Im 18 Jahrhundert konnte man noch ohne große Schimpfe zu bekommen "Maul" zum Mund sagen.
Noch besser finde ich aber "Mäulchen", weil das nämlich heimlich, übertragen und zweideutig auch 'Kuss' bedeutet hat :-).
Man hat dann wohl das Mäulchen gespitzt, um ein Mäulchen zu bekommen.
Folgerichtig haben so ein paar literarische Schlawiner dann "Kuss" geschrieben, wenn sie noch viel schärfere Sachen meinten....
Hierzu mal vielleicht was literarisches:
Christian Felix Weisse
(1726-1804)
Der Kuß
Ich war bei Chloen ganz allein,
und küssen wollt' ich sie:
Jedoch sie sprach, sie würde schrein,
es sei vergebne Müh.
Ich wagt' es doch und küßte sie,
trotz ihrer Gegenwehr.
Und schrie sie nicht? Jawohl, sie schrie -
doch lange hinterher.
Was glaubt ihr, wie lange das dauerte, bis sie schrie? Ich würde sagen, neun Monate.... Beethoven (glaube ich) hat das auch erkannt und bei der Vertonung neun mal das Motiv wiederholt - wie tiefsinnig!
Sprachwissenschaftlich-literarische Grüße,
MS