"Schleifen" zuviel, aber Reibungspunkte...
...sehe ich für mich als einen wirklich wichtigen Bestandteil einer Partnerschaft an!
Es mag sein, dass manche Partnerschaften oder Beziehungen (auch welche auf reiner Sexebene) so funktionieren können, dass entweder eine(n) den anderen (...) sich so "zurecht schleift" und formt, wie sie oder er es will, oder umgekehrt, eine(r) den oder die andere auf ein Podest hievt, aber aus meiner Sicht kommt es da weder zu irgendwelcher besonderer Art Austausch, Interaktion oder gar auch Spannung zwischen den Beteiligten.
Eine Beziehung, die sich auf Dauer immer wieder neu erfinden und so dauerhaft tragfähig bleiben kann, braucht zwei Partner, die sich gegenseitig so, wie sie im Kern sind, akzeptieren, und sich darüber hinaus auch noch attraktiv finden.
Und das bezieht sich für mich auch, und
gerade auch auf Beziehungen, in denen einer in manchen Teilen sehr dominant auftritt.
Konkret würde für mich eine Frau immens an Reiz verlieren, wenn ich im Bett zwar auf eine für mich befriedigende Art und Weise meine Dominanz ihr gegenüber zeigen und ausleben könnte, Frau an sich aber für mich in Persönlichkeit und Charakter nicht nur nicht viel zu bieten hätte und ich sie sogar irgendwann als "schwach" einstufen würde.
Was meine ich damit?
Eine Frau, die sich ebenso verbiegt und als "Ja-Sager" eingestuft wird, eine, die auch an Dich als Partner keine größeren Ansprüche mehr stellt, und eine, die sich im Rahmen ihrer Vorstellungen nicht weiterentwickeln möchte, fehlt es genauso an "Substanz" wie Männern vom Schlag "Pseudo-Macho", "Weichei" oder irgendwelchen anderen Wannabes, die eine äussere Form und Art zu leben über konkrete Inhalte, geistiges Auseinandersetzen miteinander und auch mit manchen kontroversen Themen stellen.
Ich brauche für mich "Reibungspunkte" mit meinem Gegenüber (übrigens genauso sehr wie die Gewissheit, dass es eine gemeinsame Schnittmenge gibt, auf die man sich zusammen zurück ziehen kann, einfach -allein und zu zweit - geniessen und man man selbst sein kann...), auch, um zu erkennen, wen ich da vor mir habe, mir immer wieder erneut bewusst zu machen, was ich an dieser Person so schätze und auch an ihr begehre.
Und
erst DANN, erst dadurch entsteht für mich der eigentliche Reiz aus der Konstellation dominant-devot, weil ich einerseits mein Gegenüber auch immer besser einschätzen kann, ihre Grenzen ebenfalls kenne, genauso wie ihre Vorlieben, und in diesen Bereichen dann auch so agieren kann, um für mich UND irgendwie auch für sie die ganze Geschichte spannend zu halten.
Bei einer Frau ohne Rückgrat würde dies gar nicht erst funktionieren, weil mir als dominantem Part gar kein Fixierungspunkt für den Ansatz all meiner Handlungen und auch meiner Vorstellungen gegeben sein würde.
Sicher, ICH habe konkret Wünsche, Vorstellungen und Phantasien, die sich aus meinem bisherigen Leben und Erlebnissen entwickelt und abgeleitet haben, ich weiss, was ich will (und was nicht), doch wenn ich mich beispielsweise mit all meinen Sexphantasien auf eine Frau stürzen und diese mich geradezu "einladen" würde, alles, was ich mag, an und mit ihr auszuleben, wäre der Reiz nach ein, zwei Erlebnissen für mich wahrscheinlich ziemlich schnell verflogen. Warum? Weil ich keine "reale Gummipuppe" suche, sondern auch im Bett eine Partnerin will, die mich fordert, dazu auffordert, sich mit ihr UND ihr auseinanderzusetzen.
Sicher, die Momente, in denen Du einfach geil auf Deinen Partner bist, und in denen Ich meinen Trieben gerne fast freie Hand lassen möchte, die gibt es bei mir auch, oft genug. (in Beziehungen)
Aber ein wesentlicher Teil würde mir fehlen, wenn dies nicht auch im Zusammenspiel geschehen würde, meine Lust würde geradezu verpuffen, wenn ich nicht auch merken würde, wenn ich
IHR nicht anmerken würde, dass sie anmacht, was ich mit ihr anstelle.
Und um dahin zu kommen, ist es nicht nur hilfreich, einen Partner zu haben, der sich mit Mimik und Gestik, mit Seufzen und allen möglichen Gefühlsregungen ausdrücken kann,
es hilft auch ungeheuer weiter, wenn Du Dich untereinander austauschen kannst, offen und auch eingehender, über das, was eben noch im Bett abgegangen ist. Das setzt aber auch voraus, dass sich beide gleichermaßen äussern, dass konkret und sehr offen auch angesprochen wird, was nicht gefällt oder einem Probleme bereitet. Auch auf psychischer Ebene.
Das wiederum scheint sich für mich als "Nicht-BDSMler" - wenigstens oberflächlich- sehr damit zu decken mit dem, was über offene Absprachen in der BDSM-Szene gesagt bzw geschrieben wurde-
dass man für sich quasi eine Art "Spielszenario" entwickelt, anhand von Vorgaben, Szenarien und Spielregeln, über die es eine gemeinsame Übereinkunft gibt.
Allerdings mag ich mein Sexleben ungern so "technisch", empfinde es als relativ kalt und auch irgendwie "eingeengt", nicht wirklich locker und "natürlich", sein Sexleben in Sessions zu inszenieren.
Die Spannung, die zwischeneinander entsteht, ist viel direkter, kann ich mir vorstellen, wenn sie direkt daraus entsteht, dass Du sie von Deinem Gegenüber ableiten kannst, nicht oder nicht nur aus der Situation selbst.
Und da schliesst sich für mich der Spannungsbogen, geht mein Blick wieder zur Persönlichkeit eines möglichen Partners.
Unter anderem traf es JCS mit ihrem Beitrag, in dem sie schrieb
Und ich glaub auch nicht, dass eine starke Persönlichkeit unbedingt einen weichen, sanften Partner als Ergänzung braucht. Oft gestaltet sich das Zusammenleben einfacher, wenn beide sich ähnlich sind und sich beide jeweils selbst im anderen erkennen. Ein weicher Mensch empfindet z.B. eine gewisse Klarheit und Härte im Umgang vielleicht als Lieblosigkeit und fühlt sich dann zurückgewiesen. Jemand, der selbst straight und konsequent ist, kennt das dagegen aus seinem eigenen Verhalten und betrachtet das nicht als Abwertung der eigenen Person. Deshalb denke ich, dass ein starker Mann und eine starke Frau durchaus ganz gut zusammenpassen können. Und ich seh auch keinen Grund, weshalb eine starke Frau von einem starken Partner nicht auch mal eine Schulter zum Anlehnen bekommen sollte.
In diesen Sätzen steckt für mich soviel Wahrheit drin, dass es schon fast platzt. Und man es durchaus nicht nur vom Blickwinkel "starke Frau > starker Mann" sehen kann, sondern es durchaus auch anders herum läuft, und gerade sehr starke Frauen eine große Anziehungskraft auf selbstbestimmt agierende Männer ausüben können.