Ich bezweifle, dass es überhaupt möglich ist, sich selber absichtlich zu demütigen.
Anders sieht es mit "Unfällen" aus, wie sie mir als Königin der unbeabsichtigten Auto-Humiliation immer wieder mal zustossen.
Wie zum Beispiel die Szene:
Auto-Humiliation - Ein Erfahrungsbericht
Die moderne Technik ist ja wunderbar. Früher, also vorgestern oder letzte Woche, da schnitt man Bilder aus, klebte sie zu einer Collage, so mit Schere und Leim und Pipapo.
Heute ist das ja alles viel besser: Photoshop öffnen, oder allenfalls auch InDesign, Bilder reinmachen, verschieben und anschneiden und skalieren und zoomen nach Belieben, abspeichern und hoppla! schon ist's erledigt.
Sieht je nach Bilderauswahl nicht schlecht aus. Dacht' ich mir: das schenke ich meinem Vater auf seinen Geburtstag, sieht er wieder mal seine Tochter und Enkelin und Schwiegersohn.
Gedacht, getan.
Die Collage im Format A3 war nicht übel. Nur, eben, zu gross für einen herkömmlichen Drucker. Und es sollte ja auch gut gedruckt sein, also in guter Farbqualität und nicht auf unserem billigen Drucker.
Also hab ich die Collage auf den USB-Stick gespeichert und bin damit zum Hauptbahnhof Zürich ins Fotofachgeschäft gepilgert. Der junge, nette Verkäufer war so freundlich, mir die Maschine zu erklären. Ist zwar simpel genug, aber ich mag es, wenn mir technische Dinge einfach erklärt werden.
Also: USB-Stick rein, Bild auswählen, Format auswählen, Anzahl Kopien auswählen, warten bis gedruckt, Prints bezahlen, fertig.
Da steht er also neben mir, der nette, junge Herr, und schaut mir zu, wie ich den USB-Stick reinschiebe. Und dann kommen sie alle, die Bilder auf meinem Stick, und werden auf dem Touchscreen angezeigt: All die Bilder, welche ich im Laufe der Jahre im Internet gesammelt habe und irgend wann einmal für ein Buchcover verwenden will. Frauen zumeist, gefesselt, auf den Knien, in Ketten, fast immer in sehr wenig oder gar keinen Klamotten.
Dann die Bilder von mir und meinem Schwangerschaftsbauch, immerhin in (knapper) Unterwäsche. Die Cover meiner BDSM-Bücher. Und zum Schluss noch einige Schnappschüsse von unserer kinky Silvesterparty vor einem Jahr. Ich, Arm in Arm mit einer Freundin und nur mit Ketten bekleidet.
Das einzige Bild, das nicht auf dem Screen erscheint, ist die Collage.
Mein Gesicht ist unterdessen gut hundert Grad heiss und ich vermeide es tunlichst, den netten, jungen Herrn neben mir anzuschauen.
Er, anstatt das zu tun, was man als Gentleman in so einer Situation tun sollte, nämlich so tun als ob nichts wäre, schaut mich an, grinst breit und sagt. «Nett. Wirklich nett, die Bilder.»
Und ich, anstatt das zu tun, was ich in dieser Situation am liebsten getan hätte, nämlich im Boden zu versinken (noch besser: Seine Bemerkung mit "Ja, mir gefallen sie auch sehr gut» quittieren), reisse den USB-Stick raus, stammle irgendwas und eile davon.
Zuhause löst sich das Rätsel: Die Collage hatte ich im Format .psd statt .jpg abgespeichert und wurde deshalb von der Maschine nicht erkannt. Und jetzt muss ich ein anderes Fotofachgeschäft suchen. In das am Hauptbahnhof kann ich nie mehr gehen.