krank und tut so etwas?“ Aber während er das noch sagte, wusste er die Antwort bereits.
Ron ging zu Hannah in die Küche und im Gegensatz zu seiner Frau kippte er den Whiskey in einem hinunter. Er zog sein Handy heraus und rief im Büro an: „Sue, bitte sagen sie für heute alle Termine ab und sehen sie bitte im System nach, ich brauche die Nummer von Commissioner Fizgerald. Bitte beeilen sie sich und verbinden mich dann. Ich danke Ihnen.“ Als das erledigt war nahm er Hannah in den Arm und hielt sie fest, bis sein Handy klingelte. „Fred? Ja Ron hier. Hör mal, Du musst bitte sofort zu meinem Haus kommen, wir haben hier ein echtes Problem.“ Hörte Hannah ihn sagen und dann noch „Ja, ist gut. Bis gleich. Danke!“ Ron legte das Gerät weg und sah Hannah an: „Alles wird gut, Engel, Fred ist ein alter Freund von mir und Commissioner bei der Metropolitan Police MPS. Er kommt so schnell wie möglich.“ Hannah hatte entsetzliche Angst. Anouk war müde, aber sie wollte sie nicht alleine in ihrem Zimmer schlafen legen, daher bettete sie das Kind in seine Decke und nahm sie in die Arme. Anouk kuschelte sich an ihre Mutter und schlief fast augenblicklich ein. Nur kurze Zeit später klingelte es an der Tür und Ron ging hin, um die Polizei ins Haus zu lassen. Er führte Fred ins Arbeitszimmer. Fred Fizgerald war schon Jahre bei der Polizei und hatte schon viel Schreckliches gesehen. Trotzdem konnte er sich nur schlecht beherrschen, wenn es um einen Angriff auf Kinder ging: „Oh Ron, das tut mir leid für Euch. Hat den Brief außer Deiner Frau jemand berührt?“ Ron fragte Ms. Fin, aber sie hatte ihn nur gelesen, nicht hochgenommen und er hatte es genauso gemacht. Fred nickte: „Das ist gut. Ich werde ihn mitnehmen und die Spuren sichern, vielleicht findet sich etwas.“ Er griff in seine Tasche, holte eine Pinzette und eine Tüte heraus und packte den Brief und den Umschlag weg. „Hast Du eine Ahnung, wer in Frage kommen könnte?“ fragte er Ron und der nickte. „Komm mit in die Küche. Ich möchte, dass Hannah mitbekommt, was wir reden. Es wird eine längere Geschichte:“ Sie saßen alle um den Esstisch, auch Ms. Fin und Simon, da Ron der Meinung war, dass es besser wäre, wenn alle Bescheid wussten. Er erzählte Fred, wie seine Schwester versucht hatte, Hannah zu vergiften und das Baby in ihrem Bauch zu töten und dass sie seitdem in einer Psychiatrischen Anstalt war, die sie allerdings gewechselt hatte, als sie Familie zurück nach England kam. „Sie wird da unter Beobachtung gehalten, Fred. Die Ärzte wissen, was sie getan hat. Ich habe keine Ahnung, wie es ihr gelingen konnte, diesen Brief abzuschicken.“ Fred dachte nach: „Warum habt ihr die Sache nicht damals schon an die Polizei übergeben?“ Ron hatte sich schon gedacht, dass diese Frage kommen würde: „Christina wurde von meinen Eltern aus dem Testament gestrichen und dafür ihre Kinder eingesetzt und sie musste sich einweisen lassen. Wir hatten gehofft, das würde reichen.“ Fred nickte: „Naja, aber sie scheint sich damit nicht abfinden zu wollen. Ich werde den Brief und den Umschlag jetzt ins Labor bringen. Du hast nicht zufällig etwas, wo die Fingerabdrücke Deiner Schwester drauf sein könnten?“ Ron schüttelte den Kopf, aber plötzlich kam Leben in Hannah. „Doch, da ist etwas. Sie hatte bei unserer Hochzeit ein Päckchen dabei und es auf den Tisch in der Halle gestellt. Ich hatte es zusammen mit den anderen Geschenken nach oben getragen, aber dann waren wir erst einmal weg und ich wurde krank. Danach hatte ich genug von Christinas Geschenken und habe es nie ausgepackt. Es steht in meinem Kleiderschrank ganz hinten.“ Ron sprang auf, drückte ihr einen Kuss auf den Mund, rannte nach oben und kam mit einem kleinen Päckchen wieder. Er hatte ein Taschentuch darum gewickelt, um nicht aus Versehen Spuren zu vernichten. Fred nahm es und zog ein Paar Gummihandschuhe aus der Tasche. Vorsichtig, um nichts zu Zerreisen, wickelte er das Papier ab. Zum Vorschein kam eine kleine Schachtel aus grauer Pappe. Fred nahm den Deckel ab und erbleichte. In der Schachtel lag ein Engel aus Porzellan dem mit schwarzem Folienstift ein Kreuz auf den Bauch gemalt war.
Der Commissioner hatte alles eingepackt und mitgenommen. Als erstes wollte er in der Psychiatrischen Anstalt anrufen, in der Christina untergebracht war und sich dann dort umsehen. Alles was er herausfand würde er sofort an Ron weitergeben. Ron hatte nun die schwere Aufgabe, seinen Eltern Bescheid zu geben und nahm das Telefon. Seine Mutter ging dran: „Hallo mein Sohn,“ sagte sie fröhlich, da sein Name im Display gestanden hatte. „Wie geht es Euch?“ Ron atmete tief durch bevor er anfing. Seine Mutter war geschockt und konnte es nicht glauben. „Ron, ich komme zu Euch nach London und ich bleibe so lange, bis diese Geschichte ein Ende hat. Das muss aufhören. Ich hatte so gehofft, dass ihr die Klinik hilft.“ Sie schluchzte kurz auf „Dein Vater kommt auch mit. Je mehr im Haus sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass etwas passieren kann. Wir können das nicht alleine Hannah überlassen.“ Damit legte sie auf. Ron sah zu Ms. Fin: „Meine Eltern kommen und bleiben so lange, bis die Geschichte ausgestanden ist. Wären Sie so lieb und würden das große Gästezimmer für sie fertig machen? Ms. Fin nickte: „Natürlich. Das ist kein Problem. Ich bin froh darüber, je mehr Menschen hier sind um so besser.“ Ron lächelte: „Das hat meine Mutter auch gesagt.“
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Ron räumte noch am Vormittag Anouks Wiege in das Schlafzimmer ihrer Eltern, damit sie nicht alleine im Zimmer war. Hannah rief Richard an, bat ihn, kurz rüber zu kommen und erzählte ihm dann alles. Richard reagierte ebenso entsetzt, wie alle Anderen und versprach, die Augen offen zu halten, falls sich jemand dem Haus näherte. Ron rief bei einer Sicherheitsfirma an und orderte einen Überwachungsdienst ab sofort und für unbestimmte Zeit. Simon stellte sich erneut als Leibgarde für Hannah und Anouk zur Verfügung und Ron war froh, dass Hannah auf diese Weise immer in Begleitung war. Nach all dem konnte er nicht mehr einschätzen, wie weit seine Schwester gehen würde.
Rons Eltern kamen am nächsten Tag an und Ron klärte sie über den Stand der polizeilichen Ermittlungen auf. Sein Vater war nicht begeistert davon, dass die Polizei eingeschaltet war, sah aber ein, dass Ron nun keine andere Wahl mehr hatte. Hannah wies die Sicherheitskräfte an, dass immer einer von Ihnen mit im Garten war, sobald sie mit Anouk hinaus in die warme Frühlingssonne ging, da sie trotz der hohen Mauer, die den Garten eingrenzte nicht ohne Schutz sein wollte. Sie hasste es, aber es war besser als die andere, unvorstellbare Alternative. Die Spurensicherung hatte die Fingerabdrücke von Christina, die der Commissioner ohne ihr Wissen in der Klinik genommen hatte mit denen auf dem Brief und dem Engel verglichen und bestätigt, dass sie identisch waren. Als Ellen Jason eingeweiht hatte, reichte er die Scheidung ein und beantragte das alleinige Sorgerecht für die Kinder. Er mochte seinen Schwager und dessen Frau sehr gerne und wollte nicht länger mit einer Frau verheiratet sein, die zu solchen Taten fähig war. Er war jetzt oft zu Besuch und die Kinder hatten viel Spaß, da immer jemand mit ihnen spielte und Ms. Fins Vorrat an Plätzchen nie zur Neige ging. Hannah sorgte sich um Ms. Fin, da der Haushalt immer größer wurde und sie so viel mehr Arbeit hatte, daher schlug sie ihr vor, eine weitere Kraft für die Putzarbeiten einzustellen. Ms. Fin war gekränkt, aber Hannah versicherte ihr, dass bisher immer alles perfekt war, sie nur nicht wollte, dass Ms. Fin sich überanstrengte. Sie verblieben so, dass Ms. Fin es sich überlegen wollte und Hannah fand, das war immer hin schon etwas.
Eine Woche später fand Hannah erneut einen ähnlichen Brief in der Post. Sie setzte sich auf die Stufen vor dem Haus und sah ihn lange an. Dann ging sie ins Arbeitszimmer und rief erst Fred an und dann Ron. Den Brief ließ sie ungeöffnet auf dem Schreibtisch liegen. Diesmal saßen sie zu siebt in der Küche, Fred fischte nach seinen Gummihandschuhen und öffnete mit einem Messer vorsichtig den Umschlag. Angewidert sah ihm Hannah zu und zog Anouk näher zu sich. Wieder fand sich ein Bogen Schreibpapier darin, und wieder waren die Buchstaben aus Zeitungen ausgeschnitten und aufgeklebt. Als Fred den Bogen Papier auf den Tisch legte konnte Hannah lesen, was dort stand: „Die Polizei wird Dir nicht helfen können. Nichts, was du tust kann das ändern, was kommen wird.“ Ellen hatte Tränen in den Augen und Ron fluchte laut vor sich hin. Hannah saß wie versteinert auf ihren Stuhl: „Woher weiß sie, dass die Polizei informiert ist?“
Laut der Klinikleitung hatte Christina weder Briefe zur Poststation gebracht, noch hatte sie das Gelände verlassen. Der Commissioner wollte sich allerdings nicht darauf verlassen und ließ sie beschatten. Dabei stellte sich heraus, dass Christina fast täglich mit einer Pflegekraft zusammen in den benachbarten Ort lief, um dort Tee zu trinken oder eine Kleinigkeit zu essen. Es war ihr also ein Leichtes, ihre Botschaften zur Post zu bringen. Fred stellte sowohl die Klinikleitung als auch die Pflegekraft zur Rede und es kam heraus, dass Christina die Pflegekraft dafür bezahlt hatte, diese Extraausflüge machen zu können. Während der Commissioner noch bei der Leitung saß, machte sich Christina aus dem Staub. Als er in Begleitung des Arztes in ihr Zimmer kam war sie verschwunden. Fred schnappte sich das Familienbild, das auf dem Nachttisch stand und fuhr zur nächsten Polizeidienststelle, um die Frau zur Fahndung auszuschreiben. Es fiel ihm nicht leicht, Ron das mitzuteilen, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Ron, der den Anruf im Büro entgegengenommen hatte, schmiss das Telefon vor Wut in die Ecke und alle Papiere von seinem Schreibtisch und fluchte dabei so laut, dass Sue vorsichtig hereinkam. „Kann ich helfen Mr. Turner?“ fragte sie leise und erst jetzt bemerkte er das Chaos um ihn herum, vergrub seine Hände in seinen Haaren und holte tief Luft. Sue hatte er eingeweiht, was zu Hause los war, da sie immerhin seine Termine koordinierte und er auch so gut mit ihr klar kam. Sie war schon ein wenig älter, aber fleißig und zuvorkommend und sie schaffte es, sein Chaos zu durchblicken, was er ihr hoch anrechnete. Jetzt stand sie schüchtern da und sah in ängstlich an. Sie hatte ihn so noch nie erlebt. „Sue, entschuldigen Sie bitte. Es ist nicht auszuhalten. Meine Schwester ist aus der Klinik geflüchtet und jetzt ist sie wer weiß wo und ich will mir gar nicht vorstellen, was sie in ihrem kranken Kopf an Plänen hat. Bringen Sie mir bitte den Terminkalender. Ich werde bis auf die Wichtigsten Dinge alles absagen und zu Hause arbeiten.“ Sue beeilte sich den Kalender zu holen und gemeinsam gingen sie Tag für Tag durch. Ron strich alles, was verschoben werden konnte und hatte dann nur noch einige wenige Verpflichtungen außerhalb. Er wies Sue an, ihn zu kontaktieren, wenn etwas sein sollte, ebenso würde er sie anrufen, wenn er etwas brauchte. Sollte er Unterlagen benötigen, so würde sie ihm die zu Hause vorbei bringen, oder einen der Fahrer schicken. Als das alles geklärt war begann Sue zu telefonieren und Ron nahm sein Jackett und rief beim Fahrdienst an und ließ sich nach Hause bringen. Auf dem Weg dorthin dachte er über mögliche Schwachstellen am Haus nach und wie er seine beiden Engel schützen konnte.
Nachdem er die schlechte Nachricht mitgeteilt hatte nahm er Hannah am Arm und ging mit ihr ins Schlafzimmer: „Pass auf mein Engel, ab sofort schläfst zu mit Anouk oben im Studio. Sie ist noch zu klein, als dass die Einrichtung dort sie stören könnte. Die Wiege bleibt hier und ich auch. Ich denke, dass Christina versuchen wird, hier einzudringen und das Haus ist nicht so abgesichert, als dass ihr das nicht gelingen könnte, besonders, weil sie sich hier auskennt. Sollte sie kommen, dann bist Du zumindest in einem Raum, den sie nicht kennt und dessen Zugang nicht zu sehen ist.“ Hannah sah ihn mit großen Augen an: „Und was, wenn Sie Dir etwas antut? Oder Deinen Eltern?“ Ron schüttelte den Kopf. „Nein, sie hat es auf Anouk und Dich abgesehen. Wirst Du das tun?“ Hannah nickte und fiel ihm dann in die Arme. Er drückte seine Frau an sich und mahnte sich selbst, ruhig zu bleiben.
In der nächsten Nacht war alles ruhig, aber in der darauffolgenden wachte Ron auf und meinte, ein leises Klirren gehört zu haben. Schnell nahm er die Kissen, die tagsüber immer zur Dekoration auf dem Bett lagen und legte sie neben sich, um den Körper seiner Frau erahnen zu lassen. Das Gleiche tat er in der Wiege und deckte die Kissenkörper jeweils mit Decken zu, dass es so aussah, als würde dort jemand liegen. Dann legte er sich selbst wieder hin und zwang sich dazu, ruhig zu atmen. Das Adrenalin pumpte durch seine Adern und er war bereit, sofort auf einen eventuellen Eindringling los zu stürmen, jeder Muskel seines Körpers war angespannt. Es dauerte eine ganze Weile, aber dann hörte er leise Schritte auf dem Parkett im Flur. Er sah, wie sich die Tür einen Spalt öffnete und dann eine schlanke Gestalt in das Zimmer kam. Immer noch zwang er sich, ruhig zu bleiben. Er wollte, dass sie etwas tat, was reichen würde, sie für immer ins Gefängnis zu bringen.
Christina hatte das kleine Fenster in der Speisekammer mit einem Glasschneider geöffnet und war so in das Haus gekommen. Dummerweise stieß sie ein Glas eingemachter Gurken vom Regal, als sie sich durch die kleine Öffnung zwängte. Das war das Klirren, das Ron gehört hatte. Christina schlich durch das Haus, dass ihr bestens bekannt war und sah sich im oberen Flur um. Sie wusste nicht, in welchem Zimmer ihr Bruder und die ihr verhasste Frau mit ihrem Balg schliefen, also öffnete sie nacheinander die Türen der Schlafräume. Sie erschrak sich sehr, als sie ihre Eltern sah, die in tiefem Schlaf lagen. Das Kinderzimmer fand sie, aber von einem Baby war hier keine Spur, also versuchte sie es am anderen Ende. Anscheinend hatte das Biest ihren Bruder sogar dazu bekehrt, seine abartigen sexuellen Gewohnheiten abzulegen. Christina wusste davon, weil sie einmal aus Versehen in Rons Schlafzimmer gegangen war und sich umgesehen hatte. Ihr Bruder, der immer alles richtig machte, immer Erfolg hatte vergnügte sich, indem er seine dunklen Gelüste auslebte. Damals war sie noch davon ausgegangen, dass ein Mann, der so etwas mit Frauen tat niemals heiraten würde. Welche Frau ließ sich denn schon regelmäßig zu solchen Dingen überreden? Die Mädchen, die Ron zwischenzeitlich hatte waren alle egozentrische Luder, die sich auf ihn einließen, da er Geld hatte und sie verwöhnte. Keine davon blieb lange. Aber anscheinend hatte Hannah es geschafft, dass Ron plötzlich normal und häuslich wurde. Ron widerte sie an. Als sie die Tür geöffnet hatte sah sie das große Ehebett das von einem Betthimmel überspannt wurde. Das Biest hatte es also tatsächlich geschafft, dachte Christina sich und ihr Gesicht verzerrte sich vor Hass. Ron hatte immer alles erreicht, was er wollte. Erst der berufliche Erfolg, dann das tolle Haus, Geld wie Heu und zuletzt auch noch eine Frau und ein Kind. Christina hingegen hatte immer kämpfen müssen. Um gute Noten, um einen Mann, hatte schließlich Jason genommen, da ihr Traummann kein Interesse an ihr hatte und zwei Kinder bekommen. Sie musste sich mit dem Einkommen ihres Mannes zufrieden geben, das ihr längst nicht ausreichte, während die Madame hier alles bekam, was sie wollte um dann auch noch die Bescheidene zu spielen. Christinas Mundwinkel zuckten. Sie würde ihrem Bruder jetzt zeigen, wie es war, zu verlieren. Ihre Hand krampfte sich um ein großes Klappmesser, bei dem sie die Klinge ausgefahren hatte. Im Raum war es dunkel, trotzdem konnte sie die Wiege an der anderen Seite des Raumes entdecken und schlich hinüber, erkannte dabei die beiden Körper im Ehebett, die sich unter der Bettdecke abzeichneten. An der Wiege angekommen nahm sie das Messer, schätze ab, wo ungefähr der Brustkorb des Kindes liegen musste und stieß es voller Wucht in die Decke, bis der Widerstand nachgab. Es irritierte sie, dass es keinen Laut gab, aber das war umso besser. Wieder hob sie das Messer hoch und schlich zu Hannah. Auch hier schätzte sie ab, wie der Körper unter der dünnen Decke liegen würde und stieß das Messer dort hinein, wo sie Hannahs Gebärmutter vermutete. Das war der Moment, in dem Ron aufsprang, sich auf sie warf und ihre Hand in die Decke quetsche, so dass sie das Messer loslassen musste.
Christina kreischte wie von Sinnen: „Zu spät, dein Balg lebt schon nicht mehr und Deine Frau anscheinend auch nicht. Jetzt weißt Du, wie das ist, zu verlieren.“ Ihre Stimme überschlug sich. Ron holte aus und seine Faust traf mit voller Wucht auf ihre Schläfe. Christina sackte bewusstlos zusammen. Ron machte Licht und lief nach oben ins Studio. Hannah sah ihn entsetzt an. Sie war von Christinas Kreischen aufgewacht. Ron rannte an ihr vorbei zur Kommode, holte Seile heraus und war schon wieder unten. Er fesselte gerade seiner Schwester die Hände auf den Rücken und die Füße fest zusammen als Hannah mit Anouk auf dem Arm nach unten kam und die Tür zur Treppe schloss. Rons Eltern standen wenig später im Zimmer und kümmerten sich um Hannah, während Ron mit der Polizei telefonierte.
Ellen nahm die schlafende Anouk auf den Arm Louis Hannah an der Schulter und sie gingen zusammen nach unten in den Salon. Louis setzte Hannah in einen Sessel und drückte ihr ein Gals Whiskey in die Hand: „Trink das und keine Widerrede.“ Er gab ein weiteres Glas seiner Frau und nahm sich dann selbst. Erst als Hannah die Augen schloss und an dem scharfen Getränk nippe trank er das seine in einem Schluck aus: „So! trink weiter Hannah. Drastische Ereignisse erfordern härtere Getränke!“ Ron öffnete Fred die Tür, der in Begleitung zweier Polizisten und der Spurensicherung eingetroffen war und brachte die Truppe nach oben. Christina kam gerade wieder zu Besinnung und führte sich auf wie eine Furie, als die Polizei Rons Fesseln gegen Handschellen austauschte. Fred sah ihn grinsend an: „Perfekte Verschnürung würde ich sagen Ron, anscheinend hast Du viel geübt.“ Ron, lachte und die Belastung der letzten Zeit fiel endlich von ihm ab. Christina wurde abgeführt und die Spurensicherung sammelte die Beweise ein. Ron nahm Fred zur Seite: „Was wird sie bekommen? „ Fred sah sich um und sagte dann: „Nun ja, das war Mord an einem Baby und schwere Körperverletzung. Dass sie nur Kissen getroffen hat wird ihr nichts nützen, da sie ja meinte, tatsächlich zu töten. Die Einstiche sind auf perfekter Höhe. Dazu die Vergiftung, der Todesengel und die Briefe. Ich hoffe für Alle, dass sie lebenslänglich bekommt und in eine geschlossene Anstalt gebracht wird. Ich hoffe es sehr Ron.“ Er klopfte ihm auf die Schulter und ging dann hinter seinen Kollegen hinaus.
Ron ging zu seiner Familie in den Salon. Mittlerweile war auf Ms. Fin und Richard da, die das Licht und den Lärm mitbekommen hatten. Hannah saß noch immer mit dem Glas in der Hand auf dem Sessel. Sie war sehr blass und zitterte. Er ging zu ihr und nahm ihr das Glas weg, um es an ihre Lippen zu halten: „Trink das jetzt mein Engel, es wird Dir helfen.“ Hannah ließ sich den Whiskey einflössen wie Medizin und musste husten, aber es half ihr tatsächlich, ihren Schock zu überwinden. Sie saßen noch bis zum Morgen dort und redeten über die Ereignisse, einfach um sie zu verarbeiten. Keiner konnte es nachvollziehen, aber alle waren froh, dass es nun vorbei war.
Christina wurde tatsächlich zu lebenslanger Haft verurteilt und der psychiatrischen Abteilung des Gefängnisses unterstellt. Jason und die Kinder traf es hart, aber die Familie tat alles, damit die Drei schnell wieder ein normales Leben führen konnten. Als der Sommer kam tobten die Kinder durch den Garten und Anouk versuchte ihre ersten Schritte, um hinterher zu kommen. Hannah war froh, alles so glimpflich überstanden zu haben und stürzte sich bis über den Kopf in die Planung ihres Kindergartens. Zum einen, weil es sie vom Grübeln abhielt, zum anderen, weil sie endlich wieder arbeiten wollte.
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Das Haus, das ihr Ron zu Weihnachten geschenkt hatte war nicht sehr groß, aber es hatte einen prächtigen Garten. Für Hannahs Vorhaben war es perfekt und sie machte sich zusammen mit einem Architekten daran, die Räume zu planen. Sie wollte zwei Spielgruppen haben, die jeweils über 2 große ineinander übergehende Räume verfügen sollten, ausreichend kindgerechten Sanitäranlagen, einen Ruheraum und eine große Küche mit einem Esstisch in der Mitte, an dem alle Kinder essen konnten. Bei der Planung der Küche fragte sie James nach seinen Wünschen, weil immerhin er darin kochen sollte. Sie besuchte Marie in ihrer alten Arbeitsstelle und überredete sie, zu wechseln, da sie mit ihr immer gut zusammengearbeitet hatte und schrieb noch eine weitere Stelle in der Times aus. Die Umbauten gingen voran und immer, wenn Hannah mit Anouk im Kinderwagen dort ankam sah sie etwas Neues entstehen. Im Garten wurde eine große Kletterlandschaft aufgestellt und Beete angelegt. Außerdem gab es einen Kräutergarten und verschiedene Obststräucher. Die Pflanzen würden bis zum nächsten Jahr brauchen, aber das war nicht schlimm. Der Ruheraum der Kinder war fertig und Hannah betrachtete liebevoll die vielen kleinen Betten mit den bunten Kissen und Stofftieren. Den Dachboden hatte sie zu einer Art Wohnung ausbauen lassen. Es gab ein komplett eingerichtetes Kinderzimmer für Anouk, ein kleines Büro, einen Ruheraum und ein Wohnzimmer für Besprechungen, dass auch eine Küchenecke hatte. Simon fuhr sie zu Spielwarenhändlern und Buchhandlungen und sie kaufte alles ein, was ihr gefiel und sinnvoll erschien. Mit Rob besprach sie am Abend die finanzielle Planung und er brachte ihr bei, wie man die Bücher führen musste. Wenn er sie dann an seinem Schreibtisch sitzen sah, die Haare streng nach hinten gekämmt und hochkonzentriert musste sich immer wieder an das schlammbespritzte Mädchen vor zwei Jahren erinnern. Sie hatte sich verändert, war selbstbewusster geworden, allerdings ohne ihre Natürlichkeit und ihr freundliches Wesen zu verlieren und er liebte sie mit jedem Tag mehr und unterstütze sie, wo er konnte, denn er war unglaublich stolz, sie zur Frau zu haben.
Da sie ihre Zeit nun gut einteilen musste kam sie kaum mehr dazu, für sich selbst etwas zu besorgen. Ron hatte einige wichtige Termine auch bei ihr eingetragen und sie brauchte wenigstens zwei neue Kleider. Sie dachte oft daran, wie ihr Leben vor Ron ausgesehen hatte und die Tatsache, dass sie sich nun um Geld keine Sorgen machen musste verwirrte sie noch immer. Trotzdem wollte Ron mit seiner Frau ein wenig angeben, also rief sie bei Mr. Jankins an und fragte vorsichtig, ob er eventuell mit seinem Musterbuch bei ihr vorbei kommen könnte. Mr. Jankins freute sich sehr, dass Hannah ihm treu blieb und sagte für den nächsten Tag zu. Er kam gleich mit mehreren Musterbüchern und Stoffmustern unter dem Arm an und Hannah nahm ihn mit in die Küche, da sie es dort gemütlich fand und der Tisch ausreichend groß war. Sie waren beide in die Bücher vertieft und Mr. Jankins zeigte Hannah, welche Kreationen er für sie gedacht hatte, als Ms. Fin mit Anouk an der Hand hereinkam. Sie musste sich immer noch daran gewöhnen, dass ihre Küche zum allgemeinen Aufenthaltsraum geworden war, aber eigentlich fand sie es schön. Sie machte Tee und brachte Kekse an den Tisch. Mr. Jankins bediente sich reichlich und lobte sie so überschwänglich, dass sie rot wurde, Anouk einen Keks in die Hand drückte und mit ihr in den Garten ging. Hannah grinste in sich hinein. Als die Auswahl fertig war wirbelte Mr. Jankins noch schnell um Hannah herum, um seine Maße zu aktualisieren, musste aber feststellen, dass es immer noch dieselben waren. „Ms. Turner, sie sind wahrhaft meine einzige Kundin, bei der ich die Röcke höchstens enger machen muss.“ er lächelte sie an „und die Einzige, bei der ich einen Hausbesuch mache.“ Hannah strahlte ihn an und dankte im. Er nahm sich noch einen Keks vom Teller und verschwand, um sich an die Arbeit zu machen.
Anouk wurde ein Jahr alt und die Familie feierte das Ereignis ausgelassen und fröhlich. Als sie am Abend das Kind ins Bett gebracht hatte blieb sie noch eine Weile und beobachtete das friedliche kleine Gesicht. Ron kam zu ihr und drückte sie an sich: „Was ist los mein Engel?“ Hannah seufzte: „Es ist so viel passiert, in diesem Jahr. Ich kann es kaum glauben, dass unser Baby schon ein Jahr alt ist.“ Ron streichelte ihr über die Haare: „Es stimmt, es ist viel passiert und zum Glück auch viel Gutes.“ Er nahm ihre Hand, führte sie aus dem Kinderzimmer und hinauf in ihren geheimen Raum. Er wollte mit seiner Frau alleine sein, ohne Pläne, Familie oder Termine und sie in jeder der vier Stellungen auf den Bildern nehmen.
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Hannah war zu einer Routineuntersuchung bei Dr. Richmond. Er untersuchte sie gründlich, nahm ihre Werte und kontrollierte den Heilungsverlauf der Narbe. Als er endlich fertig war setzten sie sich an seinen Schreibtisch: „Sie sind kerngesund, Hannah. Selbst die Narbe ist kaum mehr sichtbar und das Gewebe schon belastbarer. Trotzdem sollten sie derzeit noch nicht schwanger werden.“ Sagte er lächelnd. Hannah war erleichtert. Sie mochte solche Untersuchungen nicht sehr und freute sich, es überstanden zu haben: „Danke, Dr. Richmond. Das hatte ich eigentlich auch nicht vor. Ich muss mein Kindergartenprojekt fertig stellen, ein zweites Kind passt da derzeit nicht.“ Dr. Richmond sah sie an: „Ich habe davon gehört. Anscheinend sind alle jungen Mütter der Upper London bereits auf Absprung, wann Sie endlich eröffnen, um ihre Kinder bei Ihnen unterzubringen.“ Hannah lachte: „So viele Plätze werden das nicht, außerdem werde ich eher Kinder aufnehmen, deren Eltern nicht betucht sind.“ Dr. Richmond hob die Augenbraue: „Warum, wenn ich fragen darf?“ Hannahs blickte zum Boden und sagte ernst: „Dr. Richmond, ich bin nicht vermögend geboren und ich weiß, was es heißt, sein Geld hart zu verdienen. In einer Stadt wie London ist es schwer, mit einem normalen Gehalt zu überleben. Gerade alleinerziehende Mütter müssen sich aber darauf verlassen können, dass ihre Kinder gut versorgt sind und dafür möchte ich da sein.“ Er war sichtlich beeindruckt: „Es ist also eher ein soziales Projekt?“ Hanna schüttelte energisch den Kopf: „Nein, es ist ein mehr als notwendiges Projekt.“ sagte sie ihm. Er brachte sie zur Tür: „Auf Wiedersehen Hannah. Alles Gute und wenn es ihre Zeit erlaubt, dann würde ich mich sehr freuen, sie einmal wieder in der Loge begrüßen zu dürfen. Sie waren zu lange nicht mehr dort!“ Hannah dankte ihm, schüttelte aber den Kopf: „Ihnen auch alles Gute, aber ich glaube nicht, dass ich den Wunsch habe, dorthin zu kommen.“ Dr. Richmond sah ihr nachdenklich hinterher und machte sich dann wieder an die Arbeit.
Am Abend erzählte Hannah von ihrem Gespräch mit dem Arzt, als sie in Rons Armen im Bett lag. Er runzelte die Stirn: „Das ist merkwürdig, dass er Dich auf die Loge anspricht. Würdest Du denn gerne einmal wieder hin?“ Hannah überlegte: „Ich weiß nicht. Seit dieser traumatischen Nacht war ich dort nicht mehr.“ Ron setzte sich auf und sah sie an: „Das zählt nicht. Es war ein Ausnahmezustand. Ich denke, selbst Williams hat das begriffen. Also was ist, möchtest Du?“ Hannah lächelte ihn an: „Nicht unbedingt, aber es scheint mir, dass Du gerne hingehen möchtest.“ Ron lachte. „Ja, ich glaube schon, dass ich das mit Dir möchte. Du weißt, dass ich dort öfter bin, aber nie, um die erbaulichen Dinge dort zu genießen.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss: „Wie wäre es am Wochenende? Da sind noch keine Termine und das sollten wir ausnutzen.“ Hannah nickte: „Von mir aus.“ Sie war müde, kuschelte sich an ihn und schlief ein. Ron lag im Dunkeln. Er freute sich darauf, mit ihr in die Loge zu gehen, da sie schon lange die Rollen etwas vermischt hatten und er, wenn er ehrlich zu sich selbst war, es vermisste, dieses Spiel nach seinem gewohntem Schema mit ihr zu spielen. Mittlerweile war es nicht deswegen, weil er sie dominieren wollte, sondern weil er sehen wollte, wie weit er damit kam. Er grinste in sich hinein, als er wieder einmal feststellte, dass es längst Hannah war, die ihm sagte, was sie gerne wollte und er erfüllte ihre Wünsche.
Gleich am nächsten Tag lief Hannah hinüber zu Richards Salon. Er stand hinter dem Empfangstresen und strahlte sie an: „Herzchen, was kann ich für Dich tun?“ Hannah gab ihn einen Kuss auf die Wange: „Richard, hast Du Samstag Morgen noch einen Termin für eine Ganzkörperbehandlung inkl. Haare für mich frei? Bei Sergio brauche ich es gar nicht versuchen, der ist immer ausgebucht.“ Richard grinste: „Oh, ich denke, Sergio hat für Dich immer einen Termin frei Schätzchen. SERGIO!“ rief er in Richtung des Salons. Und tatsächlich kam Sergio um die Ecke und begrüßte Hannah mit einem Handkuss. Richard lachte über Hannahs erstauntes Gesicht: „Er arbeitet seit dieser Woche bei mir, Herzchen. Ich war es leid, dass Du immer noch zur Konkurrenz gehst, also habe ich ihn eingestellt.“ Hannah hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, ob Sergio selbständig war oder nur angestellt, daher war sie mehr als verwundert, aber auch hocherfreut. „Das ist ja wunderbar. Nichts gegen Deinen Salon Richard, aber Sergio ist wirklich der Einzige, der aus meinen wirren Locken irgendetwas Brauchbares machen kann. Ich danke Dir, wir sehen uns dann Samstag!“ Er bekam noch einen Kuss und weg war sie schon wieder. Richard sah ihr hinterher und sagte zu Sergio, der grinsend neben ihm stand: „Ich liebe diese Frau abgöttisch, aber diese Hektik in letzter Zeit macht mich ganz nervös.“ Theatralisch seufzte er und machte sich dann wieder an die Arbeit.
Ron brachte Freitagabend einen großen Kleidersack mit und gab ihn Hannah, die ihn fragend ansah. Sie fand darin ein neues Kleid für die Loge. „Was stimmt denn nicht mit dem, dass ich habe?“ fragte sie. Ron lächelte: „Du bist mittlerweile meine Frau, Engel. Ich dachte, Du solltest Deinen Stand dann auch der Gesellschaft mitteilen und nicht mehr im Kleid einer Jungfrau erscheinen.“ Hannah klappte die Kinnlade herunter. Sie hatte bisher nicht gewusst, dass die unterschiedlichen Kleider der Damen ebenfalls eine Bedeutung hatten. Das Kleid, was er ihr gebracht hatte war dunkelrot und aus Seide. Es hatte ein enges und weit ausgeschnittenes Oberteil, aber bauschige Ärmel mit Einsätzen aus Spitze. Das Oberteil lief spitz in der Taille aus und ging über in einen weiten Rock, der in großen Falten bis auf den Boden fiel. Dazu entdeckte sie dunkelrote Spitzenwäsche und Seidenstrümpfe. Es gab auch kein Halsband, sie sollte lediglich ihr Medaillon dazu tragen. Sergio hatte ganze Arbeit geleistet und Hannahs Körper von oben bis unten bearbeitet. Die Haare hatte er ihr hochgesteckt und Haarnadeln mit Perlen daran hineingearbeitet. Als sie sich angekleidet hatte sah sie in den Spiegel und war zufrieden mit ihrem Gegenüber. Noch vor zwei Jahren hätte ich mich wahrscheinlich gar nicht gemocht, dachte sie sich und lächelte. Ron kam in seiner üblichen Gewandung aus dem Badezimmer und sah seine Frau verliebt an: „Wenn ich Dir schon wieder sage, dass Du wunderschön bist, dann wirst Du irgendwann noch eitel.“ Grinste er und Hannah lächelte.
Simon fuhr sie zur Loge und Ron hielt ihr die Türe des Wagens auf, als sie ausstieg. Ron hatte einen Raum für sie reserviert, aber das wollte er Hannah noch nicht verraten. Er nahm ihre Hand und führte sie hinein. Sie begrüßten hier und da bekannte Gesichter. Als Hannah Williams sah machte sie einen Knicks und sah züchtig auf den Boden. Williams kam herüber: „Guten Abend Master Turner. Guten Abend Madame. Es macht mich glücklich, sie hier begrüßen zu dürfen.“ Er nahm ihre Hand und küsste sie, dann ging er wieder hinter seinen Tresen. Ron lächelte seine Frau an: „Es erstaunt mich immer wieder, wie Du auf Männer wirkst, ohne es zu merken, Engel. Ich fürchte, seit Deinem Weihnachtsgeschenk ist der arme Williams sehr verliebt.“ Hannah kicherte und wurde rot. Sie machten ihre Runde durch die Halle. Hannah entdeckte eine Bekannte und entschuldigte sich kurz bei Ron, um sich mit ihr zu unterhalten. Der nahm die Gelegenheit wahr und kümmerte sich um den reservierten Raum.
Hannah saß mit der Bekannten auf bequemen Hockern und unterhielt sich, als plötzlich zwei große Männer in Livre und mit Masken auf den Gesichtern neben ihr standen. „Madame, wenn Ihr uns bitte folgen wollt, ihr werdet erwartet.“ Hannah sah verwundert auf und schaute sich um. Sie konnte Richard nicht entdecken und lächelte. Wahrscheinlich hat er etwas geplant und ließ sie daher nun abholen. Sie verabschiedete sich von ihrer Gesprächspartnerin und folgte den Männern bis zu einer großen Holztür im hinteren Teil der Loge. Die Männer ließen sie eintreten und schlossen die Tür hinter ihr ab. Der Raum war nur sehr schwach mit wenigen Kerzen erhält. Weiter hinten sah sie einen Thron, auf dem ein Mann in Robe saß. Auch er trug eine Maske, die seinen ganzen Kopf bedeckte und mit großen Federn besetzt war. Die Männer nahmen sie bei den Armen und stellten sie vor einen hüfthohen Bock, dann drückten sie ihren Oberkörper darauf. Hannah ließ es geschehen, da sie sich sicher war, dass Ron dort hinten auf dem Stuhl saß. Ihre Hände und Arme wurden ihr auf den Rücken zusammengebunden. Ein Riemen kam um ihre Taille und den Bock und man spreizte ihre Beine, um ihre Füße an eine Spreizstange zu fesseln. Einer der Männer hob ihr Kleid hoch und zerschnitt die Riemchen ihres Slips, so dass er auf dem Boden landete. Sie sah einen stählernen Ring vor ihrem Gesicht. Einer der Männer sagte: „Mach den Mund weit auf.“ Hannah tat es. Immer noch war sie der Meinung, Ron hatte dieses Spiel inszeniert. Der Ring wurde ihn in den Mund geschoben und fest um ihren Kopf gezurrt. Nun konnte sie die Lippen nicht mehr schließen. Es war sehr unangenehm. Der Mann auf dem Thron stand jetzt auf und kam näher und dann hörte Hannah seine Stimme. Schlagartig wand sie sich und wollte schreien, aber sowohl die Fesseln, als auch der Knebel verhinderte jede wirksame Aktion. Der Mann kam heran und streichelte ihren entblößten Po. „Meine liebe Hannah, es hat so lange gedauert. Aber meine Geduld wurde belohnt, wie ich sehe.“ Er stellte sich vor sie, öffnete seine Hose und holte seinen Penis heraus, der bereits an der Eichel tropfte. Er hielt Hannahs Kopf mit beiden Händen fest und drang in ihren Mund ein, seine Finger krallten sich in ihre Wangen. Durch den Ring konnte sie es nicht verhindern. Sie wollte schreien, aber es kam nur ein Röcheln heraus. „Nehmt euch die Paddel dort hinten und zieht voll durch. Immer abwechselnd, so lange, bis ich Bescheid gebe.“ Wies er die Männer im Livree an und Hannah wurde panisch. Sie hatte diesen fremden Schwanz in ihrem Mund und konnte ihren Körper nicht bewegen und sie hörte die Stimme des Mannes, der ihren Körper so gut kannte. Der erste Schlag traf sie unerwartet und trieb ihr Tränen in die Augen. Ihr Unterköper brannte vor Schmerz und ihre Beine wären eingeknickt, hätte man sie nicht so gründlich an den Bock gefesselt. Es folgte Schlag auf Schlag und die Männer hatten anscheinend Freude daran, ihre ganze Kraft in die Schläge zu legen. Hannahs Gebrüll hörte niemand, da der Penis in ihrem Mund sie zusätzlich knebelte. Ihr Verstand raste, wie sie sich befreien konnte, bis sie sich endlich eingestand, dass es ihr nicht gelingen konnte. Die einzige Möglichkeit, die ihr blieb, um diesen höllischen Schmerzen und Demütigungen zu entgehen war, ihren Verstand auszuschalten und sich gedanklich wegzuträumen. Sie ließ sich fallen und atmete kontrolliert ein und aus und tatsächlich spürte sie nun die Schläge wie durch ein Kissen und die Stimmen kamen gedämpft und unwirklich. Nun gab der Master das Zeichen und die Männer ließen die Paddel fallen und zogen dafür ihre Schwänze heraus. Der Master pumpte seinen Schaft nun tief in Hannahs Mund, während man von hinten erst ihre Vagina und dann ihren Anus vergewaltigte und sie ohnmächtig wurde.
Ron hatte gewartet, bis Hannah in ein Gespräch vertieft war und lief dann zu dem Raum, den er für diese Nacht gemietet hatte. Er bereitete dort alles vor, zündete überall Kerzen an und schürte ein Feuer im Kamin. Als alles fertig war wollte er Hannah abholen, fand sie aber nirgends. Als er die Frau sah, mit der sie zuletzt gesprochen hatte fragte er nach ihr, aber die Frau war sehr verwundert, da er sie doch schon vor einer halben Stunde hatte abholen lassen. Ron geriet in Panik und rannte zu Williams. Gemeinsam suchten sie nach Fred, der an den großen Logenabenden meistens hier war und mit ihm mehrere Kollegen. Niemand hatte etwas gesehen, bis endlich ein Mann ihnen sagte, dass er Hannah gesehen hatte, die hinter zwei maskierten Dienern hergelaufen sei und er wusste auch, in welche Richtung.
Genau in dem Moment, als Hannahs Peiniger kam und sein Sperma über Hannahs zwangsweise geöffneten Lippen herauslief wurde die Tür aufgebrochen. Ron stürmte herein, hinter ihm Williams und vier Männer in langen goldenen Roben, die mit Pistolen auf die drei Männer in der Mitte zielten. Ron und Williams rannten zu Hannah, während die anderen Handschellen herauszogen und die drei Männer festnahmen. Fred zerrte dem Anführer die Federmaske vom Gesicht und erstarrte: „Richmond, Sie? Sie verdammtes Schwein, wie konnte sie nur!“ Er spuckte vor Dr. Richmond aus und wies seine Männer an, alle abzuführen. Ron wollte Hannahs Fesseln lösen, aber Fred hielt ihn zurück. „Warte bitte. Noch ist sie nicht wieder unter uns, also lass mich die Drecksarbeit zu Ende bringen, solange sie es nicht mitbekommt. Wir brauchen so viele Beweise wir möglich, damit diese Schweine ihre gerechte Strafe bekommen.“ Ron schluchzte auf, ließ es aber zu, dass Fred eine Kamera zückte und Hannahs Fesseln und Verletzungen dokumentierte. Ron, Williams und Fred beeilten sich dann, Hannah zu befreien und Ron konnte sie endlich an sich ziehen. Fred holte lange Wattestäbchen heraus und einige kleine Plastikröhrchen und nahm noch Sperma und Speichelproben. Selbst die Paddel und Fesseln packte er in eine Tüte. Dann sah er Williams an: „Sehen sie zu, dass die Beiden so schnell wie möglich und ohne weiteres Chaos hier raus kommen.“ Williams nickte und half Ron, Hannah hochzuheben. Noch immer war sie nicht bei Bewusstsein und es war wahrscheinlich besser so. „Bitte bring sie morgen früh aufs Revier. Ich werde ihr eine Kollegin zuordnen, die die Wunden noch einmal dokumentiert und ihre Aussage aufnimmt. Das muss leider sein. Ich werde versuchen, sie dann von weiteren Aussagen zu befreien.“ Ron nickte ihm zu, als Zeichen, dass er verstanden hatte, denn reden konnte er nicht. Williams half ihm, Hannah über Seitengänge nach draußen zu bringen und zum Auto. Simon stieß einen Schrei aus, rannte ihnen entgegen und half, den bewusstlosen Körper ins Auto zu legen, dann fuhr er so schnell nach Hause, wie es der Verkehr zuließ. Ron hatte per Handy Richard informiert und der wartete bereits vor dem Haus, als sie ankamen. Gemeinsam trugen sie Hannah nach oben und legten sie aufs Bett.
Ron rannte ins Bad und bereitete eine heiße Wanne vor. Simon war nach unten gegangen, um den Wagen in die Garage zu fahren und sich dann einen Scotts zu genehmigen. Richard half Ron gerade, Hannah auszuziehen, als sie endlich zu sich kam. Ihre Augen waren blutunterlaufen und ihre Lippen blau. Sie zitterte am ganzen Körper und Tränen liefen über ihr Gesicht. Hannahs Körper wies überall rote Striemen von den Fesseln auf, Ihr Po war dunkelrot, bläulich verfärbt und auch zwischen ihren Beinen und im Gesicht hatte sie große Hämatome. Gemeinsam brachten sie Hannah ins Bad und legten sie in die heiße Wanne, um sie wenigstens aufzuwärmen. Die Blutergüsse würden verheilen, aber keiner von ihnen konnte sagen, ob die innere Wunde nicht zu groß war. Sie wuschen Hannah vorsichtig den zerschundenen Körper und wickelten sie dann in eine warme Decke. Die ganze Zeit über sah sie die Beiden nur mit großen Augen an und sagte kein Wort.
22
Richard war gegangen und Ron saß auf dem Bett, hatte seine Frau im Arm. Er hatte ihr etwas gegen die Schmerzen gegeben und hielt sie warm, dennoch sprach sie noch immer nicht. Irgendwann schlief er vor Erschöpfung ein. Hannah hatte die ganze Zeit über darüber nachgedacht, wie es zu diesem Verbrechen an ihr hatte kommen können und ihr Verstand sagte ihr, dass sie seit sie mit Ron zusammenlebte von einer Katastrophe in die nächste stolperte. Sie liebte ihn aufrichtig, aber sie konnte sich nicht weiter in Gefahr begeben. Leise stand sie auf. Sie bewegte sich vorsichtig, da ihr alles wehtat, aber sie war entschlossen genug, um die Schmerzen auszuhalten. Leise packte sie Anouks liebste Stofftiere, Kleidung und was das Kind sonst noch benötigte und für sich alltagstaugliche Kleidung in zwei Koffer, zog sich an und bestellte sich dann ein Taxi. Mit dem tiefschlafenden Kind im Arm stieg sie in das Taxi, während der Fahrer die Koffer verstaute und gab ihm die Adresse ihres Kindergartens an. Sie legte Anouk dort in ihr Bettchen im Kinderzimmer und richtete für sich selbst das Schlafsofa im Ruheraum. Sie schlief jedoch nicht in dieser Nacht, dachte nur darüber nach, was nun werden sollte.
Als Ron erwachte war es schon später Morgen. Er suchte nach Hannah, fand aber nur einen Zettel auf seinem Schreibtisch. Sie war gegangen und hatte das Kind mitgenommen. Ron röchelte. Auf seiner Stirn bildete sich kalter Schweiß. Sein schlimmster Alptraum hatte sich bestätigt und die Liebe seines Lebens hatte ihn verlassen! Er brauchte lange, bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte und rief dann bei Fred im Büro an, um ihm zu sagen, dass er Hannah nicht vorbei bringen konnte. Fred erzählte ihm, dass sie schon ganz früh am Morgen da gewesen war und alles erledigt hatte. Es hatte ihn sehr verwundert, dass sie ohne ihn und mit dem Kind gekommen war und er hatte sie schon fast gedacht, dass Ron davon nichts wusste. Ron bat ihn, Bescheid zu geben, sobald es etwas Neues gab und legte auf. Er vergrub seinen Kopf in den Händen und stöhnte. Es gab keinen Weg für ihn, ihr zu helfen, da sie es nicht zulassen würde. Er liebte sie so sehr und er wusste nicht, was er ohne seine kleine Familie tun sollte. Alles Schöne, dass er gestern noch so reichlich besessen hatte war plötzlich weg. Hannah hatte ihm Halt gegeben, hatte ihm ein Zuhause geschenkt und inneren Frieden. Er ging zu Richard, da er hoffte, Hannah würde sich wenigstens bei ihm melden. Richard versprach, ihm Bescheid zu geben, wenn er mit ihr sprach, wusste aber auch nichts weiter. Traurig sah er Ron an: „Lass ihr Zeit. Das was passiert ist kann keiner einfach so wegstecken. Ich versuche sie zu überreden, dass sie sich ärztliche Hilfe nimmt. Ohne die wird es wohl nicht gehen. Wahrscheinlich war es einfach eine Katastrophe zu viel Ron.“ Ron nickte, bedankte sich und ging. Er wanderte durch die Stadt und den Park, ohne ein Ziel zu haben, fühlte sich leer und orientierungslos. Richard hatte recht. Was Hannah in der letzten Zeit durchgemacht hatte würde jeden Menschen aus der Bahn werfen und es war ihm auch klar, dass sie nach diesem Verbrechen keinem Mann mehr trauen oder an sich heranlassen konnte. Sie war eine starke Frau, aber auch sie hatte Grenzen. Er hoffte sehr, dass sie zurückfinden würde, aber er war sich da ganz und gar nicht sicher.
Hannah hatte bei der Polizei ausgesagt, man hatte ihre Verletzungen noch einmal dokumentiert und ärztlich versorgt und ihr die Nummer eines Psychologen gegeben. Wieder in der kleinen Wohnung spielte Anouk mit Bausteinen auf dem Boden und sie saß mit der Nummer des Psychologen in der Hand auf dem Sofa. Noch immer tat ihr alles weh, aber die körperlichen Schmerzen waren ihr egal. Sie würde morgen dort anrufen und einen Termin ausmachen, beschloss sie. Es war ihr klar, dass sie das Trauma sonst nicht würde überwinden können. In einem Supermarkt, der auch sonntags offen war, hatte sie die nötigsten Lebensmittel besorgt. Ihr Entschluss stand fest: Sie würde mit Anouk hier wohnen. Über dem Kindergarten. Allerdings musste sie jetzt doch eher zahlungskräftige Kunden annehmen, wenn der Betrieb Gewinn abwerfen sollte um ihren und Anouks Lebensunterhalt zu sichern. Sie ging die Aufstellung der Kosten durch und rechnete nach, was Anouk und sie monatlich brauchen würden. Von Ron wollte sie nichts annehmen. Es tat ihr sehr weh an ihn zu denken, daher schallt sie sich, drängte ihn gewaltsam aus ihren Kopf und ging wieder ihre Berechnungen durch. Eigentlich müsste es reichen, wenn sie eine Gruppe mit Kindern aus betuchten Familien füllte, dann konnte sie in der anderen doch die alleinerziehenden Mütter unterstützen, die dann eben nur die Verpflegungskosten zahlen müssten. Es war nicht ganz dass, was sie wollte, aber ein guter Kompromiss. Immer wieder sagte sie sich, dass sie das schaffen würde.
Als Marie, Kate und James am Montagmorgen zur Arbeit erschienen wunderten sie sich, dass die Tür offen stand und Licht brannte. Sie fanden Hannah mit Anouk in einem der Spielzimmer, wo Anouk begeistert ein Schaukelpferd in Beschlag nahm. Hannahs Gesicht war noch geschwollen und man erkannte deutlich die rotverfärbten Abdrücke von Fingern auf ihren Wangen. James, der von Richard wusste, was passiert war nahm sie in die Arme und drückte sie fest, dann verschwand er in die Küche, weil ihn das ebenso mitnahm, wie Richard.
Hannah wollte zum ersten September eröffnen und es gab noch viel zu erledigen bis dahin. Die Arbeit lenkte Hannah während der nächsten Tage ab und Anouk war begeistert, gleich vier Personen zu haben, von denen einer immer mit ihr spielte. James hatte Hannah die Liste mit den Lebensmitteln gegeben, die er brauchen würde und sie ging sie gerade durch, als Ron in der Tür stand. Richard hatte ihm gesagt, wo Hannah und das Kind waren und es hatte ihn beruhigt, dass zu wissen. Ron hatte sich die ganze Woche zusammengerissen, weil er sie nicht bedrängen wollte, aber er vermisste sie so sehr, dass er es nicht länger ausgehalten hatte. Hannah sah auf und ihr Blick war so unergründlich, das Ron schon wieder gehen wollte. „Komm schon rein.“ Hörte er sie sagen und atmete erleichtert aus. Er setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber, so dass der Schreibtisch zwischen ihnen war. „Wie geht es Dir jetzt?“ fragte er vorsichtig. Damit meinte er nicht sie noch sichtbaren Spuren auf ihrem Körper, sondern eher, die inneren Wunden. Hannah legte die Unterlagen zur Seite und ihr Blick war sehr ernst: „Was meinst Du denn, wie es mir geht? Ich wurde brutal vergewaltigt von einem Kerl, den ich bisher als meinen Arzt akzeptiert habe und den mir mein Mann empfohlen hat. Das Alles auch noch an einem Ort, den ich nur Dir zuliebe aufgesucht habe. Mein Körper wird auch das verkraften, aber wenn Du es unbedingt wissen willst, ich habe keine Ahnung, wie ich damit leben soll.“ Sie sagte das leise, aber ihre Stimme war fest und bestimmt. Ron schluckte. Sie hatte mit allem Recht und er wusste das. „Wirst Du hier wohnen, oder brauchst Du irgendetwas?“ Sie schüttelte den Kopf: „Wir haben alles, was wir brauchen, meine Ersparnisse reichen noch für ein paar Wochen aus und bis dahin wird der Kindergarten das erste Geld abwerfen. Ich schaff das schon.“ Ron war aufgestanden und sah aus dem Fenster. Unten im Garten spielte seine Tochter in einem großen Sandkasten und Marie saß neben ihr. Das friedliche Bild passte nicht zu der Situation in diesem Raum. „Darf ich Euch ab und zu besuchen?“ fragte er leise und Hannah nickte: „Sie ist deine Tochter genauso wie meine, also kannst Du sie jederzeit besuchen, nur bitte verlange nicht, dass ich dann anwesend bin. Ich brauche Zeit um zu Recht zu kommen.“ Ron nickte und war ihr dankbar dafür, dass er zumindest seine Tochter sehen durfte. Es musste ihm reichen, hier zu sein und ihre Anwesenheit zu spüren. Als er gegangen war liefen Hannah Tränen übers Gesicht und sie wischte sie schnell weg. Es war besser so, dachte sie sich: ganz egal, wie sehr er mir fehlt und wie sehr ich ihn immer noch liebe.
23
Die Eröffnung des Kindergartens war ein voller Erfolg und die beiden Gruppen waren innerhalb weniger Tage voll besetzt. Hannah freute sich besonders darüber, dass selbst die wohlhabenden Mütter aus der Umgebung es gut hießen, alleinerziehende Mütter zu unterstützen und dafür etwas mehr für die Betreuung der eigenen Kinder zu bezahlen. Sie hatte befürchtet, dass die Eltern verlangen würden, dass sie deren Kinder bevorzugt behandelte, da sie für die Betreuung mehr Geld bezahlten, aber dem war nicht so. So gab es eine Gruppe mit den Kleinen von zwei bis drei Jahren und eine für die Größeren von vier bis fünf. Anouk war überall dazwischen und die anderen Kinder spielten mit ihr gerne. James war in seinem Element, brachte den Kindern bei, wie man einfache Gerichte zubereiten konnte und wenn sein Kochkurs beendet war, sah es in der Küche aus wie auf einem Schlachtfeld, aber er hatte unheimlichen Spaß dabei. Mittags kochte er für Alle und der große Tisch in der Küche war dann immer voll besetzt. Marie leitete die Gruppe der Kleinen und Kate die der Großen, aber Beide sprachen viel miteinander und stimmten sich ab. Hannah freute sich über die Harmonie in ihrem kleinen Team.
Im Briefkasten lag ein Schreiben von der Staatsanwaltschaft. Hannah musste zu einer Aussage dort scheinen. Sie hatte gehofft, dass das polizeiliche Protokoll ausreichen würde, aber scheinbar blieb es ihr nicht erspart, alles noch einmal zu erzählen. Richard kam mit ihr, um sie zumindest ein wenig zu unterstützen und sie wollte es hinter sich bringen. Dr. Richmond war in Untersuchungshaft und so wie es aussah würde man ihn verurteilen. Hannah zog daraus keine Genugtuung, da der Schaden, den er angerichtet hatte durch nichts gutzumachen war. Sie war verbittert, wenn sie an ihn dachte und es war ihr egal, was aus ihm wurde.
Richard begleitete sie zu dem Büro, indem sie die Aussage machen sollte und Beide bemerkten nicht, dass Dr. Richmond in einem der Flure saß. Er war an Händen und Füßen gefesselt und war zum Verhör hier. Neben ihm saß ein Polizist, der ihn bewachte, zudem waren beide durch Handschellen miteinander verbunden. Dr. Richmond hasste es, gefesselt zu sein. Er war ein Master der Loge. Er war derjenige, der anderen Fesseln anlegte. Er hatte Hannah gesehen, als sie vorbeigegangen war, so schön und stolz. Er begehrte sie schon so lange und sie hatte sich ihm nie unterworfen. Er nahm es ihr übel, dass sie sich in jener Nacht nicht wie eine gute Sklavin verhalten und sich hingegeben hatte. Sie hatte sich gewehrt, nicht mit ihrem Körper, dafür hatte er gesorgt, aber mit ihrem Geist. Für ihn existierten nur Master und Sklavin und die Rollenverteilung darin war genau geregelt. Wie konnte es diese Frau wagen, sich ihm zu widersetzen. Damals bei ihrer Einführung hatte man ihm schon verwehrt, sie zu nehmen. Turner hatte darauf bestanden, dass kein anderer Mann sich an ihr vergnügte. Es hatte ihn geärgert. Warum führte er sie in die Loge ein, wenn er sie für sich alleine wollte? Zu gerne hätte er sie damals gerammt, aber er durfte sie nur mit Händen und Lippen nehmen. Es hatte ihn frustriert. Danach saß sie dann in seiner Praxis. Schön und begehrenswert und er musste sich zusammenreisen. Schon wieder! Er wollte ihren Stolz brechen, aber es war ihm nicht gelungen und dass machte ihn rasend. Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, da der Polizist neben ihm aufstand und ihn zum Verhör brachte und so konnte er nicht mehr sehen, wie Hannah nach ihrer Aussage zitternd von Richard hinaus gebracht wurde.
Richard lud sie nach ihrer Aussage zu einem Kaffee ein und so saßen sie in einem kleinen Café und redeten. Es tat Hannah gut, einfach nur zu plaudern und Richard erzählte ihr von seinen Plänen und dass er mit James über Weihnachten verreisen wollte. Irgendwo hin, wo es warm war „Das Wetter in diesem Land kann man doch zu der Jahreszeit nicht aushalten, Herzchen, nichts als Regen und alles grau, ich möchte mit James irgendwo hin, wo es hell und freundlich ist.“ Hörte sie ihn sagen. „Mach das.“ Ermunterte sie ihn „Du hast so viel gearbeitet und dir längst mal einen Urlaub verdient.“
Jeden Tag schickte Ron Blumen und zweimal in der Woche kam er vorbei, um seine Tochter zu sehen und mit ihr zu spielen. Hannah verzog sich dann jedes Mal in ihr Büro um die Bücher zu machen, dachte aber nur an ihn und schallt sich, dass sie ihre Gefühle nicht im Griff hatte. Seine Blumen stellte sie immer in die unteren Räume, denn sie wollte nichts von ihm annehmen, trotzdem sah sie sie natürlich und es tat weh, an ihn zu denken. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, dass nach all dem, was passiert war, sie ihn nicht einfach vergessen konnte. Hannah hatte jede Woche einen Termin beim Psychologen und besprach mit ihm die letzten Jahre ihres Lebens, die vielen schlimmen Dinge, die passiert waren und ihre Gefühle zu Ron. Es half ihr, aber es brachte keine Klarheit.
An einem trüben Sonntag im November saß sie mit Anouk in der kleinen Küchenecke, als plötzlich Ellen in der Tür stand. Hannah lächelte sie an. Sie mochte Ellen gerne, außerdem war sie Anouks Großmutter. „Komm rein. Schön Dich zu sehen, Magst Du Tee?“ fragte sie. Ellen kam zu ihr und drückte sie an sich, dann gab sie Anouk einen Kuss bevor sie sich setzte. „Hannah, Du siehst sehr müde und dünn aus. Ist alles ok?“ Hannah sah sie an: „Was sollte ok sein. Mein Leben ist ein Trümmerfeld und ich kann die Brocken nur langsam wegräumen. Es geht uns hier gut, aber es tut jeden Tag weh.“ Ellen nickte traurig. „Ich komme gleich zum Punkt, warum ich da bin. Nimm es mir bitte nicht übel, aber die ganze Geschichte ist so schrecklich. Erst die Sache mit Christina und nun das Verbrechen an Dir. Es war mir ein Rätsel und ich habe Ron zur Rede gestellt. Er hat uns alles erzählt. Wirklich alles. Es scheint so, als wären meine beiden Kinder sehr verkorkst. Die ganze Sache mit der Loge und der Dominanz und Unterwerfung. Ich hatte ja keine Ahnung und ich begreife es immer noch nicht, aber ich habe mir von ihm dieses Zimmer im Haus zeigen lassen und die Bilder von Dir gesehen. Sie sind wundervoll. Was ich sah war eine starke, wunderschöne Frau, die sich mit Freuden hingibt. Sehr sinnlich.“ Hanna wurde rot. „Du warst da oben?“ Ellen nickte wieder: „Ja. Ich musste mir ein Bild davon machen, was Ron meinte mit Vertrauen und Grenzen und dem ganzen Zeug. Die Bilder haben mir bewiesen, dass Du nichts dagegen hattest, eher im Gegenteil und das war mir wichtig. Meine Güte, Louis war so verlegen, dass er einen Scotch brauchte, als ich ihm davon erzählt habe.“ Hannah kicherte. „Das kann ich mir denken. Weißt Du Ellen, ich kann es ja selbst nicht erklären, warum mir das gefällt. Das hat aber nichts damit zu tun, was in der Loge passiert ist.“ Ellen stand auf und ging zum Fenster: „Natürlich nicht. Das war brutale Gewalt und ein Verbrechen! Was dieser Kerl dir angetan hat ist eines der schlimmsten Dinge, was einer Frau passieren kann und ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn Du Abstand brauchst, eine andere Umgebung, um die schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten“ Sie kam zu Hannah und nahm ihre Hände. „Trotzdem geht das Leben weiter, Schatz, und Du musst Dir darüber klar werden, welche Konsequenzen Du ziehst. Wenn Du Dich endgültig trennen möchtest kann ich auch das nachvollziehen. Du hast bei uns immer eine offene Tür Hannah, egal, wie Du Dich entscheidest. Aber eines noch: Ron ist verzweifelt und stürzt sich nur noch in die Arbeit. Er sieht aus wie ein Gespenst. Du ebenso und ihr Beide liebt Euch so sehr. Ich begreife nicht, warum das passieren musste.“ Hannah wischte eine Träne weg und schluckte. „Das weiß ich auch nicht Ellen,“ sagte sie traurig „aber er hat mich dorthin gebracht und ich weiß nicht, was als Nächstes passiert, es waren so viele schlimme Situationen. Ich habe einfach Angst.“ Ellen drückte sie fest an sich. „Ich verstehe! Du hast ja auch recht. Aber wenn ihr Euch beide kaputt macht, dann hilft es doch auch nicht weiter. Rede doch wenigstens einmal mit ihm.“ Hannah nickte. „Ok, aber ich glaube nicht, dass es etwas ändern wird.“ Eine Zeit lang spielte Ellen noch mit Anouk, da sie ihre süße Enkelin schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Sie war traurig darüber, dass die Familie zerbrochen war, aber sie wusste nicht, wie sie helfen konnte. Friedlich tranken sie noch zusammen Tee, dann verabschiedete sie sich, klammerte sich an den Gedanken, dass Hannah zu einem Gespräch mit Ron bereit war.
24
Hannah bezahlte das Taxi und stand unschlüssig mit Anouk an der Hand vor Rons Haus. Sie riss sich zusammen und ging die Stufen hinauf. Noch bevor sie geklingelt hatte machte Ron die Tür auf und ließ sie herein. Er nahm Anouk auf den Arm, gab ihr einen Kuss und sie patschte ihrem Vater fröhlich mit ihren kleinen Händen ins Gesicht während er sie zu Ms. Fin in die Küche brachte. Die freute sich riesig, sie hatte die Kleine sehr vermisst und nahm sie gleich in Beschlag. Hannah war in der Halle stehen geblieben und sah sich um. Ms. Fin hatte dafür gesorgt, dass alles wohnlich und freundlich wirkte, aber sie spürte die Leere und Einsamkeit in den Räumen. Als Ron zurückkam gingen sie in den Salon und Ron schloss die Tür. Er sah tatsächlich abgearbeitet und müde aus. Hannah stand am Fenster und sah, dass der Garten schon lange nicht mehr gepflegt worden war. Sie hörte Ron atmen, aber keiner von ihnen sagte ein Wort. Hannah seufzte tief und drehte sich schließlich zu ihm um. Er hatte die ganze Zeit über an der Tür gelehnt, so als wollte er verhindern, dass sie gleich wieder weglief. Die Miene in seinem Gesicht was geprägt von Traurigkeit und Angst. Endlich hörte sie seine wunderschöne tiefe Stimme: „Es tut gut, Dich zu sehen, mein Engel.“ Sagte er. Hannah musste sich beherrschen, sie wollte stark sein und reden. „Ron, wir müssen reden! Ich habe Angst. Angst davor, was mir als Nächstes passiert, oder wer mir etwas antun will, nur weil ich Deine Frau bin. Ich kann nicht in ständiger Panik leben, ob das, was ich für Glück halte auch dauerhaft ist. Ich möchte Sicherheit, auch für Anouk. Ich muss Gewissheit haben, dass mich keiner verletzt. Es ist egal, wie sehr ich dich liebe, wenn ich nicht wissen kann, ob nicht schon wieder irgendein Unheil passiert.“ Ron sah sie an. „Ich kann das verstehen. Sehr gut sogar. Aber ich kann Dir nicht versprechen, ob sich da draußen nicht irgendein wirrer Geist findet, der uns etwas antun will. Ich kann nur versprechen, dass ich alles tun werde, um Dich und Anouk zu beschützen, auch wenn ich das letzte Mal kläglich versagt habe.“ Eine Träne lief ihm übers Gesicht und er wischte sie weg. „Hannah mein Engel, ich liebe Dich mehr als mein Leben. Ich kann so nicht weitermachen.“ Seine Stimme war sehr leise, als er das sagte.
Sie redeten sehr lange. Über all die Dinge, die passiert waren, aber auch über die fröhlichen Dinge. Hannah saß in einem Sessel und Ron kniete vor ihr und hielt ihre Hand. Noch immer wusste sie nicht, was sie tun sollte. „Du hast Deinen Eltern wirklich alles erzählt? Ich meine, was wir da so getrieben haben?“ Ron grinste: „Ja. Nicht im Detail, nur im Prinzip. Das war schon schräg genug für sie. Meine Mutter wollte dann unbedingt dieses Zimmer sehen. Es war ein sehr komisches Gefühl, dort mit ihr zu stehen. Sie hat verschiedene Dinge angesehen und gefragt, was man damit tut und ich habe es ihr erklärt. Den Flogger fand sie sehr interessant. Sie hat die Bilder von Dir gesehen und ich glaube, da hat sie verstanden, worum es geht. Sie fand sie wunderschön.“ „Das hat sie mir auch gesagt.“ Hannah musste lächeln. Der Gedanke an Ellen in diesem Zimmer war schon sehr merkwürdig. Ron strich ihr mit der Hand über die Wange „Sie hat recht. Sie sind wunderschön und ich bin froh, dass ich sie hatte, weil du weg warst.“ „Ich bin immer noch weg Ron!“ Sagte Hannah ernst, aber er schüttelte den Kopf: „Nein. Bitte geh nicht wieder. Kann ich denn nichts tun, um Dir zu beweisen, dass ich dich liebe?“ Hannah sah ihn traurig an. „Ich weiß, dass Du mich liebst, und ich Dich, darum geht es aber nicht. Ich habe einfach Angst.“ Ron stand auf und wühlte in seinen Haaren. „Ich bin aus der Loge ausgetreten. Nie wieder werde ich dort einen Fuß hineinsetzen, wo Du so leiden musstest. Ich werde mir nie verzeihen, dass ich nicht schneller bei Dir war! Das Einzige, was ich an diesem Abend wollte war, Dich zu verwöhnen und zu lieben. Nichts weiter. Ich konnte doch nicht wissen, dass dieses Schwein es auf Dich abgesehen hatte.“ Er war verzweifelt. Hannah sah zu ihm hoch. „Es muss Dir schwer gefallen sein, die Loge zu verlassen.“ Ron schüttelte den Kopf. „Nein. Es war mir egal. Alles was ich je dort gesucht habe hatte ich längst bei Dir gefunden. Das habe ich endlich begriffen.“ Seine Worte lösten etwas tief in Hannahs Inneren aus und endlich fing sie an zu weinen. Sie schluchzte und schrie den Schmerz wie ein verwundetes Tier hinaus. Nach all den Wochen, in denen sie sich selbst jegliche Regung verboten hatte, alles unterdrückt hatte um klar zu kommen, war es wie ein Dammbruch. Ron hielt sie nur fest. Er ahnte instinktiv, dass sie da durch musste, die Tränen brauchte, um die Angst zu besiegen. Ihr Gesicht verzerrte sich und ihr Körper krampfte sich zusammen. Sie war in einem absoluten Ausnahmezustand und konnte lange nicht aufhören, zu weinen.
Hannahs Körper zitterte und sie war sehr erschöpft, aber es ging ihr jetzt besser. Die dunklen Nebel um sie herum lichteten sich langsam. Ms. Fin hatte