Wir Deutschen haben irgendwie
Alle einen Stock im Arsch, sonst würden wir nicht solche Diskussionen führen.
Längst haben wir eine schere im Kopf bei der Frage an die Großeltern, ob sie sich eigentlich nicht lächerlich vorkamen, wie sie mit geiferndem Blick, rechtsärmig getreckt, dem Führer zujubelten.
Wir machen ihn nur allzu gern zum Dämon, weil dann die Frage nach der Verantwortung des restlichen Volkes komfortabel in den Hintergrund rückt.
Hitler ist, völlig zu Recht, ein Teil der Geschichtsdarstellung und Wahrnehmung und erst angesichts der letzten Folge von Guido Knopps „Hitlers Fußpflegerinnen“ wurden wir seiner fast überdrüssig. Aber niemand wird bestreiten, dass er längst wieder zur Medienfigur geworden ist, die von allen Seiten beleuchtet wird. Die Frage, ob dabei Seiten im Dunkeln bleiben sollten, auch menschliche, würde bedeuten, dass wir Angst davor haben, sein Menschenbild darzustellen, und ich glaube da liegt das Problem.
Mich hat schon die Diskussion über den Untergang angeödet, wurden doch da auch „menschliche“ Züge dargestellt. Wie kann man sich dem verwehren, erkennt man doch dabei, dass es Menschen waren, die zu Bestien wurden. Auch er ist als Mensch geboren, bevor er sich selbst und danach die ganze Welt ihn zum Dämon erklärte. Wie praktisch, wenn ER schuld ist, kann es ja niemand anders sein.
Und nun soll ihm auch noch, die Lächerlichmachung verwehrt werden. Die beste Art überhaupt, mit Feinsinn seinen Wahnsinn darzustellen.
Wie kann das falsch verstanden werden. Doch nur von denen, die ohnehin nichts verstehen.
Ich fasse Gat’s Frage als stilistisch auf, weil sie ganz sicher nicht auf den Grundsatz aus ist. Man mag sich über den künstlerischen Gehalt und die Erreichung des Klassenzieles streiten können. Man kann nicht darüber streiten, dass jedes Mittel recht sein sollte, ihn darzustellen. Als Mensch, als Hypochonder, als geprügeltes Kind, als unfreiwilliger Komiker, als Psychopath, als Massenmörder. Aber er ist eben nicht der einzige Massenmörder der Geschichte und alle bekamen ihren Platz in der Filmgeschichte. Hat sich je einer ernsthaft Gedanken darüber gemacht, ob die seinerzeitige Darstellung des Nero politisch korrekt war?
Vor diesem Hintergrund ist es aberwitzig, das Bruno Ganz nach der famosen Darstellung seines Hitlers vollkommen preisfrei blieb.
Woher kommt nur unsere Angst, mit ihm umzugehen? Warum diskutieren wir lieber stundenlang mit offenem Ergebnis, anstatt ihn zuzulassen. Als Figur, meinetwegen auch als Mittelpunkt eines abstrusen Filmplots, der nichts will, als den Wahnsinn aufzeigen.
Besser wir lachen über ihn, als das wir ihn vergessen.