Nachwort
Ich habe den Thread erst jetzt entdeckt, und sehe auch, dass "Froh und frech" das Problem, das er hat, auf konsequente Art gelöst hat: indem er nämlich nicht sich selbst, sondern seine frühere Partnerin für "krank" erklärt. So kann man seine Probleme natürlich auch loswerden. Bzw. sich seine Probleme auch erhalten, weil man sie dadurch natürlich nicht los wird.
Ich finde aber diese "Lösung" derart unwahrhaft, dass ich noch soetwas einen Nachschlag geben möchte:
Erstens ist ja wohl ersichtlich, dass die Wünsche von "Froh und Frech" den falschen Adressaten haben: "Froh und Frech" sucht keine Partnerin, sondern eine Mutter. Besonders pikant, dass es sich im wirklichen Leben um eine 19jährige handelt.
Das zeigt ja nicht nur sein Wunsch nach einem Gute-Nacht-Kuss, das zeigt nicht nur der weitere Wunsch, die wichtigste Stelle im Leben des anderen einzunehmen, und zwar bedingungslos, nämlich sofort, nicht als erhofftes Ziel, sondern als Voraussetzung! Am stärksten zeigt sich seine Verwechslung der Partnerin mit einer Mutter in seiner Erwartung, dass sie niemals etwas tun dürfe, wenn sie weiß, dass dies ihn verletzen müsste. Ja, wie kann sie nur? Dann liebt sie ihn doch nicht! Ja, noch schlimmer: Dann ist sie doch komplett beziehungsunfähig.
Sich nur in den Grenzen und den Bedürfnissen des anderen zu bewegen, würde zur Selbstaufgabe führen. Jeder, der eine Beziehung mit einem anderen Menschen führt, muss dem anderem auch Seiten an sich zumuten, von denen er weiß, dass sein Partner damit Schwierigkeiten hat, und möglicherweise auch verletzen. Sonst ist er nicht ehrlich, und auch nicht authentisch, sondern selbst-manipulativ. Manipulativ ist es auch, dem anderen scheinbar alle seine Wünsche zu erfüllen (siehe: Badewasser einlassen), nach dem Motto: Siehe, ich gebe mich ja doch auch auf, nun mach das doch auch! Eine feinere Art, dem anderen Schuldgefühle einzuflößen! Nur, dass der Badewassereinlasser nicht sein Selbst aufgibt, sondern im Gegenteil, das strahlende Ideal seines Selbst inszeniert ("Was bin ich doch für ein toller Liebender!"). Ein schlechter Tausch, darauf einzugehen. Eine wirkliche Aufgabe wäre, dafür nichts zu erwarten.
Selbst Kinder lernen irgendwann, durchaus schmerzhaft, dass die Mutter eine eigenständige Person ist, und die Selbstlosigkeit ihre Grenzen hat. Man müsste also präzisieren, dass die Bedürfnisse von "Frechund Frohauch nicht eine wirkliche Mutter meinen, sondern sich seine Wünsche an eine erträumte Ideal-Mutter richten.
Um sich dieses Ideal zu erhalten, darf er sich natürlich nicht wirklich für die Gründe interessieren, die seine Freundin dazu bewogen haben, seine Wünsche nicht zu erfüllen. Dann müsste er sich ja wahrhaft auf die empirische Person einlassen, die sie ist. Dann müsste er sich mit ihr sogar auseinandersetzen. Es hat schon seine innere Logik, dass das einzige, was ihn an der 19jährigen interessiert, ist, ob sie seine Bedürfnisse erfüllt, oder nicht. Wie Kinder eben.
Damit nicht der Eindruck entsteht, dass ich die Empfindungen von "Frechundfroh" nur bloßstellen möchte: Wir alle richten unwillkürlich Wünsche an unsere Partnerin, oder unserem Partner, die ursprünglich Wünsche an unsere Mutter, oder unserem Vater sind, denn diese Personen lieben wir in unserem Partner auch. Das ist nicht zu ändern, so sind wir gemacht. Die Frage ist nur, ob man in sich eine Akzeptanz gefunden hat, dass bestimmte Wünsche nicht erfüllt werden können, zuallererst der Wunsch nach Bedingungslosigkeit der Liebe. Schön, wenn meine Partnerin auch meine kindlichen Wünsche ab und zu mal erfüllt. Würde es mir aber gelingen, meine Partnerin dazu zu bekommen, diese kindlichen Wünsche in völliger Bedingungslosigkeit zu erfüllen (nach Fürsorge, für-mich-da-sein etc), unter völligem Zurückstellen ihrer Bedürfnisse und der Person, die sie ist, dann würde ich mit der erwachsenen, selbstständigen Persom auch die Partnerin in ihr abschaffen, und könnte meine erwachsenen Vorstellungen, auch die sexuellen, über kurz oder lang mit ihr nicht mehr verwirklichen.
Mir tut "Frechund Froh" ehrlich leid. Zumal mir seine Probleme nicht unbekannt sind, und ich weiß, dass sie nur durch Arbeit an sich selbst zu beheben sind. Er hat aber die Chance verpasst, sich seinem Problem zu stellen, und wähnt sich weiter als der, der doch richtig gehandelt hat. Daher kann er sie auch nicht lösen. Zugleich kann ich mir aber angesichts seiner Resistenz, mit der er alle Kritik an sich moralisch niederbügelt (Heuchelei), seiner fraglos narzistischen Selbstüberhöhung, und der Skrupellosigkeit, mit der er einer 19jährigen für gestört erklärt, nur deshalb, weil sie seinem Verlangen nicht nachkommt, den Gedanken nicht versagen, dass er sein Schicksal solange verdient, solange er nicht den Mut hat, sich selbst zu stellen.