Resumee
Wenn man die Quersumme aus allen Beiträgen zieht, kann man sie sortieren:
1) Bereits die objektivierbare Tatsache erfährt Widerspruch, daß die gesellschaftlich dominierenden Maßstäbe eher eine sich als sexuelles Wesen offen verstehende Frau stärker abqualifizieren als einen ebensolchen Mann. Wenn man diese Tatsache abstreitet, erübrigt sich freilich die Frage nach den Ursachen ebenso wie die nach einer Lösung.
Es ist auffällig, daß weibliche Diskutierende diese Erfahrung häufiger bestätigt und männliche sie häufiger bestritten haben. Bestritten haben sie tendenziell eher Männer urbaner Herkunft und darum geringerer sozialer Kontrolle durch ein mißbilligendes Umfeld. Das leuchtet ein, besagt aber nichts über das Ausmaß, in dem moralisierende Tabus gegen freie weibliche Sexualität gesamtgesellschaftlich noch vorhanden ist.
2) Vor allem Frauen haben hier eher bestätigt, daß
"das Ausleben der Triebe bei beiden Geschlechtern sehr unterschiedlich bewertet wird. "
. Dabei kam der Einwand, daß Frauen untereinander viel aggressiver agieren können, wenn es um negative Bewertungen anderer Frauen geht.
Das mag sein, zeigt aber nur, daß Frauen ebenso Kinder desselben Zeitgeistes sind wie Männer und dieselben Vorurteile verinnerlicht haben. Ob diese männer- oder frauengemacht sind (oder beides) wurde für meinen Geschmack zu wenig diskutiert.
3) Moral von der Geschicht?
Daß die Eingangshypothese jede moralisierende Fessel als solche anspricht und sie damit delegitimiert, ist nicht jedem aufgefallen. Sie ist darum ihrer Natur nach selbst nicht moralistisch, sondern enthüllt Moralisierungen als Akt illegitimer Machtanmaßung.
4) Und die Empathie?
Jenseits der Moral hat der eine oder andere Mann nur Spott übrig für die Vorstellung, eine sexuell selbstbestimmte Frau in ihrer Weiblichkeit und damit als Menschen zu respektieren. Das Maß des Einfühlungsvermögens ist durchaus ungleich verteilt. Eine verbreitete Persönlichkeitsstörung ist die narzißtische. Bei Männern zeigt sie sich manchmal in einem autistisch schlichten, infantilen Weltbild, das sich leicht scheinrationale Rechtfertigungen zimmert und in dem Achtung, Mitgefühl und Zuneigung zu anderen Menschen, auch Frauen, nicht vorkommen.
Für solche Probanden war die ganze Diskussion freilich eine Gespräch von einem anderen Stern, einem Stern, den sie nie erreichen werden und den sie allenfalls heiser ankläffen können.
Für meinen Teil wars das hier. Für die vielen zustimmenden Voten und Mails bedanke ich mich.