Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Grenzgänger Passau
1629 Mitglieder
zur Gruppe
EROTOPIA
1325 Mitglieder
zum Thema
Wo sind die männlichen erotischen Bilder?449
Hallo Jungs! Ich beschäftige mich ab und zu mit erotischen Fotos…
zum Thema
Bilder von Euch auf der Arbeit...284
Postet doch mal Bilder die auf der Arbeit entstanden sind.
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Gibt es noch Grenzen?

******_wi Mann
1.035 Beiträge
Themenersteller 
Gibt es noch Grenzen?
Ich stamme aus einer Generation, die mit Fernseh-Nachrichten aufwuchs,
die noch vorwiegend von männlichen Nachrichtensprechern vorgelesen
wurden. Ihr Seriosität ausstrahlendes Outfit, bis hin zur schwarz
umrandeten Lesebrille, war so farblos, dass man hätte meinen können
noch immer einen Schwarz-Weiß-Fernseher zu besitzen.
Ja, sie lasen ihren Text noch von Zetteln ab, denn der Teleprompter war
noch nicht erfunden und zum Inhalt gehörende Bilder wurden noch seitlich
vom Sprecher eingeblendet, denn das Blue-Screen-Verfahren hatte im
Fernsehen auch noch nicht Einzug gehalten.

Im Mittelpunkt schien noch der Inhalt einer Nachricht zu stehen, beschrieben
mit Worten, ohne übertrieben schockierend oder reißerisch wirken zu wollen.
Ausführliche Bilddokumentationen - ob nun in Gestalt von Fotos oder Film -
waren eher selten.

Ein Bild von einem Unfallort, das im Hintergrund einen leblosen Körper,
verhüllt von einem weißen Leichentuch, erahnen lies, konnte damals noch
schockieren und betroffen machen - konnte man sich doch auch ohne
drastischere Darstellung vorstellen, welch Leid hier diesem Menschen und
seiner Familie widerfahren ist.

Heute stellen sich Nachrichten ganz anders dar - im Mittelpunkt steht die
filmische Dokumentation eines Ereignisses. Aufgrund der heutigen Technik
und ihrer "Allgegenwärtigkeit" entgeht uns so gut wie kein Geschehen. Wenn
nicht gerade Reporter vor Ort sind um jedes Detail minutiös mit ihrer
Kamera einzufangen, dann ist - wie wir spätestens seit 9/11 wissen -
sicherlich mindestes ein Hobbyfilmer zur Stelle, um die Geschehnisse, wenn
auch völlig verwackelt, für die Nachwelt zu sichern.

Gesendet wird von den Fernsehanstalten, im Kampf um die Einschaltquoten,
dann so gut wie alles. Verstreute Leichenteile nach Bombenanschlägen, in
Hochhäuser rasende Flugzeuge, sich in Panik aus Fenster stürzende Menschen.
Dem Zuseher scheint alles zumutbar zu sein - dem Zuseher, der zu dieser
Sendezeit auch ein Jugendlicher sein kann. Doch halt, nicht alles - denn kaum
ist irgendwo der Nippel einer weiblichen Brust oder vielleicht gar ein "Zumpferl"
zu sehen - dann kommt ein schwarzer Balken drauf - Gott-sei-Dank, denn
ein solcher Anblick würde mir das Abendbrot nicht mehr schmecken lassen.


Muss man im Namen der freien Berichterstattung wirklich alles senden, ist die
(Medien-) Gesellschaft schon so abgestumpft, dass es keine "Schmerzgrenze"
mehr gibt?

Und genau in diesen Medien wird dann mit Betroffenheit über verrohte und
gewaltbereite Jugendliche berichtet und nach Ursachen dafür gesucht.....


lg raider



Aktuelle Schlagzeilen:

-In den knapp zwei Wochen seit der Hinrichtung des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein sind zumindest vier Kinder in vier verschiedenen Ländern - alles Buben zwischen neun und zwölf Jahren - beim Nachspielen der Exekution ums Leben gekommen.

-Ein brutaler Doppelmord sorgt für Entsetzen in Deutschland: Nach wie vor fehlt den ermittelnden Behörden jeglicher Hinweis auf ein nachvollziehbares Motiv, das jene zwei 17-Jährigen in einem 400-Einwohner-Dorf im norddeutschen Mecklenburg-Vorpommern veranlasste, ein Ehepaar gezielt mit mehreren Messerstichen zu töten.

*****_bw Frau
520 Beiträge
Tatsächlich werden Grenzen der Medienwelt überschritten.
Meistens dann, wenn die Seriosität im Vordergrund stehen
sollte: beim Blick in die Welt, dem Wiedergeben von Nachrichten.
Dargestellte Wirklichkeiten?

Anstatt einer objektiven Vermeldung von Geschehnissen, werden
Krimis, Horrorfilme oder Liebesschmankerl abgespielt.

Im Gegenzug dazu, diszipliniert der Werberat jährlich Werbespots,
die angeblich anstößig sind, da sich Teile der Bevölkerung in ihrer
Auffassung von Sitte und Moral angegriffen fühlen.

Einerseits sollte man sich den Verhaltensregeln unterwerfen, wenn
es um Bewerbungen bezüglich Alkohol oder Zigaretten geht, den
moralischen Darstellungsvorstellungen einiger Frauengruppen –
andererseits werden keine unzuträglichen Nachrichten zensiert!

Ich finde diesen Umstand paradox! Da man besonders im Falle von
Kindern, die Fürsorgepflicht der Eltern heranzieht bzw. sich auf diese
beruft.
Ich frage mich, warum nur dann an die Mündigkeit der Gesellschaft
appelliert wird, wenn man sich selbst der Verantwortung entziehen
möchte!
*******ase Mann
797 Beiträge
Das ist mir zu einfach!
Auch ich rege mich über die teilweise effekthascherischen Berichterstattungen vor allem aus Krisengebieten und von Unglücksorten auf. Muss das denn wirklichlich sein, frage ich mich dann.

Ja - offensichtlich muß es! Denn es gibt mehr als genügend Publikum, das nach solchen Berichterstattungen giert. Würde sich niemand für solche - auch in meinen Augen zweifelhaften - Berichten, Sendungen, Reportagen, Talkshows,... interessieren, konsequent ausschalten, die Zeitung nicht kaufen usw., dann wäre dieses Thema kein Thema mehr. Dann gäbe es keine Live-Sender wie CNN, die das Grauen des Krieges erst gesellschaftsfähig gemacht haben (und sogar Exklusivvertrag mit der US-Army im Golfkrieg hatten), dann gäbe es keine Sensationsformate in den Privaten, dann würde mit dem Format ARD-Brennpunkt etwas sensibler umgegangen werden, dann gäbe es keine BLÖD-Zeitung, TZ, AZ, BZ (oder wie die Boulevardblätter alle heißen) mehr.

Es ist nun mal so, dass Information Geld kostet (Korrespondenten und Berichterstatter, Technik, Redakteure, Räume,...), dass Information verbreiten noch mehr Geld kostet (Senderechte, Technik, Distributionswege,...) usw. und dieses Geld muß erst einmal verdient werden. Also brauche ich Werbeeinnahmen (nur von Fernsehgebühren oder Abo-Kosten wie bei Zeitungen lebt ein Informationsunternehmen schon lange nicht mehr). Werbekunden locke ich aber nur mit hohen Einschaltquoten oder hohen Auflagen. Die Quoten und Auflagen bekomme ich aber nur, wenn ich das verbreite, was die Abnehmer (Fernsehzuschauer, Zeitungsleser,...) wollen - und das scheint derzeit vor allem Sensationen, möglichst plakativ und leicht verdaulich (ein einstürzender Tradetower zum Mittagessen, ein Kampusch-Interview zur 'Füße-auf-dieCouch-legen'-Zeit, ein Link zu einem Hinrichtungsvideo gut platziert auf die Internetstartseite, ein flaches plakatives Interview mit einem "Spezialisten" über die Hirnstrukturen von Counter-Strike-spielenden männlichen Jugendlichen und und und).

Die Mehrheit der Bevölkerung schaut sich das an - und ich behaupte mal, dass jeder von uns sich ebenfalls dieser Mehrheit zurechnen kann. Ich gehe den Privaten im nachrichtlichen aus dem Weg, aber ich schaue mir auch Brennpunkt-Sendungen an, ich verfolge auch ein Kampusch-Interview, ich habe mir auch live die schrecklichen Bilder am 11.9. angeschaut. Ich bin auch einer, der diesen Zirkus fördert.....nur ein ganz ein kleines bißchen...und auch immer mit guter Absicht und ernsthaftem (teils beruflichem) Interesse....aber, ich schaue sie mir an!!!!

Meiner Meinung nach ist es von daher zu einfach, vor allem die Medien in die Verpflichtung zu nehmen. Denn die tun ja nur all das, was wir Informationsbedürftigen gerne haben möchten....und übrigens nicht ausschließlich schlecht, denn auch in den Privaten gibt es tiolle Sendeformate mit durchaus ausgewogener und sensibler Berichterstattung (halt zu einer "uninteressanten" Sendezeit). WIR sind die Ursache des Problems, und nur WIR (d.h.jeder einzelne Mensch, jedes ICH) kann auch mit dazu beitragen, dass sich die für mich ebenfalls unsägliche Tendenz des Infotainements (so meines Wissens ein Fachbegriff für diese Form des Journalismus) zu stoppen und vielleicht sogar ein Stück umzukehren. Es sind nicht die ANDEREN, es sind WIR!

*sonne*
******_wi Mann
1.035 Beiträge
Themenersteller 
Schonungsloser Realismus.....
@***ah & @*******ase

Zunächst einmal herzlichen Dank für eure Wortmeldungen.

Wenn ich mir die Themen im Off Topic und die Anzahl der Wortmeldungen
ansehe, dann dürfte für ernste Themen hier so etwas wie eine "Sauregurkenzeit"
ausgebrochen sein.


Zitat >sarah<

Einerseits sollte man sich den Verhaltensregeln unterwerfen, wenn
es um Bewerbungen bezüglich Alkohol oder Zigaretten geht, den
moralischen Darstellungsvorstellungen einiger Frauengruppen –
andererseits werden keine unzuträglichen Nachrichten zensiert!



Zitat >Zauberhase<

Meiner Meinung nach ist es von daher zu einfach, vor allem die
Medien in die Verpflichtung zu nehmen. Denn die tun ja nur all das,
was wir Informationsbedürftigen gerne haben möchten....



Genau hier ist der Zwiespalt in der ganzen Sache - Auf der einen Seite sieht sich
der Gesetzgeber sehr wohl genötigt, Richtlinien herauszugeben und in die
Freiheit der Medien zum Wohl(?) der Menschen einzugreifen, auf der anderen
Seite sollte jeder Bürger mündig genug sein, zu entscheiden was für ihn und
seinen Nachwuchs gut ist.

Ein bisschen scheint hier auch die berühmte Frage, was nun eher da war, die
Henne, oder das Ei, ein wenig mitzuspielen. Zeigt man die besagten Dinge nun,
weil das Publikum sie sehen möchte, oder werden diese Dinge angesehen, weil
man sie zeigt.

Ganz einfach zu sagen, man sendet schockierende Szenen nur deshalb, weil es
ein Publikum dafür gibt, wäre für mich eine ähnliche Argumentation, als würde
ein Drogendealer als Verteidigung vorbringen, dass er doch Kunden hat, die er
zufrieden stellen muss.

--x--

Hier noch ein Gedanke von mir das Thema betreffend:

Es ist in den Medien, bei Berichterstattungen und Dokumentationen, ganz
allgemein ein Trend zum - wie ich es nennen möchte - "schonungslosen Realismus"
zu beobachten. Es scheint so gut wie keine Tabus mehr zu geben.

Fernsehserien über Gerichtspathologen sind zur Zeit sehr angesagt - Filme mit
künstlichem Blut, und Leichen aus Latex und Schminke. Auch ich sehe mir diese
Filme mitunter recht gerne an - in der Gewissheit, dass hier niemand zu Schaden
gekommen ist und nicht pietätlos mit Verstorbenen umgegangen wird.

Doch dann stieß ich auf eine Sendung, in der echte Gerichtspathologen mit
echten Leichen in Aktion traten. Sezierungen - in der Qualität von medizinischen
Lehrfilmen - wurden hier in all ihren Würgereflex auslösenden Details gezeigt.
Man sah die Extraktion des Gehirns - mit der vorangegangenen Öffnung des
Schädels - welches anschließend wie ein Stück Kalbfleisch vom Metzger auf
einer Waage landete. Der Körper wurde dann mit dem, aus den besagten Serien
bekannten, Y-Schnitt geöffnet, Organe entnommen und begutachtet, wie reifes
Obst, das an einem Marktstand feilgeboten wird. Abgeschaltet habe ich dann, als
der Pathologe mit einer Schöpfkelle - so wie Du und ich sie in der Küche hängen
haben - anfing den Mageninhalt in eine Schale zu löffeln.....

Nein, mir ist klar, dass solche Dinge notwendig sind, dass es Menschen geben
muss, die diese Arbeit erledigen. Diese Menschen haben aber gelernt mit dieser
Situation umzugehen, haben sich bewusst entschieden, diesen Weg zu gehen.

Ist es daher wirklich notwendig, zur "Belustigung" der Allgemeinheit, hier
Menschen auf eine Art und Weise zu präsentieren, als wären sie Schlachtvieh?
Menschen, die vielleicht unser Nachbar waren, unser Freund, unsere große
Liebe.....

Ich denke es gibt Dinge, die der Allgemeinheit nicht zugänglich gemacht werden
sollten - das hat in diesem Fall nichts mit Zensur oder Einschränkung der freien
Berichterstattung zu tun, sondern mit Respekt - Respekt einem Toten und seinen
Angehörigen gegenüber.


lg raider
*******ase Mann
797 Beiträge
Henne oder Ei - *schulterzuck*
@****er

ja - ich stimme Dir zu, dass die Diskussion nach der Problemursache auf die berühmte "Henne-Ei-Geschichte" hinauslaufen könnte.

Nur ich finde, dass wir gerade in Deutschland sooo gerne erst einmal auf andere zeigen, wenn es um die Ursache von Gesellschaftsproblemen (und als solches würde ich dieses Thema hier bezeichnen) geht und erst recht auf andere zeigen, wenn es um die Problembewältigung geht.

Ich sage nicht, dass die Medien nicht auch etwas an der Situation ändern können - im Gegenteil habe ich kein Verständnis für die Sensationsjournalisten, die ohne Rücksicht auf individielles Leid, ohne Rücksicht auf die Psyche von eh schon angeknacksten Persönlichkeiten "schonungslos offen die wahre Wahrheit" verkünden und ausschlachten.

Allerdings tue ich mir schwer, hier auch den Gesetzgeber mit ins Spiel zu bringen. Ich denke, wir können uns glücklich schätzen in einem Land zu leben, wo Pressefreiheit weitestgehend noch Pressefreiheit ist (anders beispielsweise wie in Italien aufgrund der Medienmacht von Berlusconi). Das hat sicherlich auch Nachteile, nämlich dass alles geschrieben und publiziert werden kann. Aber hier sind für mich die Vorteile um ein vielfaches wichtiger!!!

Zudem ist es für mich auch ein wenig Äpfel mit Birnen verglichen, wenn ich als Beispiel die gesetzlichen Eingriffe in die Werbung für Zigaretten und Alkohol aufführe. In diesem Fall vertritt der Staat meiner Meinung nach eindeutig das Interesse der großen Mehrheit der Bevölkerung, in dem er indirekt durch diese Maßnahmen die Sozialsysteme schützen bzw entlasten und die Kosten der Gesundheitsfolgen von Alkohol- und Nikotinmißbrauch deutlich senken möchte. (Dass der Staat hier nicht wirklich konsequent ist, weil er andererseits die Steuererträge aus der Tabaksteuer braucht, ist für mich ein anderes Thema.)
Ich tue mir aber schwer, bei dem Thema Sensationsjournalismus mögliche ähnliche Motivationen des Staates anzuführen. Wenn sich Menschen freiwillig dieser Berieselung aussetzen, sie sogar suchen, dann sind ausser einer strukturierten Verdummung der Menschen erst mal nichts zu vermuten. Dass sich - am Beispiel der Hinrichtungsvideos - Menschen (hier: Kinder) bei Kopieren umbringen, ist eine wirklich schlimme Katastrophe, nur.....solche Dinge gab es zum einen auch schon zu meiner Kindheit (auch hier hat ein Klassenkamerad der Grundschule mit tödlichem Ausgang erhängen gespielt, weil er im Bekanntenkreis mitbekommen hat, dass sich ein Onkel so umgebracht hat - also ohne Medieneinwirkung). Solche Sachen lassen sich sicherlich verhindern, wenn man die Menschen erst gar nicht auf die Idee bringt, Ihnen also die Information vorenthält - keine Frage! Das schmeckt für mich aber sehr nach Entmündigung und Zensur und sehe ich als falschen Weg. Meiner Meinung nach ist es nämlich Aufgabe der Eltern, der Erziehung, der Schule,.... so aufzuklären und zu sensibilisieren, dass diese Folgen selbst bei Sensationsreportagen nicht passieren.

Und - das Beispiel mit der öffentlichen Obduktion ist meiner Meinung nach nochmals ein eigenes Thema, denn hier geht es für mich um allgemeine, ja philosophische Moral- und Wertediskussionen. Jeder, der wissenschaftlich und medizinisch interessiert ist, der beruflich gelernt hat, mit dem Tod umzugehen, der wird sich vielleicht eine solche Sendung anschauen wollen und wird dankbar sein, dass so etwas endlich auch in den öffentlichen medien möglich ist....und zwar ohne schlechtes Gewissen bezgl. der Würde des Toten zu haben. Es ist ja niemand gezwungen, sich dies anzuschauen - mich z.B. interessiert es überhaupt nicht! Und es wird ja etwas gezeigt, was tagtäglich in legalem, ja sogar notwendigen Kontext passiert. Dass hier selbst die Mediziner gespalten sind, ist allerortens in Foren und Talkshows zu dem Thema nachzuverfolgen. Auch am Beispiel der Körperweltenausstellung wird sichtbar, dass es bei der Geschichte um ganz andere Dinge geht, als um Sensation unter dem Mäntelchen von Pseudoinformation. Und hier ist natürlich auch die Person von Hagens jemand, der polarisiert. Es ist für mich ein anderer Aspekt des Themas "Gibt es noch Grenzen".

*sonne*
******_wi Mann
1.035 Beiträge
Themenersteller 
@ Zauberhase
Ein paar Bemerkungen.....

Allerdings tue ich mir schwer, hier auch den Gesetzgeber mit ins Spiel zu bringen. Ich denke, wir können uns glücklich schätzen in einem Land zu leben, wo Pressefreiheit weitestgehend noch Pressefreiheit ist (anders beispielsweise wie in Italien aufgrund der Medienmacht von Berlusconi).

.....

Das schmeckt für mich aber sehr nach Entmündigung und Zensur und sehe ich als falschen Weg. Meiner Meinung nach ist es nämlich Aufgabe der Eltern, der Erziehung, der Schule,.... so aufzuklären und zu sensibilisieren, dass diese Folgen selbst bei Sensationsreportagen nicht passieren.
Natürlich ist Pressefreiheit ein hohes Gut und sollte nicht durch irgendeine Art von
Zensur eingeschränkt werden - aber - wenn ich mit Worten beschrieben bekomme,
dass Sadam Hussein gehenkt wurde, dann glaube ich das, auch wenn ich ihn nicht
am Strick baumeln sehe.

Der Punkt hier ist, dass es bei Filmen die im Fernsehen gezeigt werden, sehr wohl
eine Kontrolle des Inhalts gibt, die zum Beispiel eine Altersfreigabe oder eine spätere
Sendezeit zur Folge hat - warum gilt das offensichtlich für Informationssendungen
nicht?

Wobei dieses Problem in einem noch viel größerem Maße auf das Internet zutrifft,
weil es hier so gut wie gar keine Kontrolle gibt.

Eltern und Schule in die Verantwortung zu nehmen, hier steuernd einzugreifen, ist
sicher richtig, jedoch ist die Einflussnahme manchmal gar nicht möglich, oder es
wird - auch schuldlos - nicht die Notwendigkeit einer solchen erkannt.

Da stellt sich für mich die Frage, warum zuerst ein Problem schaffen, das man dann
ohnehin wieder aus der Welt schaffen möchte - und dabei, zu allem Überfluss, nicht
immer erfolgreich ist?

Der Staat hat einen Bildungsauftrag, der sich in der Schulpflicht niederschlägt -
niemand würde das in Frage stellen - aber beinhaltet das nicht ebenfalls
sicherzustellen, dass Informationen auch in geeigneter Form weitergegeben werden?

Zudem ist es für mich auch ein wenig Äpfel mit Birnen verglichen, wenn ich als Beispiel die gesetzlichen Eingriffe in die Werbung für Zigaretten und Alkohol aufführe. In diesem Fall vertritt der Staat meiner Meinung nach eindeutig das Interesse der großen Mehrheit der Bevölkerung, in dem er indirekt durch diese Maßnahmen die Sozialsysteme schützen bzw entlasten und die Kosten der Gesundheitsfolgen von Alkohol- und Nikotinmißbrauch deutlich senken möchte.
Nun, ich denke, dass eine weniger gewaltbetonte und sensationsgierige Berichter-
stattung - gerade in Hinblick auf unsere Jugend - sehr wohl im Interesse der
Allgemeinheit und somit der großen Mehrheit der Bevölkerung liegt.

Dass sich - am Beispiel der Hinrichtungsvideos - Menschen (hier: Kinder) bei Kopieren umbringen, ist eine wirklich schlimme Katastrophe, nur.....solche Dinge gab es zum einen auch schon zu meiner Kindheit (auch hier hat ein Klassenkamerad der Grundschule mit tödlichem Ausgang erhängen gespielt, weil er im Bekanntenkreis mitbekommen hat, dass sich ein Onkel so umgebracht hat - also ohne Medieneinwirkung).
Das ist sicher so richtig. Aber dieser Fall spielte sich - wie Du geschildert hast - im
Bekanntenkreis ab. Wie viele Kinder wussten von dieser Tat und wie groß ist hier
die Wahrscheinlichkeit, dass eines davon auf diese unsägliche Idee kommt, das
Ganze nachzustellen? Aber das "Sadam-Video" haben wahrscheinlich unzählige
Jugendliche gesehen und da ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorfalls
weitaus höher - was man allein schon daran erkennt, dass sich diese Vorfälle in
vier verschieden, auf dem Erdball verstreuten Staaten ereignet haben - also Kinder
betrafen, die nicht aus dem engeren Umfeld von Hussein stammen, ja nicht einmal
aus dem selben Staat.

Und jetzt reden wir von den Ereignissen, die nur e i n e Nachricht nach sich gezogen
hat! Fakt ist, dass unsere Nachrichten fast nur noch aus kleinen und großen
Katastrophen zu bestehen scheinen, selten verirrt sich eine positive Meldung dorthin.

Jeder, der wissenschaftlich und medizinisch interessiert ist, der beruflich gelernt hat, mit dem Tod umzugehen, der wird sich vielleicht eine solche Sendung anschauen wollen und wird dankbar sein, dass so etwas endlich auch in den öffentlichen medien möglich ist....und zwar ohne schlechtes Gewissen bezgl. der Würde des Toten zu haben. Es ist ja niemand gezwungen, sich dies anzuschauen - mich z.B. interessiert es überhaupt nicht!
Prinzipiell gebe ich Dir in diesem Punkt recht. Trotzdem sehe ich in solchen Sendungen
eine Art "Zwangsbeglückung" der Allgemeinheit. Interessierte Mediziner haben es
sicher nicht notwendig, sich Informationen dieser Art über das öffentlich rechtliche
Fernsehen zu beschaffen.

Und die Würde eines Toten wird nicht dadurch gewahrt, dass sich die Uninteressierten
diese Sendung nicht ansehen, sondern dann wenn sie erst gar nicht gezeigt wird!



lg raider
*******ase Mann
797 Beiträge
Interessante Diskussion!
Ich bin - wie ja sicherlich zu merken - ein großer Verfechter der Pressefreiheit....und gleichzeitig ein großer Kritiker der Medien.

Für mich gilt: entweder ich will Pressefreiheit oder ich will sie nicht. Pressefreiheit auf der einen Seite zu wollen, dann jedoch gleich mit dem "ABER" winken, erzeugt Pressekontrolle.

wenn ich mit Worten beschrieben bekomme,
dass Sadam Hussein gehenkt wurde, dann glaube ich das, auch wenn ich ihn nicht
am Strick baumeln sehe.

Dass dem so in unserem Kulturkreis so ist, unterschreibe ich sofort. Es eine der wichtigsten Errungenschaften unserer Gesellschaft, dass wir aufgrund der Freiheit und Unbhängigkeit unserer Medien erleben durften, dass wir keine manipulierten nachrichten vorgesetzt bekommen. Somit habe ich gelernt, Informationen aus Medien weitestgehend zu trauen, weil ich diese Information mir eh in unzählig vielen anderen Medien absichern kann. Das ist aber nicht von heute auf morgen geschehen. Die Generation unserer Eltern mußte dies nach Ende des 2. Weltkrieges erst einmal lernen. Und die Medien mußten sich ihre Glaubwürdigkeit und ihr Vertrauen hart erarbeiten. Schade natürlich, dass so wenige Menschen noch sehen, dass genau das vor allem der Erfolg der "seriöseren" Formate war. Ich erinnere an die NewYorkTimes im Watergate-Skandal oder an den Spiegel mit seinem investigativen Journalismus in Deutschland.
Nur - in anderen Ländern trauen die Menschen den Medien eben nicht. Ich möchte gerne das bewahren, was wir haben und nicht leichtfertig beschneiden, nur weil wir ja so viel Vertrauen in Information haben.



Der Punkt hier ist, dass es bei Filmen die im Fernsehen gezeigt werden, sehr wohl
eine Kontrolle des Inhalts gibt, die zum Beispiel eine Altersfreigabe oder eine spätere
Sendezeit zur Folge hat - warum gilt das offensichtlich für Informationssendungen
nicht?

Ja - da gebe ich Dir recht, raider. Mit der FSK hat die Medienwelt ja bereits bei beispielhaftes Instrument geschaffen. Ein interessanter Gedanke, dies auch für Informationsformate zu übernehmen.



Da stellt sich für mich die Frage, warum zuerst ein Problem schaffen, das man dann
ohnehin wieder aus der Welt schaffen möchte

Wer sagt denn, dass er das wieder aus der Welt schaffen will. Ich behaupte mal, wir sind eher die Ausnahme, die diesen Zustand ernsthaft beklagen. Ich behaupte mal ganz provokativ, die Mehrheit schaut es sich doch an, protestiert ein wenig aus eigenen Gewissensbissen heraus, aber möchte unter keinen Umständen drauf verzichten.



Der Staat hat einen Bildungsauftrag, der sich in der Schulpflicht niederschlägt -
niemand würde das in Frage stellen - aber beinhaltet das nicht ebenfalls
sicherzustellen, dass Informationen auch in geeigneter Form weitergegeben werden?

Aus meiner Sicht: Eindeutig NEIN! Der Staat hat für mich keinen Eingriff in die Medienlandschaft bzgl. Informationsweitergabe zu machen! Diese Legitimation in falschen Händen und wir befinden uns 75 Jahre in der Vergangenheit. Der Staat hat als vom Volk gewählte Vertretung die Aufgabe und die Pflicht Gemeininteressen und Einzelinteressen einander abzuwägen und Rahmenbedingungen zu schaffen, wo beides in sinnvollem Einklang steht. Was sinnvoll ist, entscheidet das Volk, in dem es seine Vertreter wählt (oder abwählt). Und ich habe den indruck, dass der Staat dies in Deutschland in den letzten 70 Jahren im Großen und Ganzen sehr gut gemacht hat.



Nun, ich denke, dass eine weniger gewaltbetonte und sensationsgierige Berichter-
stattung - gerade in Hinblick auf unsere Jugend - sehr wohl im Interesse der
Allgemeinheit und somit der großen Mehrheit der Bevölkerung liegt.

Ja - aber das impliziert nicht automatisch, dass der Staat hier eingreifen muß. Nicht alles, was im Interesse Allgemeinheit liegt, ist Aufgabe des Staates. Das ist auch Aufgabe der Allgemeinheit selbst und damit jeden Einzelnen.


Trotzdem sehe ich in solchen Sendungen
eine Art "Zwangsbeglückung" der Allgemeinheit. Interessierte Mediziner haben es
sicher nicht notwendig, sich Informationen dieser Art über das öffentlich rechtliche
Fernsehen zu beschaffen.

Oha - interessante Aussage! Denn damit ist ja jede Sendeform, die nur einen Bevölkerungsausschnitt anspricht eine "Zwangsbeglückung". Alle Politformate haben ja dann neben dem politisch Engagierten (ich schreibe bewußt nicht "Interessierten"), Politikern und Journalisten, die solche Formate auch sicherlich nicht notwendig haben, keine sinnvolle Zielgruppe mehr, denn alles andere unterliegt dem Zwangsbeglückungscharakter.
Für jede Talkshow würde das gelten, für jede Techniksendung, für jede Wirtschaftssendung, für jede Kindersendung, für jede Volksmusiksendung, für jede Popsendung, für jede Gerichtssendung,....! Boah - wie oft ich da zwangsbeglückt werde, habe ich mir noch gar nie überlegt. Ich habe nämlich bisher entweder weitergezappt oder (was auch geht!!!) ausgeschaltet. *zwinker*


Und die Würde eines Toten wird nicht dadurch gewahrt, dass sich die Uninteressierten
diese Sendung nicht ansehen, sondern dann wenn sie erst gar nicht gezeigt wird!

Da tue ich mir schwer mit, denn dazu müsste man den Toten fragen. So kann nur jeder von uns aus seiner Brille als Lebender vermuten. Zumal wir ja nicht wissen, ob bei der angesprochenen Obduktion der Tote möglicherweise gar zugestimmt hat. Also hier tue ich mir sehr schwer, infrage zu stellen, ob die Würde des Menschen berührt oder nicht berührt wird.

*sonne*
*****_bw Frau
520 Beiträge
Selbstverständlich liegt die Täuschung an uns selbst und
einer staatlichen Reglementierung würde ich ebenfalls nicht
zustimmen, welche jedoch bereits durch Werbeverbote diverser
Produkte nicht von der Hand zu weisen ist.
Auch in Filmen oder Gesprächsrunden ist Schleich- und
indirekte Werbung verboten. Also doch eine gesetzliche Zensur?

Warum bei der Berichterstattung Halt machen?
Es geht sicherlich nicht um den Umstand, ob die Öffentlichkeit
ein Anrecht auf bestimmte Informationen hat, sondern wie sie ihr
zugetragen werden.

Wir dachten alle, dass uns eine irrsinnige Flut von Informationen zu
einer informierten Gesellschaft führen.
Nur hat man dabei leider übersehen, dass Desinformation viel besser
gedeiht, da sie billiger zu produzieren ist und auch viel leichter zu
transportieren ist.

So sind für mich zumindest die Talkshows zu erklären, die du
@*******ase angesprochen hast. Natürlich gibt es dafür auch
ein Zielgruppe, die durch die Information über das Leben anderer
beglückt wird (anstatt sich mehr Gedanken über ihr eigenes zu
machen...!)

Es ist mehr ein Anheizen als Aufklären!

Man möchte ja nicht den gesetzlichen moralisierenden Zeigefinger
fordern, eher das eigene Überdenken der mehr und mehr fehlenden
Ethik. Dadurch könnte man die eigene Mündigkeit insoweit professionalisieren,
indem man das eigene Tun überdenkt und für sich selbst neue
Standards findet.
******_wi Mann
1.035 Beiträge
Themenersteller 
@*******ase

Hmm.....

Bevor ich jetzt ein Kommentar auf ein Kommentar auf ein Kommentar
eines Zitates liefere, möchte ich noch einmal ein paar grundsätzliche
Gedanken von mir zu deinem letzten Beitrag niederschreiben.....

Auch wenn es für Dich vielleicht anders erscheint, so bin ich ein absoluter
Gegner von jeder staatlich verordneter Zensur bei Informationen - nur -
ein wenig sollte schon darauf geachtet werden, wo, was, wann und wie
gezeigt wird.

Es erscheint mir völlig widersinnig, wenn im Fernsehen - zur gleichen
Sendezeit - "nackte Tatsachen" mit einem schwarzen Balken versehen
werden, während Tote (ob nun nackt oder nicht) kein Grund sind
verdeckt zu werden.

Wie wir - so glaube ich - uns einig sind, ist der Wahrheitsgehalt einer
Nachricht nicht abhängig von der drastischen, bildlichen Darstellung
ihres Inhaltes.

Ich meine sogar, dass in einem Zeitalter, in dem die Technik soweit
fortgeschritten ist, dass Bildmaterial von jedem Hobbyanwender am
Computer verfälscht werden kann, einem Foto oder Film gar nicht
mehr dieser unerschütterliche Wahrheitsgehalt anhaftet, wie noch vor
einiger Zeit.

Nun doch ein kurzes Zitat:

Ja - aber das impliziert nicht automatisch, dass der Staat hier eingreifen muß.
Nicht alles, was im Interesse Allgemeinheit liegt, ist Aufgabe des Staates.
Das ist auch Aufgabe der Allgemeinheit selbst und damit jeden Einzelnen.
Aber bitte wer sonst als der Staat? Wer ist denn der Staat - unsere Regierung,
von uns gewählt und dazu auserkoren Gesetze zum Wohle der Allgemeinheit
zu schaffen und für deren Einhaltung zu sorgen. Ich denke gerade wenn
eine Entscheidung ansteht, die die Allgemeinheit betrifft, m u s s der Staat
eingreifen, sonst führt sich das ganze System ad absurdum.
Zu glauben, die "Allgemeinheit" wäre in der Lage solche Dinge selbständig
zu verändern, der überschätzt die durchschnittliche Fähigkeit des Einzelnen,
genug Weitblick und Gemeinschaftssinn zu haben, doch gewaltig.

Und ein letzter Punkt noch - Politshows, Talkshows, Technik- und Wirtschafts-
sendungen, Kindersendungen, Volksmusik- und Popsendungen, sowie
Gerichtssendungen würde ich nicht unbedingt in einem Atemzug mit einer
Sendung, in der reale Autopsien gezeigt werden, nennen.

Auch wenn der Sezierte, oder zumindest seine Hinterbliebenen, die
Zustimmung für diese Veröffentlichung gegeben haben - dann möchte ich
zu bedenken geben, dass auch schon jemand die Zustimmung gab, sich
töten und verspeisen zu lassen - aber da fällt mir nur wieder meine Frage
ein: "Gibt es noch Grenzen - muss man wirklich alles zeigen"?


@***ah

Es geht sicherlich nicht um den Umstand, ob die Öffentlichkeit
ein Anrecht auf bestimmte Informationen hat, sondern wie sie ihr
zugetragen werden.
So ist es!


lr raider
*******ase Mann
797 Beiträge
@raider
Hmmm - auch nach einer Nacht schlafen fällt es mir schwer, einige Deiner Gedanken und Argumente zu verstehen.

Wenn ich es richtig verstehe, so sind wir noch einer Meinung bei dem Gedanken, dass die Medien sehr wohl eine Verantwortung darüber haben, was sie senden, wann sie senden und in welcher Form bzw. mit welchem Bildmaterial sie es senden - dass der Staat sich hier nicht in Form von Zensur einzumischen hat, oder?

Ich stimme Dir auch zu, dass Konsequenz bei der (Selbst)kontrolle nicht wirklich vorhanden ist. Auch ich verstehe nicht, dass Bilder von Genitalien mit Balken oder sonstigen Mitteln verdeckt werden, wohingegen Bilder von verbrannten oder zerstückelten Menschen gezeigt werden. Das zeigt aber, dass wir im sexuellen Bereich in Deutschland lange noch nicht so aufgeklärt und tolerant sind, wie wir es uns immer zuschreiben. Allerdings ist das für mich kein Grund, deswegen nach "Balken" bei Kriegsberichterstattungen zu rufen, sondern lieber den Balken bei der Erotik sparsamer einzusetzen.

Ich bleibe aber dabei, es obliegt den Medien, verantwortungsvoll mit ihrer Freiheit umzugehen und es obliegt jedem einzelnen Menschen für sich zu entscheiden, was er sich ansehen/anhören möchte und was nicht. Und Eltern haben halt nun mal die Verantwortung dafür zu sorgen, dass ihre Kinder "kontrolliert" Fernsehen schauen, drauf zu achten, was sie für Computerspiele spielen sowie den Internetzugang zu kontrollieren. Erwachsenen Menschen unterstelle ich, die freie Entscheidungsbefugnis über ihr Fernsehverhalten zu haben. Wenn ich Ihnen das schon nicht zugestehe und nach öffentlichem Eingriff rufe, dann frage ich mich, mit welcher Argumentation ich diesen Menschen zugestehe, selbstverantwortlich zur Wahl zu gehen. Letzteres erscheint mir dann doch ein wenig bedeutsamer als die Tatsache, ob sich jemand freiwilig eine Autopsie oder Sensationsformate in der Glotze reinzieht.

Ein Gedanke dazu noch.

Ich denke gerade wenn
eine Entscheidung ansteht, die die Allgemeinheit betrifft, m u s s der Staat
eingreifen, sonst führt sich das ganze System ad absurdum.

Das klingt mir doch sehr stark nach "Alle Macht dem Staat" und erscheint mir sehr pauschalisiert. Einfaches Beispiel: Wenn ein deutsches Automobilunternehmen sich entscheidet, einen neuen Produktionsstandort in Leipzig (ich wähle jetzt bewußt keine ausländische Stadt) aufzubauen, dann ist das etwas, was sicherlich die Allgemeinheit betrifft, oder nicht? Es entstehen jede Menge neuer Arbeitsplätze, Zulieferer ziehen nach, Gewerbesteuereinkommen steigt und der Region und damit den Menschen geht es besser. Blöd für die Allgemeinheit z.B. oben in der "Wallachei" in MäcPom, weil die könnten das Werk viel besser gebrauchen, weil dort ist echt Bedarf an Arbeitgebern. Muß das jetzt der Staat entscheiden??? Auf die Idee kommt doch nun wirklich keiner, denn jeder würde sagen, das ist Entscheidung des Unternehmens, nicht wahr?
Zweites Beispiel Tarifautonomie. Auch wenn das System gesetzlich verankert ist, so kommt es doch trotzdem zu Situationen, in denen das Interesse der Allgemeinheit maßgeblich (und zwar zum Nachteil) berührt wird. Wenn während des Streiks des öffentlichen Dienstes wochenlang der Müll auf den Straßen liegen bleibt (wie letztes Jahr geschehen), dann sind spielende Kinder auf Ärgste gefährdet, sich über den Müll zu infizieren. Wenn während des Streiks der Ärzteschaft wichtige Operationen (im Bekanntenkreis z.B. eine Brustamputation wegen schnell wuchernden Krebses) um mehrere Tage verschoben werden, dann wird mit dem Leben von Menschen gespielt, Gesundheitsfolgen und eine Zusatzbelastung der Sozialsysteme riskiert. Ergo müßte der Staat im Interesse der Allgeimeinheit eingreifen und Zwangsarbeit anordnen. Ist das sinnvoll?????

Ich will Eigenverantwortlichkeit der Menschen für ihr Tun und Handeln, weil dann stosse ich die Tür weit auf zu einer funktionierenden Gesellschaft. Schreie ich immer nur nach der ordnenden Hand, so fördere ich das Gegenteil, nämlich Unselbständigkeit. Es ist doch wie im Job - eine gute Führungskraft in einem funktionierenden und (!) sich wohlfühlendem Team ist doch nicht die, die alle Entscheidungen selbst trifft, nur weil es die Mitarbeiter gerne z.B. aus Bequemlichkeit hätten. Es ist vielmehr die Führungskraft, die es schafft den Mitarbeitern viel Freiraum für eigenständiges Denken und Handeln zu geben, höchstens an den wichtigsten Eckpunkten Orientierung zu geben und sinnvoll zu controllen statt zu kontrollieren. Diese Teams sind selbstreflektiert, produktiv und gleichzeitig sogar noch zufrieden. Warum soll das beim Unternehmen "Deutschland" anders sein????



Es ist doch sooooo leicht, nach einer Entscheidung oder Regulierung durch einen Anderen zu schreien, denn dann brauche ich mich selbst nicht mit dem Problem auseinandersetzen und mir Gedanken machen, was ich zur Problembearbeitung beitragen kann. Der Andere (der Staat) wirds schon richten......wenn es dann nicht so läuft, wie ich es mir wünsche, dann ist der Andere (Staat) scheiße!!!!! Sorry, aber Unselbständigkeit und Unmündigkeit kann ich nicht durch noch mehr Kontrolle, noch mehr staatliche Regulierung und noch mehr Gesetze und Verordnungen beheben - im Gegenteil, ich verstärke sie noch! Wir haben meiner Meinung nach eh viel zu viele gesetze und Verordnungen in Deutschland.....seufz, aber das ist ein anderes Thema.

Zu glauben, die "Allgemeinheit" wäre in der Lage solche Dinge selbständig
zu verändern, der überschätzt die durchschnittliche Fähigkeit des Einzelnen,
genug Weitblick und Gemeinschaftssinn zu haben, doch gewaltig.

Oh - dies finde ich, mit Verlaub, sehr anmassend und ich könnte mich als Teil der Allgemeinheit durchaus beleidigt fühlen....was ich natürlich nicht tue *zwinker*
Die Allgemeinheit ist sehr wohl in der Lage, solche Dinge zu verändern - sie tut es permanent. Sie tut es halt nicht immer im Sinne von Dir oder von mir oder von anderen Teilen der Allgemeinheit....aber sie tut es. Ob sie es nun mit Weitblick und aus Motiven des Gemeinschaftssinns tut - so what??? So lange ich mich den vorgegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen unterordne und mit ihnen und deren Konsequenzen für mich einverstanden bin (ich muß ja noch nicht mal zufrieden sein!), ist es doch o.k.!! Sie tun es dann einfach auch aus individuellen Motiven, die alles mögliche sein können.

Um auf Deine Ausgangsfrage zurückzukommen. Ich beantworte diese Frage weiterhin mit "Ja" (es gibt noch Grenzen - manche sind gut, manche sind bedauerlich) und "Nein" (man muss nicht immer wirklich alles zeigen, aber man kann).

*sonne*
******_wi Mann
1.035 Beiträge
Themenersteller 
@ Zauberhase
So wie es scheint, sind wir uns bei dem ursprünglichen Thema, das ich hier
am Anfang zur Diskussion stellte, weitgehend einig.

Uneins sind wir uns offensichtlich in ganz grundlegenden, gesellschaftspolitischen
Fragen, die sicherlich nur sehr schwer innerhalb dieses Forums ausdiskutiert
werden können und den Rahmen des ursprünglichen Themas sicherlich sprengen.

Ich glaube, dass wir uns mit Argumenten noch Stundenlang hier im Kreis drehen
können, zumal keiner von uns einen Wahrheitsbeweis antreten kann.
Wie sich die Gesellschaft, unter welchen Faktoren entwickeln wird, kann uns nur
die Zukunft zeigen. Dann wird vielleicht einer von uns schlauer sein - oder
wahrscheinlicher - dann werden wir beide schlauer sein.

--x--

Schwarze Balken im Fernsehen? - Wenn schon schwarze Balken, dann würde ich
sie über zerfetzten Leichen nach einem Bombenanschlag angemessener finden, als
über der entblößten Brust einer Popsängerin.

Alle Macht dem Staat? - Nun wenn schon Macht, dann lieber dem Staat (obwohl
ich hier lieber den Ausdruck "Regierung" verwenden möchte), denn die Regierung
wird von uns gewählt und kann von uns somit auch wieder abgewählt werden -
aber - Konzerne kann man nicht "abwählen". Seien wir uns doch ehrlich - ein
Bill Gates hat doch mehr Macht, als die meisten Regierungschefs dieser Erde - und
ihn haben wir nicht einmal gewählt, außer damit, dass wir seine Produkte gekauft
haben.....

Und ebenso verhält es sich mit der Macht, die Medienkonzerne in den Händen
halten.

Macht braucht Kontrolle - und da ich in einer funktionierenden Demokratie
davon ausgehe, dass der Staat das Volk ist, ist es mir doch lieber der Staat
(also das Volk) hat die Macht, als ein Konzern in Folge seiner wirtschaftlichen
Stellung, der von einem Vorstand "regiert" wird, der ausschließlich im eigenen
Interesse handelt.

Vielleicht verläuft hier, regierungsseitig, tatsächlich ein schmaler Grad zwischen
einer Bevormundung und einer Maßnahme zum Wohle der Allgemeinheit.
Aber wie gesagt - Regierungen kann man auch wieder abwählen.

Daher glaube ich nicht - wie DU meinst - "anmessend" zu sein, wenn ich schreibe,
dass ich nicht daran glaube, dass die Allgemeinheit - also jeder Einzelne von
uns - in der Lage ist, solche Dinge selbständig (ohne staatliches zutun) zu
verändern. Denn die Gesellschaft - und somit die von ihr gewählte Regierung - hat
die Aufgabe auch die Schwachen zu schützen, die die vielleicht nicht über einen
ausreichenden Intellekt und innere Stärke verfügen, um notwendige Veränderungen
zu erkennen und auch umzusetzen.
Es erscheint mir dagegen eher fragwürdig, solche Menschen besseren Wissens,
in ihr "Unglück" laufen zu lassen, mit der Begründung, sie hätten doch die freie
Wahl gehabt. Ein klassisches Beispiel ist für mich das Drogenverbot.

Natürlich gibt es eine Vielzahl von Menschen, für die solche Verbote völlig
überflüssig sind und eine Art "Bevormundung" darstellen, weil sie in der Lage
sind, mit diesen Problemen eigenverantwortlich und ohne Schaden zu nehmen
umzugehen - aber Gesetze werden nun mal für a l l e gemacht.

--x--

Noch ein kurzer Nachsatz zu dem fiktiven Automobilwerk in Leipzig und zu dem
Streik der Müllabfuhr und der Ärzte.

Nein, die Regierung kann und sollte keinem Unternehmen vorschreiben, wo
es seine Werke ansiedelt - jedoch (zumindest ist das in Österreich so) werden
vom Staat durch die gezielte Vergabe von Förderungen, sprich Subventionen,
Standorte attraktiver gemacht, um die Wirtschaft in ausgewählten Regionen
anzukurbeln.

Zwangsarbeit anordnen. Ist das sinnvoll? - Wenn tatsächlich die Gesundheit und das
Leben anderer davon abhängt, dann kann ich Dir darauf nur eine Antwort geben:
JA! Wobei ich der Meinung bin, wenn dieser Fall tatsächlich eintritt, dem auch jetzt
schon so ist. Hier geht es sicher eher um die Frage was nun als gesundheits- und
lebensbedrohlich angesehen wird. Wobei ich mir zum Beispiel nicht vorstellen kann,
dass ein Arzt aus irgendeinem Grund eine lebenswichtige Operation aufschieben
kann, ohne fahrlässig und somit strafbar zu handeln, denn das würde allein schon
seinem hippokratischen Eid (heute "Genfer Gelöbnis") widersprechen, den er geleistet
hat.

--x--

Schade finde ich es, dass dieses Thema - ich meine das Ursprüngliche - nach wie vor
nur drei Leute zu einem Beitrag inspiriert hat.....


lg raider
********lack Frau
19.014 Beiträge
@****er

Lieber Raider [b]verneig[/b]

habe dieses Thema erst jetzt gefunden, aber zumindest eine eigene Meinung dazu *zwinker* .

Ich habe vor Jahren beschlossen mir keinen neuen Fernseher mehr zu kaufen, weil es heutzutage nur noch entweder oder gibt

entweder reißerische, völlig überzogene Bericht/Nachrichtenerstattung

oder

grottenhaft langsweilige Wiederholungen der Wiederholungen der.....

Bei manchen Berichten im Net fragt man sich allerdings, ob es wirklich keine Grenzen mehr gibt.
z.b. das Saddam Hussein
Ich habe es nicht gesehen und würde es mir nicht ansehen. Es reicht mir die Information, das er tot ist. Warum es im Net gelandet ist, kann ich mir nur so erklären.
Man wollte vielen Zweiflern vorbeugen und damit belegen, daß dieser Mensch wirklich tot ist.
Man hofft wohl, daß es noch nicht bekannt ist, daß auch in den Bereich Fäschungen erstellen werden können.
Also eine Art Abschreckung??
Früher haben sich Journalisten selbst zensiert und die Art und Weise war mir immer angenehmer, als ein Eingriff von staatlicher Seite!
Aber auch die Berufsgruppe will leben und wer sich wohl an den Kodex hält, bekommt es wohl zu spüren. Dann bleibt eben Ethik auf der Strecke.

Was die neue Schwemme von Pathologen Serien betrifft, hab ich da seit einer Begebenheit eine etwas andere Sichtweise

Ich sah eine Reportage [b]im Net[/b] über Clea Koff:Die Knochenfrau

Auf der Suche nach Gewißheit in den Gräbern der Namenlosen.

Meine Arbeit in den Massengräbern für das UN-Kriegsverbrechertribunal

Eindringlich und persönlich berichtet die junge Gerichtsmedizinerin Clea Koff von den Lebens- und Leidensgeschichten der Menschen in den Kriegsgebieten und von der mühevollen und schmerzlichen Suche nach der Wahrheit.
In den Massengräbern in Ruanda, im ehemaligen Jugoslawien, in Afghanistan und im Irak suchen sie nach Gewißheit. Versuchen, den namenlosen Kindern, Alten, Frauen und Männern, die Gott weiß wie umgebracht wurden, ihre Identität zurückzugeben. Damit für die Angehörigen das schreckliche Warten aufhört und sie ihre Toten in Würde bestatten können.

Diese Frau hat mich sehr beeindruckt! Und gerade das ein junger Mensch sich solch ein Ziel gesetzt hat, finde ich bewundernswert.

Es beeindruckte mich weiterhin, wie weit die Pathologie heute ist und das man noch Jahre nach einem Verbrechen den Täter noch ermitteln kann.
Was aber heute an Serien läuft, hat mit diesem Gedankengut nichts mehr zu tun. Leider wird es nur noch reißerisch dargestellt.
Aber ich glaube nicht, das es Täter davon abhält Verbrechen zu begehen.

Allerdings glaube ich nicht, daß der "Otto Normalverbraucher" abgestumpft ist. Das wird von den Medien nur so dargestellt um eben diese Bericht besser verkaufen zu können. Aber die Jugendlichen haben da wohl noch nicht das Rechte Maß der Selbsteinschätzung und da sehe ich eine Gefahr, auch wenn ein ähnliches Thema "Höhere Gewaltbereitschaft" in einem anderen Forum damit widerlegt wurde mit der Argument, daß eben durch die veränderte Berichterstattung der Eindruck entstehen würde die generelle Gewaltbereitschaft wäre gestiegen.

Sicher trägt gerade das Internet dazu bei, daß Berichte und Sensationdarstellung jeglicher Form von vielen Menschen ( und da eben besonders oft Jugendliche) gesehen werden können, die es eben vor einige Jahren in dieser Form gar nicht gab.
Wie ich finde ist dieses Thread sehr interessant!!

Mit lieben Grüßen
WiB
nachrichten stehe ich gespalten gegenüber. die berichterstattung sämtlicher medien, die reale bilder vom geschehen vermitteln können, sehe ich mit zunehmendem befremden.

schlagzeilen auf bildniveau zieren zeitschriften wie den spiegel und den fokus. apropos spiegel: für mich wurde der niedergang der nachrichten mit dem ersten farbbild im Spiegel eingeleitet, der damit dem erfolg neu erschienenem Fokus huldigte und sein profil aufgab.

abgesehen von den nachrichten im Deutschland Radio und in der ZEIT sowie einer handvoll anderer seiösen quellen, fragt man sich, was die nachrichten, abgesehen von ihrer bezeichnung, noch mit nachrichten zu tun haben.

es geht um einschaltquoten, werbeverträge, sende- und programmplätze, zielgruppen und zu erschliessende marktsegmente, also um alles, nur nicht nicht um inhalte.

nachrichten werden nur noch an dem voraussichtlich zu erzielendem gewinn gemessen und wen interessiert angesichts des möglichen zu erwirtschaftenden profits der wahrheitsgehalt einer nachricht?

vieles was uns als nachricht verkauft wird besitzt nicht einmal den anschein, geschweige denn den charakter, einer nachricht. als besonders unerträglich empfinde ich die sogenannten nachrichten der privatsender, die ihre nachrichtensendungen unter dem gesichtspunkt des "infotainment"
betrachten und ihren eigenen "stars" und sendungen dort gezielt bewerben und vermarkten.

da man die uhr nicht zurückdrehen kann, empfiehlt es sich das neue medium internet zu nutzen. wenn man sich ein wenig mit diesem medium beschäftigt und weiss wo man nach vertrauens- und glaubwürdigen nachrichten suchen muss, kann man nachrichten wieder geniessen.

ein weiterer aspekt ist auch, dass sich über das filtern von nachrichten
die aufmerksamkeit der bevölkerung gezielt steuern lässt, aber das würde an dieser stelle zu weit führen.

nun die eingangsfrage beschäftigt sich damit, ob es noch grenzen gibt.

ja, eine grenze gibt es.

diese grenze ist der voraussichtliche profit einer nachricht, denn wenn eine nachricht keinen profit bringt, ist sie weder sendezeit noch druckerschwärzen wert, aber wenn eine nachricht profit verspricht ist sie jeden verstoss gegen geltendes recht, ethik und moral wert...

grüße von DadMacTalkings farm
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.