In Lust erkennen

Gnädig sei das kluge Auge mit dem Anblick dieser Monster,
die für uns nur ganz glatt und wohlgestaltet sind, weil wir
das ganze Ausmaß so verbergen wie sonst nichts auf der Erde.
Denn sehen kann man nicht was lieber unbeachtet bleibt –
und untergeht der ewig freie Geist, wenn im Gesponst er
aufgefangen steckt und still betäubt von dannen treibt.

Die Schöpfung lässt sich selber niemals tätlich schaden,
vorher verbannt, erschlägt, vernichtet sie in Gottes eitlem Namen
den „Satan“, der sich da erfrecht so ganz akribisch hinzublicken,
sich nennt „den Philosoph“, durch sich, von seinen wirren Gnaden,
der gar noch lästert wider seinen eig’nen treu ergeb’nen Samen,
der auserwählt ist von den Harpyien der Geschichte um zu nicken.

„Bejahung“ heißt das riesengroße Zauberwort das Menschen lügen,
denn von der Wahrheit sind sie stets aufs Äußerste bedrängt –
sie könnten mit ihr niemals fröhlich weiter überleben –
nur das Konstrukt aus Furcht und Ignoranz verhilft uns hinzubiegen,
was, wenn sich’s schauerlich ins Freie der Erkenntnis zwängt,
nur anfängt unseren Untergang durch Kraftverlust zu weben.

Doch – nebenbei, am äußeren Rand - ganz leise noch erwähnt:
In dieser Kraft, in diesem Wunsch was „schön“ zu propagieren
liegt auch das Siegel der Vergänglichkeit durch wilde Konfusion.
Vergänglichkeit, nach der der junge Anbeginn sich dringend sehnt –
er „möchte“ sich im Rausch und seinem Anblick auch verlieren –
macht hier um keinen guten Preis für keinen eine Konzession.

Die würde höchstens schändlich lauten: erkenne was du immer bist!
Nimm keine Rücksicht, such deine Fröhlichkeit auf andern Wegen,
sag allen was du weißt, lass dich verhaften und verbrennen,
nur verschließe deine Augen nicht vor dem was wirklich ist!
Und du wirst weder dich noch andere in purer Lust erkennen.

(c) Sur_real