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Im Keller können Sie übernachten

Im Keller können Sie übernachten
Nach dem Weihnachtsessen wollte ich noch raus, in die reizvolle Winterlandschaft fahren. Ich ließ mir meine Winterjacke mit Schal und meinen linken Handschuh anziehen. Natürlich ließ ich mich in meinen dicken, mit echtem Schaffell gefütterten Winterfellsack setzen. Denn obwohl ich den Winter mag, will ich Rollstuhlfahrer nicht frieren! Schön warm eingepackt und gut gegen die Kälte geschützt fuhr ich auf den Gehweg unserer Straße.
Es dauerte nicht lange, bis ich unser kleines Dorf verlassen habe und an Feldern vorbeituckerte, die mit Schnee bedeckt waren. Als ich mit meinem elektrischen Rollstuhl losfuhr, war es draußen noch trocken. An den abgeernteten Feldern merkte ich, dass langsam Wind aufkam, der allmälich stärker wurde. Statt ich umgedreht hätte und mich auf den Rückweg begab, bin ich weitergefahren. Aus dem Wind entwickelte sich ein Sturm, sodass ich große Mühe hatte, meinen Rollstuhl noch sicher zu fahren. Bald darauf musste ich anhalten. Der Sturm verursachte starke Schneeverwehungen und ich steckte mit dem Rollstuhl im Schnee fest! Ich kam weder vor noch zurück. Obwohl ich winterfesst angezogen war, begann ich langsam zu frieren an. Kein Mensch, den ich um Hilfe bitten konnte, war zu sehen. Weil ich befürchtet hatte, dass mich niemand vor dem nächsten Morgen bemerken würde, schrie ich so laut wie ich konnte. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit wurde jemand auf mich aufmerksam. Ein junger Mann, der sich von seinen Hunden begleiten ließ, kam auf mich zu, und sah, was los war. Er half mir, den losen Schnee zu überwinden, und lud mich ein, mich bei ihm aufzuwärmen.
Er wohnte mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern in einem abgelegenen und idyllischen Haus. Im Kamin loderte ein wärmendes Feuer. Behutsam wurde ich von meinen nassen Sachen befreit. Der Sturm war so heftig, dass meine gesamte Gardedrobe, einschließlich der Unterhose nass war. Seine Frau zog mich komplett aus und hängte die Wäsche zum Trocknen am Kamin auf. Damit mir trotz des wärmenden Feuers nicht kalt wurde, bekam ich ein dickes Schaffell auf die Beine gelegt. Es war so groß, dass es auch meinen Oberkörper bedeckte. Wie tranken Weihnachtslikör und Sekt. Irgendwann, als die Kinder schon lange im Bett waren, wollte sich das Ehepaar auch schlafen legen. Es war klar, dass ich jetzt nicht mehr zurückfahren konnte und bei ihnen übernachten musste. Leider hatten sie kein Gästezimmer. Wir überlegten, ob ich es mir auf der Couch hier im Wohnzimmer gemütlich machen könne. Doch die Idee wurde schnell verworfen. Der nette Familienvater flüsterte seiner Frau etwas ins Ohr. Sie überlegte etwas länger. Sie nickte ihrem Mann zu und beide standen auf: "Wir haben eine Lösung! Bitte kommen Sie mit uns!" forderte die Frau mich auf. Das Ehepaar führte mich wieder nach draußen, auf die andere Seite des Hauses. Die deuteten auf eine steile und schmale Rampe, die in den Keller führte. Behutsam fuhr ich rückwärts die Rampe hinunter. Sie schlossen die Tür auf, führten mich durch die Waschküche und dann sollte ich vor einer weiteren verschlossenen Tür anhalten. Die sympatische Frau öffenete sie und führte mich in einen kleinen Raum, in dem drei Matratzen übereinander gestapelt waren. "Hier!" sagte sie. "Das ist Ihr Nachtlager! Hier, im Keller können Sie übernachten!" Der Mann erkundigte sich, ob ich alleine auf die Matratzen komme. Ich schüttelte den Kopf, weil ich seine Hilfe brauchte.

-Fortsetzung folgt -
mwolli
Im Keller können Sie übernachten Teil 2
Der nette junge Mann kam zu mir, nahm sanft mein Schaffell ab und wollte mich auf den Matratzenturm legen. Ich sträubte mich. So wollte ich nicht auf den Matratzen liegen! Der Turm sah aus, als wenn das Ehepaar einige ausrangierte Matratzen aufeinander gestapelt hätte. Es sah auf keinen Fall nach einem bequemen und einladenden Nachlager aus! Erschrocken und abwehrend fragte ich zunächst, ob die Schlafunterlagen nicht bezogen würden und erkundigte mich zaghaft nach einem Kopfkissen und natürlich nach einer dicken, mollig warmen Bettdecke. Denn hier im Keller war es kalt. Es war so kalt, dass man im schwach beleuchteten Kellerraum seinen Atem sehen konnte. Die nette Frau lächelte verständnisvoll und verließ den kleinen Raum. Ich hörte, dass sie im Keller blieb und im einen weiteren Raum etwas suchte. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sie zurückkam: "Es tut mir wirklich leid, aber mehr als das, was hier jetzt liegt, können wir Ihnen wirklich nicht annbieten." Auf den grauen und verstaubten Matratzen legte sie einen recht unansehlichen Schaumstoffkeil, der mir als Kopfkissen dienen musste. Zudem sah ich ein recht kleines und altes, verklumptes Federbett in grün und drei schäbige, harte, kratzige und graue Filzwolldecken, wie man sie noch in einigen Jugendherbergen vorfindet. Verzweifelt versuchte ihr Ehemann mir aus diesem Material ein angenehm warmes und gemütliches Bett einzurichten. Zunächst legte er die größte Decke auf die Matratze. Sie war der Ersatz für das Bettlaken. Denn in dieser Nacht würde es für mich kein einziges Stück Bettwäsche geben. Darauf kam der Schaumstoffkeil. Ich sah, dass sich mein Gastgeber redlich bemühte, ein Stück von der Decke, die schon auf der Matratze lag, auch über das Schaumstoffstück zu legen. Mein Gastgeber kam zu mir, nahm mich behutsam aus dem Rollstuhl und legte mich in mein ungewöhnlichstes Bett, dass ich jemals hatte! Seine Frau wollte mich gleich mit dem kleinen und verklumpten, dicken und schweren Federbett zudecken. Doch ich ließ es nicht zu, weil ich zunächst mit einer Wolldecke zugedeckt werden wollte. Darauf kam dann die Federdecke. Meine Gastgeber wollten mich schon alleine lassen. Doch ich wollte auf mein Federbett eine weitere, die letzte harte Decke gelegt haben. Als ich endlich gut zugedeckt war, und unter meinem Sandwich lag, machten sie das funzelige Licht aus, schlossen die Tür meines kleinen Verlieses und gingen nach oben.

mwolli

• Fortsetzung folgt -
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