Sinn und Inhalt
Ich bin nicht eigenmächtig. Weise,verborg’ne Schicksalsmächte siegen,
sie hintergehen und betrügen leise –
mein „Drache“ muss nicht weiter fliegen.
In allen Stunden schon vorausgeahnt,
erkennt mein Wissen jetzt den Raum –
von den Sibyllen längst gemahnt,
glaubt’s mein Geist noch immer kaum
was er feststellt durch sein Denken:
Gefangenschaft in tausend Ränken!
Und – kommt dies „Papier“ zum Tragen,
der Götterspruch, der Richter-„Segen“,
dann brauche ich bald nichts mehr wagen
(ich hab auch gar nichts mehr dagegen),
weil man das Todesurteil spricht.
Es war wohl lange zu erwarten…
Nichts Bildhaftes und kein Gedicht,
kein philosophisch reifes Schreiben,
verhilft mir mehr zu meinem Heil.
Ich kann und darf nicht weiter bleiben.
Am Galgen hängt ein kurzes Seil,
das mir gebührt weil ich mich wehrte,
mich niemals fügte, nichts verehrte –
vielleicht die „holde“ Weiblichkeit,
die’s mir vergalt, indem sie strafte!
Nun ist es endlich höchste Zeit,
dort einzugehen, wo sagenhafte,
doch ungenaue Sagen singen,
dies sei ein Ort der Seligkeit!
Ich möchte mich zur Ruhe zwingen,
geopfert dem, was man so nennt:
den „Untergang“ und nicht „das Werden,
das erst verwüstet bevor etwas entsteht“.
Der „Zufall“ treibt, weil er dich kennt,
auf das Gebiet der wilden Herden –
dort, wo ein rauer Nordwind weht –
bevor er dich in Situationen presst,
die Zukunft als Artikel tragen,
und dich – verändert – fallen lässt.
Wer ihm nicht passt, der muss den Kragen
für einen geilen Henker zeigen
und willig seinen Hals entblößen,
denn dann beginnt der „süße“ Reigen,
in dem sich alle Rätsel lösen…
Und das geschieht im hehren Glanz,
der ach so stolzen Himmelsmächte,
die grausam sind aus der Distanz
und deren feste Stahlgeflechte
die Seelen fangen, die nicht gut entweichen.
Beachte dies und sieh bald ein:
Du kannst und sollst hier nichts erreichen,
denn du bist hilflos und allein –
du kannst nicht gegen eine Phalanx kämpfen,
die rund um dein bescheidenes Erscheinen
dasteht, nur aufgebaut um das zu dämpfen,
von dem die „klugen Köpfe“ meinen,
es sei der Mensch mit seinem freien Willen.
Das glaub‘ und denke nur im Stillen!
Gemeint ist nicht gewusst, ihr Lieben.
Was ihr, nicht bös‘ gemeint, erdacht,
dies sei der Teufelsmacht verschrieben,
die sich auch „himmlisch“ nennen mag,
weil sie hier mit List Gesetze macht –
die launisch sind an jedem Tag.
Und wenn du meinst, du hättest was kapiert,
dann sei dir sicher, daß du irrst!
Man hat dich wieder nur verführt –
wofür du dich doch so gern verwirrst…
damit sich Lebensgeister um dich sorgen
und dir die schönen Wege zubereiten,
für ein dir unbekanntes Morgen,
lässt du zur Hoffnung dich verleiten –
um Sinn und Inhalt lässt sich streiten!
Doch zweifeln darfst du eben nicht,
nicht einen Augenblick, nicht mal im Traum!
So sieh dich an - und weine nicht!
Woraus, mein Freund, sind Zeit und Raum?
Aus dir gemacht, aus Schwierigkeiten,
die Fantasien tragen, kalt und pervers.
So lass dich nur vom Teufel reiten,
verfasse leicht so manchen Vers,
vertrau darauf, daß man dich findet,
um dir zu zeigen warum du nutzlos bist,
daß man dich einfängt und dich schindet.
Dann sage nicht: „Was für ein Mist?!“
Nein, füge dich in deine kleinen Kreise,
die schon gezogen sind vor deinen Augen
und dann verabschiede dich leise…
Du kannst zu gar nichts anderem taugen.
(c) Sur_real