Zeitdiebe

Wer kommt und stiehlt uns frech die Lebenszeit?
Ausbeuter, Propheten, Blender, Führer und Despoten?
Wer folgt? Wer spurt? Wer ist dazu bereit?
Das Leben lockt – und es vergeht auf leisen Pfoten!

Eingesponnen in ein Netz aus Fakes und Fallen
sind wir – und Gott will, daß uns keiner rettet –
ganz ausgeliefert aller List und deren spitzen Krallen.
Wir starten anfangs froh und sind am Schluss geplättet.

„Gewissen“ hat wohl keiner dieser schrägen Kandidaten,
die uns verpflichten wollen, daß wir auf sie hören.
Wir sollen immer nur den „großen“ Potentaten
gehorsam sein und laut die ewige Treue schwören.

Denn was „Gewissen“ wirklich ist, was es bedeutet,
ist nicht nur hinderlich, es ist auch sehr schwer zu erfahren.
Es wird nicht antrainiert, geübt und nicht erbeutet,
man lernt es auch nicht mit den langen Jahren…

Nur wer sich selber nicht verehrt bis zum Erbrechen,
wer sorgsam das Gefühl für’s echte Wahre pflegt,
wer darauf hört was Selbstkritiken leise sprechen,
der ist berufen, daß ihn die schiere Ohnmacht hegt.

Denn wer erkannt hat, wie und wo sie ihn bedrängt
und sich nicht vorlügt „ja, da ist doch keine“,
der hat sich nicht an schalen Dogmen aufgehängt –
der weiß und der entscheidet ganz für sich alleine!

Und somit kennt er auch bald die arg perfiden Diebe,
die auf der Jagd nach Zeit und Leben von uns sind.
Dann setzt er ein, für Lust und Leidenschaft und Liebe
Und ist dabei niemals für eine fremde Wahrheit blind…

aus der die Not, die Angst, das Unrecht blicken,
die nicht so angenehm sind wie der leichte Rat.
Doch das heisst nicht: es muss ihm etwas glücken,
denn erstmal ist und bleibt er Opfer im Verrat!

(c) Sur_real