Zu Beginn muss ich anmerken, dass ich eigentlich nicht an solche Dinge glaube. Vorbestimmung, Schicksal, den "Einen", der einen komplettiert und der darum der einzig passende Partner ist...
Das ist einfach nicht meine Art, die Welt zu sehen. Indem ich an solche Dinge glaube, verfalle ich in eine passiv-abwartende Weltsicht. Ich lebe in der Annahme, dass alles sich ohnehin so oder so fügen wird.
Ich bin vielmehr der Ansicht, dass das Leben das ist, was ich daraus mache. Mein Schicksal ist nicht vorherbestimmt, ich kann es lenken. Ich treffe Entscheidungen, für die ich dann auch die Verantwortung übernehme. Gleiches gilt für Beziehungen. Eine Beziehung ist so tief, wie ich und mein Partner sie werden lassen. Dadurch, dass wir uns eben ganz in die Partnerschaft hineingeben oder auch nicht.
@*****rze Socke, ich möchte Dir nicht zu nahe treten, aber hast Du Dir einmal überlegt, wie unfair Deine Äußerungen und Deine Zweifel Deinem Partner gegenüber sind? Du überlegst allen Ernstes, ob er vielleicht nur die zweitbeste Wahl ist. Ob da nicht noch einer irgendwo auf der Welt herumläuft, mit dem Du dann auf kosmische, magische Weise verbunden bist. Merkst Du, wie verrückt das klingt? Es ist doch so: entweder liebst Du diesen Menschen (immerhin sagst Du ja, dass Du glücklich bist mit ihm) oder Du liebst ihn nicht. Nicht genug, um wirklich überzeugt zu sein von ihm. Weiß er eigentlich, dass Du Zweifel an ihm hast? Dass Du heimlich auf magische Momente á la Hollywood-Kino wartest, die Du mit ihm nicht spürst?
Wenn Du Hollywood willst, dann musst Du lernen, Hollywood in den kleinen Dingen zu sehen. In IHM, der Dich angeblich so glücklich macht. Liebst Du ihn? Dann sollte Hollywood eigentlich für Dich in allen Dingen sein, die er so tut für Dich. Selbst in der Art, wie er Kartoffeln schält oder den Müll rausbringt, könnte Hollywood sein für Euch. Du musst es nur sehen. DU hast es in der Hand, wie tief Deine Beziehung wirklich ist. Wenn Du selbst tief genug empfindest, dann brauchst Du auch diese alberne Überhöhung von der "Magie" nicht mehr. Dann hast Du diese Magie in jedem Tag, an dem Du mit Deinem Partner zusammen sein darfst.
Ich hatte einmal so ein Erlebnis. Das muss ich eingestehen. Ich war mal auf dramatische Weise mit jemandem verbandelt und es war von vornherein klar, dass die Beziehung keine Zukunft haben könnte und würde. Es war eine kurze, aber sehr intensive Verbindung und die Kontrolle über unsere Gefühle kam uns ziemlich abhanden. Eines Tages geschah es, dass wir im selben Augenblick sehr intensiv aneinander gedacht haben mussten. Jedenfalls ließen wir - jeder für sich - plötzlich gleichzeitig bei der Arbeit alles stehen und liegen und rannten zu unserem Treffpunkt. Wir waren nicht verabredet, hatten zuvor nicht miteinander gesprochen. Es war, als hätte mich eine innere Stimme zu diesem Zeitpunkt zu diesem Ort geführt. Und als ich dort ankam, bog er zeitgleich atemlos um die Ecke und wir sagten wie aus einem Mund: "Ich wusste, Du würdest hier sein..." Wir haben uns beide noch oft an dieses Erlebnis erinnert und fanden es sehr eigentümlich.
Rückblickend kann das selbstverständlich Zufall gewesen sein. In dem Moment damals fühlte es sich absolut nicht wie Zufall an. Es fühlte sich an wie eine sehr intensive gedankliche Verbindung.
Dieser Mann war jemand, der mit meiner Seele sehr gut harmonierte. Wir saßen nebeneinander und einer beendete die Sätze des anderen. Freunde, die das miterlebten, sagten: "Ih, ist ja ekelhaft, die Harmonie, die Ihr ausstrahlt."
Heute denke ich, dass er und ich selbst dazu beigetragen haben, dass wir so füreinander fühlten. Dadurch, dass wir beide wussten, dass wir nur eine sehr begrenzte Zeit miteinander haben würden, hat sich unser Gefühle füreinander sehr intensiviert. Dieser touch Drama, der da immer in der Luft lag, der hat gemacht, dass wir einfach sehr wachsam waren und sehr aufmerksam für den anderen. Wir wollten einfach alles einsaugen an Eindrücken, was wir mitnehmen konnten. Weil wir wussten, dass die Trennung nicht fern war.
Ich bin überzeugt davon, dass solche dramatischen Bedingungen immer dazu beitragen, den anderen zu überhöhen und Dinge übersensibel wahrzunehmen.
Eine Beziehung, die den Alltag jeden Tag von neuem besteht, wird von ganz anderen Gefühlen getragen. Da spielen weniger die dramatischen, angeblich so magischen Momente eine Rolle, sondern Dinge wie Loyalität, Verständnis, Humor und Toleranz. Das klingt nicht ganz so magisch, das klingt mehr realistisch. Aber das ist es, was einer Beziehung Halt und Dauer gibt.
Liebe hat viel weniger mit magischen Momenten zu tun, als Du glaubst. Liebe ist, was bleibt, wenn die Magie verflogen ist. Liebe ist, sich jeden Tag (auch an beschissenen Tagen) immer wieder ganz bewusst füreinander zu entscheiden.
Auf diese Dinge solltest Du achten, wenn Du eine Beziehung mit Zukunft planst. Lass Dir das von einer gesagt sein, die schon alle möglichen Arten von Beziehung durch hat. Von "Magie" über sexuelle Hörigkeit bis Zweckgemeinschaft habe ich schon alles Mögliche durch. Und jetzt, mit 38, kann ich sagen, dass ich Liebe gefunden habe, die dauern wird. Wenn es nach mir geht, für ewig. Und irgendwelche magischen Gedankenübertragungen gab es zwischen ihm und mir nie. Die brauche ich auch nicht. Darauf kann man nämlich nicht bauen, wenn es darum geht, gemeinsam in die Zukunft zu blicken.