Anders wäre es doch nur ein weiterer Mittelweg gewesen...
Da war mal eim geilen Tuss, dem hat immern so pervers rote Wollmütze aufgehabt, isch schwör! Dem seim Muttern hat dem ma gesagt dem soll zu besoffene Omma latschen un konkrete Weissbrot un Flaschem Schnaps dem besorgen, isch schwör! Dem Tuss hat dem gemacht. (...)Eine heute mehr oder weniger gesellschaftsfähige Version des Märchenklassikers "Rotkäppchen und der Wolf" nach den Gebrüdern Grimm.
Wir erinnern uns wohl alle noch an Natascha Kampusch, die im August nach achtjähriger Gefangenschaft fliehen konnte. Kurz darauf gab die 18-Jährige ein Interview im ORF, wo sie mit enormer Eloquenz doch wohl so ziemlich jeden (zunächst) überraschte.
Zu ihrem Fall hatte ich damals hier einen Thread ins Leben gerufen. Als das Interview dann gesendet wurde, war daraufhin unter anderem in einem Beitrag hier im Forum folgendes zu lesen:
Auch wenn gleich über mich hergefallen wird..
Wieso spricht ein Kind, dass acht Jahre nicht zur Schule gegangen ist und davon zwei Jahre lange keinerlei Zeitung, Radio etc. hatte, so gewählt und mit Fremdwörtern gespickt???
Wieso spricht ein Kind, dass acht Jahre nicht zur Schule gegangen ist und davon zwei Jahre lange keinerlei Zeitung, Radio etc. hatte, so gewählt und mit Fremdwörtern gespickt???
Vielleicht war dieses, der fehlende Einfluss von niedrigem Niveau, ja genau ein Grund für ihre sprachliche Gewandtheit?
Aber für viele stand das Urteil fest: Natascha ist gefaked.
Wo will ich eigentlich drauf hinaus?
Man mag es kaum glauben, aber Natascha ist bei weitem kein Einzelfall.
Es gibt viele junge Menschen, die schräg angeschaut werden, weil sie es gelernt haben, sich eingermaßen gewählt auszudrücken, gewisse Höflichkeitsformen beherrschen, sich Gedanken machen bevor sie reden, sich freiwillig und gerne bilden, für Kultur und ähnlich exotische Bereiche Interesse zeigen und sich die Nachmittage weder mit Talk- und Gerichtsshows noch mit hirnlosen Computerspielen um die Ohren schlagen. Sie fallen aus dem Rahmen. Und solche Verhaltensmuster sind doch irgendwie sehr merkwürdig, oder?
Liest man von PISA, reden die so genannten "älteren und reiferen" über die Jugend, wie schlecht das doch alles ist und wo das nur hinführen wird, kein Benehmen mehr, Counter Strike und Amokläufer, ein als Antwort auf die Frage wann der 2. Weltkrieg stattfand (aber viel mehr wusste Berlins regierender Bürgermeister bis vor ungefähr drei jahren auch nicht, konnte seine Antwort jedoch etwas besser formulieren), ein Zulauf vieler junger Menschen in die Arme stark rechtsorientierter Gruppen und Parteien. Da kann einem aber übel werden.
Und das wird mir auch manchmal. Muss man sich denn immer auf einem Mittelweg befinden um nicht negativ aufzufallen? Muss sich ein 18-jähriger Mensch benehmen wie man erwartet dass man sich mit 18 benimmt?
Dieses kann man natürlich auch auf andere Alterstufen übertragen. Wenn alle immer das tun was alle anderen von ihm erwarten wird sich vermutlich so schnell nichts ändern. Und dabei wollen doch eigentlich alle dass sich etwas ändert.
Wie war das mit der berühmten Katze und ihrem noch berühmteren eigenen Schwanz?
Ja klar bin ich hier sowohl an obere wie untere Grenzen gegangen, habe Nord- und Südpol gewählt. Ganz bewusst sogar, um besser verdeutlichen zu können, was mir, und nicht nur mir, doch häufiger begegnet.
Anders wäre es doch nur ein weiterer Mittelweg gewesen...
Sabrina